Das in Berlin-Johannisthal gegründete DAMW-Rennkollektiv begann vor über siebzig Jahren seinen Siegeszug in der Formel-II-Klasse und bei Sportwagenrennen. Bereits 1952 war das Team innerhalb der DDR nahezu unschlagbar und auch international konkurrenzfähig. Ab 1955 besaß die inzwischen in Eisenach bei EMW beheimatete Rennabteilung die schnellsten 1,5-Liter-Rennsportwagen in Europa – nur noch Porsche war ein ernst zu nehmender Gegner. In seinem Buch »Von Blendern, Siegern, Sechszylindern – Das staatliche Rennkollektiv der DDR 1951-1957« hat Hendrik Medrow diese Geschichte gründlich dokumentiert und stellte diese am 22. Mai 2024 im Konferenzraum des DDR Museum dem Publikum vor. Der Vortrag mit seinem reichen Bildmaterial rund um diese für die DDR erfolgreiche Periode des deutschen Rennsports wurde aufgezeichnet.
Das Besprochene und vorgestellte Buch ist nachfolgend zu beziehen: „Von Blendern, Siegern, Sechszylindern …“
Informationen zum Autorennsport in der DDR
Der Autorennsport in der DDR war ein faszinierendes Kapitel des Motorsports, das durch Kreativität, Engagement und den besonderen politischen und wirtschaftlichen Rahmen des sozialistischen Staates geprägt war. Trotz der Einschränkungen und Ressourcenknappheit entwickelten sich in der DDR zahlreiche Rennserien und Motorsportveranstaltungen, die eine leidenschaftliche Fangemeinde hatten und bemerkenswerte Fahrer hervorbrachten.
Rennserien und Veranstaltungen
In der DDR gab es mehrere bedeutende Rennserien, darunter die DDR-Meisterschaft und verschiedene regionale Rennen. Eine der bekanntesten Rennstrecken war der Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg genutzt wurde und später einer der zentralen Orte des DDR-Motorsports wurde. Weitere wichtige Strecken waren der Bernauer Schleife und der Pößnecker Dreieck.
Fahrzeuge und Technische Herausforderungen
Der Mangel an Ressourcen und die isolierte Lage der DDR führten dazu, dass die Rennfahrer und Mechaniker äußerst einfallsreich sein mussten. Viele Rennfahrzeuge basierten auf Serienmodellen, die umgebaut und modifiziert wurden. Besonders populär waren Fahrzeuge der Marken Trabant und Wartburg, die mit erheblichen technischen Anpassungen in den Rennsport integriert wurden.
In den höheren Klassen wurden Fahrzeuge wie der MT 77 und der MT 77-2 verwendet, die speziell für den Motorsport entwickelt wurden. Diese Fahrzeuge zeigten trotz der begrenzten technischen Möglichkeiten und Materialien beeindruckende Leistungen und zeugten vom hohen technischen Können der Ingenieure und Mechaniker.
Bekannte Fahrer und Teams
Mehrere Rennfahrer erlangten in der DDR Bekanntheit und genossen großes Ansehen. Zu den bekanntesten Fahrern gehörten Heinz Melkus, der als einer der besten Rennfahrer der DDR galt und mit seinen selbstentwickelten Rennwagen, den Melkus-Modellen, große Erfolge feierte. Günter Loth, Edgar Barth und Jochen Neerpasch waren ebenfalls prominente Figuren des DDR-Motorsports.
Teams waren oft eng mit großen staatlichen Betrieben oder Kombinaten verbunden, die den Motorsport als Möglichkeit nutzten, technische Innovationen zu fördern und Prestige zu gewinnen. Dies führte zu einer engen Verzahnung von Industrie und Motorsport, die für den Fortschritt in beiden Bereichen vorteilhaft war.
Politische und Soziale Bedeutung
Der Motorsport in der DDR hatte auch eine politische Dimension. Die Erfolge auf der Rennstrecke wurden von der staatlichen Propaganda genutzt, um die Leistungsfähigkeit des sozialistischen Systems zu demonstrieren. Motorsportveranstaltungen waren beliebte Massenereignisse und boten den Menschen in der DDR eine Möglichkeit, Begeisterung und Gemeinschaftsgefühl zu erleben.
Herausforderungen und Ende
Die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen in der DDR stellten den Motorsport vor zahlreiche Herausforderungen. Ersatzteile und moderne Technik waren schwer zu beschaffen, und der internationale Austausch war stark eingeschränkt. Mit der Wende 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands endete auch das eigenständige Kapitel des DDR-Motorsports. Viele Rennfahrer und Teams orientierten sich neu und integrierten sich in den gesamtdeutschen Motorsport.
Der Autorennsport in der DDR war trotz seiner Herausforderungen eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Er zeugte von technischer Kreativität, sportlichem Ehrgeiz und der Fähigkeit, auch unter schwierigen Bedingungen Höchstleistungen zu erbringen. Die Erinnerungen an die Rennen und die Geschichten der Fahrer und Mechaniker sind bis heute ein bedeutender Teil der ostdeutschen Sportgeschichte.