Kunsterziehung in der DDR der 1970er Jahre

Damals in der DDR 1975 Kunsterziehung der Kinder

Die Kunsterziehung in der DDR der 1970er Jahre spielte eine bedeutende Rolle in der schulischen und außerschulischen Bildung. Kunst wurde nicht nur als kreativer Ausdruck verstanden, sondern auch als Mittel zur Erziehung sozialistischer Persönlichkeiten. Im Mittelpunkt stand die Förderung handwerklicher Fähigkeiten, ästhetischen Empfindens und gesellschaftlichen Bewusstseins.

Die Bedeutung der Kunsterziehung
In der DDR war Kunsterziehung ein fester Bestandteil des Lehrplans. Schon in der frühen Kindheit wurden Kinder in den Kindergärten und Schulen mit künstlerischen Techniken vertraut gemacht. Dabei ging es nicht nur um das Erlernen von Malerei oder Bildhauerei, sondern auch um die Entwicklung eines kollektiven Bewusstseins. Der Staat förderte Kunst als integralen Bestandteil des sozialistischen Bildungssystems, um die „allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeit“ zu formen.

Neben den klassischen Techniken wie Zeichnen und Malen spielte auch das plastische Gestalten mit Ton, Holz und anderen Materialien eine zentrale Rolle. Die Kinder sollten lernen, ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen und eigene gestalterische Ideen umzusetzen. Dabei wurde Wert auf handwerkliche Präzision und Disziplin gelegt.

Praktische Umsetzung im Unterricht
Im Kunstunterricht wurden verschiedene Techniken vermittelt. Eine häufig eingesetzte Methode war das Modellieren mit Ton. Die Kinder lernten, wie man aus einfachen Grundformen wie Kugeln oder Walzen komplexere Figuren erschaffen konnte. Dabei spielten auch die physikalischen Eigenschaften des Materials eine Rolle. So musste der Ton gut durchgeknetet werden, um Risse und Brüche zu vermeiden.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Komposition von Gruppenplastiken. Die Schüler sollten lernen, wie Figuren miteinander in Beziehung stehen und eine Szene erzählen können. Lehrer erklärten dabei die Bedeutung von Proportionen, Gleichgewicht und Ausdruckskraft. Besonders in den oberen Klassen wurden auch kunstgeschichtliche Aspekte behandelt, um den Schülern ein Verständnis für die Tradition der bildenden Kunst zu vermitteln.

Ideologische Prägung der Kunsterziehung
Die Kunsterziehung in der DDR war stark von ideologischen Vorgaben geprägt. Die Auswahl der Motive und Themen war nicht zufällig, sondern folgte oft sozialistischen Idealen. Kinder wurden angehalten, Arbeiter, Bauern oder Szenen des sozialistischen Alltags darzustellen. Ziel war es, das Klassenbewusstsein und die Identifikation mit der sozialistischen Gesellschaft zu stärken.

Viele Schulen arbeiteten mit lokalen Künstlern zusammen, die als Vorbilder dienten und ihre Werke den Schülern präsentierten. Auch Wettbewerbe und Ausstellungen waren ein fester Bestandteil der Kunsterziehung. In Pionierhäusern und Kulturzentren konnten talentierte Kinder ihre Fähigkeiten weiterentwickeln.

Einfluss auf die spätere Kunstszene
Die systematische Kunsterziehung hatte langfristige Auswirkungen auf die Kunstszene der DDR. Viele Künstler, die später in der DDR bekannt wurden, hatten ihre ersten Erfahrungen im schulischen Kunstunterricht gemacht. Besonders in den Bereichen Malerei und Bildhauerei gab es zahlreiche Talente, die aus den Kunstklassen hervorgingen.

Trotz der ideologischen Kontrolle gab es auch kreative Freiräume. Einige Künstler fanden Wege, subtile Kritik an der Gesellschaft in ihre Werke einfließen zu lassen. Dies geschah oft durch die Wahl bestimmter Farben, Kompositionen oder symbolischer Darstellungen.

Die Kunsterziehung in der DDR der 1970er Jahre war weit mehr als nur ein Schulfach. Sie war ein Mittel zur politischen Bildung, zur Entwicklung handwerklicher Fähigkeiten und zur Förderung ästhetischen Empfindens. Während der ideologische Einfluss unübersehbar war, bot der Kunstunterricht dennoch viele Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung. Viele der damaligen Methoden und Techniken haben bis heute Einfluss auf die künstlerische Ausbildung in Deutschland.

Autor/Redakteur: Arne Petrich
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