Ein Denkmal als modernes Zuhause: Umbau der Villa in Niesky

Umbau und Sanierung einer Gründerzeitvilla | KfW Award Bauen 2021 Sonderpreis Niesky

Mitten in Niesky, einem kleinen Ort in der Oberlausitz, steht eine Gründerzeitvilla aus dem Jahr 1892. Einst prachtvoll, war sie über die Jahrzehnte in einen beklagenswerten Zustand geraten: Decken, durchlöchert und baufällig, sowie Mauern, aus denen bereits Bäume wuchsen, ließen kaum Hoffnung auf Rettung. Doch ein Ehepaar erkannte das Potenzial des historischen Gebäudes und wagte ein mutiges Sanierungsprojekt.

Trotz des Zustands kurz vor dem Zerfall verwandelten die neuen Eigentümer das Baudenkmal und den zugehörigen Park in eine moderne und stattliche Villa. Die umfassende Sanierung wurde mit dem Sonderpreis des KfW Award Bauen 2021 ausgezeichnet und dient heute als Vorbild für die gelungene Verbindung von Denkmalschutz, Nachhaltigkeit und moderner Nutzung.

Der Weg zur Wiedergeburt – Mut und Ausdauer
Zweieinhalb Jahre und über 1.400 Arbeitsstunden benötigte das Ehepaar, um die Villa vor dem endgültigen Verfall zu retten. Der Bauherr, ein pensionierter Arzt, entwickelte die neuen Grundrisse selbst und arbeitete eng mit dem Denkmalamt zusammen. Gemeinsam entstand aus dem neugotischen Kleinod ein ökologisches Vorzeigeprojekt.

Im Zuge der Sanierung wurden grundlegende Herausforderungen gemeistert: Das stark beschädigte Dach musste komplett erneuert werden, ebenso wie die Fassade, die durch Kriegsschäden und den Zahn der Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen war. Über 100 Einschüsse hatten die glasierten Randsteine zerstört, die aufwendig in einer nahegelegenen Siegelbrennerei nachgefertigt wurden.

Besondere Aufmerksamkeit galt einem stark einsturzgefährdeten Terrassenanbau. Obwohl ein Abriss genehmigt gewesen wäre, entschieden sich die Bauherren für eine behutsame Restaurierung. Die darunterliegende Gewölbestruktur wurde stabilisiert, und eine historische gusseiserne Pergola, stark verrostet, konnte aufwendig erneuert werden.

Moderne Wohneinheiten und Nachhaltigkeit
Das Innere der Villa musste vollständig umgestaltet werden. In der DDR-Zeit waren mehrere kleine Wohnungen in die herrschaftlichen Räume eingebaut worden, wodurch die ursprüngliche Struktur kaum noch erkennbar war. Zwischendecken wurden entfernt, Wände neu gezogen und Grundrisse angepasst, um sechs helle, moderne Wohneinheiten zu schaffen.

Die Sanierung wurde unter nachhaltigen Gesichtspunkten realisiert: Viele Baumaterialien und Einrichtungsgegenstände wurden gebraucht erworben und stilgerecht integriert. Selbst hochwertige Küchen, die zweitverwertet eingebaut wurden, unterstreichen den bewussten Umgang mit Ressourcen.

Die Wohneinheiten, inzwischen alle vermietet, ergänzen die Villa um die Arztpraxis der Eigentümerin, die dem Gebäude neues Leben einhaucht.

Ein Ort voller Leben und Geschichte
Heute erstrahlt die Villa in neuem Glanz, ohne ihren historischen Charakter zu verlieren. Sie ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch ein lebendiger Bestandteil von Niesky. Der zugehörige Park, ebenfalls liebevoll gepflegt, lädt zum Verweilen ein.

„Es ist ein Wohlgefühl, durch den Park zu gehen, Äpfel zu sammeln und Neues zu pflanzen,“ beschreibt der Bauherr seine enge Verbindung zu diesem Ort. Mit viel Einsatz und einer klaren Vision verwandelte das Ehepaar ein nahezu vergessenes Denkmal in ein modernes Zuhause für viele Menschen.

Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie historische Substanz bewahrt und gleichzeitig auf die Anforderungen moderner Nutzung angepasst werden kann. Die gelungene Kombination aus Denkmalschutz, Nachhaltigkeit und Wohnkomfort beeindruckte auch die Jury des KfW Awards. Die Villa ist heute ein Symbol dafür, wie Mut und Engagement der Vergangenheit neues Leben einhauchen können.

Redakteur/Blogger/Journalist/Chronist: Arne Petrich

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