Seit über 50 Jahren prägt Veronika Fischer die Musiklandschaft Deutschlands und darüber hinaus. Als eine der markantesten Stimmen ihrer Generation hat sie die Höhen des Erfolgs erlebt, aber auch die Schattenseiten einer Branche kennengelernt, die sich stets im Wandel befindet. In einem persönlichen Gespräch gewährt die Sängerin Einblicke in ihre außergewöhnliche Karriere, ihre tiefen Überzeugungen und die Herausforderungen, denen sich Künstler heute gegenübersehen.
Eine Karriere, die früh begann Veronika Fischers musikalische Reise begann lange vor ihrem offiziellen Bühnenjubiläum. In einem Haushalt, in dem Hausmusik großgeschrieben wurde, weckte ihre Mutter die Liebe zur Musik. Schon im Alter von neun Jahren stand sie als Teil des Trios „Geschwister Fischer“ auf der Bühne, wobei sie aufgrund ihrer kräftigen Stimme die Gesangspart übernahm, da sie noch kein Instrument spielte. Mit 16 Jahren führte sie ihr Weg zur Aufnahmeprüfung an eine Musikschule in Dresden, und mit 17 Jahren begann sie ihr Musikstudium.
Kometenhafter Aufstieg und die DDR-Realität Ab 1975 nahm Veronika Fischers Karriere einen kometenhaften Verlauf. Ihre erste Platte verkaufte sich über 500.000 Mal, und sie erlebte ein Leben auf der „Überholspur“ mit bis zu 250 Konzerten pro Jahr. Tourneen führten sie durch fast alle sozialistischen Länder, wo sie in Stadien spielte und im Osten oft als „Westmusikerin“ wahrgenommen wurde. Doch der Erfolg hatte auch seine Tücken: Die Generaldirektion für Unterhaltungskunst in der DDR führte die Künstler politisch. Obwohl sie durch ihre Promotion und Konzerte maßgeblich zum Erfolg ihrer Verkäufe beitrug, wurde sie nicht an den Einnahmen beteiligt.
Das System zeigte seine Zerrissenheit auch im persönlichen Bereich. Nach dem Weggang ihres Pianisten Franz 1980 in West-Berlin, der das Repertoire der Band in Frage stellte und viele ihrer Songs auf den Index setzte, wurde ihre künstlerische Grundlage entzogen. Veronika Fischer empfand die Situation als „eingesperrt“. Ein besonders prägnantes Beispiel dieser Zerrissenheit war ihr „Abschiedskonzert“ im Ost-Berliner Kino Kosmos am 24. März 1981. Die Stasi, die offenbar erst kurz vor dem Auftritt davon erfuhr, war entsetzt. Der halbe Saal war mit einer Delegation aus der mongolischen Volksrepublik gefüllt, die von ihrer Musik keine Ahnung hatten, während ein Großteil ihres eigentlichen Publikums vor der Tür bleiben musste – ein gezielter Versuch, die „Abweichlerin“ zu demütigen. Diese unerträgliche Situation führte dazu, dass sie schließlich einen Vertrag mit WEA im Westen unterzeichnete und damit ihre Verbindungen zu den Kulturbehörden und der DDR endgültig zerriss.
Herausforderungen im Westen und die „Schlagerwelt“ Die Anpassung an den westlichen Musikmarkt war nicht einfach. Ihr erstes Album im Westen, „Staunen“, war für sie keine „Herzenssache“, da sie mit dem kommerziellen Klang und den ihr zugewiesenen Texten, die extra für sie eingekauft wurden, Probleme hatte. Fischer suchte die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Christian Kunert und Gerulf Pannach, die „nicht angepasst waren“ und „die Wahrheit näher“ kamen.
Die Künstlerin kritisiert die heutige Musiklandschaft scharf. Das Radio bezeichnet sie als „Einheitsbrei“, den sie kaum noch hören kann. Sie ist der Meinung, dass Stars heute „künstlich gemacht“, finanziert und durch ständige Wiederholung aufgebaut werden, was nichts mit Qualität zu tun habe. Die deutsche Musikszene sei überwiegend zu einer „Schlagerwelt“ verkommen, in der es an Differenzierung mangele. Ihre eigene Erfahrung bestätigt dies: Als ihr Album „Tief im Sommer“ (2000) beworben wurde, wurde es von einem Radiosender als zu „anspruchsvoll“ abgelehnt, um es den Zuschauern zu präsentieren. Sie sieht dies in einer Linie mit einer Anweisung aus den 1960er Jahren, wonach „schwierige Musik“ nur nachts gespielt werden sollte, damit die Leute nicht „an den Baum fahren“. Auch die Charts sieht sie kritisch, da Künstler sich dort durch den Kauf eigener CDs „einkaufen“ können.
Corona-Pandemie und tiefe Einschnitte Die Corona-Pandemie beschreibt Veronika Fischer als einen „Kulturbruch“, insbesondere für Musiker, die mit einem Berufsverbot konfrontiert waren. Viele Konzerte wurden abgesagt, Kollegen gerieten an den Rand ihrer Existenz, einige gaben sogar auf oder nahmen sich das Leben. Die Antwort aus politischen Kreisen auf die Notlage der Kulturschaffenden sei gewesen: „Kultur interessiert nicht“. Zudem seien Techniker und gute Musiker aus der Branche abgewandert oder hätten andere Berufe angenommen, was zu höheren Kosten geführt habe.
Fischer geht sogar so weit zu sagen, dass die Maßnahmen während der Pandemie ein „Plan“ gewesen seien, „um die Menschen so langsam unter Kontrolle zu kriegen“. Sie empfindet die Impfung als „Verbrechen“ und sieht in ihrem Umfeld viele Menschen, die seither ständig krank sind. Diese Ansichten führten auch zu „schmerzlichen Trennungen“ in ihrer eigenen Familie und im Freundeskreis. Ihre Bedenken hinsichtlich der Gesundheit wirken sich auch auf ihre Bühnenpräsenz aus, da sie als Sängerin auf ihre Stimme angewiesen ist und der ständige Kontakt zu kranken Menschen problematisch sei. Dies trägt dazu bei, dass sie sich langsam von der Bühne zurückziehen möchte.
Spiritualität und Zukunftsaussichten Trotz aller Rückschläge und Herausforderungen bleibt Veronika Fischer eine starke Persönlichkeit. Der Kontakt zu ihrem Publikum, besonders bei Lesungen, ist ihr wichtig, da er mehr Intimität und Kommunikation ermöglicht als Konzerte. Auch wenn die meisten ihrer Fans im Osten die alten Lieder hören wollen, plant sie nicht, sich völlig von der Bühne zu verabschieden. Mit Andreas Bicking möchte sie kleinere, intimere Formate entwickeln und weiterhin Musik spielen, jedoch nicht mehr 25 bis 30 Lieder pro Abend.
Ihre Lebensphilosophie hat sich in den letzten zehn Jahren stark gewandelt und ist heute von einer tiefen Spiritualität geprägt. Sie betont die Rolle der Liebe als Überschrift des Lebens und die Bedeutung von geistigem Heilen, das ihr selbst geholfen hat, wieder normaler zu leben. Für sie sind Menschen „geistige Wesen“ und nicht rein materiell. Diese Erkenntnis, so Fischer, könne viel bewirken, wenn man sie zulässt. Ihr aktuelles Album „Woher Wohin“ sei daher auch „vor allen Dingen spirituell“, da es darum gehe, dass „nur die Liebe heilt“.
Veronika Fischer sieht sich in einer Zeit, in der Menschen Dinge erkennen können, wenn sie auf ihren gesunden Menschenverstand hören und sich nicht von den Medien manipulieren lassen. Sie selbst schaut seit der Corona-Zeit kein Fernsehen mehr, weil sie es als Quelle der Manipulation empfindet. Mit ihren klaren Worten und ihrer unerschütterlichen Haltung bleibt Veronika Fischer eine Künstlerin, die nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich tiefe Spuren hinterlässt.