Ein Blick hinter die Kulissen des VEB-Robotron Büromaschinenwerks in Sömmerda

Am frühen Morgen, wenn der erste Lichtschein die schlafende Stadt Sömmerda sanft berührt, beginnt ein unsichtbares, aber unermüdliches Ballett. Auf den Straßen sammeln sich Menschen, die pünktlich zum Arbeitsbeginn in einem präzise abgestimmten Rhythmus ihren Weg zur Arbeit antreten. Diese morgendliche Szenerie, geprägt von Eile und Entschlossenheit, ist mehr als nur ein alltägliches Phänomen – sie erzählt die Geschichte eines Ortes, der einst als pulsierendes Herz der DDR-Technologie galt: das VEB-Robotron Büromaschinenwerk Sömmerda.

Ein Monument des Fortschritts
In Sömmerda, einer scheinbar unscheinbaren Kleinstadt, befand sich ein industrielles Kraftzentrum, das weit über die Grenzen der Region hinausstrahlte. Mit rund 13.000 Beschäftigten zählte das Werk zu den größten Produktionsstätten im Bezirk Erfurt und war ein Paradebeispiel für den Fortschrittsglauben und die technischen Ambitionen der DDR. Hier wurde nicht nur gefertigt – hier wurde Zukunft gestaltet. Der Personalkomputer PC 1715, das Aushängeschild der modernen Rechentechnik, war sowohl Resultat als auch treibende Kraft innovativer Fertigungsprozesse.

Die Herstellung von Computern und Peripheriegeräten erfolgte hier in einem minutiös abgestimmten Ablauf, der von der bestückten Leiterplatte bis zum finalen Gerät reichte. Mit Hilfe modernster CAD-CAM-Technik wurde die Produktentwicklung beschleunigt und die Produktionsabläufe optimiert. So gelang es, die Fertigungszeiten erheblich zu verkürzen, was zu einer deutlichen Steigerung der Arbeitsproduktivität führte. Im Robotron-Werk waren die traditionellen Grenzen der Handarbeit längst überwunden – hier regierte die automatisierte Fertigung, bei der Schrittmotoren und moderne Druckverfahren zentrale Rollen spielten.

Technik und Mensch im Dialog
Der Erfolg des Werks beruhte nicht allein auf der technischen Innovation, sondern auch auf der engen Verzahnung von Arbeit und sozialer Organisation. Mitarbeiter, die tagtäglich ihre Fertigkeiten in einem von höchster Präzision geprägten Umfeld unter Beweis stellten, waren nicht nur Teil eines wirtschaftlichen Systems, sondern auch Teil einer ideologischen Gemeinschaft. Die Arbeitsprozesse waren so strukturiert, dass sie den Geist des sozialistischen Arbeitsethos widerspiegelten: Jeder Handgriff, jede Maschine, jeder Computer – all dies sollte einen Beitrag zum Fortschritt des Staates leisten.

Die Einführung des PC 1715 in den Produktionsprozess war dabei ein Meilenstein. Dieser Rechner steuerte nicht nur die einzelnen Fertigungsstationen, sondern verkörperte auch das Vertrauen der DDR-Führung in die Fähigkeit der Volkswirtschaft, technische Spitzenleistungen zu vollbringen. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Technikern und den Arbeitern sorgte dafür, dass modernste Technologien nicht nur eingeführt, sondern auch fortlaufend weiterentwickelt wurden. So entstand ein dynamisches Umfeld, in dem Innovation und Tradition Hand in Hand gingen.

Der Besuch Erich Honeckers – Politische Inszenierung und Anerkennung
Ein einschneidendes Kapitel in der Geschichte des Werks wurde im Mai 1986 geschrieben, als Erich Honecker, der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und Vorsitzende des Staatsrates, das Werk in Sömmerda besuchte. Sein Besuch war weit mehr als eine bloße Dienstreise – er war ein politisches Signal, das die technologische Leistungsfähigkeit des Landes unter Beweis stellen sollte.

Bei diesem Besuch wurde das Werk in all seinen Facetten präsentiert: Vom hochautomatisierten Produktionsprozess bis hin zu den sozialen Einrichtungen, die das Leben der Arbeiter nachhaltig verbesserten. In einem ausführlichen Dialog mit den Beschäftigten erkundigte sich Honecker nicht nur nach den technischen Details, sondern auch nach den Lebensbedingungen der Arbeiter. Es ging ihm darum, den Erfolg der Volkswirtschaft in einem Gesamtkonzept aus Arbeit, Technik und sozialer Fürsorge zu demonstrieren.

Die Inszenierung dieses Besuchs war von beeindruckender Symbolik: Auf dem Marktplatz Sömmerdas versammelten sich Zehntausende von Bürgern, um Zeugen dieses historischen Moments zu werden. Die Begeisterung der Bevölkerung spiegelte den Stolz auf die eigenen Errungenschaften wider und verlieh dem Ereignis einen fast rituellen Charakter. Die Präsenz des höchsten DDR-Vertreters verlieh der technischen Exzellenz des Werks zusätzlichen politischen Glanz – ein Zusammenspiel von Fortschrittsglauben und ideologischer Propaganda, das den Charakter der DDR prägte.

Automatisierung und Produktivität – Technische Meilensteine im Überblick
Im Robotron-Werk wurde die Zukunft der Fertigung realisiert. Das automatisierte Schrittmotorenfertigungsverfahren war ein Paradebeispiel für den Einsatz moderner Technik, die sowohl die Effizienz als auch die Präzision der Produktion massiv erhöhte. Jeder Produktionsschritt, vom Wickeln der Spulen bis zur finalen Montage, wurde in einem abgestimmten Prozess unter rechnergestützter Steuerung durchgeführt. Dieser integrative Ansatz ermöglichte es, Produktionszeiten drastisch zu verkürzen und gleichzeitig die Qualität der Endprodukte zu sichern.

Die Produktion hochwertiger Drucktechniken – von Typenrad- über Nadel- bis hin zu Thermodruckern – unterstrich den Anspruch, nicht nur technische, sondern auch ästhetische Maßstäbe zu setzen. Diese Geräte waren nicht nur Werkzeuge der industriellen Fertigung, sondern auch Symbole für den Fortschritt und die technische Innovationskraft der DDR. Durch den konsequenten Einsatz von rechnergestützten Technologien wurde das Werk zu einem Vorreiter in der Mikroelektronik und der automatisierten Produktion.

Die Verbindung von Wirtschaft und Sozialpolitik
Ein zentrales Element der DDR-Wirtschaftspolitik war stets die Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg und sozialer Verantwortung. Das Robotron-Werk in Sömmerda verkörperte diesen Anspruch in jeder Hinsicht. Neben der industriellen Produktion spielte das Werk auch eine wesentliche Rolle im sozialen Gefüge der Stadt. So beteiligte sich das Unternehmen maßgeblich an kommunalen Projekten: Ob der Bau neuer Wohnungen, die Rekonstruktion von Jugendzentren oder der Ausbau von Freizeiteinrichtungen – das Werk war nicht nur ein wirtschaftlicher Motor, sondern auch ein sozialer Akteur.

Diese enge Verzahnung von Industrie und sozialem Engagement spiegelte das Selbstverständnis der DDR wider, in dem wirtschaftlicher Fortschritt untrennbar mit der Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung verbunden war. Die Errungenschaften des Werks wurden somit nicht nur an Produktionszahlen gemessen, sondern auch an der Fähigkeit, einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und zur urbanen Entwicklung zu leisten.

Ein Erbe, das nachhallt
Auch Jahrzehnte nach der Wende bleibt das VEB-Robotron Büromaschinenwerk Sömmerda als bedeutendes Kapitel der DDR-Geschichte lebendig. Es steht sinnbildlich für eine Epoche, in der technologische Innovation und sozialistischer Fortschrittsglaube Hand in Hand gingen. Das Werk war nicht nur ein Produktionsstandort, sondern auch ein kulturelles und ideologisches Monument – ein Ort, an dem die Zukunft der Technologie und das Selbstverständnis einer ganzen Nation miteinander verwoben waren.

Die Erinnerungen an die glänzenden Tage des Fortschritts werden heute von ehemaligen Mitarbeitern und Zeitzeugen lebendig gehalten. In zahlreichen Gesprächen und Dokumentationen wird deutlich, dass das Werk weit mehr war als nur ein Industriekomplex. Es war ein Symbol für den Glauben an eine bessere Zukunft, in der technologische Errungenschaften nicht nur als Mittel zur Produktion, sondern auch als Wegbereiter für gesellschaftliche Veränderungen dienten.

Blick in die Vergangenheit – Lehren für die Zukunft
Der Rückblick auf das VEB-Robotron Büromaschinenwerk in Sömmerda ermöglicht es, Parallelen zu heutigen industriellen Entwicklungen zu ziehen. Auch in unserer Zeit stehen Automatisierung und Digitalisierung im Mittelpunkt wirtschaftlicher und sozialer Transformationsprozesse. Die Lehren aus der Vergangenheit – insbesondere der Mut, technologische Innovationen voranzutreiben, gekoppelt mit einem Bewusstsein für soziale Verantwortung – sind auch heute von zentraler Bedeutung.

Die Geschichte des Werks zeigt, dass technische Errungenschaften immer im Kontext der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet werden müssen. Fortschritt und sozialer Zusammenhalt sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Die Inszenierung des Besuchs Erich Honeckers im Jahr 1986, die im kollektiven Gedächtnis der DDR verankert ist, erinnert daran, dass technische und politische Erfolge eng miteinander verbunden sind und gemeinsam das Bild einer Ära formen.

Das VEB-Robotron Büromaschinenwerk Sömmerda ist mehr als ein Relikt vergangener Zeiten. Es ist ein Zeugnis für den technischen Pioniergeist, der in der DDR gelebt wurde, und ein Spiegelbild eines Systems, das den Glauben an den Fortschritt unerschütterlich verankerte. Die Geschichte des Werks erzählt von einer Zeit, in der Maschinen nicht nur Werkzeuge, sondern Symbole für den Wandel und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft waren.

Heute, in einer Ära, in der Digitalisierung und Automatisierung erneut im Fokus stehen, bietet der Rückblick auf Sömmerda wertvolle Impulse. Er erinnert uns daran, dass Fortschritt immer auch eine gesellschaftliche Dimension besitzt – eine Dimension, die technologische Errungenschaften erst zu einem nachhaltigen Erfolg macht. Der Geist des Robotron-Werks lebt weiter – als Mahnmal, als Inspiration und als Beweis dafür, dass der Mensch immer im Zentrum des Fortschritts stehen muss.

Mit einem Blick zurück in die glanzvollen, aber auch herausfordernden Tage der DDR eröffnet sich ein umfassendes Bild einer Epoche, die von Innovation, politischer Inszenierung und sozialem Engagement geprägt war. Das Erbe des VEB-Robotron Büromaschinenwerks in Sömmerda bleibt ein fesselnder Bestandteil der deutschen Industriegeschichte und ein Aufruf, den Dialog zwischen Technik und Gesellschaft auch in unserer modernen Zeit lebendig zu halten.

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Der Entwurf für ein freies Mediengesetz im Dezember 1989

Journalistischer Text - Profil Zehn Thesen für eine neue Medienordnung der DDR Am 21. Dezember 1989 wird ein Text öffentlich, in dem Journalisten und Künstler gemeinsam formulieren, wie eine freie Presse in Zukunft rechtlich abgesichert werden soll. Wenn ich heute diesen Entwurf lese, sehe ich darin den Versuch jener Generation, die Deutungshoheit über die eigene Wirklichkeit zurückzugewinnen. Man spürt beim Betrachten der Punkte, dass es einigen Akteuren nicht nur um Reformen ging, sondern um eine fundamentale Neudefinition des Verhältnisses zwischen Staat und Öffentlichkeit, getragen von der Erfahrung jahrelanger Gängelung. Es scheint, als hätten viele Beteiligte in diesen Wochen die seltene historische Lücke erkannt, in der man Strukturen schaffen wollte, die immun gegen Machtmissbrauch sind. Für den heutigen Betrachter wirkt der Text wie ein Dokument des Übergangs, in dem die Hoffnung auf eine selbstbestimmte, demokratische DDR-Gesellschaft noch greifbar ist. Journalistischer Text - Seite 1 Das Ende der staatlichen Informationskontrolle Der Gesetzentwurf postuliert eine gerichtliche Einklagbarkeit von behördlichen Informationen und verbietet jegliche staatliche Einmischung in die redaktionelle Arbeit der Medien. Ich stelle mir vor, wie befreiend diese Forderung für jene gewirkt haben muss, die jahrelang gegen Wände aus Schweigen und Propaganda angelaufen sind. Es wirkt in der Rückschau so, als wollte man mit diesen Paragrafen ein für alle Mal verhindern, dass Informationen jemals wieder als Herrschaftswissen missbraucht werden können. Journalistischer Text - Seite 2 Mitbestimmung in den Redaktionen Die Thesen verlangen, dass Chefredakteure und Intendanten nur durch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitarbeiter und nur auf Zeit in ihr Amt berufen werden dürfen. Beim Lesen dieses Abschnitts denke ich an die tiefgreifende Skepsis gegenüber Autoritäten, die viele Medienschaffende in jener Zeit geprägt haben muss. Dieser Passus zeugt von dem Wunsch einiger, die Demokratisierung nicht an der Pforte des Betriebes enden zu lassen, sondern sie direkt in die Hierarchien der Redaktionen hineinzutragen. Weitere Überschriften Verfassungsrang für die Informationsfreiheit Quellenschutz und Gewissensfreiheit für Autoren Öffentliche Kontrolle statt staatlicher Zensur Der Weg zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk Medienvielfalt als Spiegel der Gesellschaft Unabhängiger Medienrat als Kontrollinstanz

Sahra Wagenknecht: Die Rückkehr geglaubter Vergangenheiten

Journalistischer Text - Profil Sahra Wagenknecht über das Déjà-vu der Unfreiheit Ein Gefühl der Beklemmung macht sich breit, wenn man beobachtet, wie schnell abweichende Haltungen heute nicht mehr diskutiert, sondern sanktioniert werden. Es ist, als ob ein alter Film erneut abgespielt wird, dessen Handlung man eigentlich im Archiv der Geschichte wähnte. Manche erleben diese Tage mit einem bitteren Gefühl der Wiedererkennung, das tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Es sind jene, die wissen, wie es sich anfühlt, wenn der Staat definiert, was Wahrheit ist, und wenn Kritik an der Regierung als Angriff auf das Staatswohl uminterpretiert wird. Die Rede ist von einer schleichenden Rückkehr autoritärer Muster, bei denen Hausdurchsuchungen wegen Online-Postings und die soziale Ächtung von Andersdenkenden wieder zum Repertoire gehören. Die Sorge ist groß, dass der liberale Diskurs, in dem auch die unbequeme Meinung ihren Platz hat, einer neuen Konformität weicht. Wenn politische Gegner nicht mehr inhaltlich gestellt, sondern moralisch delegitimiert oder juristisch behindert werden, verliert die Demokratie ihre Substanz. Es entsteht eine Gesellschaft, in der die Angst vor dem falschen Wort wieder das Handeln bestimmt. Journalistischer Text - Seite Sahra Wagenknecht sieht Schatten über dem Diskurs Die Mechanismen der Ausgrenzung funktionieren oft lautlos, bis sie einen selbst treffen und die Grenzen des Sagbaren verschieben. Es beginnt nicht mit Verboten, sondern mit einer Atmosphäre, in der der Preis für die eigene Meinung plötzlich zu hoch erscheint. Viele blicken mit Sorge auf eine Entwicklung, in der staatliche Stellen und mediale Öffentlichkeit Hand in Hand zu gehen scheinen, um einen engen Meinungskorridor zu zementieren. Die historische Sensibilität für solche Prozesse ist gerade dort hoch, wo man Erfahrung mit Systembrüchen hat. Wenn der Schutz der Demokratie als Argument dient, um demokratische Rechte wie die Meinungsfreiheit einzuschränken, befindet sich das Gemeinwesen auf einer abschüssigen Bahn.

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