Dresdner Trickfilmgeschichte lebt auf: Neue Dauerausstellung ehrt das DEFA-Studio

Dresden hat eine reiche Geschichte im Animationsfilm, geprägt durch das DEFA Trickfilmstudio, das nur wenige Jahre nach Kriegsende in der noch zerstörten Stadt gegründet wurde. Dieses Studio hatte eine bedeutende Rolle dabei, dem Genre Film, insbesondere dem Kurz- und Animationsfilm, hier zur Blüte zu verhelfen. Figuren wie Jan und Tini, die Weihnachtsganz Auguste oder das Sandmännchen gehören zur Kindheit von Millionen Menschen. Auch Kurzfilme wie „der Alarm im Kassper Theater“, der gelegentlich noch in Mediatheken läuft, sind vielen bekannt.

Genau dorthin, an den Ort der Entstehung dieser Geschichten, führt eine neue Dauerausstellung in den Technischen Sammlungen Dresden zurück. Die Ausstellung mit dem Titel „Bild für Bild Phase für Phase“ macht das filmische Erbe des DEFA Trickfilmstudios, das heute vom Deutschen Institut für Animationsfilm (DIAF) bewahrt wird, für alle zugänglich. Sie soll besonders nachwachsenden Generationen zeigen, wie das damals war und wie viel Handwerk hinter einem einzigen Film steckt.

Die Ausstellung beleuchtet, wie ein Animationsfilm aus vielen Einzelteilen und Arbeitsschritten entstand und wie viel Arbeit darin steckte. Kurator Völker Pzold erklärt, dass es ihm und dem Team nicht nur um Nostalgie geht, sondern darum, die Vielfalt und Tiefe klassischer Animationstechniken verständlich zu machen. Die Ausstellung versucht, Archivschätze in einen Zusammenhang zu stellen und die Frage „Was ist eigentlich Animationsfilm, was ist Trickfilm?“ zu beantworten. Dies geschieht mit viel originalem Artwork, Artefakten, Puppen und Grafiken.

Traditionelle Tricktechniken wie Puppentrick, Zeichentrick, Legetrick (oder Flachfigurentrick) und Silhouettentrick werden plastisch dargestellt und erklärt. Die Ausstellung will diese alten Techniken für das Publikum wieder sichtbar machen und deren Funktionsweise erläutern. Kurator Jürg Hermann hebt hervor, dass Animation vor allem ein Handwerk war, ehe digitale Bilder erzeugt werden konnten. Es handelte sich um „manuelle Animation“, bei der Bild für Bild mit der Hand geformt, geschoben oder gelegt wurde. Das Ergebnis konnte man erst sehen, wenn der Film fertig war.

Obwohl das DEFA Trickfilmstudio in der DDR mit einfachen technischen Mitteln und unter politischer Zensur arbeiten musste, stand dies der Schaffung künstlerisch spannender, dramaturgisch gut erzählter, vielfältiger kleiner Meisterwerke nicht im Wege.

Auch wenn Computeranimationen die Filmwelt verändert haben, zeigt die Ausstellung, dass manuell erzeugte Animation eine künstlerische Ausdrucksform bleibt. Wie ein Schreiber einen bestimmten Stil oder ein Maler einen Pinselstrich hat, so besitzt der Animator eine bestimmte Form der Bewegung. Die Ausstellung verdeutlicht, dass die Zeit, in der Computeranimation Festivals dominierte, vorbei ist und manuell animierte Filme auf großen internationalen Festivals wieder dominieren.

„Bild für Bild Phase für Phase“ macht klar: Trickfilm ist mehr als Kinderunterhaltung. Er ist Kunst, Geschichte und vor allem ein Handwerk, das bewegt. Ein Besuch lädt dazu ein, dieses Erbe wiederzuentdecken.

Liebe Leser(innen), wir freuen uns immer über Verbesserungsvorschläge, Anregungen oder auch weitere Informationen zu unseren Beiträgen. Sollten Sie rechtliche Bedenken haben, bitten wir Sie, uns ebenso eine kurze Information zukommen zu lassen. Dies ist sowohl anonym als auch personalisiert möglich. Senden Sie uns eine Mail an coolisono@gmail.com. Dankeschön!