Dieser schwarz-weiß-Dokumentarfilm berichtet über die schwere Arbeit von 33 Frauen und 6 Männern in der Hauptküche der Neptun-Werft in Rostock. Penibel fängt die Kamera das Personal, welches von der Küchenleiterin Lili Wendler und der ersten Köchin Gitta Wolgarten angeführt wird, und die hungrigen Werftarbeiter in der Kantine ein. Monotone Arbeitsabläufe werden dokumentiert, unterlegt mit der Atmosphäre der einzelnen Bereiche, dabei dringen Wortfetzen zum Arbeitsablauf und von privaten Erzählungen durch die lauten Küchengeräusche. Wenige Fragen aus dem Off werden kurz und knapp von den Frauen und Männern beantwortet. Angespannte und fröhliche Gesichter wechseln sich ab, trotz Akkordarbeiten in den Spitzenzeiten der Essensausgabe an fast 5.000 Werftarbeiter.
Die Neptun-Werft in Rostock war eine der bedeutendsten Werften der DDR und spielte eine zentrale Rolle in der maritimen Industrie des Landes. Gegründet 1850, entwickelte sich die Werft im Laufe der Jahrzehnte zu einem wichtigen Produktionsstandort für Schiffe aller Art. Während der DDR-Zeit erlebte die Neptun-Werft einen Höhepunkt ihrer Aktivität und Bedeutung.
In der DDR wurde die Werft staatlich geführt und gehörte zum Verband der volkseigenen Betriebe (VEB). In dieser Zeit spezialisierte sich die Neptun-Werft auf den Bau verschiedener Schiffstypen, darunter Frachtschiffe, Fischereifahrzeuge und Spezialschiffe. Besonders bekannt war die Werft für den Bau von Kühlschiffen, die im internationalen Handel eine wichtige Rolle spielten.
Die Neptun-Werft war auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region Rostock. Tausende Arbeiter und Ingenieure waren dort beschäftigt und trugen zur industriellen Stärke der DDR bei. Die Produktion war stark geprägt von den Anforderungen und Bedürfnissen der sozialistischen Planwirtschaft. Schiffe wurden oft in Serie gefertigt, um die Effizienz zu maximieren und den Bedarf des Ostblocks zu decken.
Ein bedeutendes Projekt der Neptun-Werft in der DDR-Zeit war der Bau der sogenannten „Typ IV“-Schiffe, auch als „Kühlschiff Typ IV“ bekannt. Diese Schiffe wurden in großer Stückzahl für den Transport von Lebensmitteln und anderen verderblichen Gütern gebaut und waren weltweit im Einsatz. Die Werft exportierte ihre Schiffe in viele Länder des Ostblocks, aber auch darüber hinaus.
Neben der zivilen Schiffsproduktion war die Neptun-Werft auch in militärische Projekte eingebunden. Sie fertigte unter anderem Küstenwachschiffe und Versorgungsschiffe für die Volksmarine der DDR. Diese militärischen Aufträge waren ein wichtiger Bestandteil der Produktionskapazität der Werft und trugen zur Sicherstellung der Verteidigungsfähigkeit der DDR bei.
Mit dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 änderte sich auch die Lage der Neptun-Werft drastisch. Die Treuhandanstalt übernahm die Verwaltung und Privatisierung der volkseigenen Betriebe. Für die Neptun-Werft bedeutete dies eine Phase der Unsicherheit und des Umbruchs. In den folgenden Jahren wurde die Werft modernisiert und an die veränderten Bedingungen der Marktwirtschaft angepasst.
Heute ist die Neptun-Werft ein moderner Produktionsstandort und gehört zur Meyer Werft-Gruppe. Sie hat sich auf den Bau von Flusskreuzfahrtschiffen und Sektionen für Kreuzfahrtschiffe spezialisiert und bleibt ein wichtiger Bestandteil der maritimen Industrie in Deutschland. Die Geschichte der Neptun-Werft während der DDR-Zeit ist ein beeindruckendes Kapitel der industriellen und maritimen Geschichte Ostdeutschlands.