Aufstand hinter Gittern: Häftlinge fordern Amnestie und Gerechtigkeit in der DDR

DDR, Anfang Dezember – Eine Welle von Protesten und Streiks erfasst derzeit mehrere Haftanstalten der DDR und offenbart den Unmut der Gefangenen über ihre Lage. Unbefristete Arbeits- und Hungerstreiks, die Niederlegung der Arbeit und die Formulierung klarer Forderungskataloge zeigen, dass die Inhaftierten die Gunst der Stunde nutzen, um ihre Stimme in einer sich wandelnden Gesellschaft zu erheben.

Den Anfang machten am Samstag, dem 2. Dezember, die Strafgefangenen der berüchtigten Strafvollzugsanstalt Bautzen. In einem beispiellosen Schritt traten sie in einen unbefristeten Arbeits- und Hungerstreik. Ihre Kernforderungen, die an die Öffentlichkeit gelangen konnten, sind weitreichend: Sie verlangen eine sofortige Amnestie für alle Gefangenen, die Bestrafung von Mitgliedern der ehemaligen Partei- und Staatsführung, die sich strafbarer Handlungen schuldig gemacht haben, sowie die Abschaffung der Paragraphen 47, 48, 51 und 249 des Strafgesetzbuches. Die Wut über die Zustände und die Forderung nach Rechenschaft der alten Eliten sind unverkennbar.

Nur einen Tag später, am Sonntag, dem 3. Dezember, schlossen sich die Inhaftierten in der Berliner Vollzugsanstalt Rummelsburg dem Protest an. Vertreter eines Sprecherrates traten an die Öffentlichkeit und formulierten ähnliche, jedoch teils erweiterte Forderungen. Sie verlangen eine Generalamnestie, deutlich bessere Haftbedingungen, ein demokratisches Mitspracherecht bei Entscheidungen, die ihren Alltag betreffen, sowie eine höhere Vergütung für ihre geleistete Arbeit. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatten die Häftlinge bereits am Samstag die Niederlegung der Arbeit verkündet.

Die Protestwelle erreichte am Dienstag, dem 5. Dezember, auch die Militärstrafgefangenen in Schwedt. Auch sie legten die Arbeit nieder und veröffentlichten einen eigenen Forderungskatalog. Um ihre Interessen zu vertreten und in Verhandlungen mit den Behörden zu treten, wählten sie fünf ihrer Mitgefangenen als Sprecher.

Diese koordinierten Aktionen in verschiedenen Teilen der DDR zeigen ein tiefsitzendes Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Veränderung innerhalb des Strafvollzugssystems. Die Forderungen nach Amnestie, der Bestrafung Verantwortlicher des alten Regimes und besseren Haftbedingungen spiegeln nicht nur individuelle Nöte wider, sondern auch den allgemeinen Umbruch und die Hoffnung auf eine gerechtere Zukunft, die derzeit das ganze Land erfasst. Es bleibt abzuwarten, wie die neuen Machthaber auf diese mutigen Schritte der Gefangenen reagieren werden und ob ihre Forderungen Gehör finden.