Kennt ihr noch das alte Hexenhaus der Hexe Baba Yaga aus dem russischen Märchenfilm? Dieses skurrile, faszinierende Haus, das auf Hühnerbeinen stand und sich drehen konnte, je nachdem, wie der Zauberspruch es verlangte. „Mit dem Gesicht zu mir, mit dem Rücken zum Wald; mit dem Rücken zu mir, mit dem Gesicht zum Wald.“ So oder so ähnlich erklang es damals, als man noch gebannt vor dem Fernseher saß. Diese Märchen hatten etwas Magisches – und manchmal kehren sie unverhofft in unsere Gedanken zurück, durch die seltsamsten Zufälle.
Neulich saß meine Luna, mein Golden Retriever, ganz still im Wald. Sie hatte sich in einem Baumstumpf verborgen, nur der Kopf lugte hervor. Der Anblick war wie eine Szene aus einer vergessenen Welt. Und plötzlich war es da, das Bild von Baba Yagas Hexenhaus, als hätte es all die Jahre nur darauf gewartet, wieder entdeckt zu werden.
Es ist erstaunlich, wie sich Erinnerungen manchmal aus den Tiefen unseres Gedächtnisses schälen. Jahrzehnte war es her, dass ich diesen Film gesehen hatte, aber durch diesen kurzen Moment im Wald wurde alles wieder lebendig. Der eigenartige Reim, die drehenden Hühnerbeine, die geheimnisvolle Atmosphäre – es war, als wäre ich wieder ein Kind, das gespannt darauf wartete, welche Abenteuer die Märchenfiguren erleben würden.
Vielleicht ist das die Magie von Erinnerungen: Sie holen uns in Sekundenbruchteilen in eine längst vergangene Zeit zurück, mit einer Intensität, die wir kaum erwarten. Es ist ein Geschenk, das uns zeigt, wie tief unsere Vergangenheit in uns verwurzelt ist – und wie kleine Dinge sie zum Leben erwecken können.
Ich werde wohl nie erfahren, ob Luna absichtlich so saß, um mich an Baba Yaga zu erinnern. Aber eines weiß ich sicher: Manchmal reichen ein Blick und ein Baumstumpf, um die Welt der Märchen wieder ein kleines Stück real werden zu lassen.