Dzierzynski’s Soldaten – Lehrfilm als Spiegelbild der DDR-Propaganda

Am Rande des Mansfelder Hügellandes, einer Region, in der der Bergbau über Jahrhunderte das Leben der Menschen prägte, wurde einst ein Lehrfilm produziert, der heute weit mehr ist als ein simples militärisches Trainingsdokument. Der Film Dzierzynski Soldaten – Lehrfilm über das MfS-Wachregiment „Felix Edmundowitsch Dzierzynski“ bietet einen vielschichtigen Einblick in das Selbstverständnis und die ideologische Schulung der Soldaten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Er dient als eindrucksvolles Beispiel staatlich gelenkter Propaganda, in der Disziplin, technische Präzision und ideologischer Eifer untrennbar miteinander verwoben sind.

Bereits in den einleitenden Szenen wird eine Region porträtiert, in der die Tradition des Bergbaus und der Arbeitersolidarität nicht nur geografisch, sondern auch symbolisch verankert ist. Der Erzähler, ein Soldat namens Andreas Schäfer, nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in den militärischen Alltag des Wachregiments. Schäfer berichtet aus erster Hand von seinen Erfahrungen in der Ausbildung – von den ersten Schritten, als er noch ein unerfahrener Rekrut war, bis hin zu den harten Härtetests, die nicht nur körperliche Ausdauer, sondern auch ideologische Festigkeit forderten.

Der Film zeigt in akribisch inszenierten Sequenzen, wie sich die neuen Soldaten in standardisierte Formationen einfinden müssen, in denen jeder Handgriff, jeder Gruß und jede Bewegung einem übergeordneten Drill unterliegt. Doch hinter dieser militärischen Routine verbirgt sich mehr als reine Technik: Es ist ein Instrument, das den kollektiven Geist stärken und die Loyalität gegenüber dem sozialistischen Staat untermauern soll. Die Rekruten erlernen den Umgang mit verschiedensten Waffen – von der Pistole bis zur panzerbrechenden Waffe – wobei der Moment des Waffenempfangs als symbolischer Akt der Übernahme einer großen Verantwortung inszeniert wird.

Doch nicht nur die physische Ausbildung stand im Mittelpunkt des Lehrfilms. Ein ebenso wichtiger Aspekt war die politische Indoktrination. In zahlreichen Passagen wird der Klassenkampf thematisiert und die Aufgabe der Soldaten als Verteidiger des Sozialismus gegen innere und äußere Feinde propagiert. In feierlichen Zeremonien, in denen Fahneneide und Paraden zentrale Rituale darstellen, treten hochrangige Funktionäre wie Armeegeneral Erich Mielke und Generalmajor Elsner auf. Ihre Auftritte sollten die Richtigkeit und Unverrückbarkeit der sozialistischen Ideale untermauern und den Soldaten als lebendige Verkörperungen dieser Ideologie erscheinen lassen.

Besonders auffallend ist die Symbolik, die sich durch den gesamten Film zieht. Die einheitliche Uniform, das präzise choreografierte Marschieren und die wiederholten militärischen Kommandos vermitteln den Eindruck von absoluter Ordnung und Disziplin. Diese Elemente sind nicht nur Ausdruck technischer Exzellenz, sondern auch ein Machtinstrument: Der Einzelne wird in den Dienst eines Kollektivs gestellt, in dem individuelle Eigenheiten zugunsten eines strikten Gruppenzusammenhalts in den Hintergrund treten. Die soldatische Haltung, die hier vermittelt wird, fordert ein kompromissloses Unterordnen der persönlichen Identität unter das Ziel, den Staat und dessen Ideologie zu schützen.

Der Lehrfilm gelingt es, den Soldaten als Teil eines unfehlbaren Systems darzustellen. Jede Trainingseinheit, jeder Härtetest, jede technische Übung – von der Bedienung modernster Kommunikationsanlagen bis hin zur sicheren Fahrzeugführung – wird als Baustein in einem übergeordneten Apparatsystem inszeniert, das unter allen Umständen funktionstüchtig und kampfbereit sein muss. Diese Darstellung vermittelt nicht nur militärische Effizienz, sondern suggeriert auch, dass der sozialistische Staat über sämtliche Mittel verfügt, um seine Macht und Sicherheit zu gewährleisten. Dabei fließt auch die moderne Technik als Garant für die Einsatzbereitschaft ein, was dem Film eine zusätzliche Dimension verleiht: Er vereint die traditionelle Idee des Arbeiter- und Pioniergeistes mit dem Anspruch, technologisch auf dem neuesten Stand zu sein.

Die ideologische Dimension des Films darf dabei nicht unterschätzt werden. Er dient als Instrument, um den Soldaten ein bestimmtes Weltbild zu vermitteln, in dem der Sozialismus als einzige rettende Kraft gegen den Faschismus und die Bedrohungen von außen dargestellt wird. Die Verknüpfung von militärischer Ausbildung und politischer Schulung zielte darauf ab, ein Klima der Konformität zu schaffen, in dem abweichendes Denken gar nicht erst in Betracht gezogen wurde. Die Sprache des Films – geprägt von Wiederholungen, strengen Befehlen und ideologisch aufgeladenen Formulierungen – sollte den Soldaten nicht nur disziplinieren, sondern sie auch emotional an das System binden. Jeder Befehl, jede wiederholte Phrase trug dazu bei, den kollektiven Geist zu formen und den Einzelnen in eine größere, als überlegen dargestellte Gemeinschaft einzubetten.

Historisch betrachtet lässt sich der Lehrfilm als Zeugnis der Mechanismen interpretieren, mit denen totalitäre Regime ihre Macht sichern wollten. Die intensive Verknüpfung von Körper, Geist und Technik diente dazu, die Loyalität der Soldaten zu festigen und sie zu echten Hütern des sozialistischen Systems zu machen. Die Bezugnahme auf revolutionäre Vorbilder wie Felix Dzierzynski und Lenin sollte zudem eine historische Legitimation schaffen und den Eindruck vermitteln, dass die gegenwärtigen Kämpfer die Erben einer langen, revolutionären Tradition seien. Die Soldaten werden so als direkte Fortführung dieser historischen Kampftradition inszeniert – als die modernen Verteidiger einer Ideologie, die in den Augen des Staates über allem steht.

Ein weiterer zentraler Aspekt des Films ist die Darstellung des Alltags als Teil eines großen, ideologisch aufgeladenen Projekts. Jede Tätigkeit – sei es das akribische Training, die präzise Wartung der Waffentechnik oder die sorgfältige Durchführung zeremonieller Aufgaben – wird als Handeln von höchster gesellschaftlicher Relevanz präsentiert. Diese Propagandastrategie sollte den Eindruck erwecken, dass selbst die alltäglichsten Handgriffe unmittelbaren Einfluss auf die Sicherheit und Stabilität des Staates haben. Die Soldaten wurden so zu Symbolträgern eines Systems, in dem jeder Aspekt des Lebens politisch aufgeladen und zu einem Teil des übergeordneten Kampfes gemacht wurde.

Doch trotz der beeindruckenden Inszenierung technischer und militärischer Kompetenz offenbart der Lehrfilm auch die Schattenseiten eines autoritären Systems. Die unbedingte Unterordnung des Individuums zugunsten des Kollektivs, der Zwang zur ideologischen Konformität und die nahezu religiöse Verehrung der militärischen Rituale verdeutlichen, wie stark persönliche Freiheiten und kritisches Denken in der DDR beschnitten wurden. Die Soldaten, die hier als unfehlbare Kämpfer dargestellt werden, sind zugleich ein Symbol für die Opferbereitschaft eines Systems, das die Individualität dem staatlichen Auftrag unterordnet.

Der Lehrfilm Dzierzynski Soldaten ist somit weit mehr als ein reines Ausbildungsdokument. Er ist ein komplexes Propagandainstrument, das versucht, den Soldaten eine doppelte Identität aufzuzwingen: Einerseits als hochqualifizierte militärische Fachkräfte, die mit modernster Technik und strenger Disziplin ausgestattet sind, andererseits als politisch indoktrinierte Kämpfer, die den Sozialismus als einzige rettende Kraft gegen alle Bedrohungen verteidigen. Diese doppelte Inszenierung lässt sich als Versuch interpretieren, den sozialen Zusammenhalt und die ideologische Einheit in einem autoritären Staat zu sichern.

Aus heutiger Sicht bietet der Lehrfilm einen faszinierenden Einblick in die Mechanismen staatlicher Kontrolle und Propaganda in der DDR. Er zeigt, wie eng militärische Ausbildung, technische Innovation und ideologische Indoktrination miteinander verknüpft waren, um ein System zu schaffen, in dem der Einzelne seine Identität in der Zugehörigkeit zu einer übergeordneten, als überlegen dargestellten Gemeinschaft fand. Gleichzeitig wird deutlich, dass diese Verbindung immer auch mit einem erheblichen Verlust an persönlicher Freiheit einherging – ein Aspekt, der heute kritisch hinterfragt werden muss.

Die Analyse des Lehrfilms macht deutlich, dass Propaganda weit mehr ist als ein rein manipulativer Diskurs. Sie ist ein vielschichtiges Instrument, das Sprache, Symbolik und Technik einsetzt, um Macht zu legitimieren und zu festigen. Der Lehrfilm Dzierzynski Soldaten bleibt damit ein bedeutendes historisches Dokument, das uns nicht nur die militärischen und technischen Ambitionen der DDR vor Augen führt, sondern auch die tieferen ideologischen Wurzeln eines Systems offenbart, das individuelle Freiheiten dem Kollektiv unterordnete.

Im Spannungsfeld zwischen militärischer Effizienz und ideologischer Indoktrination zeigt der Lehrfilm, wie ein autoritärer Staat versuchte, seine Bürger zu formen und zu kontrollieren – eine Lektion, die auch heute noch als mahnendes Beispiel für die Gefahren staatlicher Propaganda dient. Dabei bietet der Film nicht nur einen Rückblick in eine längst vergangene Ära, sondern regt auch zur kritischen Reflexion über die Macht der Sprache und der Medien in der Gestaltung gesellschaftlicher Realitäten an.

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