Vor 40 Jahren erschien der zweiteilige Film „Ernst Thälmann“, der das Leben des KPD-Politikers nachzeichnete. Der Filmemacher und Drehbuchautor Georg Schiemann spricht über seine Erfahrungen bei der Produktion des Films „Ernst Thälmann“ (Teil 2) aus dem Jahr 1986. Er spricht über die Herausforderungen, die historische Figur Thälmann menschlich und facettenreich darzustellen, sowie die Bedeutung der politischen Botschaft des Films – insbesondere im Hinblick auf die Aktionseinheit von KPD und SPD.
Schiemann betont, dass der Film heute nichts an Aktualität verloren hat und sieht Parallelen zu den aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland. Er blickt gespannt auf die Veranstaltung am 30.03.2025 im Theater Ost, bei der er gemeinsam mit dem Moderator Dietmar Ringel den Film und seine Relevanz für die Gegenwart diskutieren wird.
Herausforderung und historische Verantwortung
Als Schiemann in den 1980er Jahren das Angebot bekam, am Drehbuch des Films mitzuwirken, stand er vor einer großen Herausforderung. „Ich kannte den Film mit Günther Simon aus der Schulzeit und wusste, dass es keine leichte Aufgabe sein würde“, erinnert sich der Regisseur. Zusammen mit Otto Bonhoff und Erich Selbmann entwickelte er das Drehbuch, wobei Selbmann sich vor allem mit den industriellen und historischen Aspekten der NS-Zeit befasste, während Schiemann und Bonhoff fiktive Protagonisten sowie Thälmanns Charakter gestalteten.
Besonders wichtig war es Schiemann, Thälmann nicht nur als politische Symbolfigur zu zeigen, sondern auch als Menschen mit Emotionen, Zweifeln und persönlichen Bindungen. Szenen, die seine private Seite beleuchten, wurden bewusst in die Handlung integriert.
Dreharbeiten zwischen Berlin, Hamburg und Paris
Die Dreharbeiten führten das Team an zahlreiche Schauplätze, darunter Hamburg, Wuppertal und Paris. „Ich wusste, wenn wir Szenen über Thälmanns geheime Aufenthalte in Paris schreiben, werden wir auch dort drehen“, so Schiemann. Eine besondere Szene entstand am Théâtre Montmartre, wo Thälmanns Exilzeit inszeniert wurde.
Neben historischen Fakten wurden fiktive Charaktere eingefügt, um emotionale Zugänge zum Thema zu schaffen. Besonders die Geschichte von Hannelore und ihrem Ehemann, Mitglieder des kommunistischen Jugendverbands, sollte das Publikum emotional mitnehmen. Die Besetzung mit Peer Uwe Tesker, Janina Hartwig und Helmut Scheller trug dazu bei, die Figuren authentisch darzustellen.
Parallelen zur Gegenwart
40 Jahre nach der Veröffentlichung sieht Schiemann in seinem Film nicht nur ein historisches Dokument, sondern auch eine Mahnung für die Gegenwart. Die Frage nach der „Aktionseinheit der Arbeiter“, die im Film thematisiert wird – also das Zusammengehen von KPD und SPD gegen den Nationalsozialismus – sei heute aktueller denn je. „Wenn ich die Wahlergebnisse sehe, frage ich mich, warum nicht ein breites Bündnis gegen rechts geformt wurde,“ so Schiemann.
Obwohl er sich nicht mehr aktiv in die Politik einmischt, sieht er in der heutigen Parteienlandschaft Parallelen zu den 1930er Jahren. Ein gemeinsamer Nenner zwischen linken Parteien hätte seiner Meinung nach eine politische Chance sein können.