Machtfrage in Thüringen: Katja Wolf oder Sahra Wagenknecht?

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Katja Wolf ist die Landesvorsitzende der BSW in Thüringen und wird oft als besonnene, zurückhaltende Politikerin beschrieben. Doch die Frage, wer tatsächlich die Fäden zieht, bleibt bestehen: Ist sie die starke Frau der Partei oder agiert Sahra Wagenknecht im Hintergrund als die eigentliche Lenkerin? Diese Frage rückt in den Fokus, da es nach der Landtagswahl in Thüringen auffallend ruhig um die BSW geworden ist. Öffentliche Auftritte der Partei sind rar, und es herrscht eine Atmosphäre des Schweigens und der Vertraulichkeit.

Katja Wolf, eine 48-jährige Sozialarbeiterin, die von der Linkspartei zur BSW gewechselt ist, hält sich in dieser Phase bedeckt. Ihr Ziel ist es, als verantwortungsbewusste Politikerin aufzutreten und das Vertrauen potenzieller Koalitionspartner wie CDU und SPD nicht zu verspielen. Ihr Wechsel zur BSW begründet sie damit, dass die Linke die Bedürfnisse der Bürger aus den Augen verloren habe. Wolf sieht sich als pragmatische Politikerin, die Thüringen vor einem Ministerpräsidenten der AfD, Björn Höcke, bewahren will.

Die enge Verbindung zu Sahra Wagenknecht, die Ende 2023 die Linkspartei ebenfalls verließ, wird oft thematisiert. Wagenknecht hatte mit ähnlicher Argumentation ihren Austritt erklärt und sich gegen die wirtschaftspolitische Ausrichtung der Linkspartei gestellt. Besonders kritisierte sie die Sanktionen gegen Russland und forderte eine neue, „vernünftige“ Politik. Aus diesen Überlegungen heraus wurde das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gegründet. Katja Wolf folgte kurz darauf und gab ihren Wechsel zur neuen Partei bekannt.

In der öffentlichen Wahrnehmung ist es vor allem Wagenknecht, die als Gesicht der BSW agiert. Sie prägt die Außenwirkung der Partei, während Wolf im Hintergrund bleibt. Bei Wahlkampfauftritten ist es meist Wagenknecht, die die Reden hält und auf den Wahlplakaten zu sehen ist. Doch Wolf spielt eine entscheidende Rolle, vor allem in Thüringen. Sie ist das Verbindungsglied zu den etablierten Parteien und eine zentrale Figur in den Verhandlungen mit CDU und SPD.

Dabei wird Wolf für die CDU zur Argumentationshilfe. Die Christdemokraten hatten Koalitionen mit der Linken kategorisch ausgeschlossen und müssen nun ihren Wählern erklären, warum sie mit der Wagenknecht-Partei BSW verhandeln. Mario Voigt, der CDU-Landesvorsitzende, betont dabei immer wieder, dass Wolf keine „verbohrte Ideologin“ sei und man mit ihr gut reden könne. Wolf ist für die CDU somit die pragmatische Alternative zu Wagenknecht.

Doch es bleibt unklar, ob die CDU und SPD am Ende tatsächlich mit Katja Wolf oder mit der ideologisch geprägten Wagenknecht koalieren werden. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Wagenknecht hinter den Kulissen weiterhin eine entscheidende Rolle spielt. Sie mischt sich aktiv in die Landespolitik ein und stellt Koalitionsbedingungen auf, wie beispielsweise den Ausschluss von Waffenlieferungen an die Ukraine. Diese Forderungen zielen darauf ab, der BSW bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr eine starke Position zu sichern.

Katja Wolf scheint mit dieser Rolle Wagenknechts einverstanden zu sein. Sie betont, dass es nur von Vorteil sei, von der „Expertise“ der Bundesvorsitzenden zu profitieren, und verweist darauf, dass man sich bei möglichen Koalitionsverhandlungen eng mit Wagenknecht abstimmen werde. Dennoch unterstreicht Wolf, dass Thüringer Themen in Thüringen verhandelt werden sollten. Doch die Realität sieht anders aus: Während Wagenknecht in Berlin über die Zukunft Thüringens spricht, sitzt Wolf im Erfurter Landtag und gibt zu, keinen Einblick in den Terminplan der Bundesvorsitzenden zu haben.

Diese Konstellation lässt die BSW in Thüringen zu einer Art „Blackbox“ werden: Es bleibt unklar, wer am Ende wirklich das Sagen hat – die besonnene Katja Wolf oder die charismatische Sahra Wagenknecht. Die Zukunft der Partei, aber auch mögliche Koalitionen mit CDU und SPD, hängen stark von dieser Machtverteilung ab.

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