Die friedliche Revolution beginnt: Friedensgebete in Plauen

40 Jahre sind genug - Friedliche Revolution in Plauen

Die Geschichte der friedlichen Revolution von 1989, auch in Plauen. Diese Stadt, knapp 20 Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt, wurde zu einem wichtigen Schauplatz der Proteste gegen das DDR-Regime. Was in der Messestadt Leipzig mit den Montagsdemonstrationen bekannt wurde, erlebte Plauen im Oktober 1989 auf eigene Weise. Die wirtschaftliche Lage der Stadt und die Nähe zur Grenze verstärkten die Unzufriedenheit der Menschen, was schließlich zu einer entscheidenden Demonstration am 7. Oktober 1989 führte.

Der Beginn der Proteste in Plauen
Die ersten Zeichen des Widerstands waren Friedensgebete, wie sie in vielen ostdeutschen Städten abgehalten wurden. In Plauen trafen sich die Menschen am 5. Oktober 1989 in der Markuskirche zum ersten Friedensgebet. Das Besondere daran war, dass nicht nur Christen an den Gebeten teilnahmen. „Viele Nichtchristen waren auch dabei“, berichtet ein Zeitzeuge. Diese breite Beteiligung zeugte von der tiefen Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Die Spannung in der Stadt war greifbar, die Unruhe groß. Niemand wusste, wie sich die Verhältnisse entwickeln würden.

Wie in Dresden fuhren auch durch Plauen Züge mit Ausreisewilligen aus der Prager Botschaft in den Westen. Die Sichtbarkeit dieser Fluchtbewegung verstärkte das Gefühl der Hilflosigkeit und Wut in der Bevölkerung. Am 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, spitzte sich die Lage zu.

Die Demonstration am 7. Oktober 1989
Der 7. Oktober 1989 war ein Wendepunkt für die Stadt Plauen. Tausende Menschen versammelten sich im Stadtzentrum, vor dem Nonnenturm und dem Plauener Rathaus. Die Demonstration wuchs schnell auf etwa 15.000 Menschen an, eine Zahl, die selbst die staatlichen Sicherheitskräfte überraschte. „Ich bin natürlich am Nachmittag des 7. Oktober auch hierhergekommen, und da war der gesamte Platz bereits schwarz von Menschen“, erinnert sich ein Teilnehmer. Der Platz vor dem Rathaus war mit Demonstranten gefüllt, die entschlossen waren, ihrer Frustration Ausdruck zu verleihen.

„15.000 Demonstranten stehen nicht auf einer kleinen Fläche“, erklärt der Zeitzeuge. Der Protest war so massiv, dass die wenigen Hundert Polizisten, die dagegen eingesetzt wurden, keine Chance hatten. Jeder Versuch, die Demonstration gewaltsam aufzulösen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die schiere Masse der Menschen machte es unmöglich, den Protest zu kontrollieren.

Gründe für den Protest: Die wirtschaftliche Lage
Ein zentraler Grund für die große Beteiligung an den Protesten in Plauen war die prekäre wirtschaftliche Lage der Stadt. Plauen und die umliegende Region galten in den Augen der DDR-Führung als „nicht förderungswürdiges Wirtschaftsgebiet“. Diese Bezeichnung war kein Zufall: Die Nähe zu Bayern und die damit verbundene Gefahr von Fluchtversuchen machten Plauen für die SED-Führung uninteressant. Wirtschaftliche Investitionen blieben aus, die Infrastruktur verfiel, und die Menschen spürten an allen Ecken und Enden die Benachteiligung.

„Die Stadt war wirtschaftlich völlig abgehängt“, erklärt ein Zeitzeuge. Die Menschen in Plauen sahen, wie wenig die Regierung für ihre Region tat, während gleichzeitig die Propaganda von der Überlegenheit des Sozialismus überall präsent war. Diese Diskrepanz führte zu einer tiefen Frustration, die sich schließlich in der Demonstration am 7. Oktober entlud.

Der Wendepunkt: Der 7. Oktober 1989
Die Demonstration in Plauen war ein Wendepunkt in der Geschichte der friedlichen Revolution. Hier knickte die DDR-Staatsmacht das erste Mal vor den Demonstranten ein. Während in Dresden und Leipzig ähnliche Proteste stattfanden, war Plauen der erste Ort, an dem die Staatsmacht den Druck der Straße nicht mehr aushielt. Die Sicherheitskräfte waren zahlenmäßig unterlegen, und die Demonstranten blieben friedlich, aber entschlossen.

„Die Plauener verweigerten im Oktober 1989 der SED-Staatsmacht die Anerkennung und wurden selbst zu den Mächtigen“, heißt es in Rückblicken auf diesen historischen Tag. Das war der Moment, in dem die Menschen in Plauen erkannten, dass sie etwas verändern konnten. Die Demonstration verlief friedlich, und es kam zu keiner Eskalation, wie man es vielleicht erwartet hätte.

Erinnerung an die friedliche Revolution
Heute können Besucher in Plauen den Weg der friedlichen Revolution auf einem Erinnerungsweg nachvollziehen. An verschiedenen Plätzen in der Stadt wird die Geschichte wachgehalten, und man kann nachspüren, welche Bedeutung dieser Tag für die Menschen hatte. Die Erinnerung an den 7. Oktober 1989 lebt weiter und zeigt, dass auch kleinere Städte wie Plauen eine zentrale Rolle im Umbruch der DDR spielten.

Plauen war nicht Leipzig, aber auch hier zeigte sich der Wille der Menschen, für ihre Freiheit einzustehen. Die Demonstration in Plauen war nicht nur ein lokales Ereignis, sondern ein Teil des großen Puzzles, das am Ende zum Fall der Mauer und zur Wiedervereinigung führte. Die Menschen in Plauen leisteten ihren Beitrag zur friedlichen Revolution und setzten ein Zeichen für den Wandel in der DDR.

Die Geschichte der friedlichen Revolution in Plauen zeigt, wie tief die Unzufriedenheit in der DDR-Bevölkerung verwurzelt war. Besonders in wirtschaftlich benachteiligten Regionen wie Plauen wurde die Wut der Menschen über die Missstände im System deutlich. Die Demonstration am 7. Oktober 1989 war ein Wendepunkt, an dem die DDR-Staatsmacht zum ersten Mal vor den Protesten einknickte. Die Menschen in Plauen nahmen ihr Schicksal in die eigenen Hände und wurden Teil einer Bewegung, die schließlich das Ende der DDR einleitete.

Orte der Friedlichen Revolution 1989 in Sachsen. Plauen

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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