„Liebe ist alles“ – Zum Tod von AnNa R., einem Mädchen aus dem Osten

AnNa R., bürgerlich Andrea Neuenhofen, geborene Rosenbaum, ist tot. Die Sängerin starb in Berlin, ihrer Geburtsstadt, irgendwann vor oder am 16. März 2025. Sie wurde 55 Jahre alt. Und ich frage mich: Wie verabschiedet man sich von einer Stimme, die so viele Lebensphasen begleitet hat?

Andrea Rosenbaum wurde am 25. Dezember 1969 im Berliner Ortsteil Friedrichshain geboren und wuchs in Ost-Berlin auf. Schon zu DDR-Zeiten wollte sie Musikerin werden – ein Wunsch, der nicht ins System passte. Ihre Texte waren zu direkt, zu kritisch, zu sehr sie selbst. Die Aufnahmeprüfung an der Musikschule Friedrichshain, bei der sie mit einem Song von Whitney Houston antrat, bestand sie nicht. Stattdessen machte sie eine Ausbildung zur Chemielaborantin, arbeitete zeitweise als ungelernte Musikalienhändlerin – und nahm unbeirrt weiter Gesangsunterricht. Die Bühne ließ sie nicht los. Oder vielleicht: Sie ließ sich von ihr nicht vertreiben.

Nach der deutschen Wiedervereinigung war der Weg frei – zumindest etwas freier. 1991 gründete sie mit Peter Plate das Duo Rosenstolz, das bald Kultstatus erreichte. Anfangs waren sie ein Geheimtipp, doch mit der Zeit eroberten sie die Charts, die großen Bühnen – und vor allem die Herzen vieler Menschen. Mit Songs wie „Herzensschöner“, „Gib mir Sonne“ oder „Liebe ist alles“ trafen sie einen Nerv. Und immer wieder war da diese Stimme: rau, verletzlich, intensiv. Eine Stimme, die blieb, auch wenn man das Radio längst ausgeschaltet hatte.

Doch AnNa R. war mehr als „nur“ Rosenstolz. Sie schrieb mit an der offiziellen Bandbiografie „Lieb mich, wenn du kannst, nimm mich, nimm mich ganz“, engagierte sich in anderen Kulturprojekten, las Oscar Wilde bei der Münchner Langen Nacht der Bücher. 2005 trat sie erstmals mit der Rockband Silly auf – als Gastsängerin. Später, von 2019 bis 2022, kehrte sie als feste Stimme der Band zurück – diesmal im Doppel mit Julia Neigel. Das Album Instandbesetzt erschien 2021.

Nach dem Rosenstolz-Aus 2012 meldete sie sich 2013 mit ihrer neuen Band Gleis 8 zurück. Der Sound war kantiger, urbaner, gereifter – doch AnNa blieb sich treu. Sie sprach weiterhin über das, was wehtat. Und sie tat es mit Haltung.

Noch im Jahr 2023 kündigte sie ihr erstes Soloalbum an: König:in. Im Februar erschien die Single „Die Astronautin“, und eine Tour war geplant. Es wirkte, als wolle sie jetzt ganz bei sich ankommen – endlich ganz allein auf der Bühne. Doch dazu kam es nicht mehr.

Was bleibt? Ihre Musik. Ihre Texte. Und diese eigenwillige Mischung aus Stärke und Melancholie, die sie ausstrahlte. Vielleicht war das ihr größtes Talent: Gefühle so auszudrücken, dass sie auch bei anderen einen Nerv trafen. Wer „Liebe ist alles“ jemals bewusst gehört hat, weiß, was ich meine.

Der Tod von AnNa R. kam leise. Keine große Ankündigung. Kein Drama. Einfach: weg. Und vielleicht passt das auch zu ihr. Denn sie war nie jemand, der laut um Aufmerksamkeit bat. Sie war einfach da – und das reichte.

Danke, AnNa. Für die Musik. Für die Haltung. Für alles.

In tiefer Demut und Verbeugung – Manu & Arne aus Jena

Nach dem Tod der Berliner Rosenstolz-Sängerin werden nun weitere Details zur Todesursache bekannt. Zwar gilt der Fall offiziell weiterhin als ungeklärt, doch laut Informationen der Berliner Zeitung schließen Ermittler sowohl Suizid als auch ein Fremdverschulden aus. Auch ein übermäßiger Drogenkonsum erscheine derzeit unwahrscheinlich. Vieles deute auf eine Krankheit als mögliche Todesursache hin, so Polizeikreise weiter.

Die 55-jährige Andrea Rosenbaum wurde in der Nacht zu Montag in ihrer Wohnung in Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg gefunden. Für Dienstagfrüh wurde eine Obduktion angeordnet. Ihre Angehörigen machten die Nachricht vom Tod anschließend über Instagram öffentlich.

Blogger/Autor/Redakteur/KI-Journalist: Arne Petrich
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