Möglichst natürliche Geburt ohne ärztliche Intervention
Jena. Ab sofort gibt es am Uniklinikum Jena (UKJ) neben dem bisherigen ärztlich geleiteten auch einen hebammengeleiteten Kreißsaal. Das bedeutet: Die erfahrenen Hebammen der Klinik für Geburtsmedizin begleiten eigenverantwortlich gesunde Frauen bei komplikationslosen Geburten, die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen werden ganz bewusst nicht in den Geburtsverlauf einbezogen. So wollen die Hebammen all jenen Frauen ein individuelles Geburtserlebnis ermöglichen, die sich eine natürliche Geburt ganz ohne Schmerz- oder Wehenmittel und medizinische Eingriffe wünschen – und das im sicheren Umfeld einer Klinik. Mit dem zusätzlichen Betreuungsmodell ist die Klinik für Geburtsmedizin am UKJ die größte Klinik in Thüringen mit hebammengeleitetem Kreißsaal. „Wir freuen uns über dieses neue Maß an Verantwortung, was ja auch für ein besonderes Vertrauen der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen in uns spricht,“ sagt Claudia Hahnemann, leitende Hebamme im Jenaer Kreißsaal. „Und natürlich freuen wir uns auf viele schöne Geburten im hebammengeleiteten Kreißsaal.“ Zusammen mit den Hebammen Saskia Selleng, Susanne Münchau und Yvonne Knorn hat sie das Konzept für den hebammengeleiteten Kreißsaal erarbeitet.
Die Hebammen am UKJ sind – bei rund 1.500 Geburten pro Jahr – nicht nur sehr erfahren, sondern auch exzellent medizinisch aus- und zusätzlich vielfältig weitergebildet, zum Beispiel in Akupunktur und Homöopathie. „Es war schon immer so, dass sich unsere Ärztinnen und Ärzte bei den normalen, komplikationslosen Geburten weitestgehend zurückgehalten haben, ganz nach dem Motto so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Daher ist das neue Angebot für uns im Alltag gar keine so große Veränderung, aber trotzdem eine neue Verantwortung, auf die wir auch stolz sind“, so die erfahrene Hebamme Claudia Hahnemann.
Voraussetzung, um im hebammengeleitenden Kreißsaal zu gebären, ist neben einer komplikationslosen Schwangerschaft und einer gesunden werdenden Mutter die Teilnahme an zwei Informations- bzw. Vorbereitungsgesprächen in der Hebammensprechstunde. „Hier lernen wir uns kennen und können uns auf die individuellen Bedürfnisse der Schwangeren einstellen“, erklärt Hebamme Saskia Selleng. Zu diesen beiden Terminen gehört auch eine Untersuchung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Anmeldungen sind bis zur 32. Schwangerschaftswoche möglich. Für den hebammengeleiteten Kreißsaal nehmen sich die Hebammen am UKJ immer donnerstags Zeit für die Geburtsplanung in ihrer Hebammensprechstunde.
„Unser Ziel ist es, den Frauen eine persönliche und interventionsarme 1 zu 1-Betreuung unter der Geburt zu ermöglichen“, sagt Saskia Selleng. Aber: „Jede Geburt ist anders, jede Geburt ist individuell – und manchmal ergeben sich auch während der Geburt andere Wünsche oder gar medizinischer Handlungsbedarf“, weiß sie. „Es steht den Frauen selbstverständlich jederzeit offen, ihre Meinung zu ändern und eben doch eine Schmerzmedikation zu erhalten.“ Sollten sich plötzlich Komplikationen einstellen, dann ist medizinische Hilfe für den Notfall jederzeit in der Klinik verfügbar und die Geburt geht in den ärztlich geleiteten Kreißsaal über – ohne dass die Frau dafür irgendwohin transportiert werden muss. Genau über diese Möglichkeiten und Fälle sprechen die Hebammen vorab mit den werdenden Müttern.
Bislang haben sich wöchentlich zwei Frauen für den hebammengeleiteten Kreißsaal angemeldet. Mit der ersten Geburt rechnen die Hebammen Ende Mai oder Anfang Juni.
Kontakt:
Die Anmeldung zum hebammengeleiteten Kreißsaal erfolgt über die Homepage der Klinik für Geburtsmedizin unter https://www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin.
Hebammensprechstunde für den hebammengeleiteten Kreißsaal ist immer donnerstags von 8.30 bis 14 Uhr.