Zittau. Wer an den Namen Robur denkt, erinnert sich unweigerlich an die robuste Tradition und das technische Erbe, das in dieser sächsischen Stadt über Jahrzehnte gepflegt wurde. Der Markenname, abgeleitet vom lateinischen robur – der Bezeichnung für Eichenstärke – steht sinnbildlich für Langlebigkeit, Stabilität und die unerschütterliche Qualität der Fahrzeuge, die hier gefertigt wurden.
Eine Erfolgsgeschichte in Bildern und Zahlen
Von 1961 bis 1991 dominierte der Robur das Straßenbild in Ostdeutschland und darüber hinaus. Lange vor dem Siegeszug des robusten Lastkraftwagens war es das Vorgängermodell, der „Garant“, der sich in den Herzen der Kunden etablierte. Mit der Einführung des Robur wurde ein neues Kapitel in der Zittauer Fahrzeugbaugeschichte aufgeschlagen. Dabei sprach nicht nur die Technik, sondern auch die Marketingstrategie für sich: Ein Firmenname, der robust und verlässlich klang, sollte das neue Zeitalter einläuten. In der DDR war der Robur – nicht zuletzt auch wegen seiner Exportquote – ein Aushängeschild des ostsächsischen Maschinenbaus.
Die verpasste Chance der Innovation
Bereits in den 70er-Jahren stand die Frage im Raum, ob der bewährte Robur einem modernen, technisch fortschrittlicheren Nachfolger weichen sollte. Die Entwicklung des O611 entsprang den konventionellen Vorstellungen: Ein innovatives Konzept, das in seiner Präsentation noch nie zuvor zu sehen war. Alle Beteiligten waren von der zukunftsweisenden Idee begeistert. Doch trotz intensiver Vorarbeit und viel Enthusiasmus scheiterte der Sprung in die Zukunft. Wirtschaftsboss Mittag lehnte die Markteinführung des neuen Modells – ohne weitere Begründung – ab. So blieb es bei dem bewährten Dreiturner mit Lenker und Vollsichtkabine, der in den Produktionshallen Zittaus zu einem regelrechten Massenprodukt avancierte.
Robur im Wandel der Zeiten
Auch wenn der Robur nach der Wende seinen letzten Vorhang fallen ließ und 1992 von der Treuhand liquidiert wurde, lebt der Name weiter – in der Erinnerung und in neuen Formen. So trägt heute das heimische Badminton-Team den stolzen Namen „Robur“, was die Verwurzelung und den Stolz der Stadt Zittau unterstreicht. Während der Legende in der industriellen Vergangenheit ein Ende gesetzt wurde, steht der Name symbolisch für den ungebrochenen Geist und die Verbundenheit mit Tradition, die auch in sportlichen Arenen weitergetragen wird.
Die Geschichte des Robur ist mehr als nur die Chronik eines Fahrzeugherstellers – sie ist ein Spiegelbild der technischen Ambitionen und der gesellschaftlichen Umbrüche in Ostdeutschland. Trotz verpasster Innovationen und eines abrupten Endes nach der Wende hat der Name Robur seinen festen Platz im kollektiven Gedächtnis der Region bewahrt. Heute zeugt er als Synonym für Standhaftigkeit und Tradition von einer Zeit, in der robustes Design und technische Zuverlässigkeit den Takt vorgaben – und in der der Geist Zittaus weit über den Maschinenbau hinaus wirkte.