Berlin – Der Sommer in der Hauptstadt wird zunehmend zur Belastungsprobe. Während Verena Fehlenberg, Referentin für Stadtnaturschutz, am Alexanderplatz steht, läuft es ihr „trotz sommerlicher Temperaturen eiskalt den Rücken runter“. Der Grund: Der Alex ist ein Paradebeispiel für Berlins Hitze-Hotspots – eine Fläche, die „jede Fläche versiegelt ist“ und wo „eigentlich nur Beton, Stahl und Glas“ dominieren. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen extremer Hitze auf Städte und hat nun mit dem neuen „Hitzecheck“ konkrete Daten zur Lage in Berlin präsentiert.
Berlin erhält eine „gelbe Karte“
Im Rahmen der Studie wurde erstmals für alle Berliner Bezirke ein „Hitzebetroffenheitsindex“ (HBI) berechnet. Dieser Wert steigt, je heißer, dichter und versiegelter ein Kiez ist. Das Ergebnis ist eine ernüchternde Einschätzung für die Millionenmetropole: „Berlin bekommt von uns insgesamt eine gelbe Karte“, so die DUH. Obwohl die Stadt für eine Metropole noch viele Grünanteile aufweise, gehe es nun darum, „dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Grün aus der Stadt verschwindet“, denn Grünflächen sind entscheidend für die Abkühlung.
Die Hitze-Spitzenreiter der Hauptstadt
Die Studie offenbart die Bezirke mit der höchsten Hitzebelastung:
• Platz 1: Friedrichshain-Kreuzberg. Rund 61 % der Fläche sind hier versiegelt, und die Oberflächentemperatur erreicht im Sommer durchschnittlich bis zu 37°C.
• Platz 2: Mitte. Dieser Bezirk ist zwar weniger stark versiegelt als Friedrichshain-Kreuzberg, weist aber eine höhere durchschnittliche Oberflächentemperatur auf.
• Platz 3: Charlottenburg-Wilmersdorf. Knapp die Hälfte der Flächen sind versiegelt, bei durchschnittlich rund 36°C Oberflächentemperatur.
Die DUH warnt eindringlich: Extreme Hitze sei ein „ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko für alle Berlinerinnen und Berliner“.
Forderungen nach mehr Stadtgrün und politischem Willen
Als Konsequenz fordert die Deutsche Umwelthilfe „mehr Stadtgrün, vor allem in den Hotspots“. Verena Fehlenberg betont, dass das Pflanzen von Bäumen „keine Rocket Science“ sei, es aber „den politischen Willen und das Budget“ brauche.
Auch kurzfristige Maßnahmen wären denkbar: „Alleine wenn man sich jetzt hier diesen Platz anguckt, gibt es unheimlich große Flächen, die man sofort entsiegeln könnte“, schlägt Fehlenberg vor. Langfristig müsse Berlin dem Grundsatz „Keine neue Versiegelung ohne Ausgleich“ folgen. Dies bedeutet: Wenn irgendwo zugebaut wird, müsse an anderer Stelle im gleichen Maße entsiegelt werden – ein Prinzip von „Eins zu eins“.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verweist bei konkreten Maßnahmen auf die Bezirke, wo die Hauptverantwortung liege. Gleichwohl arbeite der Senat an einem landesweiten Hitzeaktionsplan mit verschiedenen Ansätzen. Es bleibt abzuwarten, wie schnell die politischen Versprechen in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um Berlin hitzeresilienter zu machen.