Start Blog Seite 92

Nach fast fünfzig Jahren wurde der Schriftzug „Berlin-Tempelhof“ abgebaut

0

Am Flughafen Berlin Tempelhof herrscht schon bei Sonnenaufgang emsiges Treiben. Der Tag beginnt nicht nur für die Stadt, sondern auch für ein bedeutendes Symbol des Flughafens: den ikonischen Schriftzug „Berlin Tempelhof“. Dieser Schriftzug hat das Dach des Gebäudes seit fast 50 Jahren geschmückt und wird heute abgebaut, um Platz für notwendige Sanierungsarbeiten zu schaffen.

Die besondere Mission
Ein mobiler Kran rückt an, um diese besondere Mission durchzuführen. Die Stahlbaufirma Heckmann aus Berlin-Hoppegarten und das Tempelhof Projekt arbeiten dabei eng zusammen. Ihre Aufgabe ist es, die schweren Metallbuchstaben sicher zu entfernen – ein Unterfangen, das sowohl Geschick als auch spezielle Ausrüstung erfordert.

Der Abbauprozess
Die ersten Buchstaben werden vorsichtig gelöst und abgeseilt. Der Einsatz von Spezialausrüstung, Rundschlingen und einem mobilen Kran ist dabei unerlässlich. Die jahrelange Belastung durch Wetter und Zeit ist den Buchstaben deutlich anzusehen. An der Vorderseite sind rundherum etwa zwei Zentimeter dicke Leuchtstoffröhren angebracht, die das typisch blaue Leuchten erzeugten.

Buchstabengröße: Etwa 2 Meter hoch
Länge des Schriftzugs: Ca. 42 Meter

Die Geschichte des Schriftzugs
Ursprünglich befand sich an der Dachkante lediglich die Aufschrift Tempelhof. Anfang der 1970er Jahre ersetzte die Berliner Flughafengesellschaft diese und installierte eine moderne Neonschrift, die über 50 Jahre lang leuchten sollte. Der Schriftzug wurde zu einem Wahrzeichen des Flughafens und war weithin sichtbar.

Die bevorstehenden Restaurierungsarbeiten
In den kommenden Monaten wird der Schriftzug mitsamt seiner Stahlunterkonstruktion umfassend und denkmalgerecht restauriert. Diese Maßnahmen sind notwendig, um die integrative Geschichte des Flughafens zu bewahren und gleichzeitig die strukturelle Integrität des Gebäudes zu sichern.

Rückkehr in neuem Glanz
Schon im nächsten Sommer wird der Schriftzug in neuem Glanz wieder zum Flughafen zurückkehren. Dann kann Berlin Tempelhof wieder weit über das Feld und die Stadt erstrahlen.

Der Abbau des ikonischen Schriftzugs markiert das Ende eines Kapitels, jedoch auch den Beginn eines neuen. Mit der Restaurierung wird nicht nur ein Stück Geschichte bewahrt, sondern auch ein Symbol für die Zukunft des Flughafens geschaffen. Der Flughafen Tempelhof bleibt somit ein wichtiger Teil des Berliner Stadtbildes und der städtischen Identität.

Vera Lengsfelds Kritik an Angela Merkel: Machtstreben und autoritärer Politikstil

0

Vera Lengsfeld, eine profilierte Bürgerrechtlerin und ehemalige Bundestagsabgeordnete, hat in zahlreichen Interviews und Artikeln ihre kritische Sicht auf Angela Merkel und deren politische Karriere dargelegt. Ihre Positionen zeichnen sich durch eine scharfe Analyse und deutliche Kritik an Merkels Politikstil und Entscheidungen aus. Nachfolgend werden die wichtigsten Aussagen Lengsfelds zusammengefasst und analysiert.

Der Einstieg Angela Merkels in die Politik
Vera Lengsfeld vertritt die These, dass Angela Merkel die CDU nie wirklich akzeptiert habe und lediglich aus Karrieregründen dieser Partei beigetreten sei. Sie argumentiert, dass es keine belastbaren Belege dafür gibt, dass Merkel jemals Mitglied des Demokratischen Aufbruchs war – der Organisation, die sie letztlich zur CDU führte. Lengsfeld hebt hervor, dass Merkel in keiner anderen Partei eine vergleichbare Karriere hätte machen können, da ihre pragmatische und anpassungsfähige Herangehensweise perfekt auf die damalige Situation in der CDU zugeschnitten war. Sie beschreibt Merkel als Vertreterin einer neuen Politikergeneration, deren Fokus nicht auf Idealen oder Überzeugungen lag, sondern ausschließlich auf der eigenen Karriere.

Merkels Politikstil und Entscheidungen
Lengsfeld äußert scharfe Kritik an Merkels Politikstil, den sie als autoritär und oft rechtsbeugend beschreibt. Besonders umstritten sind in ihren Augen folgende Entscheidungen:

– Atomausstieg 2011: Lengsfeld sieht darin einen populistischen Schritt, der ohne ausreichende wissenschaftliche oder technische Grundlage erfolgt sei.

– Grenzöffnung 2015: Sie wirft Merkel vor, das deutsche und europäische Recht gebrochen zu haben, indem sie eine ungeregelte Masseneinwanderung zugelassen habe.

– Corona-Maßnahmen: Hier spricht Lengsfeld von einer zeitweisen Aussetzung des Grundgesetzes und sieht in Merkels Handlungen einen klaren Bruch rechtsstaatlicher Prinzipien.

Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist der Umgang Merkels mit der Wahrheit. Lengsfeld beschuldigt die Kanzlerin, im Fall der sogenannten Chemnitzer Hetzjagden falsche Behauptungen aufgestellt zu haben, um von den Hintergründen eines Tötungsdelikts abzulenken. Ihrer Meinung nach dienten solche Aussagen dazu, politische Gegner zu diskreditieren und kritische Diskussionen zu unterdrücken.

Die Rolle der CDU und der Medien
Ein wiederkehrendes Thema in Lengsfelds Kritik ist Merkels Beziehung zur CDU. Sie beschreibt, wie Merkel offen erklärte, dass sie sich nicht an Parteibeschlüsse gebunden fühle, wenn diese ihren Zielen widersprächen. Lengsfeld interpretiert dies als Beleg dafür, dass Merkel die Partei eher als Vehikel für ihre persönlichen Ambitionen denn als Gemeinschaft von Überzeugungen betrachtete. Nach ihrem Rücktritt von der Kanzlerschaft verweigerte Merkel sogar eine Ehrenmitgliedschaft in der Konrad-Adenauer-Stiftung, was Lengsfeld als klares Zeichen wertet, dass Merkel mit der CDU abgeschlossen hat.

Laut Lengsfeld war Merkels Erfolg maßgeblich von der Unterstützung der Medien abhängig. Sie wirft den Medien vor, eine unkritische Haltung gegenüber Merkel eingenommen und dadurch eine objektive Berichterstattung verhindert zu haben. Ihrer Meinung nach war dies ein entscheidender Faktor, der es Merkel ermöglichte, ihre Politik nahezu ungehindert durchzusetzen.

Merkels Sprachgebrauch
Lengsfeld analysiert auch Merkels Rhetorik und bezeichnet diese als „Kanzlerinnen-Idiom“, das darauf abziele, die wahren Absichten zu verschleiern. Sie führt zahlreiche Beispiele an, wie etwa die Begriffe „europäische Lösung“, „nationale Abschottung“ oder „etwas vom Ende her denken“. Diese Formulierungen seien bewusst vage gehalten und sollten verhindern, dass ihre Politik klar bewertet werden könne. Besonders kritisch sieht Lengsfeld Merkels Aussage, sie wolle „aus Illegalität Legalität machen“. Sie interpretiert dies als Eingeständnis, dass Merkel die Illegalität ihrer Handlungen bewusst war.

Das Vermächtnis Angela Merkels
Lengsfeld zieht ein sehr negatives Fazit über Merkels Zeit als Kanzlerin. Sie glaubt, dass Merkels Politik langfristig vor allem negative Auswirkungen haben wird und dass sie den Kampf um ihr Geschichtsbild verlieren werde. Lengsfeld sieht den Aufstieg der AfD als direkte Folge von Merkels Politik, insbesondere ihrer Entscheidung zur Grenzöffnung 2015. Sie argumentiert, dass Merkels autoritärer Politikstil und die Missachtung von Kritikerstimmen eine Polarisierung der Gesellschaft und eine Stärkung populistischer Kräfte begünstigt hätten.

Lengsfelds eigene Perspektive
Im Vergleich zu Merkel betont Lengsfeld, dass sie selbst nie nach Macht gestrebt habe. Ihr Privatleben und ihre Kinder seien ihr stets wichtiger gewesen als ihre politische Karriere. Sie fragt sich, ob Merkel angesichts ihres Lebens in „Endlossitzungen“ und permanenter Verantwortung nicht letztlich zu bedauern sei. Lengsfeld zeichnet hier das Bild einer Kanzlerin, die zwar äußerlich erfolgreich war, deren Entscheidungen jedoch erhebliche Spuren hinterlassen haben.

Vera Lengsfeld bietet eine detaillierte und umfassende Kritik an Angela Merkel. Sie wirft ihr Machtstreben, Rechtsbeugungen, einen autoritären Politikstil und die Missachtung der CDU vor. Ihrer Meinung nach hat Merkel ihre Karriere stets über die Interessen des Landes und der Partei gestellt. Lengsfeld sieht in Merkels Politik die Ursache für zahlreiche gesellschaftliche und politische Probleme, darunter die Stärkung populistischer Kräfte und eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Trotz Merkels beeindruckender Karriere bleibt Lengsfeld überzeugt, dass ihr politisches Vermächtnis vor allem kritisch beurteilt werden wird.

Ein historisches Zentrum im Wandel – Die Potsdamer Mitte

0

Die Potsdamer Mitte ist das historische Herz der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Sie hat eine bewegte Geschichte und ist heute ein lebendiger Ort, der Tradition und Moderne miteinander verbindet. Die Wiederherstellung und Revitalisierung dieses zentralen Bereichs von Potsdam ist ein wichtiges städtebauliches Projekt, das sowohl architektonische als auch kulturelle Aspekte umfasst.

Den Grundstein zur heutigen Entwicklung haben die Stadtverordneten mit dem Beschluss zur „behutsamen Wiederannäherung an das charakteristische, gewachsene historische Stadtbild“ am 24. Oktober 1990 gelegt. Weitere Meilensteine waren die Festsetzung des Sanierungsgebietes „Potsdamer Mitte“ im Dezember 1999, der Beschluss zum Integrierten Leitbautenkonzept 2010 sowie das Ausschreibungsverfahren im Jahr 2017 bis 2018. Um einen Beitrag zur Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum zu leisten, wurden bei der Vergabe der Baugrundstücke Angebote mit gefördertem und/oder mietpreisgebundenem Wohnraum, für Selbstnutzer sowie Nutzungsangebote für öffentliche Einrichtungen für Kultur und Bildung besonders bewertet. Die Grundstücksvergabe erfolgte zu einem gutachterlich festgestellten Festpreis, nicht wie andernorts üblich im Höchstgebotsverfahren. Es gab 82 Interessierte für neun Bau-Lose. Insgesamt entstehen derzeit 14 neue Häuser im sogenannten Block III, dem neuen Innenstadt-Quartier am Alten Markt und Steubenplatz.

Die Potsdamer Mitte ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch ein kultureller Hotspot. Zahlreiche Museen, Theater und Veranstaltungsorte bieten ein vielfältiges Programm für Einheimische und Touristen. Der Platz vor dem Stadtschloss und die umliegenden Straßen sind Schauplatz vieler kultureller und gesellschaftlicher Events.

Der Wiederaufbau der Potsdamer Mitte ist ein Paradebeispiel für die gelungene Symbiose von historischer Rekonstruktion und moderner Stadtentwicklung. Die harmonische Integration von Alt und Neu schafft einen einzigartigen städtischen Raum, der die Identität und Geschichte Potsdams widerspiegelt und gleichzeitig zukunftsorientiert ist.

Die Potsdamer Mitte zeigt, wie wichtig es ist, das kulturelle Erbe zu bewahren und gleichzeitig Raum für moderne Entwicklungen zu schaffen. Sie bleibt ein lebendiges Beispiel für die städtebaulichen Herausforderungen und Erfolge im wiedervereinten Deutschland.

Talsperren im Klimawandel: Zwischen Wassermangel und Hochwasserschutz

0

zum Beitrag einfach auf den Link klicken

In Sachsen zeigt sich der Klimawandel bereits in Form extremer Wetterereignisse: Dürren, Starkregen und Stürme nehmen zu, während die Sommertemperaturen steigen und die Niederschläge abnehmen. Die Landes­talsperrenverwaltung steht vor der Herausforderung, einerseits ausreichend Wasser für Trink- und Brauchwasserbereitstellung zu speichern und andererseits ausreichend Rückhaltekapazitäten für Hochwasserereignisse vorzuhalten.

Multifunktionale Anlagen
Sachsen betreibt über 80 Anlagenkomplexe, darunter Haupttalsperren, Vorsperren und Hochwasserrückhaltebecken. Diese Anlagen dienen der Versorgung von Städten, Landwirtschaft und Industrie, gleichzeitig sind sie wichtige Elemente im regionalen Hochwasserschutz. Die Sicherheit und Funktionsfähigkeit aller Bauwerke werden durch regelmäßige Inspektionen von Mauerwerk, Rohrleitungen und Entnahmeanlagen gewährleistet.

Überwachung der Wasserqualität
Steigende Luft- und Wassertemperaturen fördert die Entwicklung von Algenblüten und Bakterien sowie die Verringerung des Sauerstoffgehalts. Um die Trinkwasserqualität sicherzustellen, werden mehrmals wöchentlich Proben genommen und in Bezug auf über 30 Parameter untersucht, darunter pH-Wert, Nitrat und Schwermetalle. Auch Brauchwasserreservoire unterliegen strengen Kontrollen, um Gefährdungen für Industrieanlagen und die touristische Nutzung auszuschließen.

Technische Gegenmaßnahmen
Zur Stabilisierung der Sauerstoffverhältnisse kommen am Beckenboden installierte Sauerstoffmatten zum Einsatz. Diese reduzieren die Mobilisierung unerwünschter Stoffe aus Sedimenten und gleichen Sauerstoffdefizite aus. Zudem werden an der Technischen Universität Dresden hydraulische Modellversuche durchgeführt, um Extremhochwasser wie jenes von 2002 besser simulieren und steuern zu können.

Hochwasservorsorge seit 2002
Nach der Jahrhundertflut 2002 wurde das Warnsystem modernisiert und eine Landeshochwasserzentrale eingerichtet, die Zufluss- und Abflussdaten in Echtzeit auswertet. Die Trinkwassertalsperren verfügen inzwischen über rund 40 Mio. m³ zusätzlichen Rückhalteraum, um künftige Extremhochwasser abzufangen und Schäden zu minimieren.

Klimaprognosen für Sachsen gehen von einem Temperaturanstieg um zwei bis sechseinhalb Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Sommerliche Niederschläge könnten um bis zu 30 % zurückgehen, während Starkregenereignisse im Herbst zunehmen. Die vorhandene technische Ausstattung und das erweiterte Rückhaltevolumen bieten jedoch ausreichende Reserven, um sowohl auf Trockenphasen als auch auf Hochwasserspitzen reagieren zu können.

Die sächsischen Talsperren bleiben damit ein zentrales Element zur Gewährleistung der Wasserversorgung und des Hochwasserschutzes im sich wandelnden Klima.

Die letzte Flottenparade der Volksmarine der DDR 1989

0

Die Ostsee glitzerte im milden Herbstlicht, als die Schiffe der Volksmarine an diesem besonderen Tag in den Hafen von Rostock einliefen. Die DDR beging ihr 40-jähriges Bestehen – und die Führung wollte noch einmal ihre militärische Stärke zur Schau stellen. Doch was als Machtdemonstration gedacht war, sollte sich schon bald als Abschiedsvorstellung entpuppen.

Eine Inszenierung zum Staatsjubiläum
Am 7. Oktober 1989 präsentierte die Volksmarine ihre Schlagkraft mit einer groß angelegten Flottenparade in der Ostsee vor Rostock. Dutzende Schiffe, darunter Raketenschnellboote, Minensucher, Fregatten und U-Jagd-Korvetten der Parchim-Klasse, nahmen an der Parade teil. Überflüge von Marinefliegern begleiteten die Inszenierung, während an Bord der Schiffe Offiziere in Paradeuniform salutierten. Die Führung der Nationalen Volksarmee wollte mit der Veranstaltung ein Zeichen setzen: Die DDR war wehrhaft, die Volksmarine kampfbereit.

Doch abseits der militärischen Posen war die Stimmung gedrückt. Bereits seit Wochen brodelte es im Land, die Proteste gegen das Regime wuchsen. Während in Rostock noch Schiffe ihre Formation hielten, waren in Leipzig bereits Zehntausende auf den Straßen. Es war eine Machtdemonstration in einem Staat, dessen Ende bereits spürbar war.

Die letzte Parade einer untergehenden Marine
Während die Schiffe der Volksmarine auf dem Wasser exerzierten, bröckelte die Macht der SED an Land. Nur einen Monat später, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer. Mit der deutschen Einheit im Jahr 1990 wurde auch die Volksmarine aufgelöst. Ein Großteil der Schiffe wurde außer Dienst gestellt, einige an andere Staaten verkauft, wenige in die Bundesmarine integriert. Die letzte große Flottenparade der DDR war damit rückblickend nicht mehr als eine nostalgische Momentaufnahme – eine Erinnerung an eine Streitmacht, die kurz darauf Geschichte war.

Heute erinnert in Rostock kaum noch etwas an die große Seestreitmacht der DDR. Die Parade von 1989 bleibt in der Erinnerung als eine Inszenierung eines Staates, der seine eigene Zukunft nicht mehr bestimmen konnte. Ein letztes Aufbäumen einer Marine, die nie einen Krieg erlebte, aber dennoch für einen untergehenden Staat demonstrierte.

Mit dem Kajak durchs Saaletal: Zwischen Kulturdenkmal und Weinbergen

0

Ein leiser Paddelschlag, das leise Plätschern der Saale und ein Panorama, das seit Jahrhunderten Dichter und Herrscher gleichermaßen inspiriert: So präsentiert sich der Abschnitt zwischen Rudolstadt und Naumburg jenen, die sich zu Wasser auf Entdeckungstour begeben. Eine Kajaktour auf der sächsischen Saale bietet nicht nur sportliche Herausforderung, sondern auch eine Reise durch über 800 Jahre regionaler Geschichte und eine Landschaft, die in ihrer Vielfalt ihresgleichen sucht.

Zwischen Fels und Fluss
Die Tour beginnt etwas unterhalb von Jena, in einem Flussabschnitt, der durch relativ ruhige Strömung besticht. Kurz hinter Rudolstadt jedoch mahnen zahlreiche Wehre zur Vorsicht: Sie sind auf kurzen Uferabschnitten zu umtragen und gelten als kleine Prüfsteine für erfahrene Paddler. Besonders an der Stelle bei Porsten-Dorf teilt sich das Gewässer: Links fließt die Lache – der offiziell ausgeschilderte Paddelweg –, rechts der eigentliche Saalearm, der landschaftlich allerdings reizvoller ist.

Gerade bei Niedrigwasser zeigt sich die Saale hier von ihrer tückischen Seite: Untiefen und Treibgut können den Vortrieb stark erschweren. „Man darf die Felsen nicht unterschätzen“, warnt ein ortsansässiger Kanuguide. „Vor allem rund um Burg Saaleck und die Rudelsburg nagt die Strömung unaufhaltsam am Muschelkalkgestein – wer sein Paddel unbedacht aufsetzt, riskiert ein Verhaken.“

Goethes Balkon Thüringens
Wer den Blick hebt, sieht auf den steilen Muschelkalkfelsen die weltbekannten Dornburger Schlösser über dem Saaletal thronen. Bereits Johann Wolfgang von Goethe zog es hierher: Das Renaissance-Schloss, in dem er einige Wochen residierte und die sogenannten Dornberger Gedichte verfasste, gilt als „Balkon Thüringens“. Daneben zeugen das mittelalterliche Alte Schloss und das Rokoko-Lustschlösschen von den wechselvollen architektonischen Epochen.

Burgenpaar und Dichterlied
Gut geschützt in einem engen Talabschnitt stehen Burg Saaleck und die Rudelsburg – Keimzellen mehrerer regionaler Sagen und Schauplätze des bekannten Lieds „An der Saale hellem Strande“. Die kleinere Burg Saaleck aus dem 12. Jahrhundert verlor im Zuge der Reformation an Bedeutung, heute erinnern nur noch die beiden runden Türme an ihre einstige Wehrhaftigkeit. Die Rudelsburg hingegen, ein Wahrzeichen des Saaletals, wurde einst erbaut, um die alte Fernstraße entlang des Flusses zu kontrollieren. Von ihrer Plattform eröffnet sich ein weiter Blick ins Tal und auf flussauf- wie abwärts gelegene Weinberge.

Wein und Domstadt
Kurz vor Naumburg kündigen sanfte Hügel mit Reben die Saale-Unstrut-Region an – das nördlichste Qualitätsweinanbaugebiet Deutschlands. Bei Blütengrund, wo die Unstrut in die Saale mündet, endet die Paddeltour. Während im Frühling Obstbaumwiesen in Blütenpracht erstrahlen, locken die Terrassenweinhänge im Herbst mit kräftigen Rotweinen.

Ein Bummel durch Naumburg rundet den Ausflug ab: Die fast tausendjährige Domstadt beeindruckt mit ihrem romanischen Dom St. Peter und Paul, prunkvollen Fachwerkhäusern und verwinkelten Gassen.

Die Saale offenbart auf knapp 60 Flusskilometern zwischen Rudolstadt und Naumburg ein Kaleidoskop aus Natur, Kultur und Geschichte. Sie fordert Kondition und Achtsamkeit, belohnt aber mit spektakulären Ausblicken – sei es auf historische Bauwerke, schroffe Kalkfelsen oder terrassierte Weinberge. Eine Tour, die Sportlern und Kulturliebhabern gleichermaßen unvergessliche Eindrücke schenkt.

Günter Schabowski – Ein Insider berichtet: So brach das DDR-Regime zusammen

0

Im Rückblick auf eine der turbulentesten Zeiten deutscher Geschichte bietet das Interview mit Günter Schabowski aus dem Jahr 1990 brisante Einblicke in den finalen Umbruch in der DDR. Damals als SED-Sekretär für Informationsfragen tätig, erinnert sich Schabowski an die letzten, chaotischen Monate, in denen das autoritäre System seinen Halt verlor – ein Prozess, der nicht zuletzt durch interne Fehler und eine unflexible Führungselite befeuert wurde.

Die Illusion der Stabilität
Schabowski beschreibt eindrücklich, wie die Führung der SED die Zeichen des Wandels ignorierte und den wachsenden Reformdruck sowohl innerhalb der Bevölkerung als auch aus dem internationalen Raum lange Zeit unterschätzte. Die festgefahrene Ideologie, die in der gesamten DDR vorherrschte, verlieh der Partei ein trügerisches Selbstbewusstsein. Doch unter der Oberfläche brodelte bereits lange Zeit die Unzufriedenheit, die sich in gefälschten Wahlergebnissen und manipulierten Prozessen manifestierte – ein klarer Bruch zwischen der offiziellen Darstellung und der gelebten Realität.

Starre Strukturen im Politbüro
Ein zentrales Element der damaligen Machtstruktur war das Politbüro. In wöchentlichen Sitzungen, geprägt von festen Hierarchien und ritualisierten Abläufen, traf sich die Führungselite, um über bis zu 20 Tagesordnungspunkte zu debattieren – von Wirtschafts- bis Außenpolitik. Die strenge Sitzordnung und der Mangel an kritischem Austausch zwischen den Mitgliedern spiegelten eine Atmosphäre wider, in der abweichende Meinungen kaum Platz fanden. Selbst innerhalb dieses Gremiums kam es zu internen Konflikten, als Schabowski und andere Funktionäre begannen, die anhaltende Missachtung der Realität zu hinterfragen.

Der Druck der historischen Ereignisse
Die Ereignisse im Herbst 1989 – von den manipulativen Kommunalwahlen bis hin zu den massiven Montagsdemonstrationen in Leipzig – führten zu einem wachsenden Druck auf das System. Besonders prägnant ist der Moment, als Schabowski am 9. November 1989 während einer Pressekonferenz den Ausreisebeschluss verkündete. Obwohl er nicht mit den unmittelbaren Reaktionen gerechnet hatte, löste diese Ankündigung eine Kettenreaktion aus, die den Fall der Berliner Mauer und den Zusammenbruch des DDR-Regimes beschleunigte.

Interne Auseinandersetzungen und der Sturz Honeckers
Ein weiterer Wendepunkt war der interne Machtkampf im Politbüro. Als sich ab dem 8. Oktober konspirative Aktionen gegen Erich Honecker formierten, gerieten selbst die obersten Kreise der Führung in einen offenen Konflikt. Schabowski berichtet, wie sich innerhalb kürzester Zeit eine kritische Masse formierte, die letztlich dazu führte, dass Honecker am 17. Oktober 1989 abgesetzt wurde. Diese internen Machtverschiebungen machten deutlich, dass das System sich nicht nur gegen den Druck von außen, sondern auch gegen die eigene Starrheit wehrte.

Nachwirkungen und Selbstreflexion
Das Interview mit Schabowski zeigt, wie tiefgreifend die ideologischen und strukturellen Fehler der DDR-Führung das Ende des Staates einleiteten. Die abschließende Ausschließung Schabowskis aus der SED-PDS im Januar 1990 unterstreicht den symbolischen Bruch mit der alten Ordnung. Die Ereignisse jener Tage und Monate erinnern daran, dass ein autoritäres System nur so lange Bestand haben kann, wie es sich seiner Realität verschließt – und dass interne Widersprüche letztlich den Untergang einleiten.

Mit seinen Erinnerungen liefert Schabowski nicht nur ein persönliches Zeugnis, sondern auch eine Mahnung: Die Unfähigkeit, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen, kann fatale Konsequenzen haben – für Einzelne ebenso wie für ganze Gesellschaften.

Bernburgs Renaissance zwischen Altbau-Charme und modernem Wohngefühl

0

Bernburg/Saale. Ein Vierteljahrhundert lang lag der Saalplatz im Dornröschenschlaf – Ruinen, Verfall und unklare Besitzverhältnisse prägten das Bild direkt am Ufer der Saale. Nun erlebt das Herz der Stadt eine Renaissance: Ein Ensemble aus historischer Bausubstanz und modernen Neubauten haucht dem alten Quartier neues Leben ein.

Die örtliche Wohnstättengesellschaft nahm sich vor einigen Jahren der Aufgabe an, Alt und Neu in Einklang zu bringen und die Identität des Saalplatzes zu bewahren. Die Planer verfolgten dabei zwei zentrale Ziele: den Erhalt tragfähiger historischer Fassaden und den behutsamen Ersatz unrettbarer Bauteile durch qualitätsvolle Neubauten, die mit der umliegenden Architektur korrespondieren.

Im Inneren überraschen lichtdurchflutete Grundrisse mit großzügigen Fensterfronten, die den Blick auf Fluss und Renaissance-Schloss freigeben. Komfortmerkmale wie Fußbodenheizung, Aufzüge und integrierter Parkraum im Souterrain verbinden modernen Wohnkomfort mit historischem Ambiente. Ein neu eingeführtes Photovoltaik-Mieterstrommodell erzeugt nachhaltigen Energie­nachschub direkt vor Ort.

Die neu gepflasterten Promenaden und Uferwege laden zu Spaziergängen ein, während Cafés und Ateliers am Saaleufer lebendige Treffpunkte schaffen. Das Quartier ist zum Schauplatz urbaner Belebung geworden, das Bewohner und Besucher gleichermaßen anzieht.

Der Weg zum Erfolg war jedoch nicht einfach: Jahrelang ungeklärte Eigentumsfragen und bürokratische Hürden ließen das Gelände brachliegen. Erst durch die enge Zusammenarbeit von Kommune, Investoren und Kulturbehörden konnte das Projekt realisiert werden.

Das Ergebnis ist ein Beleg gelungener Stadtplanung: Der Saalplatz ehrt die Baugeschichte der Stadt, erfüllt zugleich aber moderne Wohnansprüche. Die Verbindung von Traditionsbewusstsein und zeitgemäßem Design verleiht dem Viertel neuen städtischen Schwung und macht es zu einem lebendigen Teil der Stadtlandschaft.

Besiegt und befreit – Kindheitserinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkriegs

0

Als die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs heraufzogen, lebte der damals achtjährige Volker Schobeß in Potsdam mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder in einem Haus unweit der Havel. In einem Interview erinnert er sich an die gespenstische Atmosphäre jener Tage, in denen Angst und Hoffnung dicht beieinanderlagen.

„Nach Kriegsende war das natürlich für uns Kinder eine aufregende Zeit. Wir haben gemerkt, dass die Eltern – also es war ja nur die Mutter – alle in Ängste waren, was passiert noch, was besteht uns bevor“, berichtet Schobeß. Die Erinnerung sei geprägt von einem späten Nachmittagsruf: „Der Hausdruck wieder, die Russen kommen, der Schreckensruf.“ Für die Familie bedeutete das: hastiges Herunterfahren, Keller aufsuchen, Schutz suchen.

Im engen Luftschutzkeller, den die Bewohner notdürftig mit Decken ausgelegt hatten, lagen die Geschwister Seite an Seite. „Dann kamen zwei, drei Russen zu uns in den Keller“, fährt Schobeß fort. „Wir lagen unter Decken sozusagen als Kinder … und die haben uns auf der Brust abgekratzt.“ Die Geste, so unbeholfen und archaisch sie erscheint, sprach einerseits von Misstrauen und Angst, andererseits von Neugier und der Suche nach Kontakt zwischen Besatzern und Bevölkerung.

Für viele Zeitzeugen markiert diese Phase eine Zäsur: Die Erfahrung, dass es kein Zurück mehr gab, und zugleich der erste Schritt in eine ungewisse Zukunft. Schobeß erinnert sich, wie seine Mutter in hektischer Eile Proviant sammelte, während er und sein Bruder die Geräusche der einmarschierenden Truppen hörten – Artillerie und schwere Panzerketten. Noch heute spürt er den Schreck, als eine Granate in der Nähe einschlug und der Keller erzitterte.

Doch trotz der Furcht habe sich bald ein Gefühl von Befreiung breitgemacht, erklärt der heute 88-Jährige. „Alles war zerstört, aber mit einem Schlag war der Schrecken des Krieges vorbei.“ In den folgenden Tagen öffneten sich für die Verbliebenen im zerstörten Potsdam neue Perspektiven: erste Rationen, erste Begegnungen mit Rotarmisten, die vielfach freundlich und zurückhaltend auftraten, und die allmähliche Erkenntnis, dass ein langer Leidensweg zu Ende ging.

Schobeß’ Erinnerungen sind mehr als Kindheitserlebnisse – sie sind ein Stück Zeitgeschichte, das von der Verunsicherung, aber auch der Zuversicht jener Tage berichtet. In seinen Erzählungen verbindet sich das Bild einer zerstörten Stadt mit dem Aufbruch in eine neue Zeit, in der Hoffnung und Angst noch tagtäglich miteinander kämpften.

Ein letzter Versuch, den Exodus zu stoppen – Die DDR-Führung im Würgegriff der Wende

0

Am 10. November 1989 richtete sich die DDR-Führung in einem historischen Fernsehbeitrag des Jugendformats „Elf 99 – Der Jugendnachmittag“ in einer letzten Anstrengung an ihre Bürger. In einer vermeintlich vertrauensvollen Ansprache kündigte der damalige Innenminister Friedrich Dickel radikale Neuerungen an, die dazu dienen sollten, den unaufhaltsamen Strom der Ostdeutschen in den Westen einzudämmen.

Neue Regelungen in turbulenten Zeiten
Mit ruhiger, fast inszenierter Gelassenheit erklärte Dickel, dass ab sofort alle Volkspolizeikreisämter Anträge für Privatreisen – insbesondere in die Bundesrepublik Deutschland und nach West-Berlin – entgegennehmen würden. Ziel dieser Maßnahmen war es, den massenhaften Exodus zu bremsen, der über Monate hinweg das DDR-Regime erschütterte. Die angekündigten Verfahren sollten nicht nur kurzfristig greifen, sondern dauerhaft Teil des neuen Reisegesetzes werden. So sollte das Verfahren der Antragstellung – angeblich auch an Wochenenden möglich – den Bürgern Sicherheit bieten und unüberlegte, spontane Grenzübertritte verhindern.

Inszenierung einer Entspannungspolitik
In der Ansprache betonte Dickel immer wieder die Notwendigkeit von Besonnenheit und Verantwortungsbewusstsein. „Nur so kann sichergestellt werden, dass der grenzüberschreitende Reiseverkehr geordnet abläuft“, so sein Appell. Neben der Einführung vereinfachter Antragsverfahren wurden auch umfangreiche infrastrukturelle Maßnahmen angekündigt: Neue Grenzübergänge an bekannten Berliner Orten wie der Glienicker Brücke, dem Potsdamer Platz oder der Eberswalder Straße sollten – angeblich noch am kommenden Wochenende – in Betrieb gehen. Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, mit zusätzlichen Busverbindungen und der Eröffnung weiterer U-Bahnhöfe, war Teil eines umfassenden Versprechens, die Grenzen nicht nur politisch, sondern auch logistisch neu zu ordnen.

Die bittere Ironie des Wandels
Doch während Dickel in rhetorisch gut einstudierten Phrasen von geordneter Umstellung sprach, war die Realität eine ganz andere. In den Stunden nach dem Fall der Mauer waren die Bürgerinnen und Bürger nicht länger bereit, auf bürokratische Genehmigungen zu warten. Viele nutzten die neu gewonnene Freiheit und überquerten die Grenze – ob für einen kurzen Besuch oder als endgültiger Abschied von der alten DDR. Die angekündigten Maßnahmen wirkten auf den Punkt der Inszenierung reduziert: Eine Art letzte Belehrung, die die Kontrolle über ein längst entgleitendes System zurückgewinnen sollte.

Die Ironie des Moments schärft sich noch im Rückblick: Nur neun Monate zuvor war der junge Ost-Berliner Kellner Chris Gueffroy als letztes Todesopfer an der Berliner Mauer erschossen worden – ein schmerzlicher Beleg für die Brutalität eines Regimes, das zu seinen eigenen Mitteln und Werten stehen musste. Während die Grenzsoldaten für ihre Rolle sogar Auszeichnungen und Prämien erhielten, blieb der Preis für den einfachen Menschen unermesslich hoch.

Ein Zeugnis des Umbruchs
Der Beitrag von „Elf 99 – Der Jugendnachmittag“ dokumentiert mehr als nur die formalen Neuerungen in einem sich auflösenden Staatsapparat. Er ist ein Zeugnis des Umbruchs, in dem offizielle Versprechen, technokratische Maßnahmen und die Realität des Massenexodus aufeinanderprallten. Die Ansprache Friedrich Dickels, die in ihrer nüchternen Rhetorik versuchte, den beginnenden Wandel zu kontrollieren, blieb letztlich ein symbolischer Versuch, den Untergang eines Systems aufzuhalten, das schon längst in die Geschichte eingegangen war.

In diesem Spannungsfeld zwischen Staatsanspruch und gelebter Freiheit manifestiert sich der wahre Kern der Wende: Der Moment, in dem die offizielle Ordnung der DDR nicht mehr in der Lage war, den Drang der Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung zu bändigen – ein Moment, der den Beginn einer neuen Ära markierte.