Werdau. Ein Hauch von Nostalgie und Enttäuschung lag am vergangenen Freitag über dem neuen Veranstaltungsgelände des IFA-Treffens in Werdau. Unter dem Motto des „wahrscheinlich letzten“ Events dieser Art kamen deutlich weniger Besucher und Fahrzeuge als in den Glanzzeiten zusammen. Dennoch blitzten zwischen den lichteren Reihen automobile Perlen auf, die Kennerherzen höherschlagen ließen.
Die Erwartungen waren gedämpft, und der erste Tag des traditionsreichen Treffens für Liebhaber von DDR-Nutzfahrzeugen bestätigte die Befürchtungen vieler. Große freie Flächen prägten das Bild auf dem neuen Areal, und die gewohnte Geräuschkulisse knatternder Motoren wich einer ungewohnten Stille. „Es ist schon ein bisschen enttäuschend, wenn man die früheren Treffen hier erlebt hat“, so ein langjähriger Besucher, der anonym bleiben möchte. „Deutlich kleiner und weniger Spezialfahrzeuge als noch vor vier oder fünf Jahren an der alten Location.“
Als mögliche Gründe für den verhaltenen Auftakt werden der Freitag als klassischer Anreisetag sowie die neue Lage des Geländes in der Nähe von Wohnhäusern diskutiert. Letztere könnte zu Auflagen seitens der Stadt geführt haben, etwa dem Abstellen der Motoren, was die typische Atmosphäre eines solchen Treffens dämpfte.
Trotz der geringeren Quantität mangelte es jedoch nicht an Qualität. Vor allem die Marke IFA und verwandte Hersteller aus der ehemaligen DDR dominierten das Feld. Ein besonderer Blickfang und ein Stück Fahrzeuggeschichte war zweifellos ein W50 V Transporter. Dieser seltene Dreiachser-Prototyp, einer von mutmaßlich nur fünf gebauten Exemplaren, war ursprünglich für den Tiertransport konzipiert und präsentierte sich in erstaunlich gutem Zustand. Mit umfangreicher Ausstattung wie einer Reifendruckregelanlage und Winde zog er die Blicke auf sich. „So ein Fahrzeug sieht man nicht alle Tage, schon gar nicht in diesem Zustand“, kommentierte ein Fachmann vor Ort.
Weitere Raritäten sorgten für Aufsehen: Ein Kamaz 6×6 mit Kofferaufbau, ein in der DDR eher seltener Anblick, stand neben einer stark modifizierten W50 Kehrmaschine, die aufgrund ihrer Umbauten vermutlich für den Export bestimmt war und sich äußerlich deutlich vom Standardmodell abhob.
Die Bandbreite der gezeigten IFA-Modelle war dennoch beachtlich. Verschiedene Ausführungen des Autodrehkrans (ADK), darunter ein seltener ADK 70 und ein ADK 125, demonstrierten eindrucksvoll die Ingenieurskunst vergangener Tage. Auch die unverwüstlichen Multicars (M24, M22) fehlten ebenso wenig wie zahlreiche Varianten der LKW-Legenden IFA L60 und W50 – von Kofferaufbauten über Service-LKW und Speditionsfahrzeuge bis hin zu diversen Feuerwehrversionen und liebevoll umgebauten Reisemobilen.
Neben den IFA-Schwergewichten fanden sich auch andere Ost-Klassiker ein: Robur-Modelle in verschiedenen Ausführungen, S4000-Fahrzeuge, Tatra-LKW und eine Reihe von PKWs wie Wartburg, Trabant und ein MZ ETZ Deluxe Motorrad rundeten das Bild ab. Ein besonders herzerwärmender Anblick bot ein älterer Herr, der mit seinem Multikar M2 und einer kleinen, selbstgebauten Campinghütte auf eigener Achse von Treffen zu Treffen reist – ein Symbol für die ungebrochene Leidenschaft der Szene.
Obwohl das „wahrscheinlich letzte“ IFA-Treffen in Werdau am Eröffnungstag nicht an die Besucherzahlen und die Fahrzeugdichte früherer Jahre anknüpfen konnte, bot es doch einen würdigen Rahmen für seltene Begegnungen und automobile Zeitzeugen. Die Hoffnung bleibt, dass die verbleibenden Tage des Wochenendes noch mehr Enthusiasten und ihre stählernen Schätze nach Werdau locken werden.