Einst ein beliebter Treffpunkt für Eisenbahner und Chemnitzer Bürger, heute nur noch eine Senke mit einem Tümpel: Das Schicksal des Reichsbahnbads in Chemnitz-Hilbersdorf ist eng mit der Geschichte der Deutschen Reichsbahn und der späteren Deutschen Bahn verbunden. Am Nordrand des Zeisigwaldes gelegen, entstand das Bad ab 1928 neben den umfangreichen Betriebseinrichtungen der Reichsbahn, zu denen der Rangierbahnhof, das Bahnkraftwerk und das Bahnbetriebswerk gehörten.
Ursprung und Attraktion: Ein Freibad mit beheiztem Wasser
Die Reichsbahn legte das Freibad an, um ihren Bediensteten auch in der Freizeit etwas zu bieten. Das Reichsbahnbad öffnete schließlich 1934 seine Tore. Eine besondere Annehmlichkeit, die es von vielen anderen Bädern abhob, war die Beheizung des Beckenwassers. Anfangs erfolgte dies durch eine Leitung, die Dampf vom angrenzenden Bahnbetriebswerk bezog. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den das Bad ohne größere Schäden überstand und bereits 1946 wieder öffnete, wurde die Wasserbeheizung während der DDR-Zeit durch eine ausrangierte, nicht mehr fahrtüchtige Dampflok im Bahnbetriebswerk gewährleistet.
Das Bad erfreute sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit. Es diente nicht nur als Freizeiteinrichtung, sondern auch den Schwimmern des Eisenbahnersportvereins Lok als Trainingsort. Das Becken war großzügig dimensioniert und verfügte über eine Wasserfläche von 1000 Quadratmetern. Auffällig war auch die Gestaltung: Im Gegensatz zu vielen anderen Freibädern, bei denen hauptsächlich Beton verwendet wurde, waren hier das Becken und das direkte Umfeld in Fliesen angelegt.
Niedergang und Abriss: Das Aus nach der Bahnreform
Nach der politischen Wende bot das Bad paradoxerweise eine der technisch modernsten Wasserumwälzanlagen unter den Freibädern in und um Chemnitz. Dennoch sollte es keinen Bestand in der Bäderlandschaft haben. Der Grund für das Ende war die fortschreitende Rücknahme der Bahnaktivitäten in Hilbersdorf. Mit dem Zusammenschluss von Deutscher Reichsbahn und Bundesbahn zur DB wurden die Bahnbetriebseinrichtungen in Chemnitz-Hilbersdorf zwischen 1992 und 1997 komplett aufgegeben. Da der Betrieb der Anlage, insbesondere die Beheizung, direkt vom Bahnbetriebswerk abhing, konnte er nach dessen Rückzug nicht mehr gewährleistet werden.
Die letzte Freibadsaison im Reichsbahnbad war im Jahr 1996. Nach mehreren Jahren des Leerstands und Vandalismus erfolgte schließlich 2003 bis 2004 der komplette Abriss der Gebäude und des Beckens.
Was bleibt heute? Eine renaturierte Fläche und eine Erinnerung
Die Fläche von rund 10.000 Quadratmetern wurde renaturiert. Heute erinnert einzig die Senke mit einem Tümpel noch an der ursprünglichen Position des Schwimmbeckens an das ehemalige Reichsbahnbad. Nur die Freibadumzäunung soll geblieben und erhalten sein, und der Parkplatz wird heute vom Eisenbahnmuseum bei Veranstaltungen genutzt. Das Gebiet wird auch als Naturschutzgebiet bezeichnet.