Erinnerung an die DDR – zwischen Relikten und Aufarbeitung

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR ist der Umgang mit ihren Relikten nach wie vor ein Thema, das in Ostdeutschland und darüber hinaus intensiv diskutiert wird. Die Frage, wie mit den sichtbaren Überbleibseln der SED-Diktatur umzugehen ist, bewegt Historiker, Fotografen und Zeitzeugen gleichermaßen.

Der renommierte deutsche Fotojournalist Daniel Biskup widmet sich dieser Thematik in seinem aktuellen Buchprojekt „Spuren“. Seit den Umbruchjahren 1989/90 begleitet Biskup mit der Kamera die Entwicklungen in Ostdeutschland und dokumentiert, wie sich die Region verändert hat. Im Gespräch mit dem Historiker Ulrich Mählert in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erläuterte Biskup, wie aus eigenem Antrieb eine fotografische Langzeitstudie entstand, die heute als eindrucksvolles visuelles Gedächtnis der Transformationszeit gilt.

Biskups Arbeiten zeigen verlassene Konsumläden, Spielgeräte aus den 1980er Jahren oder Wandbilder, die einst volkseigene Betriebe schmückten und heute in renovierten Fassaden verschwinden oder bewahrt werden. Sein Projekt thematisiert die Ambivalenz zwischen historischer Dokumentation, persönlicher Erinnerung und der kritischen Auseinandersetzung mit der Diktaturvergangenheit. Biskup betont, dass seine Bilder historische Kontinuitäten sichtbar machen, ohne diese zu verklären.

In der öffentlichen Debatte wird der Umgang mit DDR-Relikten oft kontrovers geführt. Während die einen sie als Zeugnisse der Geschichte bewahren wollen, fordern andere ihre konsequente Entfernung, um keine nostalgische Verklärung der SED-Diktatur zu fördern. Gerade in ostdeutschen Städten zeigt sich, wie vielschichtig dieser Prozess ist: Denkmalgeschützte Plattenbauten werden saniert, während Überreste sozialistischer Symbolik schrittweise verschwinden oder museal aufbereitet werden.

Das Video-Interview mit Daniel Biskup richtet sich sowohl an historisch Interessierte als auch an Freunde der Fotografie. Es verdeutlicht, wie Bilder über Jahrzehnte hinweg zu Quellen der Zeitgeschichte werden und einen entscheidenden Beitrag zur Erinnerungskultur leisten können.

Tips, Hinweise oder Anregungen an Arne Petrich

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