Der Wohnungsbau in Deutschland steckt weiter in der Krise. 2024 wurden nur noch 215.900 Wohnungen genehmigt – ein Rückgang von 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt die Zahl der Baugenehmigungen auf dem niedrigsten Stand seit 2010. Besonders betroffen ist der Neubau von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Auch bei Nichtwohngebäuden wie Büros und Handelsflächen gehen die Zahlen deutlich zurück.
Dritter Rückgang in Folge – Neubau stark betroffen
Zum dritten Mal in Folge sind die Baugenehmigungen in Deutschland gesunken. Im Vergleich zu 2023 wurden rund 43.700 weniger Wohnungen genehmigt. Besonders gravierend ist der Einbruch im Neubau: 2024 wurden nur 172.100 neue Wohnungen genehmigt – ein Minus von 19,4 Prozent.
Von dem Rückgang sind sowohl private Bauherren als auch Unternehmen betroffen. Privatpersonen beantragten 15,6 Prozent weniger Bauvorhaben, während die Zahl der genehmigten Projekte durch Unternehmen um 21,6 Prozent sank. Auch der öffentliche Sektor verzeichnete ein Minus von 19,8 Prozent.
Besonders drastisch ist die Entwicklung bei Einfamilienhäusern, deren Genehmigungen um 20,3 Prozent auf nur noch 37.900 zurückgingen. Mehrfamilienhäuser, die den größten Teil des Wohnungsneubaus ausmachen, waren mit einem Rückgang von 19,7 Prozent ebenfalls stark betroffen.
Nichtwohngebäude: Rückgang bei Handels- und Büroflächen
Auch im Bereich der Gewerbeimmobilien zeigt sich ein Abwärtstrend. Die genehmigte Fläche für Handelsgebäude schrumpfte um 17,5 Prozent, während der Büro- und Verwaltungsbau ein Minus von 13,5 Prozent verzeichnete. Besonders auffällig: Seit 2021 ist das genehmigte Neubauvolumen bei Bürogebäuden um 43 Prozent eingebrochen.
Ein möglicher Grund dafür ist der Wandel in der Arbeitswelt. Seit der Corona-Pandemie setzen viele Unternehmen verstärkt auf Homeoffice, wodurch weniger Büroflächen benötigt werden. Einzig Warenlagergebäude zeigten eine positive Entwicklung mit einem Anstieg des genehmigten umbauten Raums um 3,4 Prozent.
Ursachen: Hohe Kosten, steigende Zinsen, wirtschaftliche Unsicherheit
Experten machen mehrere Faktoren für den Einbruch im Bauwesen verantwortlich. Hohe Baukosten, steigende Zinsen und eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit sorgen dafür, dass immer weniger Bauprojekte realisiert werden. Gleichzeitig fehlen attraktive staatliche Förderprogramme, um den Wohnungsbau anzukurbeln.
„Die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau haben sich massiv verschlechtert. Viele Bauherren zögern aufgrund der hohen Finanzierungskosten und der unsicheren Marktlage“, sagt ein Sprecher des Bauindustrieverbandes.
Ausblick: Bleibt die Baukrise?
Die Zahl der Baugenehmigungen gilt als wichtiger Indikator für die zukünftige Bauaktivität. Da weniger neue Projekte genehmigt wurden, dürfte der Wohnungsbau in den kommenden Jahren weiter stagnieren. Dies könnte den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt weiter verschärfen und zu steigenden Mieten führen.
Eine endgültige Einschätzung der Bautätigkeit im Jahr 2024 wird jedoch erst mit der Veröffentlichung der Baufertigstellungen im Mai 2025 möglich sein. Experten fordern unterdessen Maßnahmen, um die Bauwirtschaft wieder anzukurbeln – darunter gezielte Förderungen und eine Lockerung bürokratischer Hürden.
Ob diese Maßnahmen ergriffen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Ohne politische und wirtschaftliche Impulse dürfte sich die Baukrise in Deutschland weiter verschärfen.