Berlin, Deutschland – Die Gründung zweier deutscher Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg markierte den Beginn einer Ära, die für Millionen Menschen im Osten Deutschlands von tiefgreifenden Hoffnungen, aber auch von bitteren Enttäuschungen und systematischer Kontrolle geprägt war. Fast 35 Jahre nach dem Fall der Mauer blicken wir zurück auf die Ursprünge und die prägenden Jahre der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die als „antifaschistisch-demokratische Republik“ entstehen sollte, jedoch schnell den Weg in ein eng von der Sowjetunion gesteuertes System fand.
Die Geburt eines sozialistischen Staates unter sowjetischem Einfluss
Nach der Zerstörung Nazideutschlands und der Teilung in Besatzungszonen waren es die sowjetischen Kräfte, die rasch damit begannen, ihr eigenes politisches System zu installieren. Schon wenige Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation erließ die sowjetische Militäradministration die Order Nr. 2, die den ersten Schritt zu einem traditionellen Parteiensystem in ihrer Zone darstellte. Prominente deutsche Kommunisten wie Walter Ulbricht, aus dem Moskauer Exil zurückgekehrt, hatten klare Anweisungen: Berlin sollte mit kommunistischen Schlüsselpositionen besetzt werden, während das Ganze „demokratisch aussehen“ sollte.
Die Gründung einer überkonfessionellen Partei, die schließlich zur Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) am 21. und 22. April 1946 führte, war von großen Hoffnungen begleitet. Viele, wie ein damaliger Dozent der SED-Parteihochschule, erhofften sich eine „neue, eigenständige, demokratische, sozialistische Partei“, die die „militante Kampfbereitschaft der Kommunisten mit den demokratischen Traditionen der Sozialdemokraten“ vereinen sollte. Doch diese Hoffnungen wurden schnell zunichtegemacht.
Schon 1949 floh der Dozent, da er erkannte, dass die SED „genau das Gegenteil geworden von dem, was ich mir bei der Gründung erhofft hatte“. Die SED entwickelte sich „unbedingt zu dem sowjetischen Modell eingeschränkt“, geprägt von einem „unerträglichen Stalin-Kult“ und der „Verfolgung aller Menschen, die irgendeinen selbstständigen Gedanken hatten“.
Repression, Schauprozesse und der 17. Juni 1953
Der Antifaschismus, einst ein Gründungsimpuls, wurde zu einem „ideologischen Instrument für stalinistische Politik“. Nicht nur Kriegsverbrecher, sondern auch „jeder, der eine wirkliche oder potenzielle Opposition traf“, wurde verhaftet. Deutsche Kommunisten denunzierten bereitwillig Personen, die in das „Schema passten“. In Lagern wie Mühlberg wurden Tausende ohne Haftbefehl festgehalten, isoliert von der Außenwelt, viele ohne je ein Tribunal gesehen oder verurteilt worden zu sein. Ein Zeitzeuge beschreibt ein solches Urteil als „Fernurteil aus Moskau“, bei dem Gruppen zum Tode verurteilt und später zu langjährigen Zuchthausstrafen begnadigt wurden.
Eine „seltsame Mischung aus Furcht und Faszination, aus Opportunismus und Optimismus“ prägte die Atmosphäre. Während auf der einen Seite Angst vor der sowjetischen Besatzungsmacht herrschte, entstand auf der anderen die Hoffnung auf ein neues Weltbild, befreit vom Nazismus.
Die Spannungen entluden sich am 17. Juni 1953. Proteste von Arbeitern gegen „überdrehte Ziele“ eskalierten in ganz Ost-Berlin und anderen Wirtschaftszentren. Die SED-Führung, „führerlos“ und „nicht in der Lage, ihrer Aufgabe gewachsen“, suchte Rettung bei den sowjetischen Verteidigern. Justizminister Max Fechner, der die Demonstrationen als verfassungskonform erklärte, wurde verhaftet und von Hilde Benjamin verantwortlich gemacht. In dieser Zeit der Isolation und Schwäche des Regimes wurde „Paranoia“ zur Norm, und es entstand ein ausgedehntes Sicherheitsnetz: die Umwandlung der Volkspolizei in eine paramilitärische Truppe, die Schaffung des Staatssicherheitsdienstes (Stasi) und der Arbeiter-Kampfgruppen, die darauf trainiert wurden, „auf den europäischen Feind zu kämpfen“. Für manche Zeitzeugen führte all dies zur Vision einer „uniformierten Gesellschaft“.
Der „Antifaschistische Schutzwall“: Die Mauer
Ein einschneidendes Ereignis war der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961. Nur wenige Jahre zuvor hatte Walter Ulbricht öffentlich beteuert: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer aufzurichten“. Doch die Realität sah anders aus. Seit ihrer Gründung hatten 2,7 Millionen Menschen die DDR verlassen. Die Mauer sollte diesen Abfluss stoppen und die Wirtschaft stabilisieren. Für viele bedeutete sie das „Anfang von einem Leben in einer Gefängnisgesellschaft“. Das Land war nun „architektonisch abgeschnitten“.
Dennoch führte der Mauerbau paradoxerweise zu einer gewissen Stabilisierung der DDR. Die Menschen mussten sich auf ein Leben in diesem Staat einrichten, was sich in Arbeitsmoral und -produktivität niederschlug. Es entwickelte sich ein „Staatsbewusstsein“ – die DDR als ein deutscher, selbstständiger Staat.
Auf dem Weg zur internationalen Anerkennung
Trotz oder gerade wegen der Isolation strebte die DDR nach internationaler Anerkennung. Bei der Genfer Konferenz 1959 saß die DDR-Delegation erstmals, wenn auch „am Katzentisch“, mit den Außenministern der Großmächte zusammen – ein „besonders hohes Gefühl des Erreichten“. Sportliche Erfolge spielten eine große Rolle, um die DDR „ins größere Gespräch und in Sichtweite“ der internationalen Gemeinschaft zu bringen und die Hallstein-Doktrin zu untergraben.
Ab 1969 kam es mit der Ostpolitik zu einer Annäherung zwischen den beiden deutschen Staaten. Der Grundlagenvertrag von 1972 regelte „das Verhältnis der beiden deutschen Staaten grundsätzlich“ und legte die Basis für menschliche Erleichterungen. 1973 wurden beide deutschen Staaten, die BRD und die DDR, schließlich als 133. und 134. Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen. Trotzdem betonte die Bundesrepublik die Idee von „zwei Staaten, einer Nation“, während die DDR auf ihre volle Souveränität pochte.
Erich Honecker, der nach einer Absprache im sowjetischen Botschaftsgebäude 1971 Ulbricht als Generalsekretär ablöste, ließ 1974 die Phrase „deutsche Nation“ aus der Verfassung entfernen, ein weiterer Schritt zur Abgrenzung und Festigung der eigenständigen Identität der DDR.
Die Geschichte der DDR ist eine Geschichte von Gegensätzen: Von anfänglichen Hoffnungen auf eine gerechte Gesellschaft bis hin zur harten Realität eines Überwachungsstaates, von der erzwungenen Isolation durch die Mauer bis zum erfolgreichen Streben nach internationaler Anerkennung. Sie bleibt ein komplexes Kapitel deutscher Geschichte, das bis heute nachwirkt.