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Berlins Müllproblem: Ursachen und Lösungsansätze

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Die Feiertage sind vorbei, doch in Berlin hinterlassen nicht nur Touristen, sondern auch die Einheimischen ein gravierendes Problem: zu viel Müll. Insbesondere in zentralen Bezirken wie Mitte scheinen die Straßen über Wochen im Abfall zu versinken. Doch warum wird nichts dagegen unternommen?

Ein typisches Beispiel bietet die Rathausbrücke. Max Kurfler, ein Berliner aus Mitte, beschreibt die Situation als katastrophal. „Seit Wochen liegt hier der Kot, Fäkalspuren unter der Brücke, neben der Brücke. Ich frage mich, warum hier nicht wenigstens alle paar Tage gereinigt wird?“, schildert er. Solche Anblicke sind nicht nur unästhetisch, sondern tragen dazu bei, dass sich die Menschen in ihrer Stadt unwohl fühlen. Auch die Touristen sind entsetzt. Ein Besucher aus Holland formuliert es drastisch: „Es ist unglaublich, so etwas in einer Weltstadt zu sehen.“

Die Rolle der Bezirke und Infrastruktur
Die Verantwortung für die Reinigung öffentlicher Plätze liegt hauptsächlich bei den Bezirksämtern. Doch offenbar sind diese überfordert. Die Bürgermeisterin von Mitte erklärt: „Der Tonus bei der Reinigung müsste dringend erhöht werden. Unsere Müllentsorgungsinfrastruktur ist nicht mit dem Bevölkerungswachstum Berlins mitgewachsen.“

Diese Aussage wirft ein Licht auf ein größeres Problem: Berlin fehlt es an ausreichenden Kapazitäten und Ressourcen. Im Wedding etwa gibt es keinen einzigen Recyclinghof der Berliner Stadtreinigung (BSR). Bewohner dieses Bezirks müssen weite Wege auf sich nehmen, um Sperrmüll oder andere große Gegenstände ordnungsgemäß zu entsorgen. Die Folge: Immer mehr Abfälle landen einfach auf der Straße.

„Kein Recyclinghof in der Nähe ist aber kein Grund, den nächsten Gehweg zu nutzen“, betont eine Anwohnerin. Doch für viele scheint dies die einfachste Lösung zu sein. Und so wird die Stadt zur Mülldeponie.

Die Hemmschwelle sinkt
Die wachsende Vermüllung hat jedoch nicht nur infrastrukturelle, sondern auch psychologische Ursachen. Sobald Müll häufiger sichtbar ist, sinkt die Hemmschwelle, selbst weiteren Abfall beizusteuern. Dies betrifft nicht nur privaten Haushaltsmüll, sondern auch Gewerbemüll. Besonders problematisch ist der illegale Ablage von Bauschutt. Häufig parken Bauunternehmer oder Handwerker ihren Müll einfach an Straßenecken oder in Parks. Kontrolleure, die solche Straftaten ahnden könnten, sind rar.

Ansätze zur Lösung
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) bemüht sich, die Situation in den Griff zu bekommen. Doch das Budget reicht nicht aus, um den zunehmenden illegalen Müll zu bewältigen. Allein die Kosten für das Wegräumen von illegal abgelagertem Abfall belaufen sich jährlich auf rund 10 Millionen Euro.

Der Senat plant daher, über Zielvereinbarungen mit den Bezirken mehr Personal einzustellen und die Kontrollsysteme auszubauen. Ein weiterer Vorschlag ist die Erhöhung der Abfallgebühren. „Wir wollen Expertinnen und Experten ausbilden, um gezielt nach Verursachern zu suchen“, erklärt ein Vertreter der Stadt. Doch wie erfolgreich diese Maßnahmen sein werden, bleibt abzuwarten.

Verantwortung der Bürger
Neben den politischen und institutionellen Herausforderungen darf die Rolle der Bürger nicht unterschätzt werden. Letztendlich sind es die Bewohner der Stadt, die den Müll produzieren und achtlos entsorgen. Ein Appell von Anwohnern lautet daher: „Bitte werft euren Müll nicht einfach irgendwo hin. Berlin ist unsere Stadt, und wir alle tragen Verantwortung für ihr Erscheinungsbild.“

Das Müllproblem in Berlin ist vielschichtig. Es zeigt Defizite in der Infrastruktur, eine Überforderung der Bezirke, aber auch mangelndes Verantwortungsbewusstsein der Bewohner. Kurzfristige Lösungen wie eine erhöhte Reinigungshäufigkeit sind dringend notwendig. Langfristig braucht es jedoch ein Umdenken auf allen Ebenen. Berlin hat das Potenzial, eine saubere und lebenswerte Stadt zu sein – wenn alle ihren Teil dazu beitragen.

Martin Brambach: „Wie die Wiedervereinigung ablief, empfand ich als feindliche Übernahme“

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Martin Brambach, geboren 1967 in Dresden, schildert seine Ansichten zum Osten, Ostdeutschland und der DDR in einer Weise, die stark von seinen persönlichen Erfahrungen geprägt ist. Er wuchs in Alt-Koschitz auf, einem dorfähnlichen Ort, der später eingemeindet wurde. Brambach beschreibt seine Kindheit dort als „sehr, sehr glücklich“ und erinnert sich an ein Fachwerkhaus sowie ein nahegelegenes Waldgebiet. Diese unbeschwerte Kindheit empfand er als „herrlich“. 1973 zog die Familie nach Berlin-Prenzlauer Berg, der bereits zu DDR-Zeiten einen leicht alternativen Charakter hatte. Als Kind hegte Brambach den Wunsch, Sowjetsoldat zu werden, beeinflusst von der polnischen Fernsehserie „Vier Panzersoldaten und ein Hund“. In der Schule wurde dieser Berufswunsch jedoch belächelt. Seine Mutter, Kostümbildnerin an der Volksbühne, und sein Stiefvater, Schauspieler und Regisseur, brachten ihn früh mit bildender Kunst und Sprache in Berührung. Besonders das Theaterleben in der DDR empfand Brambach als frei und kreativ. Kinder konnten an der Volksbühne spielen, sich verkleiden und austoben.

Dresden und Leipzig, zwei bedeutende Städte in Brambachs Leben, beschreibt er als grundverschieden. Dresden sei konservativer, geprägt von einem großen Bildungsbürgertum, das Wert auf klassische Kultur legt. Leipzig hingegen erscheine weltoffener und von jungen Leuten geprägt. Brambach fasst dies mit dem Satz zusammen: „In Leipzig wird Geld verdient, in Dresden ausgegeben.“ Er hebt hervor, dass Mentalität und Bevölkerungsstruktur beider Städte unterschiedlich seien, auch wenn dies einem Berliner nicht immer auffalle.

Der sächsische Dialekt war für Brambach eine Herausforderung. In seiner Kindheit wurde er dafür gehänseln, weshalb er sich bemühte, Berlinisch zu lernen. Er lernte dies so gut, dass er später Schwierigkeiten hatte, den Dialekt für die Schauspielschule wieder abzulegen. Dennoch betont er die Bedeutung des Sächsischen, insbesondere für seine Rolle in dem Film „Die Fälscher“. Er beschreibt Sächsisch als einen „herrlichen Dialekt“, der zu Unrecht an den Rand gedrängt werde. Im Gespräch mit Gregor Gysi demonstrierte er seine Fähigkeit, Sächsisch, Berlinerisch und Wienerisch zu sprechen. Das Wienerische empfindet er als eine „spielerische Sprache“, in der man Dinge im „Schmäh“ sagen könne, die im Deutschen ernst wirken.

Ein einschneidendes Erlebnis war die Ausreise seiner Mutter in den Westen. Sie diskutierte zuvor über eingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten in der DDR und entschied sich schließlich, bei einem Kostümbildnerkongress in Westberlin zu bleiben. Brambach empfand die Vorstellung einer Mutter im Westen als „super“, da dies mit „hohen Adidas-Turnschuhen“ und „Bravo“ verbunden war. Seine eigene Ausreise wurde durch Kontakte von befreundeten Schriftstellern zu Egon Bahr und Franz Josef Strauß ermöglicht. In der DDR hatte er, nachdem seine Mutter gegangen war, das Gefühl, sich „alles erlauben“ zu können. Bei einer Befragung an der Schauspielschule erzählte er eine Geschichte von Heiner Müller, was den Parteisekretär nicht verstand. Noch am selben Tag stellte er einen Ausreiseantrag, nachdem er an der Schauspielschule angenommen worden war. Die Ausreise verlief für ihn verhältnismäßig schnell, was er als „wahnsinniges Glück“ bezeichnete. Die Wohnung seiner Mutter wurde nach ihrer illegalen Ausreise nicht enteignet, aber von einem Stasi-Mitarbeiter überwacht, der sich für ihre Rückkehr interessierte. Trotz seiner Ausreise durfte er seine Freundin in Ost-Berlin nicht besuchen. Nach seiner Ankunft im Westen besuchte er zunächst eine Schule in Finnland und später in Hamburg. Dort trug er einen DDR-Aufkleber auf seiner Schultasche und empfand das Gymnasialniveau als niedriger als in der DDR. Schließlich brach er die Schule ab und begann seine Schauspielkarriere in Bochum.

Brambachs Kritik an der deutschen Einheit ist differenziert. Er bemängelt die Reduzierung der DDR auf Mauertote und die Vernachlässigung des Lebens in der DDR durch die Bundesregierung. Besonders hebt er hervor, dass Schulen, Kindereinrichtungen und die Gleichstellung der Geschlechter in der DDR weiter fortgeschritten waren als im Westen. Er ist der Meinung, dass die Übernahme positiver Aspekte der DDR die Lebensqualität der Westdeutschen hätte erhöhen können. Brambach kritisiert die einseitige Darstellung der DDR und die daraus resultierenden Folgen bis heute. Er betont, dass in der DDR die Fächer Biologie, Chemie und Physik besser vernetzt waren, was dem Bildungsniveau zugutekam.

Seine Theatererfahrungen schildert er ebenfalls eindrücklich. Er beschreibt die Mischung des Publikums bei Aufführungen in Anklam als „fantastisch“ für DDR-Verhältnisse, da Menschen aus Prenzlauer Berg und Anklam aufeinandertrafen. Brambach merkt an, dass es in der DDR zwar Rolltreppen gab, diese jedoch nicht immer funktionierten. Er hebt hervor, dass in den 50er Jahren in Westdeutschland das Thema Auschwitz verdrängt wurde.

Zusammenfassend vermittelt Martin Brambach ein differenziertes Bild der DDR und Ostdeutschlands. Er erinnert sich an eine glückliche Kindheit und hebt positive Aspekte wie das Bildungssystem und die Gleichstellung hervor. Gleichzeitig kritisiert er die einseitige Darstellung der DDR in der gesamtdeutschen Geschichte und die Art, wie die Wiedervereinigung ablief, die er als feindliche Übernahme empfindet. Seine persönlichen Erfahrungen prägen seine Sichtweise auf die Unterschiede zwischen Ost und West, sowohl in Bezug auf Mentalität als auch auf politische und kulturelle Aspekte.

Das barocke Herrenhaus Karlsburg bei Greifswald

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Das barocke Herrenhaus Karlsburg, südlich von Greifswald gelegen, ist ein kulturhistorisches Juwel, eingebettet in eine faszinierende Geschichte und umgeben von einem englischen Landschaftspark sowie einer Klinik. Es ist ein Zeugnis wechselhafter Besitzverhältnisse, architektonischer Anpassungen und gesellschaftlicher Transformationen.

Historischer Überblick
Die Wurzeln des Gutes reichen bis ins Jahr 1300 zurück, als es erstmals unter dem Namen Gnatzkow erwähnt wurde. Später wurde der Name im späten 18. Jahrhundert in Carlsburg und schließlich in Karlsburg geändert. Das Anwesen wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach den Besitzer, wobei jeder Besitzer eine neue Facette zur Geschichte des Herrenhauses hinzufügte.

Einen entscheidenden Wendepunkt markierte das Jahr 1731, als Carl Reichsgraf von Bohlen mit dem Bau eines repräsentativen Barockschlosses begann. Der Bau zog sich über mehrere Jahre hin und war 1739 weitgehend abgeschlossen. Doch die ambitionierten Baupläne hatten ihren Preis: Der Graf ging in Konkurs. Sein Sohn erwarb das Gut später zurück, doch die wechselvollen Besitzverhältnisse setzten sich fort.

Architektur und Gestaltung
Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiger Putzbau mit neun Achsen, der auf einem hohen Kellergeschoss ruht. Sein Mansardwalmdach verleiht ihm eine elegante Silhouette. Besonders markant ist die Hofseite mit zwei Seitenflügeln, die einen Ehrenhof bilden. Eine repräsentative Treppe führt zum Rundbogeneingang im Mittelrisalit, der mit einem Dreiecksgiebel abgeschlossen wird.

Über eine zehnachsige, eingeschossige Galerie ist der Corps de Logis mit einem Pavillon verbunden. Diese Galerie wurde 1913 bis 1914 durch den Architekten Paul Korff um ein Stockwerk erhöht. Gleichzeitig ergänzte Korff das Dach um rundbogige Mansardenfenster und charakteristische Fledermausgauben. Der Eingriff in die Architektur verlieh dem Gebäude eine harmonische Verbindung von barocken und neobarocken Elementen.

Der umgebende Park, ursprünglich im barocken Stil angelegt, wurde ab 1848 in einen englischen Landschaftspark umgestaltet. Besonders eindrucksvoll ist das gusseiserne Rosentor, das 1896 von Helene Gräfin von Bismarck-Bohlen entworfen wurde und bis heute erhalten ist.

Nutzung im 20. Jahrhundert
Während des Zweiten Weltkriegs diente das Herrenhaus als Lager für Kunstschätze der Universität Greifswald, was seinen kulturellen Stellenwert unterstreicht. Nach 1945 kam es zu einer einschneidenden Veränderung: Das Gut wurde enteignet und zunächst als Flüchtlingslager sowie später als Krankenhaus genutzt.

1947 zog das Institut für Diabetesforschung ein, das das Gebäude für wissenschaftliche Zwecke nutzte. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands änderte sich die Nutzung erneut. Das Herrenhaus wurde zu einem medizinischen Zentrum umfunktioniert, bevor es 2017 leerstand.

Heutiger Zustand und Zukunftsaussichten
Das Herrenhaus ist heute in einem restaurierungsbedürftigen Zustand, doch zahlreiche historische Elemente wie der Rokoko-Gartensaal, alte Türen, Kamine und sogar ein Kino aus DDR-Zeiten sind erhalten geblieben. Diese Details verleihen dem Bauwerk eine besondere Aura und machen es zu einem wertvollen Objekt für denkmalpflegerische und kulturelle Projekte.

Der aktuelle Leerstand und die Verkaufspläne eröffnen jedoch neue Perspektiven. Seit 2017 steht das Herrenhaus offiziell leer und wird zum Verkauf angeboten. Derzeit ist das Gebäude reserviert, doch die zukünftige Nutzung bleibt unklar. Es ist zu hoffen, dass die reiche Geschichte und die architektonischen Qualitäten des Herrenhauses in einer neuen Nutzung gewürdigt werden.

Das Herrenhaus Karlsburg ist ein faszinierendes Beispiel für die Vielschichtigkeit norddeutscher Kulturgeschichte. Von seinen barocken Anfängen über die neobarocken Umgestaltungen bis hin zu den wechselhaften Nutzungen des 20. Jahrhunderts spiegelt es die Entwicklungen einer ganzen Region wider. Mit seinem einzigartigen architektonischen Charme und seiner geschichtlichen Bedeutung bietet es auch heute noch ein enormes Potenzial – sei es als Denkmal, kulturelles Zentrum oder exklusiver Wohnraum.

Denny Jankowski (AfD Jena) zu Einsparpotenzialen beim Eigenbetrieb JenaKultur

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In seiner Rede vor dem Stadtrat hat Denny Jankowski, Mitglied der AfD-Fraktion im Jenaer Stadtrat, am 28. Dezember 2024 eine kritische Analyse der Haushaltspolitik der Stadt Jena vorgenommen. Im Zentrum seiner Ausführungen stand die geplante Zuschussvereinbarung zwischen der Stadt und dem Eigenbetrieb JenaKultur, die signifikante finanzielle Aufwüchse in den kommenden Jahren vorsieht. Jankowski nutzte seine Rede, um die Notwendigkeit eines sparsamen Umgangs mit den städtischen Mitteln zu betonen und forderte tiefgreifende Einsparungen, auch im Kulturbereich.

Ein angespannter Haushalt
Bereits zu Beginn seiner Rede stellte Jankowski die prekäre Haushaltslage der Stadt Jena heraus. Laut dem von der Stadtverwaltung vorgelegten Haushaltsentwurf wird für 2025 ein Defizit von 23 Millionen Euro erwartet, das sich bis 2026 auf 32 Millionen Euro erhöhen soll. Trotz dieser Zahlen betonte Jankowski, dass der Haushalt zwar möglicherweise noch genehmigungsfähig sei, die Stadt jedoch „weit über ihre Verhältnisse“ lebe. „Es kann nicht auf ewig so weitergehen“, mahnte er und forderte umfassende Sparmaßnahmen.

Kritik an den Zuschüssen für JenaKultur
Ein zentraler Kritikpunkt in Jankowskis Rede war die geplante Zuschussvereinbarung zwischen der Stadt Jena und JenaKultur. Diese Vereinbarung sieht vor, die jährlichen Zuschüsse für den Eigenbetrieb von 23 Millionen Euro im Jahr 2024 auf rund 28 Millionen Euro im Jahr 2028 zu erhöhen. Für 2025 sind bereits Zuschüsse von rund 25,5 Millionen Euro vorgesehen. Jankowski machte deutlich, dass diese Entwicklung in Anbetracht der Haushaltslage aus seiner Sicht nicht tragbar sei.

„Wir müssen als Stadt in den kommenden Jahren an allen Stellen sparen, und ja, das wird auch den Kulturbereich betreffen müssen“, so Jankowski. Er betonte, dass ein ständiges Anwachsen der Kosten nicht mit einer nachhaltigen Finanzpolitik vereinbar sei. Sollten die Zuschüsse dennoch erhöht werden, müsse dies zwangsweise zu drastischeren Einsparungen in anderen Haushaltsbereichen führen. „Ich glaube, das möchte auch niemand“, argumentierte er.

Einsparpotenziale bei JenaKultur
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Rede war die Identifikation von Einsparpotenzialen innerhalb des Eigenbetriebs JenaKultur. Jankowski vertrat die Ansicht, dass trotz der vielfältigen Kulturlandschaft der Stadt nicht alle Projekte langfristig erhalten und vor allem nicht weiter ausgebaut werden könnten. Als exemplarisches Negativbeispiel führte er das umstrittene Projekt der sogenannten „Kotdiamanten“ an, das in den vergangenen Jahren für erhebliche Diskussionen gesorgt hatte. Hierbei handelte es sich um ein Kunstprojekt, das mit 300.000 Euro aus dem Haushalt von JenaKultur finanziert wurde.

Jankowski kritisierte, dass diese Mittel scheinbar ohne gründliche Prüfung bereitgestellt wurden. „Die 300.000 Euro für die Kotdiamanten konnten ja anscheinend auch irgendwo so einfach bei JenaKultur noch im Haushalt gefunden werden, ohne dass es irgendjemandem aufgefallen ist“, bemerkte er spitzfindig. Dieses Beispiel verdeutliche, dass durchaus Einsparpotenzial vorhanden sei, auch wenn seitens JenaKultur oft betont werde, dass die finanziellen Mittel knapp bemessen seien.

Breite und vielfältige Kulturlandschaft in Gefahr?
Jankowski gestand zu, dass Jena eine breit aufgestellte und vielfältige Kulturlandschaft habe. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass diese in der aktuellen Haushaltslage nicht vollständig erhalten werden könne. „Dies gibt einfach die Kassenlage auf Dauer nicht her“, argumentierte er. Eine ehrliche Diskussion über Prioritäten und Einsparungsmöglichkeiten sei daher unumgänglich.

Keine Zustimmung der AfD-Fraktion
Angesichts der aufgezeigten Problematiken kündigte Jankowski an, dass die AfD-Fraktion der Zuschussvereinbarung für JenaKultur nicht zustimmen werde. „Einen so drastischen Aufwuchs bei den Zuschüssen von derzeit 23 Millionen auf dann 2028 beinahe 28 Millionen Euro können wir nicht guten Gewissens unterstützen“, erklärte er abschließend.

Reaktionen und Konsequenzen
Die Rede von Denny Jankowski fand sowohl Zustimmung als auch Widerspruch. Während einige Stadtratsmitglieder seine Forderung nach Einsparungen im Kulturbereich unterstützten, warfen andere ihm vor, die Bedeutung von Kultur für die Gesellschaft und die Attraktivität der Stadt zu unterschätzen. Befürworter der Zuschusserhöhung argumentierten, dass Investitionen in Kultur langfristig positive Effekte auf die Stadtentwicklung und das Gemeinschaftsgefühl hätten.

Unabhängig von den unterschiedlichen Standpunkten macht Jankowskis Rede deutlich, dass die Stadt Jena vor schwierigen Entscheidungen steht. Die Frage, wie finanzielle Stabilität erreicht werden kann, ohne wichtige Bereiche wie Kultur, Bildung oder soziale Dienste unverhältnismäßig zu belasten, wird den Stadtrat auch in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.

Denny Jankowski hat mit seiner Rede die Debatte um die Haushaltslage der Stadt Jena und die Zukunft von JenaKultur entscheidend geprägt. Seine Kritik an den geplanten Zuschusserhöhungen und seine Forderung nach Einsparungen im Kulturbereich werfen zentrale Fragen zur Prioritätensetzung und zur langfristigen Finanzplanung der Stadt auf. Ob und in welchem Umfang die von ihm angeregten Maßnahmen umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Diskussion über den Umgang mit den begrenzten finanziellen Ressourcen der Stadt weitergehen wird.

Nach dem Vorfall auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt

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Am 20. Dezember 2024 ereignete sich ein dramatisches Attentat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Dieses tragische Ereignis hat nicht nur die unmittelbaren Betroffenen, sondern auch Angehörige, Einsatzkräfte, Ersthelfer und medizinisches Personal zutiefst erschüttert. Die psychologischen Auswirkungen solcher Extremsituationen sind vielschichtig und können auch bei nicht direkt betroffenen Augenzeugen erhebliche Spuren hinterlassen.

In den ersten Tagen nach einem derartigen Vorfall ist es völlig normal, dass Menschen unter akuten Belastungsreaktionen leiden. Diese umfassen eine Vielzahl von Symptomen, die individuell variieren können, wie Gefühle der Desorientierung, innere Leere, Gereiztheit oder sogar Aggressionen. Häufig treten Schlafstörungen oder das unkontrollierte Wiedererleben von Szenen des Ereignisses auf. Diese Reaktionen sind natürliche Antworten des Körpers und der Psyche auf außergewöhnlichen Stress.

Erste Schritte zur Bewältigung
Die Universitätsklinik Magdeburg hat in einer offiziellen Mitteilung betont, wie wichtig es ist, den Betroffenen zu vermitteln, dass sie mit ihren Reaktionen nicht allein sind. Fachleute empfehlen, sich in der ersten Phase nach einem solchen Vorfall auf alles zu konzentrieren, was normalerweise Stabilität und Sicherheit gibt. Das kann der Kontakt zu nahestehenden Personen, vertraute Routinen oder das Aufschreiben der eigenen Gedanken sein. Auch moderate körperliche Aktivität, wie Spaziergänge oder leichtes Training, kann helfen, Stresshormone abzubauen.

Die Psychosomatische Klinik der Universität Magdeburg bietet zudem gezielte Übungen an, die dabei unterstützen sollen, mit belastenden Gedanken und Bildern umzugehen. Eine bewährte Methode ist die Atemübung, bei der durch bewusste, tiefe Atmung der Körper wieder in Balance gebracht wird. Diese Übung kann helfen, Spannungszustände zu reduzieren und ein Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen.

Die 5-4-3-2-1-Methode: Anker im Hier und Jetzt
Eine weitere Technik, die sowohl bei Betroffenen als auch bei Helfenden hilfreich sein kann, ist die sogenannte 5-4-3-2-1-Übung. Sie dient dazu, den Fokus auf die unmittelbare Umgebung zu richten und sich bewusst im Hier und Jetzt zu verankern. Dabei werden nacheinander fünf Dinge benannt, die man sehen, hören und fühlen kann. Anschließend reduziert sich die Anzahl auf vier, drei, zwei und schließlich eine Wahrnehmung. Diese simple, aber effektive Methode hilft, belastende Gedanken zu unterbrechen und das Gefühl der Kontrolle über die eigene Wahrnehmung wiederzuerlangen.

Langfristige Unterstützung
Während die meisten Menschen ihre Belastungsreaktionen innerhalb weniger Tage bis Wochen eigenständig bewältigen können, gibt es Fälle, in denen der Leidensdruck nicht abnimmt. Anhaltende Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder negative Gedanken können Anzeichen dafür sein, dass professionelle Hilfe notwendig wird. Die Spezialambulanz der Klinik für Psychosomatische Medizin in Magdeburg bietet in solchen Fällen eine Anlaufstelle. Dort erhalten Betroffene nicht nur psychologische Unterstützung, sondern auch Zugang zu spezialisierten Therapieprogrammen.

Dank an die Helfenden
Neben der Unterstützung der direkt Betroffenen wurde auch die Rolle der Helfenden hervorgehoben. Einsatz- und Rettungskräfte sowie medizinisches Personal waren vor Ort unverzichtbar, um das Ausmaß der Katastrophe zu bewältigen. Doch auch diese Gruppen sind häufig stark belastet und benötigen nach solchen Ereignissen Unterstützung. Verschiedene Organisationen und Hilfsprogramme stehen bereit, um auch diesen Menschen psychologische Hilfe anzubieten.

Ein Appell an die Gemeinschaft
Das Ereignis auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hat erneut gezeigt, wie wichtig es ist, dass eine Gesellschaft zusammenhält und füreinander da ist. Neben der psychologischen und medizinischen Hilfe sind auch solidarische Gesten von Mitmenschen ein zentraler Bestandteil der Bewältigung solcher Krisen. Die Stadt Magdeburg hat angekündigt, verschiedene Gedenkveranstaltungen und Hilfsprogramme zu organisieren, um die Betroffenen zu unterstützen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Die Aufarbeitung solcher Tragödien erfordert Zeit und Geduld. Mit einem starken Netzwerk aus professioneller Hilfe und menschlicher Unterstützung kann jedoch ein Weg gefunden werden, die Folgen eines solchen Ereignisses zu bewältigen und gemeinsam nach vorne zu schauen.

Wiebke Muhsal (AfD Jena) zur Aktuellen Stunde „Gewalt gegen Studentenverbindungen“

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In der Dezembersitzung des Jenaer Stadtrates wurde eine Aktuelle Stunde zum Thema „Gewalt gegen Verbindungsstudenten“ abgehalten. Der Anlass für diese Debatte waren wiederholte Farbanschläge auf Verbindungshäuser in der Stadt sowie ein versuchter gewaltsamer Sturm auf ein Verbindungshaus, der die politische Diskussion über Gewalt gegen Studentenverbindungen in Jena erneut anheizte. Die AfD-Fraktion, vertreten durch Wiebke Muhsal, nutzte die Gelegenheit, eine scharfe Kritik an den politischen Akteuren in der Stadt zu üben, insbesondere an den Grünen und den Linken. Ihre Ausführungen fanden sowohl Zustimmung als auch scharfe Ablehnung und lösten eine breite Debatte über die politische Kultur in der Stadt sowie über die verschiedenen Perspektiven auf die Gewalt gegen Verbindungsstudenten aus.

Wiebke Muhsal begann ihre Rede mit einer klaren Stellungnahme gegen jegliche Form von Gewalt. Sie betonte, wie wichtig es sei, dass der Stadtrat als politisches Gremium klare Signale gegen Gewalt setze, ohne sich hinter bürokratischen Floskeln zu verstecken. Sie lobte in diesem Zusammenhang die Position des Oberbürgermeisters, der sich in der Debatte gegen Gewalt ausgesprochen hatte, aber kritisierte gleichzeitig, dass es in der weiteren Diskussion vor allem darum ging, die politische Gesinnung der Opfer zu hinterfragen, statt sich mit den Tätern auseinanderzusetzen.

„Es ist doch bemerkenswert“, sagte Muhsal, „dass die Redebeiträge von den Grünen und der Linken insbesondere die politische Gesinnung der Opfer thematisierten, aber kaum jemand die Gesinnung der Täter infrage stellte. Was das für ein Signal an die Gesellschaft sendet, das kann man sich leicht ausmalen.“ Sie sprach davon, dass es in der politischen Diskussion oft darum gehe, die Verantwortung für solche Übergriffe von den Tätern auf die Opfer abzuwälzen, was sie für völlig inakzeptabel hielt. Stattdessen müsse die Gesellschaft klarstellen, dass Gewalt gegen Menschen, ganz gleich welcher politischen oder gesellschaftlichen Orientierung sie angehören, inakzeptabel sei.

Die AfD-Politikerin zog ein historisches Beispiel heran, um ihre Argumentation zu untermauern. Sie zitierte ein Zitat der ehemaligen Stadträtin Katharina König-Preuss, die vor Jahren im Landtag öffentlich sagte: „Danke Antifa und macht weiter so.“ Dieses Zitat hatte seinerzeit für viel Aufsehen gesorgt, da es von einer politischen Vertreterin einer etablierten Partei stammte und offen Sympathie für die Antifa-Szene zum Ausdruck brachte, eine radikal linke Bewegung, die immer wieder in Zusammenhang mit gewaltsamen Auseinandersetzungen steht. Muhsal wies darauf hin, dass dieser Ausspruch von der damaligen Stadträtin in der politischen Debatte offenbar kaum ein Thema gewesen sei, obwohl er eine klare politische Haltung in Bezug auf Gewalt und Extremismus ausdrücke.

„Und diese Stadträtin“, fuhr Muhsal fort, „hat sich noch vor wenigen Sitzungen bei Ihnen, Herr Oberbürgermeister, mit den Worten verabschiedet: ‚Danke Katharina.‘ Wie können Sie es verantworten, sich in dieser Weise von einer solchen Person zu verabschieden, ohne die Auswirkungen ihrer politischen Haltung zu hinterfragen?“ Muhsal forderte den Oberbürgermeister auf, sich klarer gegen die Verstrickungen der linksextremen Szene in Jena zu positionieren und eine umfassende Aufklärung zu betreiben, statt die Augen vor den politischen Strömungen zu verschließen, die in der Stadt offenbar eine größere Rolle spielen als öffentlich zugegeben.

Neben ihrer Kritik an der politischen Haltung von Oberbürgermeister und Stadträten wandte sich Muhsal auch einem weiteren Thema zu, das ihrer Ansicht nach zu wenig Beachtung fand: der zunehmenden Gewalt gegen Personen, die sich politisch oder gesellschaftlich für die AfD engagieren. Sie sprach von den persönlichen Erfahrungen, die sie und ihre Familie mit linken Gewalttätern gemacht hätten. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie meine Kinder in jungen Jahren aufwuchsen und regelmäßig an unseren Wänden Sprüche wie ‚Musal, wir kriegen dich‘ lesen mussten. Oder wie mir gewünscht wurde, dass ich und meine Kinder gewaltsam ermordet werden sollten“, erklärte sie und schilderte damit auf sehr persönliche Weise die Dimension der Bedrohungen, denen sie ausgesetzt war. Muhsal betonte, dass solche Drohungen nicht nur psychisch belastend seien, sondern auch die physische Sicherheit der Betroffenen gefährdeten. Die Wirkung solcher Gewalt gehe weit über die unmittelbare Gefahr hinaus, da sie das Gefühl der Sicherheit im eigenen Heim erschüttere. Sie verglich dies mit einem Wohnungseinbruch, der aus gutem Grund härter bestraft werde als ein gewöhnlicher Diebstahl, da er das private und intime Umfeld des Opfers verletze.

Die Diskussion nahm jedoch nicht nur eine kritische Wendung in Bezug auf die linksextreme Gewalt, sondern auch in Bezug auf die politische Kultur und die Haltung der Stadt gegenüber bestimmten Traditionen. Ein zentrales Thema in Muhsals Rede war das Burschenschaftsdenkmal, das seit mehr als zehn Jahren nicht wieder aufgestellt wurde. Sie kritisierte, dass immer wieder über die Frage diskutiert werde, ob das Denkmal überhaupt wieder aufgestellt werden sollte, und dass sich die Friedrich-Schiller-Universität in Jena offenbar nicht in der Lage sehe, eine klare Entscheidung zu treffen. „Es gibt in dieser Stadt eine Diskussion darüber, ob wir ein Denkmal, das Teil unserer Geschichte ist, wieder aufstellen wollen oder nicht“, sagte Muhsal. Sie forderte die Stadtspitze auf, sich endlich für die Aufstellung des Denkmals auszusprechen, um ein klares Zeichen für die Wertschätzung der Burschenschaften als Teil der demokratischen Kultur der Stadt zu setzen.

In ihrer Argumentation hob Muhsal hervor, dass die Burschenschaften, die in der Stadt Jena eine lange Tradition haben, auch zur Vielfalt der politischen und gesellschaftlichen Landschaft der Stadt gehören. Diese Tradition dürfe nicht einfach verdrängt oder aus der öffentlichen Wahrnehmung ausgeschlossen werden. Sie wies darauf hin, dass auch die AfD, obwohl sie von vielen in der Stadt kritisiert werde, ein legitimer Teil des politischen Spektrums sei und dass es wichtig sei, alle politischen Strömungen als Teil der demokratischen Kultur zu akzeptieren. Ein klarer Umgang mit der Vergangenheit und der Gegenwart sei notwendig, um die Spaltung der Gesellschaft nicht weiter zu vertiefen.

Abschließend forderte Wiebke Muhsal, dass die Stadt Jena endlich eine klare Haltung in Bezug auf die von ihr kritisierte politische Kultur einnehme und sich nicht länger von den politischen Eliten und den Strömungen in der Stadt vereinnahmen lasse. Sie betonte, dass die Aufstellung des Burschenschaftsdenkmals nicht nur ein Zeichen der Anerkennung für die Tradition der Burschenschaften sei, sondern auch ein wichtiger Schritt hin zu einer ausgewogeneren politischen Diskussion in der Stadt.

Mit dieser Rede brachte Wiebke Muhsal viele der kontroversen Themen zur Sprache, die die politische Diskussion in Jena prägen. Die Debatte über Gewalt, politische Gesinnung und die Stellung von Traditionen und politischen Strömungen in der Stadt hat in Jena eine lange Geschichte und bleibt auch künftig ein zentrales Thema im politischen Diskurs. Die Frage, wie sich die Stadt gegen Gewalt und Extremismus positioniert, und wie sie mit den verschiedenen politischen Gruppen und deren Symbolen umgeht, wird auch in Zukunft zu hitzigen Auseinandersetzungen führen.

Haushalt im Eilverfahren: Jenaer AfD kritisiert fehlende Mitbestimmung

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Denny Jankowski von der AfD-Fraktion im Jenaer Stadtrat äußerte sich in der jüngsten Stadtratssitzung kritisch zur geplanten Verabschiedung des Haushalts für die Jahre 2025/2026. Seiner Ansicht nach war der Weg zur Haushaltsaufstellung von erheblichen Mängeln geprägt, insbesondere in Bezug auf Transparenz und Beteiligungsmöglichkeiten.

Kritik an Zeitdruck und mangelnder Diskussion
Jankowski bezeichnete das Vorgehen als „einzigartig, leider nicht im positiven Sinne“ und kritisierte, dass der Haushaltsentwurf unter großem Zeitdruck und ohne ausreichende Diskussionszeit verabschiedet werden solle. „Die Verabschiedung des Haushalts ist das Königsrecht des Stadtrats“, betonte er. Der Haushalt sei ein grundlegendes Instrument, um die Weichen für die Entwicklung der Stadt in den kommenden Jahren zu stellen und Prioritäten festzulegen. Daher müsse den Stadtratsmitgliedern ausreichend Zeit eingeräumt werden, sich mit den umfangreichen Unterlagen zu befassen und Änderungen vorzunehmen.

Jankowski verwies darauf, dass die Verwaltung die Pflicht habe, einen Haushaltsentwurf rechtzeitig vorzulegen, um eine sachliche und gründliche Diskussion im Stadtrat zu ermöglichen. Doch in den letzten Monaten sei es zu erheblichen Verzögerungen bei der Einbringung des Haushalts gekommen. Bis auf vage Aussagen, welche Bereiche von Kürzungen ausgenommen werden sollten, habe es kaum Informationen gegeben. Dabei zeigte er Verständnis für mögliche Verzögerungen, betonte jedoch, dass diese nicht zulasten der Arbeitsfähigkeit des Stadtrats gehen dürften.

Probleme mit der Bereitstellung der Unterlagen
Die Stadträte hätten erst rund anderthalb Wochen vor der Sitzung die vollständigen Haushaltsunterlagen erhalten – ein Dokument von rund 500 Seiten. Dieses enthielt zudem nicht einmal die Wirtschaftspläne der städtischen Eigenbetriebe und verdeutlicht die Probleme mit der Bereitstellung der Unterlagen. Zusätzliche Nachreichungen zu Finanz- und Teilplänen, die weitere 300 Seiten umfassten, seien erst wenige Tage vor der Sitzung eingegangen. Jankowski erinnerte daran, dass der Stadtrat ein Gremium aus Ehrenamtlichen sei, denen es unter diesen Umständen kaum möglich sei, die Unterlagen gründlich zu prüfen und fundierte Änderungsanträge einzureichen.

Einschränkung der demokratischen Beteiligung
„Durch den engen Zeitplan wird die Beteiligung der einzelnen Stadträte und Fraktionen quasi unterbunden“, erklärte er. Das Vorgehen erinnere ihn an frühere Zeiten, in denen es zumindest noch den Anspruch gegeben habe, demokratische Prozesse sichtbar zu machen. Heute werde selbst dieser Anschein nicht mehr gewahrt.

Gefahr für demokratische Prinzipien
Angesichts dieser Umstände kündigte Jankowski an, dem Haushaltsentwurf nicht zuzustimmen. Er begründete diese Entscheidung ausdrücklich mit dem unzureichenden Zeitrahmen und der fehlenden Möglichkeit, sich fundiert mit dem Haushalt auseinanderzusetzen. Abschließend bedankte er sich für die Aufmerksamkeit und überließ das Wort der nächsten Rednerin.

Mit seinen Ausführungen machte Jankowski deutlich, dass er grundlegende demokratische Prinzipien gefährdet sieht, wenn zentrale Entscheidungen wie die Haushaltsplanung unter Zeitdruck und ohne ausreichende Beteiligung getroffen werden. Der Fall unterstreicht die Herausforderungen, vor denen Kommunalpolitiker stehen, wenn es darum geht, komplexe Entscheidungsprozesse in einem Ehrenamt zu bewältigen.

Die Zerstörung einer Stadt Dessau am 7. März 1945

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Die Zerstörung von Dessau am 7. März 1945 markiert eines der dramatischsten Ereignisse in der Geschichte der Stadt. Der alliierte Luftangriff, der an diesem Tag stattfand, hinterließ eine Trümmerlandschaft, deren Auswirkungen noch Jahrzehnte später spürbar waren.

Die historische Ausgangslage
Dessau war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein bedeutendes Industrie- und Kulturzentrum in Mitteldeutschland. Die Stadt beherbergte zahlreiche wichtige Betriebe, darunter die Junkers-Werke, die während des Zweiten Weltkriegs vor allem Flugzeuge für die deutsche Luftwaffe produzierten. Diese industrielle Bedeutung machte Dessau zu einem strategischen Ziel für die Alliierten.

Bereits in den Jahren zuvor war Dessau mehrfach Ziel kleinerer Bombenangriffe gewesen, doch der 7. März 1945 sollte alles bisher Dagewesene übertreffen. In den letzten Monaten des Krieges intensivierten die Alliierten ihre Luftangriffe auf deutsche Städte, um die Infrastruktur des NS-Regimes zu zerstören und die Kapitulation zu erzwingen.

Der Angriff
Am Abend des 7. März 1945, gegen 20:00 Uhr, heulten die Sirenen in Dessau auf. Innerhalb weniger Minuten begann ein massiver Angriff, durchgeführt von der Royal Air Force (RAF). Etwa 520 Bomber, darunter zahlreiche Lancaster-Maschinen, warfen über 1.000 Tonnen Spreng- und Brandbomben über der Stadt ab.

Die Angriffsstrategie der Alliierten war gezielt darauf ausgelegt, maximalen Schaden zu verursachen. Zunächst wurden Sprengbomben abgeworfen, um Gebäude zu zerstören und eine große Anzahl von Bränden auszulösen. Darauf folgten Brandbomben, die das entstehende Feuer weiter anheizten und das Löschen nahezu unmöglich machten. Innerhalb weniger Stunden stand ein Großteil der Innenstadt in Flammen.

Augenzeugenberichte
Zeitzeugen schildern die Nacht als einen Alptraum von unvorstellbarem Ausmaß. Eine Mutter erinnert sich:

„Den Peter habe ich in den Kinderwagen gesetzt, und die Jungen mussten links und rechts am Wagen anfassen. Meine Mutter wollte absolut nicht mitkommen. Aber die Kinder hatten den Vorrang. Wir sahen die ‘Christbäume’ – Leuchtkörper, die die Bomber für die Zielmarkierung abwarfen. Wir rannten wie verrückt. Im Luftschutzkeller spürte man die Erschütterungen so stark, dass man dachte, der Boden bewegt sich unter einem.“

Nach dem Angriff bot die Stadt ein Bild des Grauens. „Rechts und links brannte der Waldweg. Mein Haus war eingedrückt, die Fenster zerstört. Im Garten lag eine 20-Zentner-Bombe, die nicht explodiert war. Aber meine Mutter lebte noch, sie hatte sich in den Keller retten können.“

Ein tragisches Detail beschreibt den Verlust eines Kindes: „Am nächsten Morgen ging mein Sohn Manfred zum Fleischermeister, der uns etwas zu essen versprochen hatte. Auf dem Weg spielte er mit einem Zweig an einem kleinen Feuer. Doch es war eine Brandbombe. Sie explodierte und tötete ihn sofort. Wir trugen ihn in einer Decke nach Hause. Das war mein 7. und 8. März 1945.“

Die Folgen
Der Angriff auf Dessau zerstörte etwa 80 % der Innenstadt. Zahlreiche historische Gebäude, darunter das Schloss und viele Kirchen, wurden vernichtet. Die Infrastruktur der Stadt war weitgehend lahmgelegt, und Tausende Menschen verloren ihr Zuhause. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 1.500 bis 2.000 geschätzt, obwohl genaue Zahlen aufgrund des Chaos in den letzten Kriegsmonaten schwer zu ermitteln sind.

Die Zerstörung traf Dessau nicht nur physisch, sondern auch emotional und kulturell. Die Stadt verlor einen großen Teil ihres architektonischen Erbes und ihrer Identität. Viele der Überlebenden kämpften mit traumatischen Erinnerungen an die Nacht und den Verlust von Familienangehörigen.

Der Wiederaufbau
Nach Kriegsende begann der mühsame Wiederaufbau der Stadt. In der DDR wurde Dessau zu einem Zentrum des industriellen Wiederaufbaus, was die Architektur und Stadtplanung stark prägte. Viele historische Gebäude konnten jedoch nicht wiederhergestellt werden. Stattdessen entstanden Neubauten im Stil der Nachkriegsmoderne, die das Stadtbild bis heute dominieren.

Einige Wahrzeichen der Stadt, wie das Bauhaus-Gebäude von Walter Gropius, überstanden den Krieg glücklicherweise relativ unbeschadet. Diese Gebäude wurden zu Symbolen der Hoffnung und des Neuanfangs und halfen Dessau, seinen Platz als Kulturstadt in der Nachkriegszeit wiederzufinden.

Historische Aufarbeitung
In den Jahrzehnten nach dem Krieg wurde der Angriff auf Dessau immer wieder thematisiert. Historiker und Publizisten diskutierten die Frage, ob die massive Zerstörung gerechtfertigt war oder ob sie in erster Linie als Terrorangriff gegen die Zivilbevölkerung zu werten sei. Die Zerstörung von Dessau wird oft im Kontext anderer Angriffe wie denen auf Dresden und Magdeburg betrachtet, die ähnlich verheerend waren.

Ausstellungen, Bücher und Dokumentarfilme erinnerten an die Ereignisse und hielten die Erinnerung wach. In Dessau selbst gibt es Gedenkveranstaltungen und Denkmäler, die an die Opfer des Angriffs erinnern und das Bewusstsein für die Schrecken des Krieges schärfen sollen.

Der 7. März 1945 bleibt ein dunkles Kapitel in der Geschichte Dessaus. Die Zerstörung der Stadt war nicht nur ein militärischer Schlag, sondern auch ein menschliches Drama, das Tausende von Leben veränderte. Die Erinnerung an diese Nacht mahnt uns, die Folgen von Krieg und Gewalt nie zu vergessen und uns für Frieden und Verständigung einzusetzen.

Wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser erreicht historischen Tiefpunkt

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Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland ist so dramatisch wie noch nie. Seit Einführung des Fallpauschalensystems im Jahr 2003 haben noch nie so viele Krankenhäuser Verluste verzeichnet wie im Jahr 2023 (61 Prozent der Häuser) und eine so schlechte wirtschaftliche Lage beklagt wie 2024. Der Anteil der Kliniken mit unbefriedigender wirtschaftlicher Lage erreicht in diesem Jahr einen Höchststand von 80 Prozent, und der Anteil der Häuser in guter wirtschaftlicher Lage mit 5 Prozent einen absoluten Tiefststand. Für das Jahr 2024 gehen 79 Prozent der Krankenhäuser von einem negativen Jahresergebnis aus. Zwei Drittel der Häuser erwarten für 2025, dass sich ihre wirtschaftliche Situation weiter verschlechtert. Das sind Ergebnisse des aktuellen Krankenhaus-Barometers des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), einer jährlich durchgeführten Repräsentativbefragung unter den Allgemeinkrankenhäusern in Deutschland.

Vor allem die Preissteigerungen bei den Personal- und Sachkosten wirken sich laut der DKI-Umfrage in 88 Prozent der Krankenhäuser stark oder sehr stark auf ihre Liquiditätssituation aus. Vor diesem Hintergrund sind sie teilweise auf finanzielle Unterstützung ihrer Träger angewiesen, um die Liquiditäts- und Insolvenzrisiken abzufangen und notwendige Investitionen finanzieren zu können.

„Die Situation der Krankenhäuser nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Die Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt klar und deutlich, wie dramatisch die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser ist. Nahezu flächendeckend ist die Liquidität der Krankenhäuser stark betroffen. Wenn jetzt 80 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland für das vergangene Jahr eine unbefriedigende wirtschaftliche Lage beklagen und der Anteil der Häuser mit guter finanzieller Lage auf nur noch fünf Prozent absinkt, ist das nichts anderes als ein historischer Niedergang und Ausdruck einer fehlgeleiteten Politik auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten, der Krankenhäuser und ihrer Mitarbeitenden. Denn Ursache für die seit Jahrzehnten anhaltende Unterfinanzierung der Kliniken ist neben der mangelhaften Investitionsförderung vor allem der weiterhin ausbleibende Inflationsausgleich. Kliniken dürfen ihre Preise nicht eigenverantwortlich an die Inflation anpassen, haben aber dieselben erhöhten Ausgaben wie alle anderen Wirtschaftszweige. Diese seit Jahren bestehende Schieflage wird die Krankenhausträger im kommenden Jahr vermehrt zu harten Konsolidierungsentscheidungen zwingen. Dies wird auch negative Auswirkungen auf die regionale Patientenversorgung haben. Zum Teil sind diese auch schon heute spürbar. Krankenhäuser sind wegen der Defizitlage gezwungen, Einschnitte in der Patientenversorgung vorzunehmen ohne dass dies noch mit der Krankenhausplanung der Länder abgestimmt werden kann. Ein solcher kalter Strukturwandel ist nicht im Interesse der Patienteninnen und Patienten. Nachdem der noch amtierende Bundesgesundheitsminister zu keiner Lösung für diese dramatische Situation bereit war, muss nun eine neue Bundesregierung das Thema ganz oben auf ihre politische Agenda setzen und einen Inflationsausgleich sicherstellen, um so die Krankenhausversorgung flächendeckend zu stabilisieren“, erklärt Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft.

Laut DKI-Umfrage engagieren sich immer mehr Krankenhäuser auch in der ambulanten Versorgung. Rund drei Viertel betreiben mittlerweile ein oder mehrere Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und tragen somit zur Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung bei. Ein fachübergreifendes Leistungsangebot ist hier nahezu Standard. Jedes zweite Krankenhaus-MVZ hält auch hausärztliche Angebote vor. Des Weiteren haben viele Krankenhäuser ihre Organisation und ihre Prozesse angepasst, um die spezielle sektorengleiche Vergütung einzuführen (Hybrid-DRGs). Dabei werden Leistungen unabhängig davon vergütet, ob sie ambulant oder stationär erbracht werden. Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2024 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von zugelassenen Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten in Deutschland, die von Mitte Mai bis Mitte August 2024 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich insgesamt 366 Krankenhäuser.

Das DDR-Heimsystem: Eine Geschichte von Leid und Missbrauch

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Das Heimsystem der DDR war ein weitreichendes und oft brutales Netzwerk von Einrichtungen, das tiefe Spuren in der deutschen Geschichte hinterlassen hat. Hunderttausende Kinder und Jugendliche verbrachten in diesen Heimen Teile ihrer Kindheit und Jugend. Die offizielle Zielsetzung dieser Einrichtungen war die Erziehung zu „allseits gebildeten sozialistischen Persönlichkeiten“. Doch hinter diesem Anspruch verbarg sich ein System, das die Individualität und die Bedürfnisse der Kinder oft ignorierte und stattdessen auf Zwang und Unterordnung setzte. Die Heimerziehung wurde zum Werkzeug des Staates, um gesellschaftliche Anpassung zu erzwingen – nicht selten um den Preis von Leid und Missbrauch.

Arten von Heimen und ihre Funktion
Die Heime der DDR waren in verschiedene Kategorien unterteilt, die spezifischen Zwecken dienten:

  • Normalkinderheime

Diese Einrichtungen machten etwa vier Fünftel aller DDR-Heime aus. Sie nahmen Kinder und Jugendliche auf, die als „normal erziehbar“ galten. Hier standen eine überwiegend strenge Erziehung und die Anpassung an sozialistische Werte im Mittelpunkt.

  • Spezialkinderheime

Diese Heime waren für sogenannte „schwer erziehbare“ Kinder und Jugendliche vorgesehen. Die Bedingungen waren oft besonders hart, und die Einrichtungen dienten weniger der Förderung als der „Brechung“ des individuellen Willens.

  • Jugendwerkhöfe

Diese speziellen Einrichtungen waren für Jugendliche gedacht, die als besonders aufsässig oder „systemfeindlich“ galten. Der bekannteste und gefürchtetste war der geschlossene Jugendwerkhof Torgau. Hier wurden Jugendliche unter extremen Bedingungen erzogen, die oft an Haftbedingungen grenzten.

Gründe für die Einweisung
Die Gründe für die Einweisung in ein Heim waren vielfältig, oft jedoch willkürlich. Zu den häufigsten gehörten:

  • Verhaltensauffälligkeiten: Schon geringfügige Vergehen wie Schulschwänzen, „schlechter Umgang“ oder kleine Regelverstöße konnten genügen.
  • Familiäre Umstände: Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen oder Familien, die als „nicht systemkonform“ galten, wurden oft ohne genaue Prüfung in Heime eingewiesen.
  • Politische Gründe: Kritische oder religiöse Überzeugungen der Eltern oder der Kinder selbst konnten zu einer Einweisung führen.
  • Willkür: Viele Entscheidungen basierten auf persönlichen Einschätzungen der Jugendhilfe oder Schulleitungen, ohne dass die Betroffenen eine Möglichkeit hatten, sich zu wehren.

Der Alltag in den Heimen: Drill, Strafen und Missbrauch
Das Leben in den DDR-Heimen war von einem strengen Tagesablauf geprägt. Ehemalige Heimkinder berichten von vielfältigen Formen der Gewalt, die sowohl körperlicher als auch psychischer Natur waren:

  • Militärischer Drill: Die Kinder mussten in Reih und Glied antreten, Meldung machen und sich militärisch disziplinieren lassen.
  • Zwangsarbeit: Viele Kinder und Jugendliche wurden zur Arbeit in umliegenden Betrieben gezwungen, oft unter schwierigen Bedingungen.
  • Körperliche Gewalt: Schläge und andere Formen der körperlichen Bestrafung waren weit verbreitet.
  • Psychische Gewalt: Erniedrigungen, Isolation und ständige Beschimpfungen prägten den Alltag.
  • Demütigende Aufnahmerituale: In einigen Heimen mussten Kinder entwürdigende Rituale durchlaufen, wie das berüchtigte „Reinigungsritual“, bei dem sie unter entblößenden und demütigenden Bedingungen „gereinigt“ wurden.
  • Isolation und Dunkelzellen: Besonders in den Spezialheimen wurden Kinder zur Strafe in Dunkelzellen eingesperrt, manchmal über Tage hinweg.
  • Sexueller Missbrauch: In einigen Fällen kam es zu sexuellem Missbrauch durch Erzieher oder andere Heiminsassen. Solche Vorfälle wurden oft vertuscht.

Die Auswirkungen der Heimerziehung
Die traumatischen Erlebnisse in den Heimen hinterließen bei den Betroffenen tiefgreifende Spuren. Viele leiden bis heute unter:

  • Verlust des Selbstwertgefühls: Die ständigen Erniedrigungen und Bestrafungen zerstörten das Selbstbewusstsein vieler Heimkinder.
  • Angst und Misstrauen: Die erlebte Gewalt und Willkür führten zu dauerhaften Angstzuständen und einem tiefen Misstrauen gegenüber anderen Menschen.
  • Psychische Probleme: Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen sind bei vielen Betroffenen verbreitet.
  • Soziale Schwierigkeiten: Beziehungen und berufliche Karrieren wurden häufig von den traumatischen Erfahrungen in den Heimen beeinträchtigt.
  • Traumata und Erinnerungslücken: Viele Betroffene berichten von Schlafstörungen und Erinnerungslücken, die auf die erlebten Traumata zurückzuführen sind.
  • Die Aufarbeitung der Vergangenheit

Erst in den letzten Jahrzehnten begann eine systematische Aufarbeitung der Geschehnisse. Verschiedene Maßnahmen wurden ergriffen, um den Betroffenen Gerechtigkeit und Gehör zu verschaffen:

  • Gedenkstätten: Ehemalige Heime wie der Jugendwerkhof Torgau wurden in Gedenkstätten umgewandelt.
  • Selbsthilfegruppen: Viele ehemalige Heimkinder haben Gruppen gegründet, um ihre Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.
  • Zeitzeugengespräche: Betroffene wie Dietmar Rummel oder Alexander Müller berichten öffentlich über ihre Erlebnisse.
  • Rehabilitierung und Entschädigung: Einige Betroffene wurden offiziell rehabilitiert und haben finanzielle Entschädigungen durch den Heimerziehungsfonds der Bundesregierung erhalten.

Forschung: Wissenschaftler wie Ingolf Notzke untersuchen das DDR-Heimsystem und seine Auswirkungen auf die Betroffenen.

Besondere Fallbeispiele
Die Schicksale einzelner Betroffener verdeutlichen das Ausmaß des Leids:

  • Corinna Thalheim: Mit 16 Jahren wurde sie in den Jugendwerkhof Wittenberg eingewiesen und später nach Torgau verlegt. Dort erlitt sie sexuellen Missbrauch und engagiert sich heute ehrenamtlich für ehemalige Heimkinder.
  • Dietmar Rummel: Er verbrachte zehn Jahre im Kinderheim Anna Schumann in Großdolben und berichtet in einem Buch über die traumatischen Erfahrungen von Drill und Zwangsarbeit.
  • Marianne Castrati: Sie erlebte Demütigungen und Zwangsarbeit in einem Mädchenwohnheim in Halberstadt. Heute kämpft sie für die Rehabilitierung ehemaliger Heimkinder.
  • Alexander Müller: Aufgrund des Protests seiner Mutter gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann wurde er in mehrere Heime eingewiesen und mehrfach in Torgau inhaftiert

Das DDR-Heimsystem bleibt ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Die grausamen Bedingungen und die Traumata, die viele Betroffene bis heute begleiten, verdeutlichen die Notwendigkeit einer umfassenden Aufarbeitung. Die Geschichten der ehemaligen Heimkinder sind eine Mahnung, wie wichtig der Schutz der Schwächsten in einer Gesellschaft ist. Eine offene Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit kann dazu beitragen, dass solche Gräueltaten nicht wieder geschehen und dass den Opfern endlich die Anerkennung und Unterstützung zuteilwird, die sie verdienen.