Droht Usedom im Sommer das Verkehrschaos? Die Zecheriner Brücke als Nadelöhr

Anklam / Zecherin. Wenn im Hochsommer die ersten Caravan-Reihen ihre Lampen aufblinken lassen und die „Ferienzeit!“-Schilder an den Raststätten leuchten, rollen täglich rund 10.000 Fahrzeuge über die Zecheriner Brücke – die Hauptzufahrt zur sonnenverwöhnten Insel Usedom. Doch schon in acht Jahren könnte mit der alten Stahlkonstruktion Schluss sein: Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat die Lebensdauer der 1931 eröffneten Klappbrücke bis 2033 bemessen. Danach droht eine Sperrung.

„Die Brücke ist zart geworden“
„Wir haben dort einen Stahlüberbau, der gerade im Bereich der Klappe sehr, ja umgangssprachlich gesagt, sehr zart ist für den vielen Verkehr. Die Lebensdauer der Brücke ist in etwa bis 2033“, erklärt ein Sprecher des Landesamts. Noch laufen keinerlei konkrete Planungen für den Neubau – der Entwurf soll frühestens 2027 beginnen. Selbst optimistische Zeitrechnungen lassen kaum Raum für Puffer, denn Planung, Genehmigung und Bau eines solchen Großprojekts verschlingen oft über zehn Jahre.

Zweite Zufahrt: Hoffnung auf die Peenebrücke
Als zweiter Weg führt die Verbindung über Wolgast auf die Insel – seit 2021 wird hier an der neuen Peenebrücke gearbeitet. Die Bauarbeiten hatten bereits 1995 ihren Ursprung in ersten Planungsentwürfen. Nun peilt man die Fertigstellung für Ende 2028 an. Doch auch diese zweite Zufahrt ist momentan noch eine Baustelle und in der Hochsaison überlastet.

„Wir brauchen hier einen leistungsfähigen Ersatz und haben theoretisch nur noch acht Jahre Zeit. Dauerhaft ist man in Deutschland immer sehr spät dran“, so DEHOGA-Chefin Christa Hennige, die die Branche vor Ort vertritt.

Für Usedom-Besucher und Einheimische wird die Schere zwischen sommerlichem Verkehrsaufkommen und maroder Infrastruktur mit jedem Jahr weiter geöffnet.

Provisorium oder Dauerlösung?
Das Landesamt plant, parallel zum Neubau eine Behelfsbrücke zu errichten, um den Verkehr bis zur Fertigstellung aufrechtzuerhalten. Kritiker verweisen auf das Provisorium am Fischland–Darß–Zingst: Dort steht eine Ersatzbrücke seit 2012 im Dauerbetrieb, ohne dass eine dauerhafte Lösung in Sicht ist.

Wirtschaftliche und touristische Risiken
Für die Hotellerie und Gastronomie könnten Engpässe an der Brücke Umsatzeinbußen bedeuten, da Staus und Umleitungen Besucher abschrecken. Pendler aus Anklam und Umgebung – viele arbeiten saisonal in den Hotels und Restaurants – müssten deutlich längere Wege in Kauf nehmen.

„Ich muss bis 2035 arbeiten, bis ich in Rente gehe. Da frage ich mich, wie sie das in der Übergangszeit lösen wollen“, so ein Pendler, der täglich mit dem Auto zur Dienststelle fährt.

Jetzt Antworten suchen
Angesichts der drohenden Verkehrsblockade fordert die Region ein entschlosseneres Vorgehen: Frühzeitige Planfeststellungsverfahren, Schnellverfahren für Infrastrukturprojekte und eine klare Zusage für einen zügigen Neubau sind nötig. Anklam und Zinnowitz dürfen nicht zu Ballungsräumen für endlose Staukarawanen verkommen.

Nur wenn Politik, Verwaltung und Wirtschaft jetzt gemeinsam handeln, bleibt Usedom auch in acht Jahren für Urlauber und Einheimische erreichbar – ohne Stau, ohne Stress, ohne bröckelnde Stahlträger unter den Rädern.



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