Warum Ostdeutschland anders ist – und es auch bleiben wird

Steffen Mau spricht über sein Buch »Ungleich vereint«

Die Diskussion über das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland flammt immer wieder auf – nicht zuletzt zu Landtags- und Europawahlen. In seinem neuen Buch »Ungleich vereint« erklärt Steffen Mau, Professor für Makrosoziologie und Bestsellerautor von »Lütten Klein« und »Triggerpunkte«, warum der Osten anders ist und bleiben wird, warum es demokratischen Parteien so schwerfällt, Unterstützung in Ostdeutschland zu gewinnen, und welche Partizipationsmöglichkeiten es gibt, die uns als Gesellschaft wieder zusammenbringen könnten.

Steffen Mau, geboren 1968, ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sein Buch Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft (st 5092) stand auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von ZDF, Zeit und Deutschlandfunk Kultur. 2021 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. weitere Informationen zu Steffen Mau finden sich hier: Professor Steffen Mau

Leseprobe, weitere Informationen zum Buch und bestellen hier: http://shrk.vg/UngleichVereint-Y

Im Gegensatz zu Dirk Oschmann, der behauptet, der Osten sei eine Erfindung des Westens, erkennt Mau, dass das westliche Interesse am Osten viel geringer ist, als der Osten es sich wünscht. Dies liegt unter anderem daran, dass es keine einheitliche westdeutsche Identität gibt. Stattdessen identifizieren sich die Menschen im Westen eher mit ihrem jeweiligen Bundesland. Daher haben viele Westdeutsche die Wiedervereinigung bereits als abgeschlossen abgehakt. Dies wiederum verwirrt viele Ostdeutsche und verstärkt deren Ost-Identität, selbst bei der jüngeren Generation, die den Mauerfall nicht mehr miterlebt hat.

Mau schreibt verständlich und eindrücklich über ein komplexes und brisantes Thema und verwendet dabei prägnante Begriffe wie „innerdeutsche Phantomgrenze“ oder „zivilgesellschaftliche Formschwäche“, die im Gedächtnis bleiben.

Um der ostdeutschen Eigenheit gerecht zu werden, schlägt er am Ende seines Buches die Einrichtung von Bürgerräten vor. Diese Form der direkten Demokratie könnte besonders im Osten gut funktionieren, da die Ostdeutschen ein starkes Bedürfnis haben, mitzureden. Man müsse ihnen nur die Möglichkeit dazu geben und sie nicht den rechtsextremen Rattenfängern überlassen. „Ungleich Vereint. Warum der Osten anders bleibt“ ist ein aufschlussreiches und kluges Buch, das den Lesern einen frischen Blick auf festgefahrene Diskussionen bietet. Es fordert dazu auf, den Osten mit seinen Besonderheiten zu akzeptieren und zu respektieren.

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