Am Neujahrsempfang der Handwerkskammer (HWK) Cottbus wurde ein drängendes Thema deutlich: der Abbau von Bürokratie. Im Beisein des neuen brandenburgischen Wirtschaftsministers, Thomas Keller, diskutierten Vertreter des Handwerks, wie die Landesregierung effektive Schritte zur Entlastung der Unternehmen einleiten kann. Die Erwartungen an die neue Regierung sind hoch, insbesondere was Verlässlichkeit und Vertrauen in die Wirtschaft betrifft.
Forderungen des Handwerks
Die HWK Cottbus formulierte eine Reihe konkreter Wünsche, darunter Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, Stärkung des Unternehmertums und eine intensivere Berufsorientierung. Besonders im Fokus stand die lang geforderte Reduzierung bürokratischer Hürden. Der Präsident der HWK, Peter Dreißig, betonte: „Wir brauchen dringend verlässliche Rahmenbedingungen und weniger Bürokratie, um die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks zu sichern.“ Diese Forderung ist keineswegs neu, jedoch umso aktueller, da die Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen durch wirtschaftliche Unsicherheiten weiter zunehmen.
Königs Wusterhausen: Bildung als Schlüssel
Ein konkretes Projekt, das zur Sprache kam, ist der Bau einer neuen Bildungsstätte in Königs Wusterhausen. Diese soll Platz für 2.000 bis 2.500 Teilnehmer bieten und dringend benötigte Kapazitäten schaffen, da die bestehenden Bildungszentren der HWK Cottbus überfüllt sind. „Wir stehen kurz vor der Zielgeraden, doch es bedarf weiterer Unterstützung, um Planungsprozesse und Finanzierung endgültig abzuschließen“, so Dreißig. Minister Keller versicherte, dass die Landesregierung das Projekt aktiv begleitet, da es einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten könne.
Praktikumsprämie: Ein Hoffnungsschimmer?
Ein weiterer zentraler Punkt war die Einführung einer Praktikumsprämie. Ziel dieser Maßnahme ist es, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern und die Berufsorientierung attraktiver zu gestalten. „Ein Praktikum ist der beste Weg, um die eigene Leidenschaft zu entdecken“, erklärte Dreißig. Keller zeigte sich offen für die Idee und wies darauf hin, dass sie im Rahmen eines Aktionsplans der neuen Koalition geprüft werde. Gleichzeitig kündigte er die Entwicklung einer Online-Plattform an, die Praktikumsangebote sichtbarer machen und den Zugang für Jugendliche erleichtern soll.
Bürokratieabbau: Ein dickes Brett
Das Thema Bürokratieabbau dominiert seit Jahren die wirtschaftspolitische Debatte. Keller betonte, dass erste Schritte bereits eingeleitet wurden. So wurde ein Ausschuss im Parlament eingesetzt, der konkrete Maßnahmen mit Unterstützung von Experten umsetzen soll. Dennoch gestand er ein: „Es braucht Zeit, um die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen aufzubrechen. Der Bund und die EU spielen hierbei eine zentrale Rolle.“ Gleichzeitig mahnte er, dass auch die derzeit geschäftsführende Bundesregierung ihre Verantwortung wahrnehmen müsse, um handlungsfähige Rahmenbedingungen zu schaffen.
Ein Blick auf die Herausforderungen
Der neue Wirtschaftsminister sieht sich nicht nur mit Forderungen konfrontiert, sondern auch mit einer finanziell angespannten Lage. Der Haushaltsplan für die kommenden zwei Jahre steht im Mittelpunkt der nächsten Schritte. Keller erklärte: „Die wirtschaftliche Entwicklung muss ganz oben auf der Agenda bleiben. Ein Bürokratieabbau könnte zum Nulltarif Wachstum generieren – das dürfen wir nicht verpassen.“
Der Neujahrsempfang der HWK Cottbus machte deutlich, dass das Handwerk auf die Unterstützung der Landesregierung angewiesen ist. Bürokratieabbau, Bildung und Fachkräftesicherung stehen dabei an erster Stelle. Minister Keller zeigte sich offen für die Anliegen und versprach, die notwendigen Maßnahmen voranzutreiben. Ob es gelingt, die hoch gesteckten Ziele zu erreichen, wird sich jedoch erst in den kommenden Monaten zeigen. Eines ist sicher: Der Abbau von Bürokratie bleibt ein dickes Brett, das es zu bohren gilt.