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Alexander Dierks fordert eine neue politische Kultur im Sächsischen Landtag

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Am 6. Januar 2025 richtete Sachsens Landtagspräsident Alexander Dierks auf dem Neujahrsempfang des Landtages vor rund 300 geladenen Gästen eine eindringliche Botschaft an Politik und Gesellschaft. In seiner 16-minütigen Rede forderte er eine neue politische Kultur im Sächsischen Landtag, geprägt von Kompromissgeist, respektvollem Umgang und der Bereitschaft zur Zukunftsgestaltung. Mit klaren Worten skizzierte er die Herausforderungen und Chancen, die vor dem Freistaat liegen, und setzte markante Akzente für die kommenden Jahre.

Ein Parlament der Möglichkeiten und Zukunftsgestaltung
Dierks betonte, dass der Sächsische Landtag vor einer wegweisenden Phase stehe. „Mein Anspruch ist es, dass der Sächsische Landtag ein Parlament der Möglichkeiten und der Zukunftsgestaltung ist“, erklärte er. Besonders hob er hervor, dass das Parlament die Aufgabe habe, stellvertretend für die Gesellschaft Auseinandersetzungen auszutragen und Lösungen zu finden. Dabei plädierte er für eine neue politische Kultur: „Wenn wir in einigen Jahren zurückblicken, soll dies als der Moment gelten, in dem wir eine Kultur des respektvollen Miteinanders etabliert haben, eine Lösungskultur aus anständigem fachpolitischen Streit – beispielhaft für eine Gesellschaft, die derzeit so aufgewühlt ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr.“

Herausforderungen durch eine Regierung ohne eigene Mehrheit
Eine Besonderheit der aktuellen Legislaturperiode unterstrich Dierks mit Nachdruck: Zum ersten Mal in der Geschichte Sachsens verfügt die Staatsregierung über keine eigene Mehrheit im Landtag. Dies stelle die Abgeordneten vor besondere Herausforderungen, biete aber auch eine Chance für mehr Kooperation und Kompromissfindung. „Jeder einzelne Abgeordnete wurde gewählt, um den Freistaat Sachsen voranzubringen und den Nutzen der Sächsinnen und Sachsen zu mehren“, betonte er. Die aktuelle Lage sei eine Gelegenheit, den Parlamentarismus zu stärken und dessen zentrale Funktion zu unterstreichen: die Auseinandersetzung unterschiedlicher Positionen zugunsten des Gemeinwohls.

Bedeutung des Kompromisses in der Demokratie
Ein zentrales Element der Rede war Dierks’ Plädoyer für den Kompromiss. „Ohne Kompromisse geht es nicht“, erklärte er mit Nachdruck. In einer Demokratie gehe es nicht um absolute Wahrheiten, sondern darum, Lösungen zu finden, die verschiedene Interessen miteinander versöhnen. „Es gibt nicht den einen Königsweg, sondern immer den Weg dahin, eine Lösung zu finden, die das Gemeinwohl im Blick hat.“ Der Kompromiss sei eine zentrale Stärke der parlamentarischen Demokratie und in einer vielfältigen Gesellschaft unverzichtbar.

Der Doppelhaushalt 2025/2026 als Nagelprobe
Der Landtagspräsident verwies auf den Doppelhaushalt 2025/2026 als erste große Herausforderung der neuen Legislaturperiode. Angesichts der angespannten finanziellen Lage Sachsens forderte er zügige und ernsthafte Verhandlungen. Er appellierte an die Verantwortung der Abgeordneten, die unterschiedlichen Erwartungen aus Wirtschaft, Kommunen und sozialen Bereichen zu berücksichtigen. „In solchen Situationen zeigt sich, ob eine parlamentarische Demokratie handlungsfähig ist“, so Dierks. Es gehe darum, Prioritäten zu setzen und Schwerpunkte abzuwägen.

Mehr Freiheit und weniger Mikrosteuerung
Dierks sprach sich auf Landes- und Bundesebene für einen gesellschaftlichen Aufbruch aus. Er forderte, Fesseln zu lösen und Anreize zu setzen, um die Freiheit zu stärken. „Nur starke und wirtschaftlich leistungsfähige Demokratien können auf Dauer das Leistungsversprechen von Freiheit, Wohlstand und sozialem Ausgleich gewährleisten“, betonte er. Die Überwindung von Mikrosteuerung sei dabei ein wichtiger Schritt.

Erinnerung an die Terrortat von Magdeburg
Zu Beginn seiner Rede erinnerte Alexander Dierks an die Terrortat von Magdeburg, die das Land kurz zuvor erschüttert hatte. Er unterstrich, dass solche Ereignisse den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Handlungsfähigkeit des politischen Systems auf die Probe stellten. „Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere liberale Demokratie in der Lage ist, genau solche Herausforderungen zu meistern“, erklärte er.

Ein Appell für Zusammenhalt und Gestaltungskraft
Mit seiner Rede setzte Alexander Dierks ein Zeichen für einen optimistischen und zukunftsgerichteten Kurs in der sächsischen Politik. Seine Forderung nach einer neuen politischen Kultur, die auf Respekt, Kompromissfähigkeit und Gestaltungswillen basiert, war ein deutlicher Appell an alle politischen Akteure im Freistaat. Der Sächsische Landtag habe die Chance, beispielhaft für die Gesellschaft zu handeln und den Weg für einen gesellschaftlichen und politischen Aufbruch zu ebnen.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Abgeordneten die Herausforderungen annehmen und den Sächsischen Landtag tatsächlich zu einem „Parlament der Möglichkeiten“ machen können.

Gera 1990: Ein einzigartiges Zeitzeugnis in der ersten Phase der Währungsumstellung

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Gera, die Metropole Ostthüringens mit ihren etwa 140.000 Einwohnern, erstreckt sich malerisch in einem Talkessel entlang der Weißen Elster, umgeben von einer bergigen Landschaft. Diese geographische Lage prägte die Stadt ebenso wie ihre wechselvolle Geschichte, die von wirtschaftlichem Aufschwung, Krieg, sozialistischem Wandel und postsozialistischer Transformation gezeichnet ist.

Ursprünge und industrielle Blütezeit
Bereits im Mittelalter entwickelte sich Gera zu einem bedeutenden Zentrum des Handwerks und Handels. Tuchmacher und Bierbrauer bildeten einflussreiche Zünfte, die über Jahrhunderte das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben der Stadt bestimmten. Mit der Industrialisierung erlebte Gera im 19. Jahrhundert einen erneuten Aufschwung. Die Textilindustrie, später ergänzt durch Werkzeugmaschinenbau und optische Technologien, machte die Stadt zu einem der wirtschaftlichen Motoren der Region.

Die Zeit der DDR: Wirtschaft und Stadtbild im Sozialismus
Während der DDR-Zeit wandelte sich Gera zu einer typischen Arbeiterstadt. Betriebe wie der VEB Modedruck, Unternehmen der optischen Industrie und der Werkzeugmaschinenbau prägten die Wirtschaft. Zudem spielte der Uranbergbau, betrieben von der Wismut, eine entscheidende Rolle. Der Uranabbau diente hauptsächlich den sowjetischen Atomprogrammen und hinterließ sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Spuren.

Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die sozialistische Baupolitik formten das Stadtbild nachhaltig. Ganze Straßenzüge wurden abgerissen, um Platz für Neubauten in Plattenbauweise zu schaffen. Besonders die Neubausiedlung Lausanne galt als Vorzeigeprojekt des sozialistischen Wohnungsbaus. Hier lebte ein Drittel der Einwohner Geras, doch die technokratische Gestaltung der Plattenbauten ließ wenig Raum für soziales und kulturelles Zusammenleben. Erst in den 1970er Jahren begann man, historische Bauten wiederzuentdecken und zu rekonstruieren.

Die Wende: Wirtschaftlicher und sozialer Umbruch
Mit der politischen Wende 1989/90 stand Gera wie die gesamte DDR vor einer radikalen Transformation. Die Einführung der D-Mark am 1. Juli 1990 markierte den Beginn der wirtschaftlichen Neuordnung. Betriebe, die jahrzehntelang in einem planwirtschaftlichen System operiert hatten, mussten sich nun auf die Marktwirtschaft umstellen. Viele von ihnen, darunter die Wismut und das Zeisswerk, sahen sich mit drastischen Einschnitten konfrontiert. Die Schließung von Unternehmen und der damit verbundene Verlust von Arbeitsplätzen führten zu einer hohen Arbeitslosigkeit, insbesondere unter Frauen und älteren Arbeitnehmern.

Der Wandel brachte auch tiefgreifende soziale Veränderungen mit sich. Die Preise für Grundnahrungsmittel stiegen rapide, während die Einkommen vieler Bürger hinter den Lebenshaltungskosten zurückblieben. Die Menschen mussten sich an eine neue Realität anpassen, in der sie nun eigenverantwortlich für Versicherungen und die Zukunft ihrer Kinder sorgen mussten.

Gesellschaftliche Spannungen und politische Neuordnung
Die politischen Veränderungen spiegelten sich in den Wahlergebnissen der Kommunalwahl wider: CDU, SPD und PDS etablierten sich als dominierende Parteien. Doch die neue Parteienlandschaft brachte nicht nur Hoffnungen, sondern auch Unzufriedenheit. Finanzielle Probleme zwangen die Stadtverwaltung, Kredite aufzunehmen, während soziale Sicherungsmaßnahmen wie die Kinderbetreuung in Gefahr gerieten.

Die gesellschaftliche Unsicherheit führte zu Spannungen. Hausbesetzungen durch alternative Gruppen und die Zunahme rechter Gewalt verdeutlichten die Polarisierung. Rechtsradikale Skinheads nutzten die Instabilität, um ihre nationalistischen und ausländerfeindlichen Einstellungen zu propagieren. Die Polizei, die sich im Umbruch befand, hatte Schwierigkeiten, der wachsenden Gewaltbereitschaft Herr zu werden.

Ein Blick auf die Zukunft
Die Jahre nach der Wiedervereinigung waren für Gera von Herausforderungen und Hoffnungen geprägt. Während viele Menschen von der neuen Reisefreiheit und den Möglichkeiten der Marktwirtschaft begeistert waren, blieb die Unsicherheit über die Zukunft ein ständiger Begleiter. Dennoch zeigten der ungebrochene Wille zur Anpassung und die Suche nach neuen Perspektiven, dass Gera auch in schwierigen Zeiten resilient bleibt.

Geras Geschichte ist ein Spiegelbild der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert: Von der Blütezeit der Industrialisierung über die Zäsur des Zweiten Weltkriegs und die sozialistische Transformation bis hin zum Umbruch der Wiedervereinigung. Die Stadt hat stets gezeigt, dass sie in der Lage ist, sich neu zu erfinden. Heute steht Gera vor der Herausforderung, die Vergangenheit mit der Zukunft zu verbinden und sich als lebenswerte Stadt in Ostthüringen neu zu positionieren.

Boehner-Film: Dresden, die verschwundene Stadt (1955)

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Der Erinnerungsfilm „Dresden, die verschwundene Stadt“ aus dem Jahr 1955 unter der Regie von Richard Boehner ist ein bewegendes Zeugnis der Stadtgeschichte und zugleich ein Denkmal für das verlorene Dresden, das am 13. Februar 1945 in einem verheerenden Feuersturm unterging. Der Film fängt die einstige Pracht und kulturelle Bedeutung der Stadt ein, deren Architektur, Kunstschätze und Atmosphäre weltweit bewundert wurden.

Eine Stadt von Schönheit und Geschichte
Dresden, erstmals 1206 erwähnt, begann als kleines Fischerdorf an der Elbe und wuchs im Laufe der Jahrhunderte zu einer prächtigen Residenzstadt heran. Insbesondere die Herrschaft der Wettiner und später August des Starken prägten das Stadtbild nachhaltig. Unter Augusts Einfluss entwickelte sich Dresden zu einem Zentrum von Kunst und Kultur, das mit seinen Bauwerken und Sammlungen über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangte.

Die Brühlsche Terrasse, liebevoll „Balkon Europas“ genannt, das majestätische Ensemble der Frauenkirche, der Hofkirche und des Residenzschlosses, sowie der weltberühmte Zwinger sind nur einige der herausragenden Sehenswürdigkeiten, die Dresden seinen Ruf als „Elbflorenz“ einbrachten.

Der Zwinger und seine Schätze
Ein besonderes Augenmerk legt der Film auf den Zwinger, ein Meisterwerk barocker Baukunst. Architekt Daniel Pöppelmann und Bildhauer Balthasar Permoser schufen dieses Ensemble, das Architektur und Natur harmonisch vereinte. Der Zwinger beherbergte über die Jahrhunderte zahlreiche bedeutende Sammlungen, darunter die berühmte Gemäldegalerie Alte Meister mit Meisterwerken wie Raphaels „Sixtinischer Madonna“ und Tizians „Zinsgroschen“.

Die im Zwinger befindlichen Sammlungen zeugen von der kulturellen Strahlkraft Dresdens. Unter anderem wurden hier die Porzellansammlung sowie der mathematisch-physikalische Salon gezeigt, der mit über 2000 Exponaten die älteste technische Sammlung der Welt darstellte.

Architektonische Meisterwerke und musikalisches Erbe
Neben dem Zwinger würdigt der Film zahlreiche weitere Bauwerke, etwa die Semperoper, ein Wahrzeichen der Stadt und Mittelpunkt des europäischen Musiklebens. Die Uraufführungen von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ und „Tannhäuser“ sowie Richard Strauss’ „Der Rosenkavalier“ fanden hier statt.

Das Residenzschloss, ein weiteres architektonisches Juwel, beherbergte das legendäre Grüne Gewölbe, die Schatzkammer Augusts des Starken. Diese Sammlung vereinte unschätzbare Kunstwerke und Goldschmiedearbeiten von höchster Qualität.

Die Frauenkirche, ein Meisterwerk des Barock, ragte mit ihrer imposanten Steinkuppel über die Altstadt und symbolisierte die kulturelle und spirituelle Größe Dresdens. Mit ihrer Einweihung durch Johann Sebastian Bach wurde sie zu einem Ort von überregionaler Bedeutung.

Das Hygienemuseum und moderne Akzente
Auch die moderne Seite Dresdens wird im Film beleuchtet. Das Deutsche Hygienemuseum, eine weltweit einzigartige Institution, wurde 1911 durch Karl August Lingner ins Leben gerufen. Mit seinem gläsernen Menschen setzte es neue Maßstäbe in der Wissensvermittlung und Sozialhygiene.

Eine lebendige Gartenstadt
Dresden war nicht nur ein Zentrum von Kunst und Architektur, sondern auch eine Stadt der Gärten. Der Große Garten, mit seinen majestätischen Baumriesen und dem barocken Palais, war eine grüne Oase, die das Lebensgefühl der Stadt unterstrich.

Der Verlust Dresdens
Am 13. Februar 1945 veränderte sich das Antlitz Dresdens für immer. Der Feuersturm, der durch die Bombardierungen der Alliierten ausgelöst wurde, zerstörte die Stadt nahezu vollständig. Tausende von Menschen kamen ums Leben, und unersetzliche kulturelle Schätze wurden unwiederbringlich verloren.

Der Film schließt mit einer wehmütigen Hommage an das verlorene Dresden. Bilder von winterlichen Straßenzügen, dem Striezelmarkt und dem Dresdner Kreuzchor vermitteln eine bittersüße Erinnerung an die Stadt, die in ihrer Anmut und Schönheit einzigartig war.

„Dresden, die verschwundene Stadt“ ist mehr als ein Film – es ist ein visuelles Denkmal für die Kunst und Kultur, die in Dresden einst lebendig waren. Es erinnert an den Wert von Frieden und den Verlust, den Krieg mit sich bringt. Für die Nachwelt bleibt dieser Film ein kostbarer Schatz, der die Seele Dresdens in bewegten Bildern bewahrt.

Der Cottbuser Ostsee ist voll, aber wie geht es jetzt weiter?

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Der Cottbuser Ostsee ist ein beeindruckendes Beispiel für den Strukturwandel in der Lausitz. Einst ein Ort, an dem über Jahrzehnte Braunkohle abgebaut wurde, präsentiert sich das Gebiet heute als riesiger, künstlich geschaffener See. Mit einer Fläche von 1.900 Hektar und einem Wasservolumen von über 170 Millionen Kubikmetern stellt der Ostsee nicht nur einen bedeutenden Schritt in der Renaturierung des Tagebaus Cottbus Nord dar, sondern auch eine wichtige Perspektive für die Region.

Der Weg zur Flutung: Ein Mammutprojekt
Der Flutungsprozess begann im Jahr 2019. Verantwortlich für die Planung und Überwachung war der Hydrologe Ingolf Arnold, der von Beginn an von der Realisierbarkeit des Projekts überzeugt war. Obwohl es in den vergangenen Jahren immer wieder trockene Sommer gab, hielt das Team am Ziel fest. Am 23. Dezember 2024 wurde der Zielwasserstand von 62,5 Metern über Normalnull erreicht. Arnold beschreibt den Flutungsprozess als „eine Frage der Zeit“, da das Urstromtal, in dem sich der See befindet, wie eine natürliche Badewanne fungiert, die irgendwann vollläuft. Diese Prognose hat sich bewahrheitet, auch wenn die Umsetzung nicht ohne Herausforderungen verlief.

Neben den natürlichen Gegebenheiten musste der Flutungsprozess auch ökologisch und technisch abgestimmt werden. Die Wassermassen stammen aus der Spree, was ein sorgfältiges Management der Wasserressourcen erforderte. Kritiker hatten befürchtet, dass die Flutung die Wasserverfügbarkeit in der Region negativ beeinflussen könnte, doch durch eine präzise Planung konnten negative Auswirkungen minimiert werden.

Ein neuer Lebensraum entsteht
Der Ostsee bietet nicht nur Potenzial für den Tourismus, sondern auch für neue Wohn- und Lebensräume. Geplant ist ein neuer Stadtteil für Cottbus, der direkt am Ufer des Sees entstehen soll. Dieser soll Wohnhäuser, eine Hafenpromenade sowie verschiedene Freizeitmöglichkeiten wie Badestellen umfassen. Ein genaues Fertigstellungsdatum gibt es allerdings noch nicht. Die Verantwortlichen betonen, dass sich die Ufer des Sees zunächst stabilisieren müssen, bevor eine sichere Nutzung möglich ist. Dieses natürliche Gleichgewicht zwischen Grundwasser, Seewasser und den geologischen Bedingungen der Region wird voraussichtlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen.

Ein weiteres Highlight, das bereits bis 2026 realisiert werden soll, ist ein 21 Kilometer langer Rundweg um den See. Dieser wird Radfahrern und Spaziergängern die Möglichkeit bieten, die beeindruckende Landschaft zu erkunden und den See aus verschiedenen Perspektiven zu erleben.

Energie aus dem Ostsee
Der Ostsee spielt auch eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Energieerzeugung. Bereits jetzt betreibt die LEAG die größte schwimmende Solaranlage Deutschlands auf dem See. Darüber hinaus gibt es Pläne, den Ostsee für die Fernwärmeversorgung der Stadt Cottbus zu nutzen. Eine Wärmepumpe könnte die Wärmeenergie des Sees in das städtische Versorgungssystem einspeisen. Auch die Nutzung des Sees als Wasserspeicher wird geprüft. Diese Funktion könnte nicht nur für die Region, sondern auch für Berlin und Brandenburg von großem Nutzen sein, da der Ostsee helfen könnte, die Wasserressourcen der Spree besser zu steuern.

Die Landesregierung Brandenburg arbeitet an einer Machbarkeitsstudie, die im Frühjahr 2025 veröffentlicht werden soll. Sollte der Ostsee tatsächlich als Wasserspeicher eingesetzt werden, könnte dies eine zusätzliche Dimension zur ohnehin schon vielseitigen Nutzung des Sees hinzufügen.

Herausforderungen und Perspektiven
Trotz des bisherigen Erfolgs stehen noch viele Aufgaben bevor. Insbesondere die Stabilisierung der Ufer und die Integration des Sees in die städtische und regionale Infrastruktur bleiben zentrale Themen. Auch die ökologische Balance des Sees muss langfristig gesichert werden, um ihn als Lebensraum für Flora und Fauna zu etablieren.

Der Cottbuser Ostsee ist jedoch bereits jetzt ein Symbol für den Wandel. Er zeigt, wie aus einem ehemaligen Tagebau ein nachhaltiges, vielseitig nutzbares Gebiet entstehen kann. Für die Lausitz bietet der See nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle und ökologische Perspektiven. Er steht exemplarisch für den Übergang von einer fossilbasierten zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsstruktur – ein Prozess, der nicht nur die Region, sondern auch die Menschen nachhaltig prägt.

In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wie gut die geplanten Projekte umgesetzt werden können und welchen Einfluss der Ostsee langfristig auf Cottbus und die Umgebung haben wird. Eines ist jedoch sicher: Der Ostsee ist mehr als nur ein gefülltes Tagebaurestloch – er ist ein Symbol für die Zukunft.

Martin Brambach und seine Sicht auf die DDR und Wiedervereinigung

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Martin Brambach, geboren 1967 in Dresden, schildert seine Ansichten zum Osten, Ostdeutschland und der DDR in einer Weise, die stark von seinen persönlichen Erfahrungen geprägt ist. Er wuchs in Alt-Koschitz auf, einem dorfähnlichen Ort, der später eingemeindet wurde. Brambach beschreibt seine Kindheit dort als „sehr, sehr glücklich“ und erinnert sich an ein Fachwerkhaus sowie ein nahegelegenes Waldgebiet. Diese unbeschwerte Kindheit empfand er als „herrlich“. 1973 zog die Familie nach Berlin-Prenzlauer Berg, der bereits zu DDR-Zeiten einen leicht alternativen Charakter hatte. Als Kind hegte Brambach den Wunsch, Sowjetsoldat zu werden, beeinflusst von der polnischen Fernsehserie „Vier Panzersoldaten und ein Hund“. In der Schule wurde dieser Berufswunsch jedoch belächelt. Seine Mutter, Kostümbildnerin an der Volksbühne, und sein Stiefvater, Schauspieler und Regisseur, brachten ihn früh mit bildender Kunst und Sprache in Berührung. Besonders das Theaterleben in der DDR empfand Brambach als frei und kreativ. Kinder konnten an der Volksbühne spielen, sich verkleiden und austoben.

Dresden und Leipzig, zwei bedeutende Städte in Brambachs Leben, beschreibt er als grundverschieden. Dresden sei konservativer, geprägt von einem großen Bildungsbürgertum, das Wert auf klassische Kultur legt. Leipzig hingegen erscheine weltoffener und von jungen Leuten geprägt. Brambach fasst dies mit dem Satz zusammen: „In Leipzig wird Geld verdient, in Dresden ausgegeben.“ Er hebt hervor, dass Mentalität und Bevölkerungsstruktur beider Städte unterschiedlich seien, auch wenn dies einem Berliner nicht immer auffalle.

Der sächsische Dialekt war für Brambach eine Herausforderung. In seiner Kindheit wurde er dafür gehänseln, weshalb er bemühte, Berlinisch zu lernen. Er lernte dies so gut, dass er später Schwierigkeiten hatte, den Dialekt für die Schauspielschule wieder abzulegen. Dennoch betont er die Bedeutung des Sächsischen, insbesondere für seine Rolle in dem Film „Die Fälscher“. Er beschreibt Sächsisch als einen „herrlichen Dialekt“, der zu Unrecht an den Rand gedrängt werde. Im Gespräch mit Gregor Gysi demonstrierte er seine Fähigkeit, Sächsisch, Berlinerisch und Wienerisch zu sprechen. Das Wienerische empfindet er als eine „spielerische Sprache“, in der man Dinge im „Schmäh“ sagen könne, die im Deutschen ernst wirken.

Ein einschneidendes Erlebnis war die Ausreise seiner Mutter in den Westen. Sie diskutierte zuvor über eingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten in der DDR und entschied sich schließlich, bei einem Kostümbildnerkongress in Westberlin zu bleiben. Brambach empfand die Vorstellung einer Mutter im Westen als „super“, da dies mit „hohen Adidas-Turnschuhen“ und „Bravo“ verbunden war. Seine eigene Ausreise wurde durch Kontakte von befreundeten Schriftstellern zu Egon Bahr und Franz Josef Strauß ermöglicht. In der DDR hatte er, nachdem seine Mutter gegangen war, das Gefühl, sich „alles erlauben“ zu können. Bei einer Befragung an der Schauspielschule erzählte er eine Geschichte von Heiner Müller, was den Parteisekretär nicht verstand. Noch am selben Tag stellte er einen Ausreiseantrag, nachdem er an der Schauspielschule angenommen worden war. Die Ausreise verlief für ihn verhältnismäßig schnell, was er als „wahnsinniges Glück“ bezeichnete. Die Wohnung seiner Mutter wurde nach ihrer illegalen Ausreise nicht enteignet, aber von einem Stasi-Mitarbeiter überwacht, der sich für ihre Rückkehr interessierte. Trotz seiner Ausreise durfte er seine Freundin in Ost-Berlin nicht besuchen. Nach seiner Ankunft im Westen besuchte er zunächst eine Schule in Finnland und später in Hamburg. Dort trug er einen DDR-Aufkleber auf seiner Schultasche und empfand das Gymnasialniveau als niedriger als in der DDR. Schließlich brach er die Schule ab und begann seine Schauspielkarriere in Bochum.

Brambachs Kritik an der deutschen Einheit ist differenziert. Er bemängelt die Reduzierung der DDR auf Mauertote und die Vernachlässigung des Lebens in der DDR durch die Bundesregierung. Besonders hebt er hervor, dass Schulen, Kindereinrichtungen und die Gleichstellung der Geschlechter in der DDR weiter fortgeschritten waren als im Westen. Er ist der Meinung, dass die Übernahme positiver Aspekte der DDR die Lebensqualität der Westdeutschen hätte erhöhen können. Brambach kritisiert die einseitige Darstellung der DDR und die daraus resultierenden Folgen bis heute. Er betont, dass in der DDR die Fächer Biologie, Chemie und Physik besser vernetzt waren, was dem Bildungsniveau zugutekam.

Seine Theatererfahrungen schildert er ebenfalls eindrücklich. Er beschreibt die Mischung des Publikums bei Aufführungen in Anklam als „fantastisch“ für DDR-Verhältnisse, da Menschen aus Prenzlauer Berg und Anklam aufeinandertrafen. Brambach merkt an, dass es in der DDR zwar Rolltreppen gab, diese jedoch nicht immer funktionierten. Er hebt hervor, dass in den 50er Jahren in Westdeutschland das Thema Auschwitz verdrängt wurde.

Zusammenfassend vermittelt Martin Brambach ein differenziertes Bild der DDR und Ostdeutschlands. Er erinnert sich an eine glückliche Kindheit und hebt positive Aspekte wie das Bildungssystem und die Gleichstellung hervor. Gleichzeitig kritisiert er die einseitige Darstellung der DDR in der gesamtdeutschen Geschichte und die Art, wie die Wiedervereinigung ablief, die er als feindliche Übernahme empfindet. Seine persönlichen Erfahrungen prägen seine Sichtweise auf die Unterschiede zwischen Ost und West, sowohl in Bezug auf Mentalität als auch auf politische und kulturelle Aspekte.

Das kahle Herz – Waldmenschen in Thüringen

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„Das kahle Herz – Waldmenschen in Thüringen“ ist eine eindringliche Dokumentation, die die dramatischen Herausforderungen beleuchtet, vor denen unsere Wälder stehen. Trockenheit, Borkenkäfer und Umweltkatastrophen setzen dem empfindlichen Ökosystem massiv zu. Doch die Klimaerwärmung allein ist nicht der einzige Faktor für den Verfall der Wälder. Eine seit rund 300 Jahren bestehende Forstpolitik, die auf Monokulturen setzt, sowie der stetig steigende Holzbedarf tragen entscheidend dazu bei, dass das Waldökosystem in vielen Regionen aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Die zentrale Botschaft des Films lautet: Der Wald kann ohne den Menschen überleben – der Mensch jedoch nicht ohne den Wald. In eindrucksvollen Bildern und persönlichen Geschichten zeigt „Das kahle Herz“, wie Menschen sich den großen Veränderungen stellen, die Liebe zur Natur bewahren und gleichzeitig nach neuen Lösungen suchen, um die Zukunft der Wälder zu sichern. Dabei bleibt die Dokumentation nicht bei der Analyse der Probleme stehen. Sie bietet Inspiration und Handlungsansätze für die breite Öffentlichkeit und richtet sich besonders an Waldbesitzer, Naturschützer und Entscheidungsträger.

Die Ursachen des Waldsterbens
Ein Schwerpunkt des Films liegt auf der Untersuchung der Ursachen des Waldsterbens. Neben den offensichtlichen Folgen der Klimaerwärmung, wie höheren Temperaturen und geringeren Niederschlägen, wird die historische Entwicklung der Forstwirtschaft kritisch beleuchtet. Die Fokussierung auf Monokulturen, insbesondere von Fichten, hat den Wäldern ihre Widerstandsfähigkeit genommen. Diese Baumarten, die einst als wirtschaftlich rentabel galten, sind heute besonders anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer und reagieren empfindlich auf klimatische Extreme.

Darüber hinaus thematisiert der Film den steigenden Bedarf an Holzprodukten, der die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern erschwert. Viele Waldbesitzer stehen vor der Herausforderung, wirtschaftliche Interessen mit ökologischen Anforderungen in Einklang zu bringen. „Das kahle Herz“ verdeutlicht, dass es nicht genügt, alte Fehler zu korrigieren – es bedarf eines grundsätzlichen Umdenkens.

Menschen im Mittelpunkt
Im Zentrum der Dokumentation stehen die sogenannten „Waldmenschen“ – Individuen, die mit Leidenschaft und Hingabe für den Schutz der Wälder arbeiten. Dazu gehören Forstwirte, Wissenschaftler, Umweltschützer und engagierte Bürger. Der Film porträtiert ihre Geschichten und zeigt, wie sie trotz widriger Umstände neue Wege gehen, um das Gleichgewicht in den Wäldern wiederherzustellen. Ihre Ansätze reichen von naturnaher Waldwirtschaft über Aufforstungsprojekte bis hin zur Entwicklung widerstandsfähiger Mischwälder.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Beziehung dieser Menschen zur Natur. Der Film vermittelt eindrücklich, wie tief verwurzelt ihre Verbindung zu den Wäldern ist und wie sehr sie von der Zerstörung des Ökosystems betroffen sind – emotional, wirtschaftlich und existenziell. Doch er zeigt auch, dass Engagement und Zusammenarbeit Hoffnung schenken.

Ein Appell zum Handeln
„Das kahle Herz“ ist mehr als nur ein Film über den Zustand der Wälder. Er ist ein eindringlicher Appell, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Die Dokumentation fordert die Zuschauer dazu auf, ihren eigenen Beitrag zur Bewahrung unserer Natur zu reflektieren. Sie zeigt, dass jede Einzelperson einen Unterschied machen kann – sei es durch bewussteren Konsum, die Unterstützung von Umweltschutzprojekten oder aktives Engagement in der eigenen Region.

Der Film hebt die Bedeutung des Waldumbaus hervor, der darauf abzielt, die Monokulturen durch Mischwälder zu ersetzen, die besser an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst sind. Dabei werden auch die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angesprochen, die notwendig sind, um langfristige Veränderungen herbeizuführen. Der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft spielt hierbei eine zentrale Rolle.

Zukunftsperspektiven
Abschließend wirft die Dokumentation einen Blick in die Zukunft. Sie stellt die Frage, wie die Wälder in 50 oder 100 Jahren aussehen könnten, wenn die Weichen heute richtig gestellt werden. Die Vision eines ökologisch intakten und nachhaltigen Waldes steht dabei im Mittelpunkt. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, dass dies nur durch gemeinsames Handeln und eine langfristige Perspektive erreicht werden kann.

Zusammenfassend ist „Das kahle Herz – Waldmenschen in Thüringen“ ein eindrucksvoller Film, der die Dringlichkeit des Waldschutzes aufzeigt und Mut macht, die notwendigen Veränderungen anzugehen. Er verbindet emotionale Geschichten mit wissenschaftlichen Fakten und bietet so eine umfassende Perspektive auf eines der drängendsten Probleme unserer Zeit.

„Im Namen der Freiheit“ – Theaterversammlung mit Ilko-Sascha Kowalczuk in Rostock

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Am 6. November 2024 fand die dritte Theaterversammlung des Projekts »Im Namen der Freiheit« zum Thema »Freiheit als Lebensprojekt« am Volkstheater Rostock statt. Der Historiker und Publizist Ilko-Sascha Kowalczuk lieferte einen Impuls zur Geschichte Ostdeutschlands nach 1989, der in der anschließenden Fishbowl intensiv diskutiert wurde.

Die Fishbowl-Diskussion mit dem Historiker war als „Empathie-Maschine“ konzipiert, ein interaktives Format, das den direkten Dialog zwischen dem Experten und den Teilnehmenden ermöglichen sollte. Kowalczuk, bekannt als Autor bedeutender Werke wie seiner Walter-Ulbricht-Biografie und „Freiheitsschock“, stellte sich dabei nicht nur als Wissenschaftler vor, sondern auch als Fachberater für Filme mit zeitgeschichtlichem Bezug. Als Beispiel wurde seine Mitarbeit am Film „Herrhausen“ hervorgehoben, der die Kredite der Deutschen Bank an die DDR thematisiert.

Kowalczuks Tätigkeit als Filmberater
Kowalczuk beschrieb seine Rolle als Filmberater als facettenreich und herausfordernd. Seine Hauptaufgabe sei es, Drehbücher auf historische Genauigkeit zu überprüfen. Dabei stößt er oft auf Spannungen zwischen der historischen Wahrheit und den dramaturgischen Anforderungen von Spielfilmen, die häufig fiktive Elemente wie Liebesgeschichten einbauen. Er berichtete von Situationen, in denen er Details wie die Verfügbarkeit von Weiß- oder Rotkohl in Rostock im Juni 1958 recherchieren musste. Trotz der Kompromisse, die er gelegentlich eingehen muss, betrachtet er diese Arbeit als „symbiotisch“ für einen Historiker, da sie historische Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich macht.

Diskussion über die Darstellung der DDR
Die Teilnehmenden stellten die Frage, ob es überhaupt möglich sei, ein einziges, allgemeingültiges Bild der DDR zu zeichnen. Kowalczuk erklärte, dass dies zwar möglich, aber sinnlos sei, da jede Darstellung von der Perspektive und den Erfahrungen des Einzelnen abhänge. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Geschichte sei die Einhaltung grundlegender Prinzipien wie der Verifizierbarkeit von Quellen und der Berücksichtigung bestehender Literatur essenziell. Dennoch könnten selbst streng wissenschaftliche Analysen zu unterschiedlichen, manchmal widersprüchlichen Ergebnissen führen.

Einige „axiomatische Grundsätze“ seien jedoch nicht verhandelbar, wie etwa die Tatsache, dass die Berliner Mauer gebaut wurde, um die Ausreise zu verhindern. Eine Teilnehmerin aus Berlin berichtete von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Mauer und betonte deren prägende Wirkung. Gleichzeitig widersprach sie der pauschalen Annahme, dass behinderte Menschen in der DDR grundsätzlich schlecht behandelt wurden, und verwies auf die Existenz von Sonderschulen. Kowalczuk betonte, dass unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen gleichermaßen beachtet werden sollten.

Der Gewöhnungseffekt in Diktaturen
Ein zentrales Thema war der „Gewöhnungseffekt“, den Kowalczuk als entscheidend für das Funktionieren von Diktaturen bezeichnete. In solchen Systemen gewöhne sich die Bevölkerung daran, Missstände nicht zu hinterfragen oder öffentlich zu thematisieren. Dadurch werde die soziale Ausgrenzung Andersdenkender verstärkt, was zur Stabilisierung des Systems beitrage. Die Diskussion anerkennt jedoch, dass individuelle Erfahrungen und Wahrnehmungen innerhalb einer Diktatur unterschiedlich ausfallen können.

Behandlung von Behinderten in der DDR
Die Behandlung von Behinderten in der DDR war ein weiteres kontroverses Thema. Es wurde hervorgehoben, dass die DDR zwar staatliche Sonderschulen und Betriebe mit Rehabilitierungsarbeitsplätzen hatte, diese aber nicht inklusiv waren. Ein Teil der Unterstützung für Behinderte war zudem an kirchliche Einrichtungen gebunden. Nach der deutschen Einheit seien behinderte und alte Menschen laut Kowalczuk zu den „ersten großen Gewinnern“ gehört. Dennoch regte er an, diesem Thema eine eigene Veranstaltung zu widmen, da es umfangreich und vielschichtig sei.

Vergleich von DDR und BRD
Die Diskussion wandte sich auch dem Vergleich zwischen DDR und BRD zu. Ein Teilnehmer kritisierte, dass Diskussionen oft vom eigentlichen Thema ablenken, indem auf Probleme in der BRD verwiesen werde. Kowalczuk betonte, dass die grundsätzliche Verfassung beider Systeme nicht vergessen werden dürfe: Die DDR war eine Diktatur, die BRD ein Rechtsstaat. Er wies die Behauptung zurück, dass die BRD genauso schlimm wie die DDR gewesen sei, und hob hervor, dass in der BRD zumindest eingeschränkte Meinungsfreiheit existierte.

Öffentlichkeit und Debatten in DDR und BRD
Ein Unterschied zwischen der DDR und der BRD sei die Möglichkeit öffentlicher Debatten. Während solche Debatten in der BRD durch Fernsehserien und andere Formate angeregt wurden, war die Öffentlichkeit in der DDR stark gelenkt. Kowalczuk betonte, dass auch wissenschaftliche Ergebnisse zur DDR oft nicht in die öffentliche Debatte gelangen, da diese häufig von subjektiven Eindrücken und politisch geprägten Sichtweisen überlagert werden.

Uwe Johnsons Text als Schlüssel zum Verständnis der DDR
Ein besonderer Schwerpunkt lag auf einem Text von Uwe Johnson aus dem Jahr 1970, der als Nachwort eines Interview-Buchs mit DDR-Ausgereisten entstand. Kowalczuk schilderte, wie dieser Text die Schwierigkeiten der Integration ehemaliger DDR-Bürger in der BRD analysierte. Der Text fand auch nach der Wende Beachtung und wurde wiederveröffentlicht.

Aktuelle politische Entwicklungen
Die Veranstaltung nahm Bezug auf aktuelle politische Ereignisse. Kowalczuk kritisierte Parteien wie die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), die er als illiberal und kremlaffin bezeichnete. Er warnte vor der Gefahr, dass solche Gruppierungen die Demokratie aushöhlen könnten, und betonte die Notwendigkeit, für demokratische Werte einzustehen.

Abschluss und Ausblick
Die Veranstaltung endete mit der Anregung, die Diskussionen im Foyer fortzusetzen, und dem Hinweis, dass die Vorträge auf dem Portal „BBB-Freiheitsarchiv“ nachzuhören seien. Zusammenfassend wurde deutlich, dass die Vergangenheit die Gegenwart prägt und es wichtig ist, Demokratie aktiv zu verteidigen. Der Austausch verschiedener Perspektiven trägt dazu bei, ein umfassenderes Verständnis für die komplexe Geschichte und die Herausforderungen der Gegenwart zu entwickeln.

Oberst a.D. Dr. Heinz Günther über Friedenssicherung und die Gefahr eines Dritten Weltkriegs

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Dr. Heinz Günther, ein Zeitzeuge, der 1930 in der Nähe von Neubrandenburg geboren wurde und eine vielseitige Karriere als FDJ-Kader, Diplomat, Hochschullehrer, Jurist und Oberst der Auslandsaufklärung der DDR absolvierte, äußert sich in einem Gespräch zu verschiedenen Aspekten der deutschen Geschichte und der aktuellen politischen Lage. Er beklagt eine zunehmende Geschichtsverfälschung und betont, dass die Geschichte der DDR nur durch eine angemessene Bewertung der Zusammenhänge und Ursachen verstanden werden kann.

Günther betrachtet nicht nur das Gründungsjahr der DDR, sondern auch die Vorgeschichte, insbesondere die optimistische Haltung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, die jedoch schnell von westlichen Mächten untergraben wurde. Er zitiert Winston Churchill, der auf die „falsche Sau“, das Hitlerreich, und die „richtige“ Sowjetunion hinwies, um die westlichen Bestrebungen zu verdeutlichen, das kommunistische System zu bekämpfen. Diese geopolitischen Spannungen führten zu einer schweren Diskrepanz zwischen Ost und West, insbesondere in Bezug auf die Unterstützung Westdeutschlands durch die westlichen Staaten, während die DDR-Bürger für Kriegsschäden aufkommen mussten.

Die Gründung der DDR, so Günther, war eine Reaktion auf die BRD und führte zu einem Umbruch im Denken der DDR-Bürger, die auf sozialistische Werte orientiert werden sollten. Doch dieser Prozess wurde durch den Westdeutschen Kapitalismus und die westliche Propaganda behindert. Der Fall der DDR wurde in westlicher Rhetorik als Delegitimierung des Staates genutzt, was in der negativen Behandlung der DDR-Bürger nach der Wiedervereinigung mündete. Die DDR-Bürger, die die Wiedervereinigung mit der Hoffnung auf ein „11. Bundesland“ der BRD vollzogen hatten, erlebten, dass ihre Rechte nicht anerkannt wurden, was sie nicht nur finanziell, sondern auch moralisch belastete.

Der Verlust der DDR wurde auch in der Politik und der Wirtschaft sichtbar, als die BRD von der DDR viele wichtige Werte übernahm, wie z. B. Agrarflächen, Betriebe und Kulturgüter. Günther fragt sich, warum die Bürger nicht mehr gegen diese Entwertung auftraten und erkennt an, dass die meisten Bürger 1990 die Schlacht verloren haben. Dennoch bleibt die Idee eines sozialistischen, friedliebenden Staates bestehen, der trotz aller Herausforderungen nicht aufgegeben werden sollte.

Er äußert Bedenken über den Missbrauch von Begriffen wie „Demokratie“ und „Freiheit“ und fordert, dass diese Begriffe im Lichte der westlichen Propaganda kritisch hinterfragt werden. Günther verweist auf eine Aussage von Horst Seehofer, in der dieser feststellt, dass die Macht im Kapitalismus nicht bei den Wählern liegt, sondern bei denen, die das Kapital kontrollieren.

Ein weiterer Aspekt seines Gesprächs ist die mögliche juristische Möglichkeit, die Rechte der DDR-Bürger durch internationale Institutionen wie die UNO geltend zu machen. Er verweist auf das Fakultativprotokoll der UNO und ermutigt dazu, sich für die eigenen Rechte einzusetzen.

Abschließend warnt Günther vor der Gefahr eines Dritten Weltkriegs und appelliert an alle Friedliebenden, diesen zu verhindern. Er verweist auf historische Ereignisse, wie den Überfall auf den Sender Gleiwitz, und fordert dazu auf, wachsam gegenüber der Propaganda zu bleiben und immer zu hinterfragen, wem die aktuellen politischen Entscheidungen dienen.

Das Gespräch vermittelt eine tiefgründige Reflexion über die Geschichte der DDR, die Folgen der Wiedervereinigung und die aktuellen politischen Entwicklungen, die nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft Deutschlands betreffen.

Ein Modell für die Zukunft: Schloss Gröditz als Leuchtturmprojekt in der Oberlausitz

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Das Schloss Gröditz, eine historische Anlage bei Weißenberg in der Oberlausitz, soll künftig zu einem bedeutenden Bildungsstandort werden. Der Eigentümer Beatus von Zenker, in Zusammenarbeit mit Hagen Lippe-Weißenfeld, hat ein ehrgeiziges Konzept entwickelt, das nicht nur die kulturelle Bedeutung des Schlosses bewahren soll, sondern auch eine zukunftsweisende wirtschaftliche Nutzung und langfristige Sicherung ermöglicht. Im Mittelpunkt dieses Plans steht die Gründung einer Handwerksakademie, die moderne Ausbildungsmöglichkeiten mit traditionellem Handwerk verbindet. Das Vorhaben ist nicht nur ein bedeutender Schritt für das Schloss selbst, sondern könnte auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Region haben.

Die Grundlage für dieses innovative Konzept wurde durch die erfolgreiche Zusammenführung der verschiedenen Grundstücke und Bauwerke des Schlossareals gelegt. Bislang war das historische Gebäudeensemble in mehrere Einzelgrundstücke unterteilt, was die Entwicklung erschwert hatte. Doch nun, da alle Teile in einer Hand liegen, bietet sich die einmalige Gelegenheit, die ursprüngliche Einheit des Rittergutes wiederherzustellen. Dies ist eine Seltenheit, auf die die Initiatoren stolz sind, da es nun möglich ist, den gesamten Komplex einer sinnvollen Nutzung zuzuführen und gleichzeitig die historische Substanz zu bewahren. Das Schloss, das bereits saniert ist, soll dabei als kultureller und bildungsorientierter Standort genutzt werden.

Das Herzstück des Projekts ist die Einrichtung eines Handwerkszentrums, das speziell auf die Bedürfnisse der Region zugeschnitten ist. Die Handwerksakademie wird eine interdisziplinäre Verbundausbildung anbieten, die verschiedenen Branchen zusammenführt und den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht wird. Der Wunsch nach einer solchen Einrichtung ist in der Region bereits deutlich spürbar, da lokale Unternehmen und Handwerksbetriebe großes Interesse daran haben, gut ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen. Die Handwerksakademie soll eine hochqualifizierte Ausbildung ermöglichen, die über die klassische Berufsausbildung hinausgeht und zudem die Schaffung neuer Arbeitsplätze fördert. Besonders betont wird die Einbindung von Unternehmen wie die Klavierbauer Bechstein aus Seifhennersdorf und August Förster aus Löbau, die ihre Expertise in den Lehrbetrieb einfließen lassen wollen. Aber auch die Staude-Gruppe, die in den Bereichen Metallbau, Heizung und Sanitär tätig ist, wird an der Ausbildung beteiligt sein. Weitere Branchen, wie beispielsweise Elektro, sollen ebenfalls Teil des Programms werden.

Das Besondere an dieser Handwerksakademie ist die innovative Ausrichtung auf eine KI-unterstützte Verbundausbildung. Dabei wird moderne Technologie in die traditionellen Handwerksberufe integriert, was den Absolventen nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch technologische und digitale Kompetenzen vermittelt. Dieser interdisziplinäre Ansatz soll den Studierenden ermöglichen, flexibel auf die sich schnell verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes zu reagieren und sich auch in anderen Bereichen zu spezialisieren. Die Handwerksakademie wird somit nicht nur den spezifischen Bedürfnissen des Handwerks gerecht, sondern auch den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt.

Die Ausbildung wird dabei nicht nur theoretische Kenntnisse vermitteln, sondern auch einen praxisorientierten Ansatz verfolgen. Die Wirtschaftsgebäude des Schlosses werden für die Ausbildung genutzt, sodass die Studierenden direkt in einer realen Arbeitsumgebung lernen können. Das bietet nicht nur Vorteile für die Auszubildenden, sondern auch für die regionalen Unternehmen, die auf diese Weise von der direkten Anbindung an eine hochqualifizierte Ausbildung profitieren. Dies ist besonders wichtig, da die Region Oberlausitz seit Jahren mit dem Fachkräftemangel kämpft und Unternehmen auf der Suche nach gut ausgebildeten Nachwuchskräften sind. Die Handwerksakademie wird somit ein wichtiger Baustein zur Lösung dieses Problems sein.

Doch das Schloss Gröditz soll nicht nur ein Ort der Bildung, sondern auch der Kultur bleiben. Die Kammermusikfestspiele Oberlausitz, die alle zwei Jahre in dem Schloss stattfinden, haben in den letzten Jahren international Anerkennung gefunden und sind ein kulturelles Highlight der Region. Diese hochkarätigen Musikfestspiele bringen Musiker aus der ganzen Welt in die Oberlausitz und verleihen dem Schloss eine besondere Atmosphäre. Diese künstlerische Nutzung des Schlosses wird durch das neue Konzept nicht nur erhalten, sondern auch weiter ausgebaut. Die Kombination von Bildung und Kultur bietet zahlreiche Synergieeffekte. So könnten beispielsweise Musiker aus aller Welt die Handwerksakademie als Ort für ihre musikalische Ausbildung und für die Herstellung von Musikinstrumenten nutzen. Unternehmen, die in der Instrumentenproduktion tätig sind, können von den handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten der Akademie profitieren und diese in ihre Produkte einfließen lassen. Diese Verbindung von Kunst und Handwerk passt perfekt zu der Philosophie des Schlosses, das nicht nur als historisches Gebäude, sondern auch als Ort der Begegnung und des Wissens genutzt wird.

Die zentrale Lage von Schloss Gröditz in der Oberlausitz, nahe der Autobahn, macht den Standort für Unternehmen und Auszubildende gut erreichbar. Dies ist ein weiterer Vorteil für die Handwerksakademie, die nicht nur für lokale Betriebe von Interesse ist, sondern auch überregionale Anziehungskraft haben dürfte. Durch die gute Anbindung an Verkehrswege können auch Auszubildende aus anderen Regionen problemlos zum Schloss reisen, was den Austausch und die Vernetzung zwischen verschiedenen Fachrichtungen und Unternehmen fördert.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die nachhaltige Energieversorgung des Schlosses. Die benachbarte Agrar GmbH Gröditz sorgt mit ihrer Biogasanlage und erneuerbaren Energien dafür, dass das Projekt auch ökologisch dauerhaft beheizt werden kann. Die Abwärme der Biogasanlage könnte genutzt werden, um die Energieversorgung des Schlosses zu optimieren, was langfristig nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Diese nachhaltige Energieversorgung ergänzt das Konzept und sorgt dafür, dass das Schloss in Zukunft unabhängig und zukunftsfähig bleibt.

Die langfristige Sicherung des Projekts wird durch die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung gewährleistet. Diese Stiftung sorgt dafür, dass das Schloss Gröditz nicht nur wirtschaftlich genutzt wird, sondern auch als kultureller und Bildungsstandort erhalten bleibt. Durch die Stiftung wird sichergestellt, dass die Vision der Handwerksakademie und der kulturellen Nutzung des Schlosses langfristig umgesetzt und weiterentwickelt wird. Die Unterstützung von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen, von Architektur über Wirtschaft bis hin zu Bildung, trägt dazu bei, dass das Projekt mit größter Professionalität und Weitsicht vorangetrieben wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt Schloss Gröditz als Bildungs- und Kulturstandort einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Region leisten könnte. Es bietet nicht nur eine hochqualifizierte Ausbildung im Handwerk, sondern auch eine nachhaltige, interdisziplinäre Vernetzung von Bildung, Wirtschaft und Kultur. Die Handwerksakademie wird nicht nur Fachkräfte ausbilden, sondern auch dazu beitragen, die Region als Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln und die Kultur zu fördern. In Kombination mit der Kammermusik und der künstlerischen Nutzung des Schlosses entsteht hier ein zukunftsweisendes Modell, das weit über die Oberlausitz hinaus von Bedeutung sein könnte.

Prinz Karl Ludwig Friedrich: Ein Leben zwischen Europa und Mirow

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Das Schloss Mirow, gelegen auf einer malerischen Insel in der mecklenburgischen Seenplatte, ist ein historisches Wahrzeichen, das eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz spielt. Seine Entwicklung und die damit verbundenen historischen Ereignisse bieten einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit der Region.

Die Geschichte des Schlosses begann als Ordensniederlassung der Johanniter im 13. Jahrhundert. Die Ordensbrüder errichteten hier eine befestigte Siedlung, die später zur Insel Mirow wurde. Im 15. Jahrhundert endete die Herrschaft der Johanniter über Mirow, und die Siedlung ging in den Besitz der Mecklenburg-Strelitzer Herzöge über.

Im Jahr 1701, nach dem Hamburger Vergleich, wurde das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz offiziell gegründet, wobei es einen kleineren Anteil an Land und Macht im Vergleich zu Mecklenburg-Schwerin erhielt. Das Schloss Mirow wurde unter Herzog Adolf Friedrich II. und seiner Frau Christiane Emilie Antonie zu einem wichtigen Zentrum der Strelitzer Familie.

Christiane Emilie Antonie war eine prägende Figur in der Geschichte von Mirow. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie mit ihrem Sohn, dem Prinzen Karl Ludwig Friedrich, nach Mirow und ließ dort das Schloss erbauen. Die damalige Architektur des Schlosses war schlicht, und der heutige Festsaal im ersten Obergeschoss mit seinen beeindruckenden barocken Stuckaturen ist das einzige erhaltene Zeugnis dieser ersten Bauphase.

Der Prinz Karl Ludwig Friedrich, der als möglicher Thronfolger galt, führte ein bewegtes Leben, reiste durch Europa und musizierte mit Antonio Vivaldi. Seine Begegnungen mit Friedrich II. von Preußen waren jedoch von Spannungen geprägt. Karl starb 1752 im Alter von 44 Jahren, ohne den Thron zu besteigen.

Seine Ehefrau Elisabeth Albertine spielte eine wichtige Rolle in der Politik von Mecklenburg-Strelitz, als sie nach dem Tod ihres Mannes und seines Halbbruders die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn übernahm. Sie sicherte sich die Anerkennung und führte eine politische Reform ein, die die Grundlage für eine gemeinsame Verfassung der beiden Mecklenburgs schuf. Ihr Engagement trug auch zur späteren Krönung ihrer Tochter Sophie Charlotte als Königin von Großbritannien bei.

Sophie Charlotte, die 1744 im Schloss Mirow geboren wurde, prägte die Geschichte des Hauses Mecklenburg-Strelitz durch ihre Heirat mit König Georg III. von Großbritannien im Jahr 1761. Sie unterstützte zahlreiche kulturelle Initiativen und wurde als „Schatz aus Strelitz“ verehrt. Die Hochzeit stärkte die Stellung des Herzogtums in Europa, und Sophie Charlottes politisches Engagement war bedeutend.

Das Schloss selbst war nicht nur ein Wohnsitz, sondern auch ein Ort der politischen Macht und des kulturellen Austauschs. Die Räumlichkeiten, darunter der imposante Festsaal und das Spiegelkabinett, spiegeln die wechselvolle Geschichte des Ortes wider. Heute ist das Schloss Mirow ein wichtiger Kultur- und Erinnerungsort, der Besucher aus der ganzen Welt anzieht und das Erbe des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz lebendig hält. Die Fürstenkruft, die im 18. und 19. Jahrhundert erweitert wurde, und die Historie der Johanniter in Mirow sind ebenfalls Teil des historischen Gesamtbildes, das das Schloss zu einem faszinierenden Ziel für Geschichtsinteressierte macht.