Im Jahr 2026 feiert der Berliner Funkturm seinen 100. Geburtstag. Als eines der bekanntesten Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt und technisches Meisterwerk seiner Zeit hat er eine bewegte Geschichte durchlaufen, die eng mit der Entwicklung der Rundfunk- und Fernsehtechnik verbunden ist. Seine imposante Erscheinung aus Stahl, seine ikonische Silhouette und seine historischen Funktionen machen ihn bis heute zu einem besonderen Monument.
Ein Bauwerk der Moderne
Der Funkturm, liebevoll auch „Langer Lulatsch“ genannt, wurde 1926 nach nur zweijähriger Bauzeit fertiggestellt. Mit einer Höhe von 138 Metern war er seinerzeit das höchste Bauwerk Berlins. Das Wahrzeichen besteht aus etwa 400 Tonnen Stahl und beeindruckt nicht nur durch seine technische Bauweise, sondern auch durch seine Funktionalität. Eine Aussichtsplattform und ein Restaurant in luftiger Höhe boten den Besuchern schon damals einen atemberaubenden Blick über die Stadt.
Die Architektur des Funkturms wurde stark von der Eisenbauweise des Eiffelturms in Paris inspiriert. Anders als sein französisches Pendant diente der Berliner Funkturm jedoch von Beginn an dem neuen Medium Radio. Doch gerade in den Anfangsjahren stellte die Übertragungstechnik eine große Herausforderung dar.
Kaiserliches Porzellan für klare Signale
Ein technisches Highlight des Funkturms war die besondere Isolierung, die dem Turm helfen sollte, störungsfreie Signale zu senden. In den Fundamenten wurden spezielle Porzellan-Dämpfer eingesetzt, um Überspannungen zu vermeiden und eine klare Signalübertragung zu gewährleisten. Dieses Porzellan, das als äußerst edles Material galt, wurde von der Königlichen Porzellan-Manufaktur hergestellt.
Trotz dieser innovativen Ansätze war die Technologie noch nicht ausgereift. Der Funkturm funkte zunächst nicht wie geplant, und die ersten Versuche mit der damals verfügbaren Mittelwellentechnik erwiesen sich als kompliziert. Schließlich wurde eine abgespannte Antenne installiert, die die Signalübertragung erleichterte. Ab 1926 begann der Turm, Rundfunkprogramme auszustrahlen, und prägte damit die Anfänge des Hörfunks in Deutschland.
Vom Radio zum Fernsehen
In den späten 1920er-Jahren erweiterte der Funkturm seine Funktion: Neben der Übertragung von Radiosignalen experimentierte man mit dem damals noch jungen Medium Fernsehen. Bereits 1929 wurden hier erste Fernsehbilder ausgestrahlt, wobei eines der ersten übertragenen Bilder die Schauspielerin Marlene Dietrich zeigte. Zwar war die Qualität der Übertragung noch rudimentär, doch diese Experimente legten den Grundstein für die spätere Entwicklung des Fernsehens.
Ein Blick auf alte Fotografien zeigt den Funkturm mit sogenannten Ringantennen oberhalb der Besucherplattform. Diese Antennen waren die ersten ihrer Art, die UKW-Signale (Ultrakurzwelle) ausstrahlen konnten. Damit wurde der Funkturm auch ein Vorreiter in der Entwicklung der Radiotechnologie.
Ein Symbol durch die Jahrzehnte
Der Funkturm überstand nicht nur technische Hürden, sondern auch die wechselvollen politischen und gesellschaftlichen Zeiten. Während des Zweiten Weltkriegs diente er teilweise militärischen Zwecken. Nach 1945 wurde er schnell wieder zu einem Symbol für die Modernität und den Wiederaufbau Berlins. Besonders in den 1950er- und 1960er-Jahren zog der Funkturm Besucher aus aller Welt an, die den Blick von der Plattform genossen.
In den 1970er-Jahren wurde der Funkturm durch den Bau des Berliner Fernsehturms am Alexanderplatz in seiner Funktion als wichtigster Signalträger abgelöst. Dennoch blieb er ein unverzichtbarer Teil der Berliner Skyline und ein technisches Denkmal.
Der Funkturm heute
Heute steht der Funkturm nicht nur als historisches Bauwerk unter Denkmalschutz, sondern ist auch ein beliebtes Ziel für Touristen und Einheimische. Das Restaurant in etwa 55 Metern Höhe wurde im Laufe der Jahre modernisiert und bietet einen einzigartigen Panoramablick auf Berlin. Die Aussichtsplattform ist weiterhin ein Ort, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart treffen.
Mit seinem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2026 wird der Berliner Funkturm einmal mehr ins Rampenlicht rücken. Geplant sind Ausstellungen, Führungen und Events, die seine Geschichte und Bedeutung würdigen. Gleichzeitig bleibt der Funkturm ein Mahnmal für die Innovationskraft und den Fortschritt, der Berlin einst zur Hauptstadt der Rundfunktechnik machte.
Das Jubiläum bietet auch eine Gelegenheit, über die Bedeutung von technischen Monumenten nachzudenken. Der Funkturm ist nicht nur ein technisches Bauwerk, sondern auch ein kulturelles Symbol, das die Verbindungen zwischen Technologie, Gesellschaft und Geschichte aufzeigt.
Mit seiner einzigartigen Kombination aus Funktionalität und Ästhetik bleibt der Berliner Funkturm ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Ingenieurskunst und visionäre Ideen eine ganze Epoche prägen können.