Ein Modell für die Zukunft: Schloss Gröditz als Leuchtturmprojekt in der Oberlausitz

Schloss Gröditz wird Bildungsstandort - LAUSITZWELLE

Das Schloss Gröditz, eine historische Anlage bei Weißenberg in der Oberlausitz, soll künftig zu einem bedeutenden Bildungsstandort werden. Der Eigentümer Beatus von Zenker, in Zusammenarbeit mit Hagen Lippe-Weißenfeld, hat ein ehrgeiziges Konzept entwickelt, das nicht nur die kulturelle Bedeutung des Schlosses bewahren soll, sondern auch eine zukunftsweisende wirtschaftliche Nutzung und langfristige Sicherung ermöglicht. Im Mittelpunkt dieses Plans steht die Gründung einer Handwerksakademie, die moderne Ausbildungsmöglichkeiten mit traditionellem Handwerk verbindet. Das Vorhaben ist nicht nur ein bedeutender Schritt für das Schloss selbst, sondern könnte auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Region haben.

Die Grundlage für dieses innovative Konzept wurde durch die erfolgreiche Zusammenführung der verschiedenen Grundstücke und Bauwerke des Schlossareals gelegt. Bislang war das historische Gebäudeensemble in mehrere Einzelgrundstücke unterteilt, was die Entwicklung erschwert hatte. Doch nun, da alle Teile in einer Hand liegen, bietet sich die einmalige Gelegenheit, die ursprüngliche Einheit des Rittergutes wiederherzustellen. Dies ist eine Seltenheit, auf die die Initiatoren stolz sind, da es nun möglich ist, den gesamten Komplex einer sinnvollen Nutzung zuzuführen und gleichzeitig die historische Substanz zu bewahren. Das Schloss, das bereits saniert ist, soll dabei als kultureller und bildungsorientierter Standort genutzt werden.

Das Herzstück des Projekts ist die Einrichtung eines Handwerkszentrums, das speziell auf die Bedürfnisse der Region zugeschnitten ist. Die Handwerksakademie wird eine interdisziplinäre Verbundausbildung anbieten, die verschiedenen Branchen zusammenführt und den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht wird. Der Wunsch nach einer solchen Einrichtung ist in der Region bereits deutlich spürbar, da lokale Unternehmen und Handwerksbetriebe großes Interesse daran haben, gut ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen. Die Handwerksakademie soll eine hochqualifizierte Ausbildung ermöglichen, die über die klassische Berufsausbildung hinausgeht und zudem die Schaffung neuer Arbeitsplätze fördert. Besonders betont wird die Einbindung von Unternehmen wie die Klavierbauer Bechstein aus Seifhennersdorf und August Förster aus Löbau, die ihre Expertise in den Lehrbetrieb einfließen lassen wollen. Aber auch die Staude-Gruppe, die in den Bereichen Metallbau, Heizung und Sanitär tätig ist, wird an der Ausbildung beteiligt sein. Weitere Branchen, wie beispielsweise Elektro, sollen ebenfalls Teil des Programms werden.

Das Besondere an dieser Handwerksakademie ist die innovative Ausrichtung auf eine KI-unterstützte Verbundausbildung. Dabei wird moderne Technologie in die traditionellen Handwerksberufe integriert, was den Absolventen nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch technologische und digitale Kompetenzen vermittelt. Dieser interdisziplinäre Ansatz soll den Studierenden ermöglichen, flexibel auf die sich schnell verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes zu reagieren und sich auch in anderen Bereichen zu spezialisieren. Die Handwerksakademie wird somit nicht nur den spezifischen Bedürfnissen des Handwerks gerecht, sondern auch den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt.

Die Ausbildung wird dabei nicht nur theoretische Kenntnisse vermitteln, sondern auch einen praxisorientierten Ansatz verfolgen. Die Wirtschaftsgebäude des Schlosses werden für die Ausbildung genutzt, sodass die Studierenden direkt in einer realen Arbeitsumgebung lernen können. Das bietet nicht nur Vorteile für die Auszubildenden, sondern auch für die regionalen Unternehmen, die auf diese Weise von der direkten Anbindung an eine hochqualifizierte Ausbildung profitieren. Dies ist besonders wichtig, da die Region Oberlausitz seit Jahren mit dem Fachkräftemangel kämpft und Unternehmen auf der Suche nach gut ausgebildeten Nachwuchskräften sind. Die Handwerksakademie wird somit ein wichtiger Baustein zur Lösung dieses Problems sein.

Doch das Schloss Gröditz soll nicht nur ein Ort der Bildung, sondern auch der Kultur bleiben. Die Kammermusikfestspiele Oberlausitz, die alle zwei Jahre in dem Schloss stattfinden, haben in den letzten Jahren international Anerkennung gefunden und sind ein kulturelles Highlight der Region. Diese hochkarätigen Musikfestspiele bringen Musiker aus der ganzen Welt in die Oberlausitz und verleihen dem Schloss eine besondere Atmosphäre. Diese künstlerische Nutzung des Schlosses wird durch das neue Konzept nicht nur erhalten, sondern auch weiter ausgebaut. Die Kombination von Bildung und Kultur bietet zahlreiche Synergieeffekte. So könnten beispielsweise Musiker aus aller Welt die Handwerksakademie als Ort für ihre musikalische Ausbildung und für die Herstellung von Musikinstrumenten nutzen. Unternehmen, die in der Instrumentenproduktion tätig sind, können von den handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten der Akademie profitieren und diese in ihre Produkte einfließen lassen. Diese Verbindung von Kunst und Handwerk passt perfekt zu der Philosophie des Schlosses, das nicht nur als historisches Gebäude, sondern auch als Ort der Begegnung und des Wissens genutzt wird.

Die zentrale Lage von Schloss Gröditz in der Oberlausitz, nahe der Autobahn, macht den Standort für Unternehmen und Auszubildende gut erreichbar. Dies ist ein weiterer Vorteil für die Handwerksakademie, die nicht nur für lokale Betriebe von Interesse ist, sondern auch überregionale Anziehungskraft haben dürfte. Durch die gute Anbindung an Verkehrswege können auch Auszubildende aus anderen Regionen problemlos zum Schloss reisen, was den Austausch und die Vernetzung zwischen verschiedenen Fachrichtungen und Unternehmen fördert.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die nachhaltige Energieversorgung des Schlosses. Die benachbarte Agrar GmbH Gröditz sorgt mit ihrer Biogasanlage und erneuerbaren Energien dafür, dass das Projekt auch ökologisch dauerhaft beheizt werden kann. Die Abwärme der Biogasanlage könnte genutzt werden, um die Energieversorgung des Schlosses zu optimieren, was langfristig nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Diese nachhaltige Energieversorgung ergänzt das Konzept und sorgt dafür, dass das Schloss in Zukunft unabhängig und zukunftsfähig bleibt.

Die langfristige Sicherung des Projekts wird durch die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung gewährleistet. Diese Stiftung sorgt dafür, dass das Schloss Gröditz nicht nur wirtschaftlich genutzt wird, sondern auch als kultureller und Bildungsstandort erhalten bleibt. Durch die Stiftung wird sichergestellt, dass die Vision der Handwerksakademie und der kulturellen Nutzung des Schlosses langfristig umgesetzt und weiterentwickelt wird. Die Unterstützung von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen, von Architektur über Wirtschaft bis hin zu Bildung, trägt dazu bei, dass das Projekt mit größter Professionalität und Weitsicht vorangetrieben wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt Schloss Gröditz als Bildungs- und Kulturstandort einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Region leisten könnte. Es bietet nicht nur eine hochqualifizierte Ausbildung im Handwerk, sondern auch eine nachhaltige, interdisziplinäre Vernetzung von Bildung, Wirtschaft und Kultur. Die Handwerksakademie wird nicht nur Fachkräfte ausbilden, sondern auch dazu beitragen, die Region als Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln und die Kultur zu fördern. In Kombination mit der Kammermusik und der künstlerischen Nutzung des Schlosses entsteht hier ein zukunftsweisendes Modell, das weit über die Oberlausitz hinaus von Bedeutung sein könnte.

Redakteur/Autor/Chronist: Arne Petrich

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