Der Cottbuser Ostsee ist voll, aber wie geht es jetzt weiter?

Der Cottbuser Ostsee ist voll, aber wie geht es jetzt weiter?

Der Cottbuser Ostsee ist ein beeindruckendes Beispiel für den Strukturwandel in der Lausitz. Einst ein Ort, an dem über Jahrzehnte Braunkohle abgebaut wurde, präsentiert sich das Gebiet heute als riesiger, künstlich geschaffener See. Mit einer Fläche von 1.900 Hektar und einem Wasservolumen von über 170 Millionen Kubikmetern stellt der Ostsee nicht nur einen bedeutenden Schritt in der Renaturierung des Tagebaus Cottbus Nord dar, sondern auch eine wichtige Perspektive für die Region.

Der Weg zur Flutung: Ein Mammutprojekt
Der Flutungsprozess begann im Jahr 2019. Verantwortlich für die Planung und Überwachung war der Hydrologe Ingolf Arnold, der von Beginn an von der Realisierbarkeit des Projekts überzeugt war. Obwohl es in den vergangenen Jahren immer wieder trockene Sommer gab, hielt das Team am Ziel fest. Am 23. Dezember 2024 wurde der Zielwasserstand von 62,5 Metern über Normalnull erreicht. Arnold beschreibt den Flutungsprozess als „eine Frage der Zeit“, da das Urstromtal, in dem sich der See befindet, wie eine natürliche Badewanne fungiert, die irgendwann vollläuft. Diese Prognose hat sich bewahrheitet, auch wenn die Umsetzung nicht ohne Herausforderungen verlief.

Neben den natürlichen Gegebenheiten musste der Flutungsprozess auch ökologisch und technisch abgestimmt werden. Die Wassermassen stammen aus der Spree, was ein sorgfältiges Management der Wasserressourcen erforderte. Kritiker hatten befürchtet, dass die Flutung die Wasserverfügbarkeit in der Region negativ beeinflussen könnte, doch durch eine präzise Planung konnten negative Auswirkungen minimiert werden.

Ein neuer Lebensraum entsteht
Der Ostsee bietet nicht nur Potenzial für den Tourismus, sondern auch für neue Wohn- und Lebensräume. Geplant ist ein neuer Stadtteil für Cottbus, der direkt am Ufer des Sees entstehen soll. Dieser soll Wohnhäuser, eine Hafenpromenade sowie verschiedene Freizeitmöglichkeiten wie Badestellen umfassen. Ein genaues Fertigstellungsdatum gibt es allerdings noch nicht. Die Verantwortlichen betonen, dass sich die Ufer des Sees zunächst stabilisieren müssen, bevor eine sichere Nutzung möglich ist. Dieses natürliche Gleichgewicht zwischen Grundwasser, Seewasser und den geologischen Bedingungen der Region wird voraussichtlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen.

Ein weiteres Highlight, das bereits bis 2026 realisiert werden soll, ist ein 21 Kilometer langer Rundweg um den See. Dieser wird Radfahrern und Spaziergängern die Möglichkeit bieten, die beeindruckende Landschaft zu erkunden und den See aus verschiedenen Perspektiven zu erleben.

Energie aus dem Ostsee
Der Ostsee spielt auch eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Energieerzeugung. Bereits jetzt betreibt die LEAG die größte schwimmende Solaranlage Deutschlands auf dem See. Darüber hinaus gibt es Pläne, den Ostsee für die Fernwärmeversorgung der Stadt Cottbus zu nutzen. Eine Wärmepumpe könnte die Wärmeenergie des Sees in das städtische Versorgungssystem einspeisen. Auch die Nutzung des Sees als Wasserspeicher wird geprüft. Diese Funktion könnte nicht nur für die Region, sondern auch für Berlin und Brandenburg von großem Nutzen sein, da der Ostsee helfen könnte, die Wasserressourcen der Spree besser zu steuern.

Die Landesregierung Brandenburg arbeitet an einer Machbarkeitsstudie, die im Frühjahr 2025 veröffentlicht werden soll. Sollte der Ostsee tatsächlich als Wasserspeicher eingesetzt werden, könnte dies eine zusätzliche Dimension zur ohnehin schon vielseitigen Nutzung des Sees hinzufügen.

Herausforderungen und Perspektiven
Trotz des bisherigen Erfolgs stehen noch viele Aufgaben bevor. Insbesondere die Stabilisierung der Ufer und die Integration des Sees in die städtische und regionale Infrastruktur bleiben zentrale Themen. Auch die ökologische Balance des Sees muss langfristig gesichert werden, um ihn als Lebensraum für Flora und Fauna zu etablieren.

Der Cottbuser Ostsee ist jedoch bereits jetzt ein Symbol für den Wandel. Er zeigt, wie aus einem ehemaligen Tagebau ein nachhaltiges, vielseitig nutzbares Gebiet entstehen kann. Für die Lausitz bietet der See nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle und ökologische Perspektiven. Er steht exemplarisch für den Übergang von einer fossilbasierten zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsstruktur – ein Prozess, der nicht nur die Region, sondern auch die Menschen nachhaltig prägt.

In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wie gut die geplanten Projekte umgesetzt werden können und welchen Einfluss der Ostsee langfristig auf Cottbus und die Umgebung haben wird. Eines ist jedoch sicher: Der Ostsee ist mehr als nur ein gefülltes Tagebaurestloch – er ist ein Symbol für die Zukunft.

Redakteur/Blogger/Journalist/Chronist: Arne Petrich

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