15 Jahre Wartezeit war der Preis für das Kultauto „Trabant“

Zwickau, einst Wiege des deutschen Automobilbaus, prägte ab 1956 im ehemaligen Horch-Werk als VEB Sachsenring den Trabant – das Kultauto der DDR. Als „Antwort auf Isolation und Rohstoffknappheit“ setzten die Ingenieure auf eine bewährte Gemischtbauweise und entwickelten die weltweit einzige Großserie mit Kunststoffkarosserie: Duroplast, gefertigt aus Baumwollabfällen aus der UdSSR und heimischem Phenolharz aus Braunkohle, ersetzte Stahl.

Im Werk arbeiteten zuletzt rund 12.000 Beschäftigte – darunter Gastarbeiter aus Vietnam, Kuba und Mosambik – in zwei Schichten, um bis zu 580 Fahrzeuge täglich herzustellen. Jede Rohkarosse wurde mit stolzen 4.620 Schweißpunkten verbunden, mehr als doppelt so viele wie im Westen. Die Duroplast-Teile entstanden in aufwendigen Heißpressen bei 188 °C, die Baumwollfasern und Harz in achtminütiger Taktung formten.

Der luftgekühlte Zweitaktmotor (600 cm³, 26 PS) lief in Chemnitz vom Band und bestand – ungewöhnlich – eine vierminütige Prüfstandserprobung samt subjektiver Geräuschkontrolle. Die Endmontage in Zwickau auf einem einzigen Fließband begrenzte die Jahreskapazität auf 150.000 Exemplare. Die individuell angepassten Türen, das Aufkleben und Verschrauben der Plastikhaut sowie das halbautomatisierte Lackieren in fünf Farbvarianten verliehen jedem Trabant seinen eigenen Charakter. Besonderheit: der über dem Motor platzierte Tank, der ohne Benzinpumpe auskam, und die „Autohochzeit“ – das Verschrauben von Antriebsblock und Vorderachse mit nur vier Schrauben.

Trotz der täglichen Fertigungszahl mussten Interessenten im Schnitt 15 Jahre auf ihr Fahrzeug warten. Zwischen 1958 und dem 30. April 1991 verließen 3.098.000 Trabant das Band – das Ende einer Ära, bevor wenige Kilometer entfernt VW die Automobiltradition im sächsischen Mosel fortsetzte.

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