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Die Friedliche Revolution in Jena 1989: Zeitzeugen im Gespräch

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Die Friedliche Revolution in Jena im Jahr 1989 war eine Phase großer Veränderungen. Viele Menschen in der DDR wünschten sich ein Leben ohne Angst und Unterdrückung. Das alte System begann zu bröckeln, und Hoffnung keimte auf, dass Veränderungen möglich waren. Im Sommer 1989 machte sich immer mehr Unzufriedenheit breit. Die Diskussionen über die Entwicklungen in Ungarn und die Flüchtlinge, die in den Westen flohen, zeigten, dass der Wunsch nach Freiheit immer stärker wurde.

Proteste und Kreativität
Im August 1989 wurde der Wunsch nach Veränderung auch in Jena immer deutlicher. Menschen organisierten Proteste und nutzten kreative Wege, um ihre Botschaften zu verbreiten. Humorvolle Plakate und Slogans waren dabei eine Möglichkeit, die Missstände anzuprangern und Aufmerksamkeit zu erregen. Die Demonstrationen in Danzig, die gegen den Mauerbau gerichtet waren, inspirierten viele und weckten die Hoffnung, dass auch in der DDR ein Wandel möglich sein könnte.

Wahlbetrug als Wendepunkt
Ein wichtiger Auslöser für den Widerstand in Jena war der Wahlbetrug bei den DDR-Wahlen im Mai 1989. Die manipulierten Ergebnisse schürten das Misstrauen der Menschen gegenüber der Regierung. Die offensichtliche Ungerechtigkeit trieb viele dazu, sich aktiv gegen das System zu stellen. Dieser Moment wurde zu einem Wendepunkt, der die Protestbewegung weiter verstärkte.

Neue Organisationen und Hoffnung
Im September 1989 wurde das Neue Forum gegründet. Es war ein entscheidender Schritt, um die Opposition zu organisieren. Gleichzeitig entstanden weitere Gruppen wie die SDP und der Demokratische Aufbruch. In Jena schlossen sich viele Menschen diesen Bewegungen an, um sich für eine demokratische Zukunft einzusetzen. Besonders die Stadtkirche wurde zu einem wichtigen Treffpunkt, an dem sich die Oppositionellen trafen, um ihre Ideen zu besprechen und Aktionen zu planen.

Die Stadtkirche als Ort des Widerstands
Ein prägender Moment in Jena war die erste Fürbitt-Andacht am 7. Oktober 1989 in der Stadtkirche. Dort kamen Menschen zusammen, um ihre Ängste zu teilen, Mut zu fassen und ihre Hoffnung auf Veränderung auszudrücken. Besonders die junge Generation und Studierende engagierten sich und trieben die Bewegung voran. Diese Andachten wurden zu einem Symbol für den Widerstand in der Stadt.

Der Einfluss der Montagsdemonstrationen
Die Montagsdemonstrationen in Leipzig hatten auch Auswirkungen auf Jena. Die Ereignisse dort zeigten, dass friedliche Proteste Wirkung zeigen konnten. Die Menschen in Jena fühlten sich bestärkt, ihre Forderungen nach Redefreiheit, Reisefreiheit und Demokratie laut auszusprechen. Sie wollten die Freiheit, Bücher zu lesen, die sie interessierten, und die Möglichkeit, die Welt außerhalb der DDR zu entdecken.

Erste Demonstrationen und gesellschaftlicher Wandel
Am 15. Oktober 1989 fand in der Stadtkirche eine Veranstaltung statt, bei der sich die neuen oppositionellen Parteien vorstellten. Das Interesse war groß, und viele Bürger wollten sich einbringen. Die erste Demonstration in Jena folgte am 23. Oktober 1989. Mit Parolen wie „Leute, macht die Glotze aus, kommt auf die Straße raus!“ forderten die Menschen zum Mitmachen auf. Es herrschte eine Stimmung des Aufbruchs, und die Bürger wollten die DDR in eine gerechtere und lebenswertere Gesellschaft verwandeln.

Der Fall der Berliner Mauer
Der 9. November 1989, der Tag des Mauerfalls, war ein Höhepunkt der Friedlichen Revolution. In Jena feierten die Menschen die neu gewonnene Reisefreiheit und die Möglichkeit, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Doch nicht alle waren mit der Geschwindigkeit der Ereignisse einverstanden. Einige hätten sich einen langsameren Übergang gewünscht, um die Veränderungen besser zu verarbeiten.

Herausforderungen der Wiedervereinigung
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands im Oktober 1990 begannen neue Herausforderungen. Die Menschen in Jena mussten sich an die Veränderungen im politischen und wirtschaftlichen System anpassen. Es gab viele Diskussionen über die Zukunft und die Gestaltung der neuen Gesellschaft. Dabei prallten unterschiedliche Erwartungen und Meinungen aufeinander.

Was bleibt von 1989?
Auch 35 Jahre später bleibt die Friedliche Revolution ein wichtiger Meilenstein der deutschen Geschichte. Die Menschen in Jena zeigten damals Mut, Kreativität und Entschlossenheit, um für Freiheit und Demokratie zu kämpfen. Ihre Bemühungen prägen bis heute das Selbstverständnis der Stadt und erinnern daran, wie wertvoll demokratische Errungenschaften sind.

Die Bedeutung der Revolution heute
Im Jahr 2024 jährt sich die Friedliche Revolution und der Mauerfall zum 35. Mal. Das wirft die Frage auf: Welche Bedeutung haben die Ereignisse von 1989/90 heute? Eine filmische Dokumentation der Geschichtswerkstatt Jena beleuchtet diese Frage. Acht Zeitzeugen berichten darin von ihren persönlichen Erfahrungen. Sie erzählen von der Atmosphäre in den späten 1980er Jahren, den Protesten und den ersten Schritten in Richtung Demokratie.

Die Dokumentation, unterstützt von der Stadt Jena, verbindet historische Ereignisse mit der Gegenwart. Durch Fotos und Interviews wird der damalige Aufbruch lebendig gemacht und gezeigt, welche Herausforderungen und Chancen aus der Revolution hervorgegangen sind. Die Geschichte von 1989 inspiriert noch immer dazu, die Werte von Freiheit und Demokratie zu bewahren und weiterzuentwickeln.

Seltene Aufnahmen der Stadt Jena zu Beginn der 1960er Jahre

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Die thüringische Stadt Jena blickt auf eine reiche und bewegte Geschichte zurück, die sich bis heute in vielen ihrer Bauwerke, Gedenkstätten und Traditionen widerspiegelt. Zu Beginn der 1960er Jahre prägten zahlreiche historische Stätten das Stadtbild und erinnerten an die Bedeutung Jenas in Wissenschaft, Kultur und Geschichte.

Eines der herausragenden Wahrzeichen der Stadt ist die gotische Stadtkirche St. Michael. Dieses unversehrte Denkmal mitteldeutscher Gotik zeugt von der Baukunst vergangener Jahrhunderte und steht bis heute für die religiöse und architektonische Tradition der Region. Die Kirche ist nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein Symbol für die Beständigkeit der Stadt durch die Jahrhunderte hinweg.

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena, gegründet im Jahr 1558, hat sich seit ihrer Entstehung zu einem geistigen Zentrum des thüringischen Raumes entwickelt. Sie spielte eine zentrale Rolle in der deutschen Wissenschaftslandschaft und zog zahlreiche Gelehrte und Studierende an, die die intellektuelle Entwicklung der Region maßgeblich prägten. Besonders im 19. Jahrhundert war die Universität ein Ort der Aufbruchsstimmung und politischen Diskussionen. Die Jenaer Burschenschaft, eine der aktivsten ihrer Zeit, setzte sich mit den gesellschaftlichen Problemen auseinander und wurde zum Keim einer allgemeinen deutschen Burschenschaft. Hier promovierte 1841 Karl Marx an der Philosophischen Fakultät – ein Ereignis, das heute durch einen Gedenkstein gewürdigt wird. Marx’ Verbindung zur Universität und zur Stadt unterstreicht die Bedeutung Jenas als Ort des geistigen Austauschs und der Revolutionäre.

Ein weiteres markantes Denkmal ist das Burschenschaftsdenkmal von 1883, das an die freiheitlich-demokratischen Bestrebungen der deutschen Jugendbewegung erinnert. Es symbolisiert den Kampf für Einheit und Freiheit, der auch die Geschichte Jenas nachhaltig beeinflusst hat.

Die Stadt beherbergt zahlreiche Erinnerungsorte, die von historischen Ereignissen und Persönlichkeiten zeugen. So befindet sich in Jena der ehemalige Wohnsitz Napoleons, in dem er sich 1806 auf die Schlacht von Jena und Auerstedt vorbereitete. Diese Schlacht, in der Napoleon die preußischen Truppen entscheidend schlug, markiert einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte und verleiht Jena eine besondere Stellung in der napoleonischen Ära.

Ein weiterer herausragender Ort ist die Gedenktafel für Johann Wolfgang von Goethe, der in Jena bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen machte. Im Jahr 1784 identifizierte Goethe hier den Zwischenkieferknochen des Menschen, eine Erkenntnis, die wichtige Impulse für die Entwicklung der Anatomie und Evolutionstheorie lieferte. Diese Entdeckung unterstreicht die Bedeutung Jenas als Standort für Wissenschaft und Forschung.

Auch der bekannte Naturforscher Ernst Haeckel verbrachte zehn arbeitsreiche Jahre in Jena. In seinem Wohnhaus entstanden bahnbrechende Arbeiten zur Evolutionsbiologie, die bis heute von internationaler Bedeutung sind. Haeckels Wirken spiegelt den wissenschaftlichen Fortschritt wider, der eng mit der Stadt verknüpft ist.

Jena erhielt im 13. Jahrhundert seine Stadtrechte und erlangte durch die optische und Glasindustrie weltweite Berühmtheit. Unternehmen wie Carl Zeiss und Schott prägten die industrielle Entwicklung der Stadt und machten sie zu einem Zentrum technologischer Innovation. Diese Tradition des Fortschritts ist in der Stadt an zahlreichen Orten spürbar und verbindet die historische mit der modernen Identität.

Zu Beginn der 1960er Jahre zählte Jena rund 83.000 Einwohner. Die Stadt war ein lebendiger Ort, der Tradition und Moderne miteinander verband. Ihre historische Bedeutung, gepaart mit ihrem wissenschaftlichen und industriellen Erbe, machten Jena zu einem einzigartigen Zentrum in Thüringen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands nahm die Stadt ihren Platz in der Gesamtheit der deutschen Städte wieder ein und entwickelte sich weiter zu einem Ort des Wissens, der Kultur und der Innovation.

Das DDR-Regierungskrankenhaus: Medizinische Versorgung der politischen Elite

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Berlin. Der Klinikkomplex im Bucher Stadtforst im Nordosten Berlins wurde ursprünglich als Sanatorium für Tuberkulose-Patienten errichtet. Die Entscheidung, die Anlage mitten in einem dichten Waldgebiet zu platzieren, war kein Zufall. Die ruhige und abgeschiedene Umgebung des Bucher Stadtforsts bot ideale Bedingungen für die Genesung von Patienten, die an Tuberkulose litten, da frische Luft und Ruhe als wesentliche Elemente der Behandlung galten.

Die Bauarbeiten begannen in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, und der Komplex umfasste mehrere Gebäude, darunter Patientenzimmer, medizinische Labore, Operationssäle und Erholungsbereiche. Die Architektur des Komplexes reflektierte den damaligen medizinischen Fortschritt und die hohe Bedeutung, die der Bekämpfung von Tuberkulose beigemessen wurde. Weite Veranden und große Fenster sorgten für eine gute Belüftung und viel Tageslicht, was als förderlich für die Heilung angesehen wurde.

Während der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus diente die Klinik weiterhin als Tuberkulose-Sanatorium. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und während der DDR-Zeit wurde der Komplex modernisiert und für verschiedene medizinische Zwecke genutzt. Neben der Behandlung von Tuberkulose wurden hier auch andere Lungenerkrankungen sowie allgemeine gesundheitliche Beschwerden behandelt.

Der Klinikkomplex war über die Jahrzehnte hinweg ein bedeutendes medizinisches Zentrum in der Region. Er bot nicht nur spezialisierte Behandlungen, sondern auch umfangreiche Forschungsmöglichkeiten. Medizinisches Personal und Wissenschaftler arbeiteten gemeinsam daran, die Behandlungsmethoden zu verbessern und neue Erkenntnisse über Tuberkulose und andere Krankheiten zu gewinnen.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und den darauf folgenden gesundheitspolitischen Umstrukturierungen in den 1990er Jahren änderte sich die Nutzung des Klinikkomplexes. Viele der historischen Gebäude standen fortan leer, wurden aber in ihrer ursprünglichen Form weitgehend erhalten. Heute erinnern diese Bauten an die einstige Bedeutung des Sanatoriums und die Fortschritte in der medizinischen Versorgung.

Es gibt Bestrebungen, Teile des Klinikkomplexes zu erhalten und möglicherweise einer neuen Nutzung zuzuführen. Denkmalpflege und die Erhaltung des kulturellen Erbes spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Klinikkomplex im Bucher Stadtforst bleibt ein wichtiger Teil der medizinischen Geschichte Berlins und ein Symbol für die lange Tradition der Stadt als Zentrum für Wissenschaft und Heilkunst.

Schloss Reinhardsbrunn: Das Vergessene Erbe Thüringens

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Schloss Reinhardsbrunn ist ein historisches Schloss in Thüringen, Deutschland, das eine lange und bewegte Geschichte aufweist. Es liegt nahe der Stadt Friedrichroda und hat seinen Ursprung im 11. Jahrhundert. Das Schloss wurde an der Stelle des Benediktinerklosters Reinhardsbrunn errichtet, das 1085 gegründet wurde und im Mittelalter eine bedeutende Rolle spielte.

Im 19. Jahrhundert ließ Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha das Schloss im neugotischen Stil umbauen, wodurch es seine heutige Form erhielt. Das Schloss Reinhardsbrunn wurde ein beliebter Aufenthaltsort für die herzogliche Familie und diente als Repräsentationsbau. Die malerische Lage und prachtvolle Architektur machten es zu einem wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Enteignung durch die sowjetische Besatzungsmacht diente das Schloss verschiedenen Zwecken, unter anderem als Erholungsheim und Hotel. In den letzten Jahrzehnten verfiel das Gebäude jedoch zunehmend, was immer wieder Diskussionen über die Zukunft und mögliche Sanierungen auslöste.

Heute steht Schloss Reinhardsbrunn unter Denkmalschutz und es gibt Bestrebungen, das historische Gebäude zu restaurieren und einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Das Schloss und der umliegende Park sind wichtige Zeugnisse der thüringischen Geschichte und Kultur und ziehen trotz des Verfalls viele Besucher an.

Reinhardsbrunn – am Fuße des Thüringer Waldes, nahe Gotha – gilt als der Geburtsort Thüringens. Das Jagdschloss des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha, das eng mit dem englischen Königshaus verflochten ist, war auch ein heiliger Ort des deutschen Mittelalters, ein legendenumwobener Rückzugsort der Nazis, ein nobles Devisenhotel der DDR und ein trauriges Kapitel der Treuhand – kurzum: ein deutsches Lesebuch. Ein Schloss voller Geister der Vergangenheit, leerstehend, verlassen und dennoch wunderschön.

Im Jahr 2018 wurden die Eigentümer dieses denkmalgeschützten Schlosses, eine Firma aus Russland, durch den Freistaat Thüringen enteignet – nach 20 Jahren des Verfalls. Es war das erste Mal, dass eine solche – völlig legale, aber umstrittene – Entscheidung in Deutschland tatsächlich durchgesetzt wurde. Die Enteignung wurde von höchster Stelle gewollt, forciert von Ministerpräsident Bodo Ramelow und unterstützt durch die breite Bevölkerung.

Eintausend Jahre Thüringer Geschichte an einem Ort – das ist Schloss Reinhardsbrunn in Friedrichsroda. In einem bundesweit einmaligen Prozess ist es dem Freistaat Thüringen im Jahr 2021 gelungen, das in seiner Bausubstanz bedrohte Schloss zu enteignen. Seitdem wird das Anwesen mit staatlichen Mitteln nutzungsneutral gesichert und saniert. In einem breit angelegten, partizipativen Findungsprozess gilt es nun, ein zukunftsorientiertes Nutzungskonzept zu entwickeln. Für mehr Informationen bitte hier entlang: https://www.leg-thueringen.de/reinhar…

Die verlassene Tuberkulose-Klinik in Kolkwitz in Brandenburg

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Kolkwitz. Die Tuberkulose-Klinik in Kolkwitz, bekannt als Sanatorium Kolkwitz, war eine bedeutende medizinische Einrichtung in der Nähe von Cottbus im Bundesland Brandenburg. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet, zu einer Zeit, als Tuberkulose eine der häufigsten und gefährlichsten Infektionskrankheiten war. Das Sanatorium lag in einer waldreichen, ruhigen Gegend, da man glaubte, dass frische Luft und ein naturnahes Umfeld zur Heilung der Patienten beitragen würden.

Die Klinik bot umfassende medizinische Betreuung für Tuberkulose-Patienten, die oft lange Behandlungszeiträume benötigten. Zu den typischen Behandlungsmethoden gehörten die Frischlufttherapie, bei der Patienten viel Zeit im Freien verbrachten, auch im Winter, um die Lungen zu stärken. Strikte Ruhe und eine gesunde Ernährung waren ebenfalls zentrale Bestandteile der Therapie. Mit Fortschreiten der medizinischen Forschung kamen auch spezifische Medikamente gegen Tuberkulose zum Einsatz, was die Heilungschancen der Patienten erheblich verbesserte.

In der Nachkriegszeit und insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren, als die Entdeckung wirksamer Antibiotika die Behandlung von Tuberkulose revolutionierte, nahm die Bedeutung von Sanatorien wie der Klinik in Kolkwitz ab. Viele dieser Einrichtungen wurden geschlossen oder umgewidmet, da Tuberkulose zunehmend unter Kontrolle gebracht werden konnte. Auch die Tuberkulose-Klinik in Kolkwitz existiert heute in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr. Die Gebäude wurden möglicherweise für andere medizinische oder soziale Zwecke genutzt oder sind Teil historischer Dokumentationen und Erinnerungen an die Gesundheitsgeschichte der Region.

Die Tuberkulose-Klinik in Kolkwitz steht stellvertretend für die zahlreichen Sanatorien, die im frühen 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Kampf gegen Tuberkulose spielten. Sie erinnert an eine Zeit, in der diese Krankheit eine ernsthafte Bedrohung darstellte und spezialisierte Einrichtungen notwendig waren, um die Ausbreitung und die Folgen der Krankheit zu bekämpfen.

Das Nazi-Kraftwerk an der Oder nördlich von Eisenhüttenstadt

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Nördlich von Eisenhüttenstadt erheben sich zwei rund 100 Meter hohe Schornsteine in den Himmel. Sie sind das Wahrzeichen des Kraftwerkbaus Vogelsang – das letzte seiner Art. Die Nationalsozialisten planten ursprünglich, hier Energie für den ‚Totalen Krieg‘ zu erzeugen. Doch bevor das Kraftwerk fertiggestellt werden konnte, tobte dort wochenlang eine heftige Schlacht. Die Spuren dieser Kämpfe sind noch immer sichtbar. Die Schornsteine stehen heute als stumme Zeugen einer Vergangenheit, die sowohl von ehrgeizigen industriellen Projekten als auch von den Verwüstungen des Krieges geprägt ist.

Das Kraftwerkbau Vogelsang bezieht sich auf das Kernkraftwerk Greifswald (auch bekannt als KKW Lubmin oder Kernkraftwerk Nord), das in der Nähe von Lubmin bei Greifswald in der DDR errichtet wurde. Es war eines der größten Kernkraftwerke in der DDR und spielte eine wichtige Rolle in der Energieversorgung des Landes.

Geschichte und Bau
Der Bau des Kernkraftwerks Greifswald begann 1967. Es bestand aus insgesamt fünf Reaktorblöcken vom Typ WWER (Wasser-Wasser-Energie-Reaktor), die zwischen 1973 und 1989 in Betrieb gingen. Ursprünglich waren acht Blöcke geplant, jedoch wurden die Bauarbeiten nach der politischen Wende 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands eingestellt.

Betrieb und Stilllegung
Das Kraftwerk wurde in den 1970er und 1980er Jahren kontinuierlich erweitert und modernisiert, um den steigenden Energiebedarf der DDR zu decken. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde jedoch entschieden, die Reaktoren aus Sicherheitsgründen nach und nach stillzulegen. Dies geschah in den Jahren 1990 bis 1995. Die Stilllegung und der Rückbau des Kernkraftwerks sind komplexe und langwierige Prozesse, die noch andauern.

Umweltauswirkungen und Sicherheitsbedenken
Während seiner Betriebszeit und insbesondere nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 standen die Sicherheitsstandards und die Umweltverträglichkeit des Kernkraftwerks Greifswald immer wieder in der Kritik. Die Sorge um die Sicherheit der Reaktoren und die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung trugen maßgeblich zur Entscheidung bei, das Kraftwerk nach der Wiedervereinigung stillzulegen.

Nachnutzung
Nach der Stilllegung des Kraftwerks wurden verschiedene Konzepte zur Nachnutzung des Geländes entwickelt. Ein Teil der Anlagen wird heute als Zwischenlager für radioaktive Abfälle genutzt. Zudem gibt es Pläne, Teile des Geländes für industrielle und wissenschaftliche Zwecke zu nutzen.

Das Kernkraftwerk Greifswald ist ein bedeutendes Beispiel für die Kernenergienutzung in der ehemaligen DDR und symbolisiert zugleich die Herausforderungen und Risiken, die mit der Kernenergie verbunden sind. Die Geschichte des Kraftwerks ist eng mit der Energiepolitik der DDR und den politischen Veränderungen nach der Wiedervereinigung Deutschlands verknüpft.

Glashütte 1971 – Die Uhren beherrschen die Stadt im Erzgebirge

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Glashütte, eine Stadt im Erzgebirge, ist weltweit bekannt für ihre traditionsreiche Uhrenindustrie. Im Jahr 1971 befand sich Glashütte in der DDR und war ein Zentrum für die Herstellung hochwertiger mechanischer Uhren. Die Geschichte der Uhrenherstellung in Glashütte reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Ferdinand Adolph Lange 1845 die erste Uhrenmanufaktur gründete und den Grundstein für den Ruf der Stadt als Uhrenmetropole legte.

Während der DDR-Zeit wurden die privaten Uhrenmanufakturen in Glashütte verstaatlicht und in den volkseigenen Betrieb (VEB) Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) überführt. GUB war der zentrale Akteur in der Uhrenproduktion der DDR und vereinte alle bisherigen Uhrenhersteller der Region unter einem Dach. Dies geschah in einer Zeit, in der die DDR stark auf Zentralisierung und Verstaatlichung setzte, um die Wirtschaft zu kontrollieren und zu planen.

1971 war ein Jahr, in dem die Uhrenindustrie in Glashütte weiter unter den Bedingungen der sozialistischen Planwirtschaft arbeitete. Die Produktion war auf Massenfertigung ausgerichtet, wobei sowohl einfache als auch anspruchsvollere mechanische Uhren hergestellt wurden. Trotz der Einschränkungen durch die Planwirtschaft und die teilweise mangelhafte Versorgung mit hochwertigen Materialien gelang es den Glashütter Uhrenbetrieben, eine gewisse Qualität zu wahren und sowohl im Inland als auch im sozialistischen Ausland Anerkennung zu finden.

In dieser Zeit wurden in Glashütte nicht nur Armbanduhren, sondern auch andere Präzisionsinstrumente wie Chronometer und Stoppuhren produziert. Die Ingenieure und Uhrmacher in Glashütte setzten ihr Wissen und Können ein, um weiterhin innovative und zuverlässige Produkte zu entwickeln, obwohl sie oft mit begrenzten Ressourcen und technologischen Herausforderungen konfrontiert waren.

Die Ausbildung von Uhrmachern in Glashütte war ebenfalls von hoher Bedeutung. Die Stadt beherbergte renommierte Ausbildungsstätten, an denen neue Generationen von Uhrmachern ausgebildet wurden. Diese Tradition der handwerklichen Ausbildung und des Know-hows trug wesentlich dazu bei, den hohen Standard der Glashütter Uhrenproduktion zu erhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Glashütte im Jahr 1971 ein bedeutendes Zentrum der Uhrenproduktion in der DDR war. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der sozialistischen Planwirtschaft gelang es den Glashütter Uhrenbetrieben, die Tradition der hochwertigen Uhrenherstellung fortzusetzen und den Ruf der Stadt als Zentrum der Uhrmacherkunst zu bewahren. Die Stadt und ihre Uhrenindustrie standen für handwerkliche Präzision und technische Innovation, eingebettet in die spezifischen Herausforderungen und Bedingungen der DDR-Zeit.

Glashütte 1971 – Dokumentation des DDR Fernsehens über Glashütte. Zeitdokument über das Leben in und um Glashütte und der Uhrenproduktion.

Was sich die Menschen in der DDR alles einfallen ließen, um telefonieren zu können

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Das Telefonieren in der DDR war durch verschiedene Faktoren geprägt, die die Kommunikation stark beeinflussten. Anders als heute war das Telefon in der DDR kein alltägliches Kommunikationsmittel für alle, sondern ein Luxus, der mit vielen Einschränkungen verbunden war.

Telefonanschlüsse und Infrastruktur
Die Versorgung mit Telefonanschlüssen war in der DDR stark limitiert. Haushalte, die einen Telefonanschluss besaßen, waren in der Minderheit. Vor allem in den ländlichen Gebieten war der Zugang zu Telefonanschlüssen eingeschränkt, und es gab lange Wartezeiten für die Installation eines neuen Anschlusses. Diese konnten mehrere Jahre betragen.

Öffentliche Telefone
Um die geringe Verbreitung privater Telefonanschlüsse zu kompensieren, gab es viele öffentliche Telefonzellen und Postämter mit Telefonen. Diese waren oft stark frequentiert und es war üblich, für ein Telefongespräch anstehen zu müssen.

Qualität und Zuverlässigkeit
Die Qualität der Telefonleitungen war oft schlecht. Es gab häufig Störungen und die Sprachqualität ließ zu wünschen übrig. Die Infrastruktur war veraltet und es gab nur begrenzte Investitionen in die Modernisierung des Telefonnetzes.

Überwachung und Kontrolle
Eine Besonderheit des Telefonierens in der DDR war die allgegenwärtige Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi). Telefongespräche konnten abgehört und aufgezeichnet werden, insbesondere wenn eine Person als politisch verdächtig galt. Dies führte dazu, dass viele Menschen vorsichtig waren, was sie am Telefon besprachen.

Internationale Telefonate
Telefonate ins westliche Ausland waren mit zusätzlichen Hürden verbunden. Sie mussten oft vorher beantragt und konnten nur über spezielle Vermittlungsstellen geführt werden. Die Kosten waren hoch und es gab strenge Kontrollen.

Telefonkultur
In der DDR entwickelte sich eine eigene Telefonkultur, die sich durch Effizienz und Prägnanz auszeichnete. Aufgrund der Einschränkungen und Überwachung wurden Telefongespräche meist kurz und sachlich gehalten. Für private und vertrauliche Gespräche traf man sich lieber persönlich.

Zusammengefasst war das Telefonieren in der DDR ein von Einschränkungen, schlechter Infrastruktur und Überwachung geprägtes Erlebnis. Trotz der Hindernisse nutzten die Menschen die verfügbaren Möglichkeiten, um miteinander in Kontakt zu bleiben und wichtige Informationen auszutauschen.

Im nachfolgenden Video spricht Dr. Stefan Wolle, der wissenschaftliche Leiter des DDR Museum über die Telefonie in der DDR. Telefone waren eine Rarität und vor den Telefonzellen bildeten sich Schlangen. Was sich die Menschen in der DDR alles einfallen ließen, um telefonieren zu können, erfahrt ihr in diesem Video.

Dr. Stefan Wolle: Jahrgang 1950, Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin, 1972 Relegation aus politischen Gründen, Arbeit in einem Produktionsbetrieb, 1976–89 Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1984 Promotion, 1990 Mitarbeiter des Komitees für die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit, 1991-96 Assistent an der Humboldt-Universität, 1996–98 Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1998–2000 Referent bei der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, danach freier Autor, zeitweilige Mitarbeit im Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin, seit 2005 wissenschaftlicher Leiter des DDR Museum. weitere Videos unter https://www.youtube.com/@ddrmuseum/videos

Jenaer OB Thomas Nitzsche über eine „oberirdisch autofreie Innenstadt“

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Die Freitagsbotschaft von Jenaer Oberbürgermeister Thomas Nitzsche am 13. Dezember 2024 widmete sich vor allem einem zentralen Thema: dem Parken in der Innenstadt. In seinem ausführlichen Beitrag beleuchtete er verschiedene Maßnahmen, die die Stadt ergreifen möchte, um die Parkplatzsituation in der Innenstadt zu verbessern und gleichzeitig die Attraktivität der Stadt zu erhöhen.

Einleitung und politischer Kontext
Nitzsche begann die Freitagsbotschaft mit einem aktuellen politischen Thema: der Wahl von Mario Voigt zum neuen Thüringer Ministerpräsidenten. Der Oberbürgermeister beglückwünschte Voigt zu seiner Wahl und betonte die Wichtigkeit dieser politischen Entwicklung für Thüringen. Besonders hervorhob er die Bedeutung eines zügigen Beschlusses des Landeshaushalts, da viele kommunale Projekte auch von der Finanzierung durch das Land abhängen. Diese politische Vorbemerkung war nicht nur ein Zeichen für die Aktualität der Nachricht, sondern verdeutlichte auch den Zusammenhang zwischen kommunaler und Landespolitik.

Parken in der Innenstadt: Ein vielschichtiges Problem
Der Hauptfokus von Nitzsches Botschaft lag auf der Parkraumbewirtschaftung in der Jenaer Innenstadt. Hier zeichnete sich ein wachsender Konflikt zwischen den Bedürfnissen der Anwohner und den Pendlern ab, die ihre Autos in der Stadt abstellen. Die Parkplatzsituation war zunehmend von Konkurrenz geprägt, da Pendler oft die Parkplätze der Anwohner in Anspruch nahmen, was zu einer angespannten Atmosphäre führte.

Die Lösung dieses Problems, so Nitzsche, wurde durch eine Veränderung des Bundesrechts möglich. Die Stadt habe nun die rechtliche Möglichkeit, Anwohnerparkplätze effizienter zu gestalten, was insbesondere den Anwohnern zugutekommen soll. Dabei ging der Oberbürgermeister auf die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung ein, bei der Parkautomaten aufgestellt und Kontrollen durchgeführt werden sollen. Dies würde nicht nur den Anwohnern eine bevorzugte Parkmöglichkeit verschaffen, sondern auch dafür sorgen, dass die Parkplatzsituation insgesamt fairer gestaltet wird.

Finanzielle Aspekte der Parkraumbewirtschaftung
Ein zentrales Thema der Freitagsbotschaft war die Finanzierung der Parkraumbewirtschaftung. Nitzsche erklärte, dass das Aufstellen von Parkautomaten und die Durchführung von Kontrollen mit erheblichen Kosten verbunden seien. Bislang deckte die Gebühr für den Anwohnerparkausweis lediglich die Kosten für die Ausstellung des Ausweises. Um die höheren Kosten der Bewirtschaftung zu decken, erlaube das geänderte Bundesrecht eine Erhöhung der Gebühren. Die Stadt Jena werde dabei jedoch eine moderate Gebühr von 120 Euro pro Jahr (entsprechend 10 Euro pro Monat) erheben, was im Vergleich zu anderen Städten, in denen Gebühren zwischen 200 und 300 Euro liegen, relativ gering sei. Diese Gebühr sei notwendig, um die Verwaltungskosten zu decken und gleichzeitig den Stadthaushalt nicht übermäßig zu belasten.

Die Ziele der Parkraumbewirtschaftung
Ein weiteres Ziel dieser Maßnahme sei es, die Innenstadt für alle attraktiver zu machen, indem der Parkdruck auf den oberirdischen Parkplätzen reduziert wird. Durch eine intelligente Preisgestaltung erhofft sich Nitzsche, dass mehr Menschen bereit sind, in Parkhäuser oder Tiefgaragen zu fahren. Diese sind bislang unterausgelastet, und die Stadt möchte mit höheren Parkgebühren im Straßenraum eine Lenkungswirkung erzielen, die Autofahrer dazu anregen soll, auf diese Parkmöglichkeiten auszuweichen. Die Parkhäuser seien gut ausgestattet und verfügten über ausreichend Kapazitäten, um den Parkbedarf in der Innenstadt zu decken.

Nitzsche erklärte, dass dieses Konzept langfristig dazu beitragen sollte, die Innenstadt insgesamt weniger von parkenden Autos zu dominieren, was zu einer höheren Lebensqualität für die Bewohner und eine angenehmere Atmosphäre für Fußgänger und Radfahrer führen würde. Das Ziel sei es, den Verkehr in der Innenstadt zu beruhigen und den Platz für Fußgänger und Radfahrer zurückzugewinnen, ähnlich wie dies in der Wagnergasse vor einigen Jahren geschehen sei.

Verkehrspolitische Vision: Eine „oberirdisch autofreie Innenstadt“
Ein weiterer zentraler Punkt in der Freitagsbotschaft war die Vision einer „oberirdisch autofreien Innenstadt“. Nitzsche betonte, dass es nicht um eine völlige Abschaffung des Autos in der Innenstadt gehe, sondern darum, den Verkehr unter die Erde zu verlagern. Er vergleicht dies mit der Entwicklung der Wagnergasse, die früher von starkem Verkehr geprägt war und heute eine Fußgängerzone ist. Durch die Lenkungswirkung der Parkgebühren erhofft sich die Stadt, dass immer mehr Autofahrer ihre Fahrzeuge in Parkhäusern abstellen und somit die oberirdischen Parkflächen für andere Nutzungsmöglichkeiten freigegeben werden.

Das Ziel sei es, die Innenstadt zu einem attraktiven Ort für die Menschen zu machen, an dem Autos nicht mehr die Dominanz über den öffentlichen Raum übernehmen. Dieser Schritt werde nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität in der Innenstadt beitragen, sondern auch die Wirtschaft ankurbeln, indem die Verweildauer der Menschen in der Stadt erhöht wird. Nitzsche verwies auf positive Erfahrungen aus anderen Städten und zeigte sich optimistisch, dass dieses Konzept auch in Jena erfolgreich umgesetzt werden kann.

Weitere Maßnahmen und Parkgebühren
Neben den oben genannten Maßnahmen kündigte Nitzsche auch eine Anpassung der Parkgebühren an. In der Innenstadt sollen künftig 3 Euro pro Stunde verlangt werden, in der Peripherie 1,50 Euro und in den übrigen Stadtgebieten 75 Cent pro Stunde. Zudem wird es Parkmöglichkeiten wie den Seidelparkplatz geben, auf dem Tagestickets für 4,50 Euro erworben werden können. Nitzsche erhofft sich durch diese Maßnahmen eine verstärkte Nutzung der Parkhäuser und eine nachhaltige Veränderung des Parkverhaltens der Menschen.

Ein langfristiger Wandel
Zum Abschluss seiner Botschaft stellte Nitzsche klar, dass die geplanten Änderungen nicht von heute auf morgen die Parkplatzsituation in der Innenstadt vollständig verändern würden. Es sei ein langfristiger Prozess, bei dem die Menschen Schritt für Schritt umdenken und bereit sind, ihre Parkgewohnheiten zu ändern. Die Stadt sei jedoch zuversichtlich, dass die Einführung dieser Maßnahmen einen positiven Effekt auf die Innenstadt haben werde, sowohl in Bezug auf die Lebensqualität der Anwohner als auch auf die Attraktivität für Besucher und Geschäftsinhaber.

Nitzsche betonte abschließend, dass die Veränderungen ein zentrales Ziel verfolgten: die Innenstadt von Jena für alle Menschen – sei es für Anwohner, Besucher oder Geschäftsleute – angenehmer und lebendiger zu gestalten. Der Oberbürgermeister wünschte allen ein schönes Wochenende und einen besinnlichen Advent.

Mit dieser umfassenden und differenzierten Betrachtung der Parkproblematik in Jena setzte Nitzsche einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und lebenswerteren Innenstadt.

Björn Höcke (AfD) in Thüringen regiert jetzt eine „Himbeer-Koalition“

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Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, hat sich nach der Wahl von Mario Voigt (CDU) zum neuen Ministerpräsidenten des Freistaats in einer ausführlichen Stellungnahme geäußert. Höcke kritisierte die Wahl scharf und stellte Voigts Regierungsübernahme in ein kritisches Licht. Insbesondere betonte er die Unterstützung durch Stimmen aus der Linksfraktion, die seiner Meinung nach entscheidend für den Erfolg Voigts im ersten Wahlgang war. Diese Tatsache nahm Höcke zum Anlass, die neue politische Konstellation abwertend als „Himbeer-Koalition“ zu bezeichnen, ein Begriff, der an die frühere Bezeichnung „Bromberg-Koalition“ anknüpft. Er deutete damit an, dass Voigt nun von zwei roten – sprich linken – Koalitionspartnern getragen werde und die CDU in Thüringen sich endgültig von konservativen Werten entfernt habe.

Höcke stellte fest, dass die Unterstützung aus der Linksfraktion sogar die eigenen Erwartungen übertraf. Sieben Stimmen aus der Fraktion der Linken seien letztlich ausschlaggebend für Voigts Wahl gewesen, was für Höcke die Grundlage der neuen Koalition verdeutliche. „Das ist keine Bromberg-Koalition, sondern eine Himbeer-Koalition“, sagte er. Höcke kritisierte, dass Voigt mit seiner Wahl einen klaren Linkskurs eingeschlagen habe, der von der Mehrheit der Thüringer Wähler, die laut Höcke eine Abkehr vom bisherigen politischen Kurs forderten, nicht gewollt sei.

Besonders scharf fiel Höckes Kritik an einem symbolträchtigen Moment im Vorfeld der Wahl aus: Er beschrieb die Begrüßung zwischen Mario Voigt und dem bisherigen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) als „herzlich freundschaftlich“ und verglich sie mit einem „sozialistischen Bruderkuss“. Für Höcke sei dieses Bild ein Beleg dafür, dass Voigt sich von den konservativen Werten entfernt habe und ein Bündnis mit linken Kräften suche. „Hier wächst zusammen, was zusammengehört“, fügte Höcke in einem sarkastischen Ton hinzu und deutete an, dass die CDU in Thüringen mittlerweile näher an den Positionen der politischen Linken sei als an denen der Konservativen.

In seiner Analyse der Wahl unterstrich Höcke, dass die AfD geschlossen gegen Mario Voigt gestimmt habe, um zu verdeutlichen, dass dieser nur mit Unterstützung der Linken ins Amt gelangen konnte. „Wir haben uns ehrlich gemacht“, erklärte Höcke. Die AfD sei bewusst nicht mit einem eigenen Kandidaten angetreten, um klare Verhältnisse zu schaffen und den politischen Widerspruch in der Wahlentscheidung sichtbar zu machen. Er betonte, dass die heutige Wahl ein „Politikskandal“ sei und die Thüringer Wähler betrogen worden seien. Für Höcke sei die Wahl von Mario Voigt eine klare Abkehr von konservativer Politik hin zu einem rot-grünen Kurs, der letztlich durch die Linken diktiert werde.

Abschließend kündigte Höcke an, dass die AfD eine harte, aber konstruktive Oppositionsarbeit leisten werde. Er versprach, die Interessen der Thüringer Bürger weiterhin konsequent zu vertreten und die Regierungspolitik kritisch zu begleiten. Für ihn sei der heutige Tag in gewisser Weise ein Tag der Klarheit gewesen, da deutlich geworden sei, dass Mario Voigt ein Ministerpräsident „von linken Gnaden“ sei. „Das, was heute hier passiert ist, wird in dieser Form keinen langfristigen Bestand haben“, zeigte sich Höcke überzeugt.

Insgesamt stellte Björn Höcke die Wahl von Mario Voigt in den Kontext eines grundlegenden politischen Richtungswechsels, der aus seiner Sicht eine Abkehr von konservativen Werten darstellt und die AfD als einzige konsequente Opposition im Thüringer Landtag positioniert.