IFA L60: Der vielseitige Kraftprotz der DDR von 1987 bis 1990

IFA L60 Lastkraftwagen Werbefilm DDR 1987

Der IFA L60, abgekürzt für „Ludwigsfelde 60 Dezitonnen“, repräsentiert einen bedeutenden Schritt im Lkw-Bau des Industrieverbandes Fahrzeugbau der DDR. Zwischen 1987 und 1990 wurden insgesamt 20.289 Einheiten dieses Modells produziert, hauptsächlich aus dem VEB Automobilwerke Ludwigsfelde, während einige Sonderfahrzeuge auch in anderen Betrieben gefertigt wurden.

Der IFA L60 trat 1987 als „vorläufige Ergänzung“ des bewährten IFA W50 auf. Die Einführung des L60 war als erster Schritt vorgesehen, um den W50 mittelfristig zu ersetzen. Doch aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Umbrüche, die zur Wende führten, wurde die Produktion des L60 bereits im August 1990 nach nur drei Jahren Bauzeit eingestellt. Das hat dazu geführt, dass der IFA L60 im Vergleich zum W50 heute in Deutschland eher selten zu finden ist. Die geringe Stückzahl sowie die komplexere Technik und schwierigere Ersatzteilbeschaffung haben zur geringen Verbreitung beigetragen.

Bei der Entwicklung des IFA L60 wurden die aktuellen ECE-Regelungen und Trends im Nutzfahrzeugbau berücksichtigt. Der L60 sollte nicht nur den Anforderungen des Marktes gerecht werden, sondern auch durch Wirtschaftlichkeit und geringen Kraftstoffverbrauch überzeugen. Trotz äußerer Ähnlichkeiten zum W50 stellte der L60 eine umfassende Neuentwicklung dar. Die Ingenieure haben die Schwachstellen des W50 adressiert, insbesondere die begrenzte Nutzlast und Motorleistung. Der IFA L60 ist mit einem neu entwickelten Sechszylinder-Baukastenmotor ausgestattet, dessen Leistung im Vergleich zum W50 um etwa 43 % gesteigert wurde. Während der W50 über 92 kW verfügte, erreichte der L60 eine Leistung von 132 kW.

Neben der gesteigerten Motorleistung wurde auch die Nutzlast des L60 verbessert. Je nach Modell konnte die Nutzlast um rund eine Tonne erhöht werden. Das Leistungsgewicht des Gliederzugs, bestehend aus dem IFA L60 und einem 12-Tonnen-Anhänger, verbesserte sich auf 183,82 kg/kW. Der Kraftstoffverbrauch des L60 liegt im Bereich von 24 bis 26 Litern pro 100 Kilometer, was zwar höher ist als beim W50, jedoch bei den Allradmodellen um 15 % niedriger bezogen auf die transportierte Nutzlast.

Der IFA L60 bot vier mögliche Höchstgeschwindigkeiten: 72, 82, 92 und 105 km/h, die eine breite Palette von Einsätzen ermöglichten. Modelle mit Allradantrieb waren für eine Steigfähigkeit von bis zu 60 % bei unbeladenem Zustand ausgelegt, während hinterradgetriebene Modelle eine Steigfähigkeit von 35 % erreichten. Als Gliederzug konnte der L60 mindestens 18 % Steigfähigkeit bewältigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der IFA L60 trotz seiner kurzen Produktionszeit als bedeutendes Fahrzeug der DDR-Geschichte gilt, das durch technische Verbesserungen und wirtschaftliche Vorteile im Vergleich zu seinem Vorgänger aufwartete.

4K Slideshow | East German (GDR/DDR) trucks IFA L60

Autor/Redakteur: Arne Petrich

Weitere aktuelle Beiträge