Zauber der Bergbautradition und Handwerkskunst: Die Seele von Seiffen

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Die Weihnachtszeit in Seiffen ist eine Zeit voller Traditionen, Besinnung und gelebtem Glauben – ein Erlebnis, das die Besucher tief berührt. Inmitten des Erzgebirges, wo die Spuren der harten Bergbauarbeit und die christliche Hoffnung allgegenwärtig sind, treffen Vergangenheit und Gegenwart auf beeindruckende Weise aufeinander.

Die Bedeutung der Bergbautradition
Seiffen verdankt seine Geschichte und kulturelle Prägung dem Bergbau. In der Dunkelheit der Stollen, wo Bergleute mit einfachsten Werkzeugen Meter für Meter in das harte Gestein vordrangen, entstand eine enge Verbindung von Glaube und Arbeit. Der Pastor der Seiffener Bergkirche, Michael Harzer, beschreibt diese Verbindung mit einem Satz: „Wenn du in die Tiefe steigst, dann schau auf in die Höhe.“ Dieses Bewusstsein für den Schutz und Beistand Gottes durchzog das Leben der Bergarbeiter und prägt die Region bis heute.

Die Weihnachtszeit bietet einen besonderen Einblick in diese Tradition. Die sogenannte Mettenschicht, eine besinnliche Zusammenkunft der Bergleute am Heiligen Abend, wird bis heute zelebriert. Dabei lesen Pastoren die Weihnachtsgeschichte vor und sprechen ein Dankesgebet – eine lebendige Erinnerung an die christlichen Wurzeln des Bergbaus.

Handwerkskunst und Holztradition
Als der Bergbau nicht mehr ausreichte, um die Menschen zu ernähren, entwickelte sich im 17. Jahrhundert das Drechslerhandwerk. Das Erzgebirge war reich an Holz und die Mechanik der Wasserräder, die zuvor in den Pochwerken zur Erzaufbereitung genutzt wurden, konnte für Drechselbänke adaptiert werden. Seiffen wurde zur Wiege des erzgebirgischen Holzhandwerks.

Heute ist der Ort weltberühmt für seine Holzkunst: Schwibbögen, Nussknacker, Pyramiden und die charakteristischen Bergmann- und Engel-Figuren. In kleinen Manufakturen wie der Drechslerei Schalling wird die Kunst des Drechselns in Handarbeit weitergeführt. Thomas Schalling, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt, betont die Bedeutung des Traditionsbewusstseins: „Die Darstellung kann modern sein, aber die Fertigung muss traditionell bleiben.“

Die Seiffener Bergkirche – ein Wahrzeichen
Im Zentrum von Seiffen thront die Bergkirche, ein achteckiger Bau, der der Dresdner Frauenkirche nachempfunden ist. Sie wird auch „Lichterkirche“ genannt, denn an Heiligabend erstrahlt ihr Innenraum im warmen Schein von 160 Kerzen. Sie ist das meistabgebildete Bauwerk der erzgebirgischen Holzkunst und ein Symbol für den Glauben und die Hoffnung der Region.

Michael Harzer, der auch als Chronist des Ortes tätig ist, erzählt, wie tief die Kirche mit der Geschichte der Bergarbeiter verbunden ist. Zahlreiche Exponate im Inneren – von Statuen bis zu einem Sargauflegekreuz aus dem 17. Jahrhundert – wurden von Bergarbeitern gestiftet. Besonders die Figuren von Bergmann und Engel, die die Kirche schmücken, sind Sinnbilder für Arbeit und göttlichen Beistand.

Familienbetrieb und gelebte Tradition
Die Weitergabe von Traditionen ist in Seiffen nicht nur ein Konzept, sondern gelebte Realität. In der Familie Schalling arbeitet inzwischen die fünfte Generation. Der junge Robby Schalling zeigt mit seinem Gesellenstück – einer detailgetreuen Nachbildung der Seiffener Bergkirche – wie Tradition und Moderne verschmelzen können. „Es ist beruhigend, neben meinem Vater zu arbeiten und von ihm zu lernen“, sagt er, während er an den filigranen Details der Kirche arbeitet.

Weihnachten in Seiffen: Ein besonderes Erlebnis
Zur Adventszeit verwandelt sich Seiffen in ein Lichtermeer. Überall sind die handgefertigten Holzkunstwerke zu sehen, die den Zauber von Weihnachten spürbar machen. Besucher aus der ganzen Welt kommen, um die besondere Atmosphäre des Ortes zu erleben, den Ursprung der erzgebirgischen Traditionen zu erkunden und vielleicht ein Stück davon mit nach Hause zu nehmen.

Die Verbindung aus bergmännischem Erbe, handwerklichem Können und christlichem Glauben macht Seiffen zu einem einzigartigen Ort, der die Essenz von Weihnachten auf eine Weise widerspiegelt, wie man sie nur im Erzgebirge finden kann. Hier spürt man, dass die Traditionen nicht nur ein Relikt der Vergangenheit sind, sondern ein lebendiger Teil der Gegenwart – ein Lichtstrahl in der Dunkelheit, der Hoffnung und Wärme schenkt.

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

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