NVA 1985: Zwischen Drill und Disziplin – Einblicke in den Alltag der Soldaten

Der Film vermittelt einen intensiven Einblick in die Welt des Wehrdienstes in der DDR. Der Zuschauer wird in eine Atmosphäre aus Befehlen, körperlicher Anstrengung und Kameradschaft hineingezogen, die das Leben der jungen Männer prägt. Der Film beginnt mit einer feierlichen Szene, in der die Soldaten den Fahneneid leisten – eine symbolträchtige Handlung, die ihre Verpflichtung zur Verteidigung der DDR unterstreicht.

Der Wehrdienst als zentrale Lebensphase
Die jungen Männer, die in der Dokumentation porträtiert werden, stehen am Anfang ihrer 18-monatigen Dienstzeit. Die Einführungsszene zeigt, wie der Kommandeur der Einheit die Soldaten in ihrem neuen Zuhause willkommen heißt und ihnen sogleich klar macht, dass die kommenden Monate alles andere als leicht werden. Es ist eine Phase, die von Entbehrungen, Disziplin und harter Arbeit geprägt sein wird. Diese Rahmenbedingungen formen die Soldaten, die nicht nur als Einzelpersonen, sondern vor allem als Einheit funktionieren müssen.

Der Film stellt mehrere Soldaten vor, darunter Michael Kirchschlager, der mit frischem Abitur zur Armee kam, Dirk Kitzinger, ein 24-jähriger Installateur, und Steffen Kure, ein 19-jähriger Agrotechniker aus Alten-Treptow. Die Männer haben unterschiedliche Hintergründe und berufliche Erfahrungen, doch im Militärdienst müssen sie lernen, gemeinsam zu arbeiten und sich gegenseitig zu vertrauen. Dabei spielen ihre individuellen Fähigkeiten eine zentrale Rolle in der Bildung einer effizienten Mannschaft.

Das Leben als Soldat: Ein rhythmischer Wechsel von Drill und Kameradschaft
Der Film zeigt die harte Realität des Militärdienstes: anstrengende Übungen, technisches Training und immer wieder das Mantra von Disziplin und Ordnung. Die Sturmbahn, eine herausfordernde Hindernisstrecke, wird für viele der Männer zu einem Prüfstein. Die Soldaten sprechen offen darüber, wie sie sich zunächst vor den hohen Hindernissen gefürchtet haben, aber schnell lernen mussten, sich ihren Ängsten zu stellen. Dabei zeigt der Film, dass der Wehrdienst nicht nur eine körperliche Herausforderung darstellt, sondern auch eine mentale Prüfung ist. Die Soldaten müssen lernen, ihre Emotionen zu kontrollieren und sich dem strikten Regiment zu fügen.

Trotz der Härte des Militärdienstes gibt es auch Momente der Menschlichkeit. Die Offiziere und Unteroffiziere werden von den Soldaten als streng, aber hilfsbereit beschrieben. Besonders beeindruckend ist die Offenheit, mit der die jungen Männer über ihre Ängste und Vorurteile gegenüber dem Militär sprechen. Viele hatten vor dem Dienst eine gewisse Skepsis, doch im Laufe der Zeit entwickelt sich ein Gefühl von Kameradschaft und Zusammenhalt.

Militärische Übungen: Ein Blick in die Technik der Panzerabwehr
Ein zentrales Thema des Films ist die Ausbildung der Soldaten im Umgang mit der Panzerabwehrkanone MT-12. Der Film zeigt detailliert die technischen Aspekte dieser Waffe und die Komplexität, die mit ihrem Einsatz verbunden ist. Die Soldaten müssen lernen, wie man einen Panzer bekämpft, wie man mit der Kanone zielt und wie man in extremen Situationen die Kontrolle behält. Es wird deutlich gemacht, dass jeder Panzer, so stark er auch bewaffnet und gepanzert sein mag, verwundbar ist. Die Soldaten erhalten eine intensive Schulung, die sowohl technische Fertigkeiten als auch taktisches Wissen umfasst.

Besonders eindrucksvoll ist die Szene, in der die Soldaten ihren ersten Schuss mit der Panzerabwehrkanone abgeben. Die Spannung ist greifbar, und als der Panzer schließlich getroffen wird, ist die Erleichterung und der Stolz der Soldaten deutlich zu spüren. Diese Momente verdeutlichen den physischen und psychischen Druck, unter dem die jungen Männer stehen. Jeder Fehler kann im Ernstfall fatale Folgen haben, weshalb Präzision und Schnelligkeit entscheidend sind.

Der ideologische Rahmen: Pflichtbewusstsein und sozialistischer Wettbewerb
Ein wiederkehrendes Motiv im Film ist der sozialistische Wettbewerb. Die Soldaten streben danach, die „beste Bedienung“ zu werden – eine Auszeichnung, die nicht nur technisches Können, sondern auch Zusammenhalt und Disziplin voraussetzt. Der Film zeigt, wie der militärische Dienst als Teil des sozialistischen Systems betrachtet wird, in dem jeder seinen Beitrag zur Verteidigung des Landes leisten muss. Die jungen Männer sprechen offen über ihre Verantwortung und die Bedeutung des Wehrdienstes in einer politisch angespannten Welt. Es wird deutlich, dass der Dienst nicht nur als Pflicht, sondern auch als Möglichkeit gesehen wird, den Sozialismus aktiv zu verteidigen.

Besonders berührend sind die Momente, in denen die Soldaten über ihre persönlichen Gefühle sprechen. Ein Soldat reflektiert darüber, wie er seine Frau während des Wehrdienstes vermisst und wie ihm bewusst wird, dass er bereit ist, sein Leben für die Verteidigung des Friedens einzusetzen. Diese emotionalen Reflexionen geben dem Film eine tiefe menschliche Dimension und zeigen, dass der Wehrdienst nicht nur eine mechanische Ausführung von Befehlen ist, sondern auch eine existenzielle Herausforderung darstellt.

Fazit: Die Doku gibt ein vielschichtiges Porträt des Wehrdienstes in der DDR
Der Film bietet einen facettenreichen Einblick in den Alltag von Soldaten in der DDR. Er zeigt die physische und psychische Anstrengung, die mit dem Wehrdienst verbunden ist, und beleuchtet gleichzeitig die ideologische und politische Dimension, die diesen Dienst prägt. Die Soldaten stehen im Spannungsfeld zwischen individuellen Herausforderungen und kollektiven Erwartungen, zwischen persönlicher Unsicherheit und dem Drang, sich in einer militärischen Gemeinschaft zu beweisen.

Durch seine detaillierte Darstellung der militärischen Ausbildung und der technischen Herausforderungen schafft der Film ein realistisches Bild des Wehrdienstes. Gleichzeitig vermitteln die offenen Gespräche der Soldaten über ihre Ängste, Hoffnungen und Verpflichtungen eine emotionale Tiefe, die den Film zu mehr als nur einer militärischen Dokumentation macht. Es ist ein beeindruckendes Zeitdokument, das nicht nur den Wehrdienst, sondern auch die gesellschaftlichen und politischen Strukturen der DDR eindrucksvoll reflektiert.

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