Die Illusion des Plans: Warum die DDR-Wirtschaft eine „gescheiterte Utopie“ war

Berlin, Deutschland – Fast 35 Jahre nach dem Ende der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bleibt die Erinnerung an ihre Planwirtschaft ein komplexes und oft schmerzhaftes Kapitel. Was in den Köpfen vieler ehemaliger Bürger haften geblieben ist, lässt sich mit einem einzigen Wort zusammenfassen: „Scheiße“. Die ehrgeizige Vision einer sozialistischen Wirtschaft, die das Individuum vom „Lohnsklaven“ zum „Kern seines eigenen Schicksals“ machen sollte, scheiterte letztlich an ihrer mangelnden Realitätstauglichkeit und ideologischer Verblendung. Es war der Versuch einer „Utopie“, die nicht „geklappt hat“.

Die Geburt einer Zwangswirtschaft im Schatten Moskaus
Die Weichen für die ökonomische Sonderentwicklung der DDR wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gestellt. Obwohl die Potsdamer Konferenz 1945 Deutschland als einen „einzigen ökonomischen Bereich“ definierte, zerstörte der Kalte Krieg schnell diese Ansätze einer gesamtdeutschen Wirtschaftsverbindung. Im Osten wurden Privatbanken, Sicherheitsfirmen und die Großindustrie verstaatlicht, und die Agrarreform führte zur Enteignung großer Landwirte. Dies war der entscheidende Schritt zur Übernahme des sowjetischen Wirtschaftssystems.

Die DDR wurde gezwungen, eine Schwerindustrie ohne die traditionellen Zugänge zu Rohstoffen und Energieressourcen aufzubauen. Stattdessen musste sie sich auf die „ökonomisch schwächeren Partner“ des 1949 gegründeten Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW/COMECON) stützen.

Bis 1953 hemmten drastische Konfiskationen von Werkzeugen und hohe Reparationszahlungen den wirtschaftlichen Aufschwung erheblich. Die Abhängigkeit von der Sowjetunion war allgegenwärtig: Wirtschaftspläne mussten zur Genehmigung nach Moskau geflogen werden, und die „Sowjetische Kontrollkommission“ gab „Unterweisungen“, wie sich die DDR in Zukunft entwickeln sollte. Die Wismut AG, die Uran für die sowjetische Atomindustrie förderte, blieb vollständig in sowjetischer Hand. Die DDR hatte weder eine eigene „externe noch interne Wirtschaftspolitik“, sondern war von Anfang an ein „vollständig integrierter Teil des Sowjetischen Imperiums“.

Der Plan als Dogma: Mangelwirtschaft und Realitätsverlust
Das Herzstück der DDR-Wirtschaft war die zentrale Planwirtschaft mit staatlich festgelegten Preisen. Diese Preise spiegelten jedoch nicht den tatsächlichen Wert der Produkte wider und führten zu massiven Verzerrungen. Die Ost-Mark war außerhalb der Landesgrenzen wertlos, und es herrschte ein chronischer Mangel an Devisen.

Der Alltag war geprägt von „Bückware“ und der Schwierigkeit, begehrte Güter zu erhalten. Produktivität und Leistung sollten durch Vorbilder wie den Bergarbeiter Adolf Hinniker, der die Erfolge des sowjetischen Stachanow übertraf, gesteigert werden. Doch die Realität sah anders aus: Fritz Schenk, ein späterer Staatssekretär für Wirtschaft, erlebte 1952 in der Staatlichen Plankommission, wie Minister und Behördenchefs täglich über Materialmangel und fehlende Investitionen klagten. Bruno Leuschner, der Leiter der Plankommission, erklärte ihm, dass diese Briefe nur dazu dienten, die Minister „zu decken“. Er selbst wisse, dass weder Material noch Geld vorhanden sei, aber der Plan sei „Gesetz“, und er werde nicht geändert. Viele dieser schwerwiegenden Sorgen blieben unbeantwortet oder landeten im Reißwolf.

Die kollektive Landwirtschaft, die 1960 abgeschlossen wurde, wurde in den Wochenschauen als Erfolg dargestellt, während Tausende von Bauern in den Westen flohen und die Ernteausfälle des Folgejahres verschwiegen wurden. Die Produktion orientierte sich an den Planvorgaben statt an den Bedürfnissen der Menschen: So wurden Miniröcke weiter produziert, auch wenn längere Säume gefragt waren, weil man aus einer gegebenen Stoffmenge mehr Miniröcke herstellen konnte. Dies zeigt, wie ideologisierte Planung dazu führte, dass die Verantwortlichen lediglich „aufgeschrieben“ haben, „was zu tun ist“, aber niemand sagte, „wie es zu tun ist“.

Gescheiterte Reformen und die Ära Honecker
In den 1960er Jahren, nach dem Bau der Berliner Mauer und der Stabilisierung der Wirtschaft, gab es unter Walter Ulbricht überraschende Reformversuche. Das „Neue Ökonomische System der Planung und Leitung“ (NÖSPL), dessen Architekt Professor Herbert Wolf war, sollte die Planwirtschaft „demokratisieren“ und „Regulatoren des Marktmechanismus“ einbeziehen. Ulbricht, bekannt als „alter Bolschewik“ und „Stalinist“, begann Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre selbst zu zweifeln, ob das bestehende System zum Ziel führen konnte, und war „durchaus fähig zur Veränderung“, um sein sozialistisches Ziel zu erreichen.

Doch diese Öffnung war nur von kurzer Dauer. Mit dem Machtwechsel von Ulbricht zu Erich Honecker im Jahr 1971 war die Losung „keine Experimente“. Professor Wolf wurde von seinen Aufgaben entbunden und zum Schweigen gebracht. Das „Prager Frühling“ hatte die politischen Konsequenzen von Wirtschaftsreformen aufgezeigt, und die Partei wollte eine solche Entwicklung in der DDR verhindern. Gunther Mittag, ursprünglich ein Reformer, wurde zum „Diktator einer nunmehr streng zentralisierten Wirtschaft“.

Die Honecker-Ära sah 1972 die Nationalisierung der letzten 11.000 privaten und semiprivaten Industriefirmen sowie 1.500 Handelskooperativen. Werbetreibende wie Werner Muck, dessen Polstermöbelfabrik 200 Mitarbeiter hatte und erfolgreich war, erlebten die Nationalisierung als persönlichen Verlust. Honecker wollte aus ideologischen Gründen, im Einklang mit Lenins These, dass Kleinwarenproduktion immer wieder Neukapitalismus hervorbringe, einen „reinen Sozialismus“ erreichen. Doch die Nationalisierung führte nicht zu einer schnelleren Entwicklung, sondern im Gegenteil zum Stillstand. 1976 wurden Industrieunternehmen zu riesigen „Kombinaten“ zusammengefasst, was die zentrale Planung zwar erleichterte, aber Wettbewerbsfähigkeit und die Bekämpfung des Devisenmangels nicht verbesserte.

Der Abstieg: Ölkrise, Umweltzerstörung und die Lügen der Führung
In den 1980er Jahren verschärften sich die Probleme dramatisch. 1981 kürzte die Sowjetunion unerwartet ihre jährlichen Öllieferungen von 19 auf 17 Millionen Tonnen. Honecker sah die Existenz der DDR in Gefahr. Die Sowjetunion brauchte dringend Devisen und verkaufte Öl an den Westen. Die DDR musste schnell auf Braunkohle umstellen, was zu enormen Umweltbelastungen und der höchsten Schwefeldioxidproduktion Europas führte.

Ein zweiter Schock folgte 1981, als internationale Banken aufgrund der polnischen und rumänischen Insolvenz alle DDR-Vermögen einfroren. Um Devisen zu sparen, wurden westliche Importe „unter die Schmerzgrenze“ reduziert. Eine wichtige Lebensader war der Handel zwischen den beiden deutschen Staaten, der ohne Devisen verrechnet wurde und durch Millionenzahlungen der Bundesrepublik ab den 70er Jahren ergänzt wurde. Franz Josef Strauß vermittelte in den Jahren 1983 und 1984 sogar Kredite in Höhe von 2 Milliarden Mark, die die DDR vor einem drastischen Absinken des Lebensstandards bewahrten und ihre internationale Kreditwürdigkeit wiederherstellten.

Die Arbeitsproduktivität sank rapide und erreichte 1983 nur noch 50 % des Westniveaus. Wirtschaftsdaten wurden zunehmend als Verschlusssache behandelt. Als 1986 der Ölpreis auf dem Weltmarkt abstürzte, verlor die DDR ein Drittel ihrer wichtigsten Deviseneinnahmen aus Erdölprodukten. Trotzdem hielt die Führung an einer „extravaganten Subventionspolitik“ für Prestigezwecke fest, die über 40 % des Staatshaushalts verschlang. Dazu kamen die Kosten für Militär und die „absurde Überwachung der Menschen und die Mauer“.

Konsumenten hatten Geld, aber kaum etwas Lohnenswertes zu kaufen. Der Intershop entwickelte sich zum „Abfluss- und Entsorgungssystem“ für Westwährung. Absurde Projekte wie ein nicht funktionierendes Warmbandwalzwerk in Eisenhüttenstadt, das 600 Millionen Mark verschlang, oder ein teures, aber letztlich erfolgloses Mikroelektronikprogramm, das durch Spionage gestützt wurde, demonstrierten das Scheitern.

Die „Lüge über sich selbst“ war das Kernproblem [Quelle aus vorheriger Konversation]. Führungspersönlichkeiten wie Gunther Mittag glaubten seit Mitte der 1960er Jahre nicht mehr an den Sieg des Sozialismus, verkündeten aber noch Wochen vor dem Mauerfall dessen Fortschritt. Dieses „betrügerische“ und „kriminelle Verhalten“ gegenüber den Bedürfnissen der Bevölkerung ist „unerhört“.

Die DDR, das „Kind des Kalten Krieges“, brach zusammen, als der „Kampf der Systeme“ entschieden war. Trotz der „harten Arbeit von Millionen von Menschen“ ging die Planwirtschaft bankrott, und ihre „laut verkündeten Leistungen fanden meist nur auf dem Papier statt“. Das Erbe ist das einer Nation, die mit „zwei Seelen“ in der Brust die Erinnerung an eine „gescheiterte Utopie“ weiterträgt.