Planwirtschaft am Limit – Warum die DDR an ihrem eigenen Pragmatismus scheiterte

Es gibt Bilder, die unauslöschlich mit der DDR verbunden sind: graue Trabis, leere Regale, Warteschlangen vor der Kaufhalle. Doch hinter diesen vertrauten Klischees lag ein Wirtschaftssystem, das weit komplexer – und widersprüchlicher – war, als es seine Planer je zugeben wollten.

Die DDR war eine Planwirtschaft, die sich selbst ständig austricksen musste, um zu überleben. Auf dem Papier herrschte Ordnung, in der Praxis regierte der Mangel. Und so entstand – meist unbeabsichtigt – eine Kultur der Improvisation.

Private Handwerker, offiziell „Klassenfeinde“, wurden ab Mitte der 1970er Jahre wieder geduldet, weil die Kombinate den Alltag nicht mehr bewältigten. Der Staat brauchte plötzlich jene, die er einst enteignet hatte – ein stilles Eingeständnis des Scheiterns. In den Werkhallen blühte der Tauschhandel: „Drei Kolben gegen zehn Auspuffe“ – Alltag in einem Land, das vorgab, den Materialfluss zentral zu steuern.

Gleichzeitig hielt man an einer absurden Preispolitik fest. Brot kostete zehn Pfennig, Mieten blieben ewig gleich – dafür wurde alles andere unbezahlbar. Fernseher, Möbel, ja selbst Butter wurden zu Luxusgütern. Der Versuch, soziale Gleichheit zu schaffen, endete in einer grotesken Verzerrung der Wirklichkeit.

Und dann war da noch die D-Mark – der verbotene Glanz der Freiheit. In Intershops und über Genex-Geschenke entstand eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die nichts mit der offiziellen Ideologie gemein hatte. Der Sozialismus lebte – paradoxerweise – von der Währung, die er verachtete.

Am Ende blieb ein System, das nur deshalb so lange funktionierte, weil seine Bürger kreativer waren als seine Pläne. Vielleicht ist das die eigentliche Lehre dieser Zeit: Der Mensch kann improvisieren – aber keine Ökonomie auf Dauer gegen die Wirklichkeit planen.