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Die Rote Armee Fraktion und das Geheimnis der Stasi

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Brandenburg, Anfang der 1980er Jahre. In einem unscheinbaren Försterhaus, 70 Kilometer östlich von Berlin, trafen sich Gäste, deren Identität und Aufenthalt bei Bekanntwerden eine schwere internationale Krise zwischen Ost- und Westdeutschland ausgelöst hätte. Es waren Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF), einer terroristischen Organisation, die in der Bundesrepublik Deutschland Angst und Schrecken verbreitete und für mindestens 34 Morde sowie über 200 Verletzte verantwortlich gemacht wird. Doch was verband die meistgesuchte Terrorgruppe Westdeutschlands mit dem ostdeutschen Staatssicherheitsdienst, der Stasi?

Geburt des Terrors aus Enttäuschung und Ideologie
Die RAF, 1970 gegründet von Persönlichkeiten wie Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, entwickelte sich aus einer Generation junger Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1960er Jahren eine tiefe Enttäuschung über die Nachkriegsgesellschaft ihrer Eltern empfanden. Entsetzt über den Vietnamkrieg der USA und mit einer großen Kluft zu den älteren Generationen, die das deutsche Wirtschaftswunder aufgebaut hatten, suchten sie nach Alternativen. Der Marxismus, wenn auch nicht in seiner sowjetischen Form, wurde zur Blaupause für eine revolutionäre Gesellschaft.

Ein entscheidender Faktor in Deutschland war das Scheitern der Entnazifizierung, das dazu führte, dass ehemalige Nationalsozialisten weiterhin wichtige Positionen in Regierung und Wirtschaft innehatten. Die RAF verstand sich als kommunistische und antiimperialistische Guerillagruppe, die das kapitalistische System – welches sie als Fortsetzung des Faschismus betrachtete – stürzen und eine revolutionäre, antiimperialistische, marxistische Gesellschaft errichten wollte.

Die Geschichte der RAF wird oft in drei Generationen unterteilt:

• Die erste Generation (1970-1977), zu der die Gründer gehörten, war für die bekanntesten Anschläge verantwortlich, darunter die „Mai-Offensive“ von 1972 mit sechs Anschlägen, der tödlichste war der Bombenanschlag auf die Campbell Barracks in Heidelberg, bei dem drei US-Soldaten getötet wurden.

• Die zweite Generation (1977-Anfang der 1980er Jahre) entstand nach den Verhaftungen und Todesfällen der Gründungsmitglieder. Sie intensivierte die Gewalt, verübte hochkarätige Attentate, Bombenanschläge und Entführungen, darunter die Ermordung von Hanns Martin Schleyer, um die Freilassung inhaftierter Mitglieder zu erzwingen.

• Die dritte Generation (Anfang der 1980er Jahre-1991) agierte verdeckter und professioneller, mit weniger prominenten ideologischen Motiven. Sie konzentrierte sich auf symbolische Ziele, einschließlich der Ermordung hochrangiger Persönlichkeiten aus Industrie und Sicherheit.
Die geheime Hand der Stasi

Obwohl die Deutsche Demokratische Republik (DDR) offiziell den Terrorismus ablehnte, unterstützte sie die RAF. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), bekannt als Stasi, begann schon kurz nach der Gründung der RAF mit deren Beobachtung. Die Stasi ermöglichte es der ersten Generation der RAF-Mitglieder, die zu den meistgesuchten Personen Westdeutschlands gehörten, von Ost-Berlin aus in den Nahen Osten zu reisen.

Ende der 1970er Jahre führten interne Spannungen und ideologische Meinungsverschiedenheiten in der RAF nach dem Tod der Gründer dazu, dass einige Mitglieder der Gewalt abschworen. Die RAF suchte nach Ländern, in denen ehemalige Mitglieder sicher leben konnten, und die Stasi bot ihre volle Unterstützung an: neue Identitäten, Wohnungen und Arbeitsplätze in der DDR. Acht RAF-Terroristen erhielten unter dem Codenamen „Operation Stern“ neue Namen, Geburtsdaten und Hintergrundgeschichten und wurden zu „inoffiziellen Mitarbeitern inoffizieller Leitung“, was bedeutete, dass sie ihr neues Umfeld bespitzeln mussten.

Für die Stasi bot diese Allianz mehrere Vorteile: Solange RAF-Mitglieder in der DDR waren, musste sie keine Angst vor RAF-Anschlägen haben. Zudem wusste die aktive RAF, dass ihre ehemaligen Genossen nicht plötzlich an die Öffentlichkeit gehen würden. Die Stasi war über laufende Ermittlungen des BKA gut informiert und hatte sogar Agenten im Bundesamt für Verfassungsschutz. Einmal half die Stasi der RAF, zu überprüfen, ob eine Kontaktperson ein westdeutscher Agent war; im Gegenzug erhielt die Stasi die vollständigen Akten einer US-Militärbasis in Westdeutschland.

In den 1980er Jahren erhielten RAF-Mitglieder in der DDR auch militärisches Training. Es ist bekannt, dass Christian Klar, der 1981 auf US-General Frederick Kroesen schoss und ihn nur knapp verfehlte, in der DDR im Umgang mit der verwendeten sowjetischen Panzerfaust ausgebildet wurde, wobei unklar ist, ob dies vor oder nach dem Anschlag geschah. Die Stasi war definitiv an der Vorbereitung dieses Anschlags beteiligt.

Mitte der 1980er Jahre verdächtigten westdeutsche Geheimdienste, dass RAF-Mitglieder in der DDR lebten. Drei wurden identifiziert, blieben aber unter Stasi-Schutz, die großen Aufwand betrieb, um deren Tarnung aufrechtzuerhalten, inklusive neuer Wohnorte, Identitäten und sogar Schönheitsoperationen. Doch die Risiken wurden der Stasi zu groß, und sie hörte auf, weitere RAF-Mitglieder aufzunehmen.

Nach dem Mauerfall: Das Ende einer Ära
Mit dem Fall der Mauer wehte ein anderer Wind in Deutschland. Im Juni 1990, kurz vor der deutschen Wiedervereinigung, wurden alle ehemaligen RAF-Mitglieder in der DDR verhaftet. Sie konnten leicht aufgespürt werden, da die Behörden die Melderegister überprüften und nach Personen suchten, die neu in die DDR gekommen waren. Innerhalb eines Tages wurden alle RAF-Mitglieder in Ostdeutschland lokalisiert und innerhalb der nächsten zwei Wochen festgenommen. Die RAF löste sich offiziell 1998 auf.

Die Unterstützung der Stasi reichte möglicherweise über die Wiedervereinigung hinaus. Bei der Ermordung von Alfred Herrhausen, dem Vorstandssprecher der Deutschen Bank, im November 1989, wurde eine hochentwickelte Autobombe eingesetzt, was auf spezialisierte Fähigkeiten hindeutete und Unterstützung, möglicherweise aus dem Nahen Osten, vermuten ließ. Am 1. April 1991, im vereinigten Deutschland, wurde Detlev Rohwedder, der Chef der Treuhandanstalt zur Privatisierung der ostdeutschen Staatsbetriebe, von einem Scharfschützen erschossen. Die RAF bekannte sich dazu. Es wurde nie bewiesen, aber es ist möglich, dass ehemalige Stasi-Agenten involviert waren und der Schütze seine Ausbildung und Waffe über Kontakte aus dem ehemaligen Stasi-Netzwerk erhielt. Rohwedders Ermordung war der letzte gezielte RAF-Mord.

Trotz ihrer Unterschiede teilten die RAF und die DDR eine antikapitalistische, marxistisch-leninistische Ideologie, antifaschistische Rhetorik und die Überzeugung, auf der richtigen Seite der Geschichte gegen kapitalistische Ausbeutung zu stehen. Der Leiter der Stasi, Erich Mielke, sah die RAF-Terroristen als „Waffenbrüder“ und plante, sie im Konfliktfall für Sabotageakte im Westen einzusetzen. Es ist nicht vollständig klar, wer in der ostdeutschen Führung außer Mielke und dem damaligen DDR-Staatschef Erich Honecker über diese Verbindungen Bescheid wusste. Doch ihre Hilfe trug dazu bei, dass die RAF länger aktiv bleiben konnte, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Die heimliche Unterstützung der RAF durch die Stasi bleibt ein dunkles Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte, das die tiefe Spaltung und die ideologischen Konflikte des Kalten Krieges auf erschreckende Weise beleuchtet.

Eine Reise in die Welt der DDR-Ferienlager

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Noch bevor die Zeugnisse verteilt waren, begann für viele Kinder in der DDR bereits die Vorfreude: Das Ferienlager war das große Sommerziel und der Höhepunkt des Jahres. Es war die Zeit der Strichlisten an Spiegeln oder auf Tischen, auf denen täglich ein weiteres Zeichen die Tage bis zur Abholung verkürzte. Mutti tippte akribisch eine Packliste auf ihrer Schreibmaschine – Zahnbürste, Badehose, Taschenlampe und, ganz wichtig, Briefpapier für die Eltern, das jedoch selten benutzt wurde. Wichtige Dinge wie Tischtenniskellen, Dreisternebälle und Kassetten fehlten hingegen oft auf dem Zettel. Das Packen war ein Ritual, begleitet von Muttis mahnenden Worten: „Benimm dich!“. In kleinen Koffern oder klobigen Reisetaschen verbarg sich neben der Kleidung auch ein kleines bisschen Nervosität.

Am Abreisetag versammelten sich die Kinder mit klopfendem Herzen an der Sammelstelle, oft vor dem Betrieb, der das Lager organisierte. Der Ikarus-Bus war laut, aber die Kinder waren lauter, erfüllt von Aufregung. Eltern winkten, manche Kinder weinten, und sobald der Bus losfuhr und das letzte Winken verhallte, begann sie: Die Zeit, die man nie vergisst.

Eine Welt zwischen Freiheit und Regeln
Das Lager, oft am Waldrand, in Strandnähe oder „mitten im Nirgendwo“, roch „irgendwie nach Freiheit und Regeln zugleich“ und wirkte riesig. Zwischen Baracken oder Zelten wehten Fahnen, und am Eingang warteten bereits die Gruppenleiter. Zeitweise gab es in der DDR über 6000 Lager, viele davon vom FDGB oder großen Betrieben organisiert. Ein Platz am Wasser, in Oberhof oder an der Ostsee, galt als besonderes Glück. Seit 1951 betrug der Preis für drei Wochen vier Mark pro Woche, ein Betrag, der bis 1989 unverändert blieb.

Nach der Begrüßung erfolgte die Gruppeneinteilung nach Alter, wobei Jungen und Mädchen getrennt untergebracht wurden. Die Gruppenleiter waren oft jung, manche fast selbst noch Kinder, nicht alle studierte Pädagogen, aber fast alle in der FDJ aktiv und meist herzlich. Der erste Gang führte zur Unterkunft: Betten wurden bezogen, Taschen im klapprigen Spind verstaut. Wer sich auskannte, sicherte sich das untere Bett, denn oben war es oft zu heiß.

Der durchgetaktete Tag: Von Frühsport bis Lagerfeuer
Der Tag im Ferienlager war kein Tag wie zu Hause, er war durchgetaktet. Schon vor Sonnenaufgang schallte ein Pfiff durchs Lager oder der Gruppenleiter stand in der Tür: „Aufstehen! Antreten! Frühsport!“. Dieser war Pflicht, egal ob Hampelmänner auf der Wiese oder Rennen im Kreis, in kurzen Hosen und mit verschlafenen Gesichtern. Gleich danach folgte der erste Appell: „Alle in Reih und Glied. Blick nach vorn. Seid bereit – immer bereit!“.

Der Vormittag war gefüllt mit Programm: Stationsläufe, Bastelrunden oder Naturerkundung. Auf dem Sportplatz wurde gelacht und gestritten, beim Seilziehen kämpften Gruppen gegeneinander. Ein Höhepunkt war die Lagermeisterschaft, die einmal pro Lager stattfand und für alle verpflichtend war. Bei Wurfspielen, Tischtennisturnieren und Liegestützwettbewerben wurden Siegerurkunden verliehen, die mit dem Stolz eines Olympiasiegers entgegengenommen wurden. Zwischendurch wurde gesungen, ob beim Wandern oder einfach so, Lieder wie „Kleine weiße Friedenstaube“ gehörten einfach dazu.

Neptunfest, erste Liebe und kleine Rebellionen
Ein ganz besonderes Highlight war das Neptunfest, das meist am zweiten Wochenende stattfand. Der Neptun kam aus dem See, begleitet von Wassergeistern, und wer noch nicht getauft war, musste dran glauben: Eingeseift, mit einem Eimer Wasser übergossen oder im See getaucht. Manchmal musste auch ein „gruseliger Trank“ aus Brausepulver, Gurkenwasser und Essig getrunken werden.

Die Nachmittage waren freier. Nach dem Mittagessen und der Mittagsruhe gab es oft „offene Zeit“ für Tischtennis, Skat oder Mau-Mau, oder kleine Ausflüge zu Bächen, Lichtungen oder alten Bunkern. Diese ungepackten Stunden waren besonders, da sie Raum für Gespräche, Spiele oder einfach nur das Alleinsein boten – „und doch nie wirklich einsam“. Hier, zwischen Neptunfest und Lagerolympiade, entstand „Gemeinschaft – nicht weil es jemand befohlen hatte, sondern weil es einfach passierte“.

Nachts entwickelte sich eine eigene Dynamik: Das Austesten von Grenzen gehörte dazu. Kleine Streiche wie Zahnpasta an Türklinken, Wasserbomben aus Waschlappen oder Schuhe auf dem Barackendach waren an der Tagesordnung. Wer es zu bunt trieb, bekam ein ernstes Wort vom Gruppenleiter oder musste in der Küche helfen. Die schlimmste Strafe, das Heimschicken, kam jedoch glücklicherweise selten vor. Die Älteren, oft mutiger und übermütiger, bestimmten, was „cool“ war: heimliches Herausschleichen, Lauschen an Mädchenbaracken, Rauchen oder Schnapstrinken. Doch man lernte auch Verantwortung und wie man sich gegenseitig aus der Patsche half.

Etwa in der siebten Klasse, mit 13 Jahren, wurden plötzlich andere Dinge interessant. Das bis dahin uninteressante „andere Geschlecht“ rückte in den Vordergrund. Ferienlager waren oft der Ort der allerersten großen Gefühle. Es wurde geflirtet, geschwärmt, heimlich Zettel getauscht. Ein Blick oder ein Kichern beim Abendprogramm konnten alles verändern. Wer sich traute, die Hand zu halten, schwebte. Filme wie „Sieben Sommersprossen“ fingen dieses Gefühl von verbotenen Blicken und verstohlenen Küssen ein.

Doch nicht alles war immer lustig. Streit in der Gruppe oder ältere Kinder, die den Neuen Angst einjagten, gehörten ebenso dazu wie das Überwinden des Heimwehs, das sich durch die Ritzen der Barackenfenster schlich. Doch irgendwann löste sich das Heimweh in Lachen auf, und das Lager wurde zum Alltag. Momente der Angst, wie der Gang allein zur Toilette in der Nacht, waren Mutproben, an denen die Kinder wuchsen. Am Ende zeigte sich der Zusammenhalt: Wenn jemand weinte, saß jemand neben ihm. Wenn jemand vermisst wurde, suchten alle. Und bei Ärger wurde oft mehr geredet als bestraft, denn das Ferienlager war „am Ende auch ein Schutzraum“.

Sozialismus zum Anfassen und internationale Freundschaft
Ferienlager in der DDR waren mehr als nur Ferienspaß; sie waren auch „Sozialismus zum Anfassen“. Politische Erziehung war stets präsent. Der Tag begann oft mit Appellen, Fahne hissen, Meldung geben, gemeinsamem Singen und kleinen Vorträgen über Themen wie Frieden oder Klassenkampf. Werte wie Gemeinschaft statt Egoismus, Ordnung und gegenseitige Hilfe wurden in Spielen und Aufgaben vermittelt und waren für die Kinder, die in dieser Welt lebten, normal.

Interessanterweise war der Blick über die Grenze in den frühen Jahren der DDR offener als oft angenommen. Zwischen 1950 und 1960 nahmen DDR-Ferienlager auch westdeutsche Kinder auf, organisiert durch die „zentrale Arbeitsgemeinschaft Frohe Ferien für alle Kinder“. Ziel war es, Kindern aus kinderreichen oder arbeitslosen Haushalten einen kostenlosen Aufenthalt zu ermöglichen und ihnen die „vermeintlichen Vorzüge des Sozialismus“ nahezubringen. Nach dem Mauerbau endeten diese Kontakte abrupt. In den 70er und 80er Jahren kehrte die Idee der internationalen Freundschaft im Zuge der Entspannungspolitik zurück. Es kamen Kinder aus sozialistischen Bruderstaaten wie Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei, aber auch wieder westdeutsche Kinder aus DKP-nahen Haushalten oder der Naturfreunde Jugendwest. Obwohl der offizielle Zweck dieser Austauschlager „Völkerfreundschaft, internationale Solidarität, Erziehung im Geist des Sozialismus“ war, entstand oft etwas viel Ehrlichereres: Freundschaft. Man tauschte Adressen, Schokolade und Geschichten, zeigte sich gegenseitig Dialekte und bekam heimlich Rockmusik-Kassetten aus dem Westen zugesteckt. Die Kinder verstanden sich oft besser als die Ideologien, die sie begleiteten.

Abschied und die Sehnsucht nach dem nächsten Sommer
Und dann kam er, plötzlich, der letzte Tag – für die meisten viel zu schnell. Kofferpacken, Muttis Liste abhaken, um zu kontrollieren, dass jedes Teil wieder dabei war – oder doch eher ein riesiger Klumpen benutzter Klamotten, auf den man sich setzte, um den Koffer zuzubekommen. Der Abschied schlich sich langsam ein, in den Blicken, in den Stimmen. Die letzten Lieder klangen leiser, es gab einen letzten Kuss von der großen Sommerliebe und das Versprechen, sich jeden Tag zu schreiben. Manche verdrückten eine Träne, andere schauten stumm aus dem Busfenster, und schon auf halber Strecke wurden schöne Momente zu Erinnerungen.

Zuhause wurde dann (fast) alles erzählt: von der Nachtwanderung, der Lagerdisco, der Betreuerin mit der Gitarre. Vom ersten Kuss erfuhr meist nur die beste Freundin. Doch eines wussten alle: „Ferienlager nächstes Jahr auf jeden Fall wieder!“. Eine Zeit, die vielleicht vergangen ist, aber niemals vergessen wird.

Das Schicksal der DDR-Kinderstars nach der Wende

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Das Fernsehen in der DDR war ein zentraler Bestandteil des Alltags, besonders für Kinder. Millionen saßen gebannt vor den Bildschirmen, wenn Serien wie „Spuk unterm Riesenrad“ oder Filme wie „Sieben Sommersprossen“ ausgestrahlt wurden. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler dieser Produktionen avancierten schnell zu echten Idolen, wurden geliebt, bewundert und gefeiert. Doch mit dem Ende der DDR im Jahr 1990 änderte sich alles. Viele dieser einst so bekannten Kinderstars verschwanden plötzlich von der Bildfläche, vergessen von der Öffentlichkeit, manche sogar von der eigenen Branche. Ihre Geschichten sind bewegend, manche traurig, andere erstaunlich.

Hans-Joachim Hartnick: Der Junge aus dem „Spuk“
Hans-Joachim Hartnick, geboren 1967 in Berlin, begeisterte Millionen Zuschauer in der DDR mit seiner Rolle im Fernsehklassiker „Spuk unterm Riesenrad“ (190). Seine schauspielerisches Talent war unübersehbar, und er zählte für kurze Zeit zu den beliebtesten Kinderdarstellern der DDR. Trotz des frühen Ruhms entschied sich Hartnick jedoch gegen eine dauerhafte Schauspielkarriere und zog sich nach der Wiedervereinigung vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Es gibt kaum Interviews, keine Auftritte, keine Spur im Filmgeschäft. Sein bewusstes Verschwinden wirft Fragen auf: War er desillusioniert, wollte er der DDR-Vergangenheit entfliehen, oder suchte er einfach ein normales Leben? Für viele bleibt er bis heute der mutige Junge aus „Spuk unterm Riesenrad“.

Uwe Matschke: Der verträumte Moritz
Uwe Matschke, 1970 in Ostberlin geboren, wurde 1980 schlagartig berühmt durch seine Hauptrolle im Film „Moritz in der Litfaßsäule“. Mit seinem schelmischen Grinsen und dem nachdenklichen Blick wurde Matschke zu einem Symbol für kindliche Rebellion und stille Sehnsucht nach Freiheit. Doch „Moritz in der Litfaßsäule“ sollte sein einziger großer Auftritt bleiben. Nach dem Film zog sich Matschke vollständig aus der Filmwelt zurück. Auch Jahrzehnte später ist über sein späteres Leben kaum etwas bekannt. Matschke steht stellvertretend für viele Kinderstars der DDR: einst geliebt und bewundert, heute fast vergessen.

Kati Decker: Das Mädchen von nebenan
Kati Decker war in den 1980er Jahren ein bekanntes Gesicht im DDR-Kinderfernsehen, insbesondere durch ihre Rolle in der Familienserie „Bei Hausers Zuhause“. Ihre natürliche, glaubwürdige Art machte sie zu einer beliebten Identifikationsfigur. Doch mit dem Ende der DDR endete auch abrupt ihre Karriere. Kati Decker verschwand komplett aus der Öffentlichkeit, kein Theater, kein Film, keine Interviews. Gerüchte deuten darauf hin, dass sie sich bewusst aus der Medienwelt zurückzog und einen bürgerlichen Beruf wählte. Ihr Beispiel zeigt, dass Ruhm vergänglich sein kann und manche Menschen bewusst das Rampenlicht verlassen.

Marion Kracht: Zwischen zwei Welten
Marion Kracht, 1962 in München geboren, machte ihre ersten Fernseherfahrungen bereits als Kind in Produktionen wie dem Kinderfilm „Kai aus der Kiste“ (1977), die auch in der DDR ausgestrahlt wurden. Sie war talentiert und professionell und galt als vielversprechender Star. Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderstars schien Kracht zunächst eine Ausnahme zu sein. Sie spielte in westdeutschen Serien wie „Diese Drombuschs“ oder „Familie Sonnenfeld“. Doch der große Durchbruch als erwachsene Schauspielerin blieb aus, und der Glanz der frühen Jahre verblasste zusehends. Heute lebt Marion Kracht zurückgezogen und meidet den Medienrummel.

Stefan Schrader: Die Stimme des Sandmännchens
Stefan Schrader war in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren eines der prägenden Gesichter bzw. Stimmen im Kinderprogramm der DDR. Besonders in Verbindung mit der legendären Sendung „Unser Sandmännchen“ war Schrader Teil der Einschlafroutine vieler DDR-Kinder, oft als Geschichtenerzähler. Seine ruhige Art und sein freundlicher Tonfall verliehen ihm einen Platz in den Herzen der Zuschauer. Nach der Wiedervereinigung war der Bedarf an DDR-Produktionstalenten gering, und Schrader konnte sich in der neuen Medienlandschaft nicht behaupten. Er zog sich zurück, arbeitete später als Sprecher für kleinere Projekte und verschwand schließlich ganz aus dem öffentlichen Fokus.

Janina Hartwig: Von der Kinderrolle zum TV-Star
Janina Hartwig, geboren 1961 in Ostberlin, ist heute vielen Zuschauern in Deutschland als Schwester Hanna aus der beliebten ARD-Serie „Um Himmels Willen“ bekannt. Ihre Karriere begann jedoch bereits in der DDR als Kinder- und Jugenddarstellerin in Produktionen wie „Archiv des Todes“. Hartwig gelang als Ausnahmeerscheinung der erfolgreiche Wechsel ins westdeutsche Fernsehen. Ihre DDR-Vergangenheit wurde medial jedoch kaum thematisiert, und viele kennen sie ausschließlich durch ihre späteren Rollen. Ihr Beispiel zeigt, dass selbst erfolgreiche Stars Teile ihrer Vergangenheit verlieren können, besonders wenn sich ein ganzes System verändert.

Ralf-Rüdiger Tiesler: Der Sommerstar mit Sommersprossen
Ralf-Rüdiger Tiesler, geboren 1965, wurde 1978 über Nacht zum Star, als er die Hauptrolle in „Sieben Sommersprossen“ übernahm. Der Film erzählte sensibel und offen die Liebesgeschichte zweier Teenager und machte Tiesler durch seine Natürlichkeit sofort zum Teenie-Idol. Doch danach wurde es überraschend still um ihn. Nach dem Mauerfall verschwand Ralf-Rüdiger Tiesler vollständig aus der Film- und Fernsehwelt. Über seine Gründe wird viel spekuliert; gesicherte Informationen gibt es kaum. Sein Name lebt fast ausschließlich in Verbindung mit „Sieben Sommersprossen“ weiter.

Anne-Katrin Kretschmer: Die Heldin aus Tambari
Anne-Katrin Kretschmer, geboren Anfang der 1960er Jahre, wurde als Kind durch ihre Hauptrolle im Film „Tambari“ (1977) landesweit bekannt. Sie verkörperte das mutige Mädchen Kati, eine Identifikationsfigur für viele Zuschauer. Doch trotz ihres Erfolgs blieb „Tambari“ ihr einziger großer Auftritt. Nach dem Film entschied sie sich gegen eine professionelle Schauspielkarriere und zog sich vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück – ohne Skandal, ohne Drama, einfach leise. Heute gibt es kaum Informationen über ihr Leben; sie scheint bewusst jeden Kontakt zu ihrer früheren Rolle abgebrochen zu haben.

Ein Vermächtnis in der Erinnerung
Die Geschichten dieser acht Kinderstars zeigen uns, wie vergänglich Ruhm sein kann, besonders in einem Land, das heute nicht mehr existiert. Viele von ihnen wurden geliebt, bewundert und prägten mit ihren Rollen eine ganze Generation. Doch kaum fiel der Vorhang der DDR, verschwanden sie still aus dem Fernsehen, der Öffentlichkeit und schließlich aus dem kollektiven Gedächtnis. Manche entschieden sich bewusst für ein Leben abseits des Rampenlichts, andere fanden keinen Platz mehr in der neuen Medienwelt des vereinten Deutschlands. Ihre Gesichter bleiben in alten Filmen, ihre Namen in den Erinnerungen derer, die mit ihnen aufgewachsen sind. Es lohnt sich, an jene zu erinnern, die uns zum Lachen, Nachdenken oder Träumen brachten, denn hinter jedem Kindergesicht auf dem Bildschirm verbarg sich ein echtes Leben mit Hoffnungen, Ängsten und Entscheidungen, die es verdienen, nicht vergessen zu werden.

Leipzig feiert die Jugend: Dritte Messe der Meister von Morgen

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Leipzig, 14. Oktober 1960 – Mit einer festlichen Eröffnungsveranstaltung in der Leipziger Kongresshalle wurde heute die dritte Messe der Meister von Morgen feierlich eröffnet. Unter dem Leitgedanken „Schlag ein, Nachwuchs, werde Meister von Morgen!“ versammelten sich Zehntausende junger Erfinder und Rationalisierer, um an diesem zentralen Leistungsvergleich teilzunehmen und ihre Innovationen für den Sozialismus zu präsentieren.

In seiner Eröffnungsansprache betonte der Minister für Volksbildung, Professor Dr. Länder, die Bedeutung der Veranstaltung und rief dazu auf: „Lernt von den Besten, setzt alle Fähigkeiten und Talente für den Sieg des Sozialismus ein!“. Die Messe, die ihrem polytechnischen Charakter gerecht wird, wurde am folgenden Morgen im Messehaus Bugra auf ungewöhnliche Weise eröffnet.

Innovationsschau für eine hellere Zukunft
Besucher erwartete eine beeindruckende Vielfalt an Exponaten, die die Kreativität und den Forschungseifer der Jugend der DDR widerspiegeln. Das Modell eines Sonnenkraftwerks demonstrierte die Umwandlung von Sonnenstrahlen in elektrische Energie und gab einen Ausblick auf die Welt von morgen. Auch eine Petroleumlampe, deren Wärme einen Radioapparat betreibt, wurde gezeigt.

Besonderes Augenmerk lag auf dem Jugendobjekt Viehwirtschaft, das als Leitgedanke für die „Klubs der Neuerer in der Landwirtschaft“ dient. Es wurde betont, dass die helle und schöne Gestaltung des sozialistischen Dorfes nicht zuletzt das Verdienst der Jugend in der Industrie, Landwirtschaft und in den Laboratorien sei. Der Forschungsdrang und die Begeisterung der Jugend werden in der DDR gezielt gefördert und in Bahnen gelenkt, die dem ganzen Volk zugutekommen.

Weitere praktische Innovationen umfassten das Knüpfen von Netzen für die Hochseefischerei Rostock und die Eigenproduktion von Fallsäure zum halben Weltmarktpreis durch junge Forscher der Betriebsberufsschule der VEB Jenapharm. Auch die Herstellung der vollsynthetischen Faser Wolpryla durch junge Rationalisierer des VEB Agfa Wolfen stieß auf großes Interesse.

Kreativität und Bildung im Fokus
Abseits der technischen Neuerungen zeigte die Messe auch, wie man mit einfachen Mitteln kreativ sein kann. Die Jugendfreundin Gerda demonstrierte, wie bunte Tücher mit selbst entworfenen Mustern bespritzt werden können, um ohne großen Aufwand hübsche, modische Kleinigkeiten herzustellen.

Die Schulsternwarte Rodewisch, eine international anerkannte Beobachtungsstation, beteiligte sich ebenfalls mit Arbeiten, die die Bemühungen des Arbeiterastronomen Bruno H. Bürgel zur Verbreitung der Astronomie fortsetzen. Dank der großzügigen Unterstützung der Regierung wurde die Sternwarte zu einer bedeutenden Beobachtungsstätte, der es mehrfach gelang, Sputniks und Weltraumschiffe zu fotografieren und zu vermessen.
Das Thema Weltraumfahrt faszinierte besonders die jungen Pioniere, die eine halbe Etage mit ihren Exponaten belegten und über die Vermessung der Erde und das Erreichen entlegener Räume des Weltalls nachdachten – ein „Raumschiff Juni 1 ist gestartet“.

Die Nationale Volksarmee als Motor der Innovation
Ein besonderes Highlight war der Ausstellungsbereich der Nationalen Volksarmee (NVA), die sich aktiv an der Leistungsschau der Jugend beteiligte. Die Arbeiten der Rationalisierer und Erfinder der NVA, darunter Modelle, Zeichnungen und Arbeiten aus verschiedensten Interessengebieten, vermittelten ein anschauliches Bild, wie Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere zur Sicherung der ständigen Gefechtsbereitschaft beitragen.

Tausende Rationalisierer und Erfinder in den Reihen der NVA nutzten die Messe, um sich zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Allein im zweiten Quartal 1960 wurden 735 Verbesserungsvorschläge zur Erhöhung der Gefechtsbereitschaft eingereicht. Generalmajor Dickel, Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung, würdigte die „gewaltige Bewegung“ der Rationalisierer und Erfinder innerhalb der NVA, die aus der Initiative von Genossen wie Oberfeldwebel Rampe entstanden ist. Diese Erfolge sind das Ergebnis der Arbeit von Partei- und FDJ-Organisationen, die es verstanden haben, die fleißigen Hände und findigen Köpfe zum schöpferisch-aktiven Handeln zu führen.

Der Vorsitzende des Staatsrates der DDR und Erste Sekretär des ZK der SED, Genosse Walter Ulbricht, würdigte die vielfältigen Arbeiten der Soldaten und gab wertvolle Hinweise für die weitere Ausrichtung: Die Arbeiten müssen sich auf moderne Technik und deren militärische Anwendung konzentrieren, und die Aneignung hoher militärtechnischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse muss einen bedeutenden Platz einnehmen.

Die NVA-Angehörigen waren auch künstlerisch erfolgreich: Sie errangen einen großen Teil der Medaillen, die vom Zentralrat der FDJ vergeben wurden. Insgesamt wurden der NVA 6 Gold-, 11 Silber-, 28 Bronzemedaillen und 44 Ehrenurkunden für Arbeiten aus allen Gebieten verliehen. Dazu gehören auch künstlerische Arbeiten wie die mit einer Silbermedaille prämierte Plastik „Soldat und Mädchen“ von Genosse Soldat Neubau sowie die zehn Gebote als politische Karikaturen, die die Rolle des Klerus im Bonner Staat geißeln und Ausdruck der politischen Auseinandersetzung junger Künstler sind.

Alltagshelden und internationale Verbundenheit
Auch praktische Fähigkeiten für den Alltag wurden gezeigt: Die Mädchen der Haro Lebensmittel Magdeburg gaben Kostproben, und FDJ-Mädchen vom VEB Fortschritt Berlin demonstrierten, wie aus Resten geschmackvolle Gebrauchstextilien hergestellt werden können.

Unter dem Motto „Tempo Technik 1000 Tage“ rief die FDJ alle Jugendlichen auf, ihr Bestes zur Erfüllung der ökonomischen Hauptaufgabe zu leisten. Lehrlinge des VEB Buna entwickelten beispielsweise eine Ruheschneidbrennerschiene, die drei Arbeitsschritte zu einem einzigen vereint. Die Entwicklung des Bauwesens in der Republik von der Kelle zur modernen Bauweise wurde dabei durch die uneigennützige Unterstützung der Sowjetunion maßgeblich gefördert.

Die dritte Messe der Meister von Morgen war auch ein Treffpunkt internationaler Jugend. Neben Freunden aus der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik präsentierten ungarische Pioniere und Schüler Ausschnitte aus der Arbeit ihrer Kollektive.

Die Messe war ein lebendiges Zeugnis dafür, dass die Jugend der DDR unter der Führung der SED ein aktiver und bewusster Gestalter der sozialistischen Gesellschaft ist. Sie bewies, dass die Jugend die programmatische Erklärung des Staatsrates der DDR, in der es heißt, „alle Mädchen und Jungen sollen flugvorwärts drängende Staatsbürger werden, die die Vollendung des Sieges des Sozialismus und den Triumph über den Todfeind unseres Volkes im Militarismus als ihren Lebensinhalt betrachten“, mit Leben erfüllt.

Wie die DDR-Universität Halle kritische Stimmen zum Schweigen brachte

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Es war der 22. April 1958, als sich der Akademische Senat der Martin-Luther-Universität Halle zu einer außerordentlichen Sitzung versammelte. Doch was sich hier abspielte, war weniger eine akademische Debatte als vielmehr ein inszenierter Prozess, der das Schicksal des sogenannten „Spirituskreises“ besiegeln und ein klares Zeichen gegen jede Form von Widerstand in der jungen DDR setzen sollte.

Die Universität als Instrument der Macht
Nach der Gründung der BRD und der DDR im Jahr 1949 wurde die Sowjetunion unter Stalin zum Vorbild für Walter Ulbrichts Umgestaltung der DDR. Im Juli 1952 wurde offiziell der Aufbau des Sozialismus verkündet. In diesem Zuge sollten die Universitäten als „Instrumente der politischen Herrschaft und planwirtschaftlichen Lenkung umgestaltet werden“. Leo Stern, seit 1952 Rektor der Halleschen Universität, stand für diese Zeit, die „nicht zu den besten in der Universitätsgeschichte zählt“, da er die Universität „sehr nah an der Ideologie der SED ausgerichtet“ hatte. Er verfolgte das Ziel, eine neue Elite aus Arbeiter- und Bauernkindern zu etablieren.

Der ominöse „Spirituskreis“: Kaffeekränzchen oder zweite Leitung?
Seit Jahren beschäftigte der „ominöse Spirituskreis“ die Öffentlichkeit, die Staatsorgane und die Gesellschaft. Seine Teilnehmer beschrieben ihn als „harmloses Kaffeekränzchen“ oder „Herrenkränzchen“, das sich privat in Wohnungen traf, um in kleinen Runden von zwölf Personen, zwölf Monate lang, zwölf Vorträge zu hören. Man habe sich lediglich zum „rein persönlichen Kontakt“ getroffen, wo „alles zwanglos vor sich ging“.
Für Rektor Stern jedoch war der Kreis „offenkundig eine Art zweite gespenstische Leitung, die alles dirigiert und regelt und sogar Rektoren einsetzt und absetzt“. Das „illegale Wirken“ sollte ins Licht der Öffentlichkeit gebracht werden, um die Universität von einer „negativen Hypothek“ zu befreien. Professoren wie Abeck, Gallwitz und Hoffmann wurden befragt, um „Einheit“ zu gebieten.

Widerstand und Repression: Das Schicksal der Studenten
Bereits in den frühen 1950er Jahren formierte sich studentischer Widerstand. Eine Gruppe in Halle verteilte satirische Zeitschriften wie „Die Tarantel“ und im Dünndruck nachgedruckte West-Berliner Tageszeitungen. Besonders brisant waren die Osterpostkarten von 1952, die als „Todesdrohung“ gewertet wurden und Texte enthielten wie: „Die Beseitigung von Menschen Ihres Schlages erfolgt schnell und schmerzlos. Widerstandsgruppe Sachsen-Anhalt, Sektion Halle“.

Diese Aktivitäten führten zu Verhaftungen und brutalen Verhören im Gefängnis „Roter Ochse“ in Halle. Ehemalige Häftlinge berichteten von Schauprozessen, Isolation in sechs Quadratmeter großen Zellen und Folter in „Wasserzellen, Stehzellen, Tropfzellen oder Kältezellen“. Die Stasi setzte auch auf „Schläge“, „Nachtverhöre“, „Erpressung, Nötigung, Drohung, Entwürdigung, Entmenschlichung“ und die systematische „Zersetzung feindlich negativer Elemente“, was einer „Persönlichkeitszerstörung“ gleichkam. Viele der etwa 160 Verhafteten machten später in der Bundesrepublik Karriere, doch einige waren so „zerbrochen“, dass sie das Erlebte nicht verwinden konnten, wie der tragische Suizid von Hans Jochen Fischer zeigte.

Der 17. Juni 1953: Ein Wendepunkt mit blutigen Folgen
Die Krise des Sozialismus kulminierte in den Volksaufständen vom 17. Juni 1953. Auch in Halle marschierten Arbeiter und Angestellte in die Innenstadt. Eine riesige Menge versuchte, den Roten Ochsen zu stürmen, um politische Gefangene zu befreien. Der Aufstand wurde durch sowjetische Besatzungstruppen niedergeschlagen, Panzer rollten auf dem Hallmarkt, und es wurde der Schießbefehl erteilt. Viele Tote waren zu beklagen, darunter der Universitätsmitarbeiter Gerhard Schmidt, der von einem Querschläger tödlich getroffen wurde. Die staatliche Presse inszenierte seinen Tod als Mord durch „aufständische Massen“, um den Aufstand als „faschistischen Putsch-Versuch“ darzustellen. Professoren und Studenten, die an den Demonstrationen teilnahmen, wurden identifiziert und verfolgt. Dieser Tag und der spätere Mauerbau 1961 prägten das Bewusstsein der Bevölkerung: „man wusste, wie weit man gehen kann“.

Leo Stern und die Verfolgung der Kirche
Rektor Stern spielte eine zentrale Rolle in der Verfolgung kritischer Stimmen. Er stand unter dem Druck der radikaleren Parteileitung, nicht „zu einsichtig“ zu sein. Um seine Parteitreue zu beweisen, forderte er nicht nur die Verhaftung des Studentenpfarrers Johannes Hamel, sondern auch das Verbot theologischer Fakultäten. In einem Brief an Walter Ulbricht schrieb er sinngemäß: „wenn dem Pfarrer Hamel nicht bald durch Verhaftung oder auf andere Art das Handwerk gelegt werden wird, kann der Schaden an der Universität unübersehbar werden“. Wenige Monate später war Hamel in Haft. Die evangelischen Studentengemeinden, in denen sich Andersdenkende sammelten, wurden in den 50er Jahren zu „potenziellen Feinden“.

Die Stasi greift ein: Ingrid Schulze als IM
Da Stern die „bürgerlichen Professoren“ nicht loswerden konnte, schaltete die Hochschulleitung das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ein. Die Stasi sollte Material beschaffen, das zu einem Verbot des Spirituskreises und zur Entlassung seiner Mitglieder führte.
Ein Schlüsselmoment war die Denunziation von Professor Kurt Arland durch seine ehemalige Assistentin Ingrid Schulze. In einer riesigen Versammlung von bis zu 1000 „Intelligenzlern“ und Arbeitern im Gewerkschaftshaus, in Anwesenheit Walter Ulbrichts, schwärzte die eigentlich schüchterne Frau Schulze Arland an. Sie beklagte, dass Arland ihren Arbeitsvertrag aus „politischen Gründen“ beendet habe und kritisierte seine schlecht vorbereiteten Vorlesungen und die fehlende Stärkung des sozialistischen Bewusstseins unter Theologiestudenten. Für ihre Dienste als inoffizielle Mitarbeiterin (IM) der Stasi wurde ihr eine Karriere an der Universität bis zur Rente zugesichert.

Das Ende des Spirituskreises und die Konsequenzen
Die Senatssitzung vom 22. April 1958, vorbereitet mit abgehörten Stimmen und von IMs formulierten Reden, gipfelte in einem drakonischen Beschluss. Rektor Stern brachte den Beschluss zur Abstimmung, dass der „sogenannte Spirituskreis in seinem Inhalt nach gegen die sozialistische Entwicklung der Universität gerichtet“ sei und „mit sofortiger Wirkung aufgelöst“ werde. Die Abstimmung erfolgte mit 13 Stimmen dafür, niemand dagegen und sechs Enthaltungen. Eine Enthaltung galt bereits als „sehr, sehr mutig“.

Die Zerschlagung des Spirituskreises hatte weitreichende Folgen: Sie diente der „Disziplinierung der gesamten Universität“ und war eine „große Drohung“. Viele Angehörige der Intelligenz flohen in den Westen. Obwohl die SED versuchte, das „christliche Bürgertum“ zu zerstören, gelang es ihr nicht vollständig. Doch die Mehrheitsgesellschaft zog sich zurück und schwieg. Die Geschichte der DDR zeige, dass auch eine Diktatur „mit bedrückender Mehrheit begleitet und auch gut geheißen hat“.

Die Zerschlagung des Spirituskreises bleibt ein düsteres Kapitel der Universitätsgeschichte und ein Beispiel dafür, wie ein totalitäres Regime intellektuellen Widerstand zu unterdrücken versuchte.

Die raffinierten Methoden der Fluchthilfe – So manipulierten Schleuser Reisepässe 1987

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Berlin – Die Staatssicherheit der DDR (MfS) hat Anfang 1987 detaillierte Einblicke in hochprofessionelle Fälschungsmethoden erhalten, die von einem westberliner Kriminellen genutzt wurden, um DDR-Bürgern die Flucht zu ermöglichen. Ein Geschäftsmann aus West-Berlin, der seine geschäftlichen Beziehungen zur DDR intensivieren wollte, offenbarte einem inoffiziellen Mitarbeiter der Hauptabteilung Zwei des MfS brisante Informationen über einen Menschenhändler, der mittels gefälschter Ein- und Ausreisestempel DDR-Bürger über Grenzübergangsstellen schleuste. Die Methoden, die der Menschenhändler selbst entwickelt haben soll, sind so ausgeklügelt, dass sie bei Grenzpassagen mit bloßem Auge kaum festzustellen waren.

Der Geschäftsmann, der angab, die Methoden und Materialien für 20.000 D-Mark von dem Menschenhändler erworben zu haben, um sie angeblich anderen Schleuserorganisationen anzubieten, führte dem MfS beide Verfahren praktisch vor und übergab alle benötigten Materialien zur weiteren Untersuchung. Als Motiv nannte er ausschließlich materielle Gründe.

Methode 1: Die Fälschung von Einreisestempeln in sozialistische Staaten
Das erste Verfahren diente dazu, in präparierte BRD-Pässe Vermerke über eine angebliche Einreise des Passinhabers in einen sozialistischen Staat einzutragen. Dies erfolgte, indem die Schleuserorganisation BRD-Bürger mit echten Reisedokumenten als Ablenkung und zur Verschleierung des eigentlichen Vorhabens im Transit durch mehrere sozialistische Länder schickte – zum Beispiel zuerst nach Polen, dann in die ČSSR und weiter nach Ungarn. Anhand der Original-Einreisestempel in den Pässen dieser BRD-Bürger wurden mittels eines fotochemischen Verfahrens Duplikate angefertigt. Diese aktuell gültigen Einreisevermerke konnten dann auf gefälschte Pässe der auszuschleusenden DDR-Bürger übertragen werden.

Die Ausreise der DDR-Bürger ins westliche Ausland erfolgte dann aus einem dieser Länder. So konnten gleichzeitig mehrere DDR-Bürger ausgeschleust werden, oft sogar am selben Tag, etwa von Ungarn nach Österreich.

Das technische Vorgehen war dabei komplex:

• Auf den Original-Einreisevermerk im BRD-Pass wurde ein spezielles Filmmaterial gelegt, das mit einer lichtempfindlichen Schicht aus Gummi und Kunststoff versehen war.

• Die Belichtung des Films erfolgte mit schwachem Kunstlicht, etwa Philips Leuchtstoffröhren TL 8W/47, bei einem bestimmten Abstand und einer Belichtungszeit von etwa 11 Minuten unter Verwendung eines Gelbfilters. Auch direkte Sonnenstrahlung konnte die Belichtungszeit auf drei bis vier Sekunden verkürzen.

• Der belichtete Filmstreifen wurde anschließend in einem als Rasierwasser getarnten Entwickler und Fixierer entwickelt und fixiert.

• Das entstandene Positiv wurde dann in einem weiteren Belichtungsschritt zu einem Negativ umgekehrt.

• Dieses Negativ diente schließlich zur Herstellung der eigentlichen Stempelplatte, wofür dünne Aluminiumplättchen verwendet wurden. Nach dem Entfernen einer Schutzschicht wurde das Negativ auf das Plättchen gelegt und dieses 20 Minuten lang mit einer Leuchtstoffröhre mit Rotlichtanteilen (z.B. Philips TL 20D/18/09N) belichtet.

• Die unbelichteten Teile der lichtempfindlichen Schicht wurden mit einer nicht schäumenden Flüssigkeit (z.B. Wasser, Cola, Bier) ausgewaschen, und die fertige Stempelplatte wurde zur Nachhärtung nochmals fünf Minuten belichtet. Für Dauergebrauch konnte sie bei 150 Grad Celsius im Ofen gehärtet werden.

• Mit dieser Stempelplatte und einem gleichfarbigen Stempelkissen konnte dann der gefälschte Einreisevermerk in den vorbereiteten Pass übertragen werden.

Dieser Prozess dauerte bei entsprechender Übung etwa eine Stunde. Die benötigten Chemikalien und Materialien konnten laut Angaben des Geschäftsmanns problemlos in die sozialistischen Länder transportiert werden, da selbst bei Kontrollen niemand Rückschlüsse auf deren Verwendungszweck ziehen könnte.

Methode 2: Das spurenlose Entfernen von Ausreisestempeln
Die zweite Fälschungsmethode ermöglichte das nicht ohne Weiteres feststellbare Entfernen von Ausreisestempeln oder anderen Eintragungen aus Pässen. Dieses Verfahren setzte voraus, dass der Reisepass zuvor entsprechend präpariert wurde und ein BRD-Bürger damit kurz zuvor in einen sozialistischen Staat ein- und wieder ausreiste.

Die Präparation des Passes erfolgte in sechs Schritten:
1. Leere Passseiten wurden abwechselnd mit zwei verschiedenen Imprägniermitteln und einem Speziallack leicht besprüht.
2. Nach jedem Sprühvorgang mussten die Flächen mit einem Föhn getrocknet werden. Die Sprühflaschen waren dabei etwa 30 Zentimeter vom Dokument entfernt zu halten, um ein Durchnässen des Papiers zu vermeiden.

Nachdem ein BRD-Bürger mit einem derart vorbehandelten Pass beispielsweise in die Ungarische Volksrepublik und zurück in die BRD gereist war, übergab er den Pass dem Menschenhändler. Dieser konnte dann innerhalb weniger Minuten den Ausreisestempel entfernen, indem er mit einem benzinbefeuchteten Läppchen (z.B. einem Taschentuch) leicht über den Stempel rieb. Die Vorbehandlung des Passes verhinderte, dass die Stempelfarbe eine feste Verbindung mit dem Dokumentenpapier einging. Eventuelle Spuren wurden durch mehrfaches Abreiben mit Pergament- oder Butterbrotpapier vermieden. Dieses Verfahren war bis zu dreimal an derselben Stelle des Dokuments anwendbar.

Nach dem Austausch des Lichtbildes wurde der Pass dem auszuschleusenden DDR-Bürger in Ungarn übergeben, der dann zum Beispiel nach Österreich ausreisen konnte. Obwohl das Entfernen des Stempels nur wenige Minuten dauerte, musste der Pass nach dem Lichtbildwechsel wieder in das Land transportiert werden, aus dem der DDR-Bürger ausgeschleust werden sollte, was den Zeitfaktor bei dieser Methode erheblich beeinflusste.

Materialien aus den USA und MfS-Maßnahmen
Die für diese raffinierten Methoden benötigten Materialien, darunter spezielle Chemikalien und Filmmaterialien sowie dünne Aluminiumplättchen, stammten den Angaben zufolge aus den USA. Das MfS nutzte die vom Geschäftsmann offengelegten Informationen, um geeignete politisch-operative Maßnahmen in der DDR und bei den Partnerorganen einzuleiten, um Straftaten gemäß § 2113 Strafgesetzbuch zu verhindern. Die Enthüllung dieser Fälschungspraktiken zeigte die Kreativität und den Aufwand, mit denen Fluchthelferorganisationen die Sicherheitsmaßnahmen der DDR umgingen.

Ein Blick hinter den Eisernen Vorhang: Das faszinierende Erbe des DDR-Fernsehens

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Berlin, Deutschland – Zwischen 1949 und 1990 lebten 18 Millionen Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik, einem Sowjetstaat in Mitteleuropa, hinter der Berliner Mauer. In diesem sozialistischen Experiment war die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt und Dissens unterdrückt. Nirgendwo wurde dies deutlicher als im Fernsehen der DDR, das einen einzigartigen Einblick in die Kultur und das tägliche Leben unter dem sozialistischen Regime bot.

Nach der Niederlage Nazideutschlands 1945 wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt, wobei die Sowjetunion die östliche Zone erhielt. Mit zunehmenden Spannungen des Kalten Krieges vereinigten sich die westlichen Zonen zur Bundesrepublik Deutschland, während die Sowjets die DDR bildeten. Ost-Berlin wurde zur Hauptstadt der DDR, die nach sowjetischem Vorbild geformt wurde. Die Regierung konsolidierte schnell die Macht, verstaatlichte Industrien, kollektivierte die Landwirtschaft und unterdrückte jeden Widerstand. Westfernsehen war offiziell verboten, konnte aber von vielen empfangen werden. Das DDR-Fernsehen wurde unter strenger staatlicher Kontrolle betrieben und bot nur zwei Kanäle: DDR1 und DDR2. Das Programm sollte bilden, unterhalten und sozialistische Werte festigen.

Propaganda und Nachrichten: Eine „Aktuelle Kamera“ mit Voreingenommenheit
Das wichtigste Nachrichtenprogramm in der DDR war „Aktuelle Kamera“, das von 1952 bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 täglich ausgestrahlt wurde. Es war die primäre Quelle für staatlich genehmigte Informationen, jedoch mit einer deutlichen Pro-Regierungs-Tendenz. Berichte über sozialistische Errungenschaften, wie industrielle Produktion oder Erfolge in der Landwirtschaft, standen im Vordergrund, während westlicher Kapitalismus oft als imperialistisch und moralisch dekadent dargestellt wurde. Die Redaktion war direkt mit dem staatlichen Propaganda-Büro verbunden, und kritische Berichterstattung wurde vermieden.

Es war jedoch ein offenes Geheimnis, dass „Aktuelle Kamera“ nicht die ganze Wahrheit berichtete, da viele DDR-Bürger, außerhalb von Gebieten wie Dresden (dem „Tal der Ahnungslosen“), westdeutsche Nachrichtensendungen wie die „Tagesschau“ empfangen konnten. Die meisten Ostdeutschen sahen sowohl „Aktuelle Kamera“ als auch westdeutsche Nachrichten, um sich eine eigene Meinung zu bilden.

Ein berüchtigteres Propagandaprogramm war „Der Schwarze Kanal“. Diese Sendung, moderiert vom überzeugten Kommunisten Karl-Eduard von Schnitzler, zielte darauf ab, den westdeutschen Medieneinfluss zu kontern. Sie zeigte ausgewählte Clips aus westdeutschen Nachrichten- und Unterhaltungssendungen, die dann von von Schnitzler mit bissigen, ideologisch aufgeladenen Kommentaren versehen wurden, um den Westen als korrupt und moralisch verkommen darzustellen. Von Schnitzler war für manche ein Held, für andere ein Witz, aber die Sendung wurde von Millionen gesehen – aus Loyalität oder Ironie.

Kinderfernsehen: Ein Erfolg, der die Zeit überdauert
Im Bereich des Kinderfernsehens übertraf die DDR ihre Erwartungen. Viele Sendungen wurden ikonisch und sind auch nach der Wiedervereinigung beliebt geblieben. „Unser Sandmännchen“ ist ein herausragendes Beispiel. Diese 1959 erstmals ausgestrahlte, zehnminütige Sendung wurde zu einem täglichen Abendritual für Generationen von Kindern. Anders als viele DDR-Programme überwand es Propaganda und konzentrierte sich auf universelle Kindheitsthemen. Nach der Wiedervereinigung überlebte es sogar sein westdeutsches Pendant und wird bis heute produziert, was es zur am längsten laufenden Kindersendung Deutschlands macht – ein nationaler Schatz, der Nostalgie über die ehemaligen Grenzen hinweg weckt.

Eine weitere beliebte Kindersendung war „Meister Nadelöhr erzählt Märchen“, die in den 1960er und 70er Jahren ausgestrahlt wurde. Diese Serie nutzte einfache Sets und Puppen, um Märchen und Volkssagen mit moralischen oder sozialistischen Untertönen zu erzählen, die Werte wie Gemeinschaft und Zusammenarbeit förderten.

Unterhaltung und Alltagstipps: Von „Kessel Buntes“ bis zum Haushalts-Allerlei
Die Anfänge der Unterhaltung im DDR-Fernsehen waren nicht immer überzeugend, was sogar den Generalsekretär der Partei, Erich Honecker, 1971 dazu veranlasste, eine drastische Verbesserung der Programmqualität zu fordern. Angesichts der Nähe zum hochwertigen westdeutschen Fernsehen war dies eine dringende Priorität.

Hier kam „Ein Kessel Buntes“ ins Spiel, eine enorm populäre Varieté-Show, die von 1972 bis zur Wiedervereinigung ausgestrahlt wurde. Zweimonatlich am Samstagabend für etwa zwei Stunden gesendet, bot sie eine Mischung aus Musik-, Zirkus- und Akrobatik-Darbietungen. Obwohl das Format von westlichen Varieté-Shows inspiriert war, war es auf ein sozialistisches Publikum zugeschnitten und präsentierte Künstler aus der DDR und anderen Ostblockländern. Die Sendung hatte enorme Zuschauerzahlen, nicht nur wegen ihres Unterhaltungswertes, sondern auch aufgrund der geringen Alternativen.

Ein weiteres beliebtes Unterhaltungsprogramm war „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“, eine Weihnachtssendung, die von 1957 bis 1991 ausgestrahlt wurde. Sie wurde zu einer festen Weihnachtstradition für Millionen von Menschen und endete oft mit der Anweisung, schnell die Kartoffeln aufzusetzen, damit die Zuschauer direkt nach der Sendung zum Gänsebraten übergehen konnten.

Das DDR-Fernsehen bot auch Informationsprogramme wie „Du und dein Garten“, das von 1968 bis 2003 praktische Gartentipps und saisonale Ratschläge lieferte. „Haushalts Allerlei Praktisch Serviert“ (Haps) konzentrierte sich auf praktische Haushaltstipps, Rezepte und DIY-Lösungen, die auf die Realitäten des Lebens in einer sozialistischen Planwirtschaft mit begrenzten Ressourcen zugeschnitten waren. Diese Sendungen förderten Sparsamkeit und Selbstständigkeit und dienten als subtile Form der Verbraucherbildung.

Krimis und Dramen: Ein Fenster zur Volkspolizei
Da westliche Filme und Dramen nicht gezeigt wurden, produzierte die DDR eigene erfolgreiche Fernsehserien. „Blaulicht“ war eine Kriminalserie, die von 1959 bis 1968 lief und auf realen Kriminalfällen basierte. Sie gewährte Einblicke in die Ermittlungsarbeit der Volkspolizei (VOPO) und diente als wichtiges historisches Artefakt aus der Zeit des Kalten Krieges.

Noch populärer war „Polizeiruf 110“, eine langjährige Kriminalserie, die 1971 als Gegenstück zum westdeutschen „Tatort“ Premiere feierte. Sie zeigte die Arbeit der Volkspolizei und konzentrierte sich oft auf alltäglichere Verbrechen wie häusliche Gewalt, Betrug und Jugendkriminalität, anstatt ausschließlich Morde zu behandeln. Nach dem Fall der DDR wurde „Polizeiruf 110“ von westdeutschen Sendern übernommen und ist heute, mit über 50 Jahren Ausstrahlung, eine der beständigsten und erfolgreichsten Krimiserien Deutschlands, die oft noch Schauplätze in Ostdeutschland verwendet.

Niedergang und Erbe: Ein Blick in eine entschwundene Welt
Im Gegensatz zur Sowjetunion erlebte die DDR in den 1980er Jahren keinen ähnlichen Liberalisierungsprozess. Das DDR-Fernsehen ging mit weitgehend gleichem Personal und Programm in seine letzten Jahre, was zu einem Mangel an Innovation führte. Im Sommer 1989 schauten weniger als ein Drittel der Ostdeutschen DDR-Fernsehen, und Nachrichtensendungen wie „Aktuelle Kamera“ erreichten weniger als 10 % der Zuschauer.

Versuche zur Reform kamen zu spät. Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde das DDR-Fernsehen mit der deutschen Wiedervereinigung schrittweise abgeschafft und seine Infrastruktur in den westdeutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk integriert. Der Betrieb wurde offiziell am 31. Dezember 1991 eingestellt.

Das staatlich kontrollierte Fernsehen der DDR diente als Werkzeug für Propaganda, Bildung und Unterhaltung und hinterließ einen bleibenden Eindruck in der deutschen Geschichte und im kollektiven Gedächtnis. Viele DDR-Sendungen sind im heutigen Deutschland immer noch beliebt, und seine Studios, Archive und sein Fachwissen trugen zum modernen deutschen Rundfunk bei. Obwohl nur wenige die Realitäten des Lebens in der DDR mit Autoritarismus, Überwachung und wirtschaftlichen Engpässen vermissen, empfinden viele eine Nostalgie für die Einfachheit, Gemeinschaft und die wahrgenommene Stabilität des ostdeutschen Lebens, die sich im DDR-Fernsehen spiegelten: keine Werbung, keine deprimierenden Nachrichten, kein Fluchen, keine Nacktheit – einfach nur „wholesome programming“ auf nur zwei Kanälen. Es war eine einfachere Welt, und obwohl nur wenige zurückkehren würden, bietet das DDR-Fernsehen einen faszinierenden Einblick in eine Welt, die nicht mehr existiert, und in das einzigartige Erbe des sozialistischen Experiments.

Die NVA-Truppentransporte der Deutschen Reichsbahn im Kalten Krieg

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Während des Kalten Krieges war die Deutsche Reichsbahn nicht nur das Rückgrat des zivilen Verkehrs in der DDR, sondern auch ein unverzichtbarer, wenn auch geheimer, Partner der Nationalen Volksarmee (NVA). Unter dem Schleier der Dunkelheit und strengster Geheimhaltung fanden in dieser Zeit militärische Truppentransporte statt, die ein Höchstmaß an Präzision und Koordination erforderten, um der gegnerischen Satellitenaufklärung zu entgehen.

Nachtoperationen und Perfekte Choreografie Diese Manöver, oft in der Nacht durchgeführt, verlangten ein nahtloses Zusammenspiel zwischen den Mitarbeitern der Reichsbahn und den Kräften der NVA. Von der Bereitstellung der Truppen in Warteräumen über die Verladung, die Zugfahrt und Zwischenhalte bis hin zum Ent- und Umsetzen der Technik – jeder Schritt war minutiös geplant und taktisch ausgerichtet. Die schnellen Be- und Entladevorgänge waren dabei essenziell, um die Verborgenheit der Operationen zu gewährleisten.

Die Truppentransporte mit der Eisenbahn dienten dazu, Einheiten der NVA samt ihrer Bewaffnung und Ausrüstung zu festgelegten Entladeräumen zu befördern. Der Transportleiter, ein Unteroffizier, war dabei der Vorgesetzte aller Armeeangehörigen und verantwortlich für die Einhaltung strenger Sicherheitsbestimmungen.

Gefahren auf Schienen: Elektrifizierte Strecken und KCB-Lage Die Fahrt selbst barg zahlreiche Herausforderungen. Auf elektrifizierten Strecken, deren Stromversorgungsanlagen in der Regel unter 15.000 Volt Hochspannung standen, war ein Sicherheitsabstand von 1,50 Metern zu wahren. Disziplin und Ordnung waren hier, wie in allen Phasen des Transports, von größter Bedeutung für die Sicherheit der Armeeangehörigen und die Gefechtsbereitschaft des Transportes. Permanent mussten die Aufgaben der Gefechtssicherung wahrgenommen werden – von Posten entlang des Zuges bis zur Bereitschaft der Luftabwehr.

Besondere Vorkehrungen galten auch für die Sicherung der verladenen Technik: Die Befestigung von Fahrzeugen, die richtige Verkeilung und feste Verdrahtung sowie die Verschnürung der Fahrzeugplanen wurden akribisch überprüft. Lebensgefährliche Klettereien auf verladene Technik waren strengstens untersagt, und Beobachtungsposten mussten selbst bei widrigem Wetter und langen Fahrten ihre Aufmerksamkeit aufrechterhalten.
Eine ernste Bedrohung stellte die sogenannte KCB-Lage dar – die Gefahr durch Kernstrahlung, chemische oder bakteriologische Kontamination.

Erhielt der Transportleiter rechtzeitig Informationen über einen „aktivierten Abschnitt“, wurden umgehend Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet, um die Strahlenbelastung der Soldaten zu minimieren. Gepanzerte und hermetisierbare Fahrzeuge boten den besten Schutz, während das übrige Personal persönliche Schutzausrüstung anlegen und Ritzen sowie undichte Stellen an Mannschaftswagen provisorisch abdichten musste. Wasser- und Verpflegungsvorräte wurden sorgfältig abgedeckt. Solche Abschnitte wurden ohne Halt mit erhöhter Geschwindigkeit durchfahren.

Entaktivierung und Entladung: Der Letzte Akt Nach dem Passieren eines kontaminierten Bereichs kam eine mobile Waschanlage, die EEG, der Deutschen Reichsbahn zum Einsatz. Diese konnte zur Entgiftung, Entseuchung und Entaktivierung eines Militärzuges genutzt werden.

Armeeangehörige, die sich in Mannschaftswagen oder als Sicherungsposten auf Flachwagen befanden, durchliefen Duschrahmen der Waschanlage, während Soldaten in Gefechtsfahrzeugen mit Kernwaffenschutzanlage bis zum Abschluss der Entaktivierung in ihren Fahrzeugen blieben. Der Zug selbst wurde entaktiviert, wobei besonders stark aktivierte Stellen markiert wurden, bis die Kernstrahlungskontrolle einen Wert von weniger als 20 Milliröntgen pro Stunde ergab.

Am Zielbahnhof erfolgte die Entladung häufig über eine zerlegbare Laderampe (ZLR60-1), die in einem Güterwagen bereitgestellt wurde. Diese Rampe, die für Räder- und Kettenfahrzeuge bis zu 60 Tonnen geeignet ist, kam zum Einsatz, wenn ortsfeste Verladerampen nicht vorhanden oder zerstört waren. Der Aufbau der ZLR60-1 dauerte unter den gezeigten Bedingungen 20 Minuten und erforderte präzises und umsichtiges Arbeiten, immer mit Stahlhelm und Schutzhandschuhen. Fahrbahnträger von 110 kg Masse wurden mit Trageeisen transportiert, wobei auf Quetschungen durch die Klauen geachtet werden musste.

Nach der Entladung rückten die Truppen ohne Zeitverlust zu Wartepunkten ab, wo die volle Gefechtsbereitschaft von Bewaffnung und Ausrüstung wiederhergestellt wurde, bevor sie sich zu Sammelräumen begaben. Größere Konzentrationen von Kräften und Mitteln an Ver- und Entladestellen sollten im Gefecht vermieden werden. Der Zug wurde nach Abschluss der Entladung in einwandfreiem Zustand an die Deutsche Reichsbahn zurückübergeben.

Die geheimen NVA-Truppentransporte mit der Deutschen Reichsbahn waren somit komplexe logistische Meisterleistungen, die im Schatten des Kalten Krieges eine entscheidende Rolle für die Einsatzbereitschaft der NVA spielten und das enge, wenn auch verborgene, Zusammenwirken zwischen Militär und ziviler Infrastruktur unterstrichen.

Wie die NVA ihre Truppen unter dem Mantel der Nacht verlegte

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Der Kalte Krieg war eine Zeit der ständigen Alarmbereitschaft, und im Herzen Europas spielte sich ein oft verborgenes Schauspiel ab: Die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR verlegte ihre Truppen und schweres Gerät mit der Deutschen Reichsbahn. Doch diese Transporte waren weit mehr als gewöhnliche Logistik; sie waren geheime Operationen, die größtenteils in der Nacht stattfanden, um der neugierigen Beobachtung gegnerischer Satellitenaufklärung zu entgehen.

Die schnelle Be- und Entladung der Züge sowie ein perfektes Zusammenspiel von Reichsbahn-Mitarbeitern und NVA-Kräften waren dabei absolute Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Truppenverlegung. Ziel war es, die Kampfkraft und Gefechtsbereitschaft zu gewährleisten, während gleichzeitig Motorstunden, Treib- und Schmierstoffe eingespart und ein ausgeruhtes Personal sichergestellt wurde. Besonders für Verlegungen über größere Entfernungen oder für Truppen mit Kettenfahrzeugen und Spezialtechnik war die Eisenbahn das bevorzugte Transportmittel.

Vorbereitung im Verborgenen
Jeder Transport begann lange vor der eigentlichen Verladung. Die unmittelbare Vorbereitung der Truppen erfolgte in einem Warteraum, der mindestens 10 Kilometer von der Verladestelle entfernt lag. Dieser Raum bot einen gedeckten und dezentralisierten Aufenthalt, wo Waffen und Ausrüstung transportbereit gemacht wurden. Währenddessen war eine ununterbrochene Gefechtssicherstellung gewährleistet, und taktische sowie polizeiliche Kennzeichen wurden auf Befehl abgedeckt.

Ein Vorkommando traf rechtzeitig vor Verladebeginn an der Verladestelle ein, um die Gefechtssicherstellung zu gewährleisten und die Verladung vorzubereiten. Verladestellen konnten sich an Bahnhöfen, in Anschlussbahnen oder sogar auf freier Strecke befinden, wobei eine Vielzahl von Rampenarten – von kombinierten Kopf- und Seitenrampen bis hin zu behelfsmäßigen Konstruktionen – zum Einsatz kam.

Disziplin und Sicherheit auf den Gleisen
Auf der Verladestelle herrschte zwingend strenge militärische Disziplin und Ordnung, um Unfälle zu vermeiden. Besonders die Nachbargleise stellten eine Gefahr dar, und Armeeangehörigen war es strengstens verboten, sich in die Gleise zu begeben oder diese ohne Anweisung zu überschreiten. Der Transportleiter arbeitete eng mit dem Verantwortlichen für Militärtransporte der Deutschen Reichsbahn zusammen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Der Marsch vom Abrufpunkt, der sich 0,5 bis 2 Kilometer von der Verladestelle entfernt befand, erfolgte kolonnenweise, um die Konzentration von Kräften und Mitteln an der Rampe zeitlich zu begrenzen. Fahrzeuge wurden hier in die Transportlage gebracht – Panzertürme verzurrt, Teile demontiert, Ketten gespannt – um unnötige Stillstandszeiten an der Verladestelle zu vermeiden.

Millimeterarbeit bei der Verladung
Die eigentliche Verladung erforderte höchste Präzision. Von der eindeutigen Zeichengebung des Einweisers und der schnellen Reaktion des Fahrers hing es ab, dass die Technik mittig zur Ladeachse des Wagens fuhr. Ein Einweiser hielt dabei stets einen Sicherheitsabstand von mindestens einer Fahrzeuglänge ein.

Die sichere Befestigung der Fahrzeuge war von entscheidender Bedeutung, um Transportschäden zu verhindern. Dies erfolgte durch Standardverladekeile, die fest am Fahrzeug anliegen und deren Dornen in den Wagenboden gedrückt wurden. Zusätzlich wurden Handbremsen angezogen und niedrige Gänge eingelegt. Bei einachsigen Anhängefahrzeugen wurden die Räder mit zwei Standardkeilen oder drei Holzkeilen gesichert und die Fahrzeuge zusätzlich mit Draht verspannt. Falls keine Standardverladekeile vorhanden waren, improvisierte man mit Holzkeilen, Nägeln, Draht, Holzbalken und Bauklammern.

Nach der sorgfältigen Verladung und Befestigung aller Fahrzeuge, einschließlich der Verzerrung von Turm und Kanone sowie dem Abbau von Waffen wie dem Fliegerabwehr-MG, wurden die Stirn- und Seitenwände der Güterwagen hochgeklappt und verriegelt.

Abfahrtbereit: Das Ergebnis disziplinierter Arbeit
Erst wenn die Gefechtssicherstellung gewährleistet war und alle Mängel beseitigt waren, gab der Transportleiter die Zustimmung zum Rangieren. Eine Fernsprechverbindung zwischen Transportleiter, Diensten und Gefechtssicherstellung war etabliert, und Mannschaftswagen durften nur auf Befehl bezogen werden.

Die gute und rechtzeitige Organisation, ein hohes Niveau der Transportausbildung und diszipliniertes Handeln aller Armeeangehörigen waren die Voraussetzungen dafür, dass die Verladung des Truppentransportes zeitgerecht und ohne besondere Vorkommnisse erfolgen konnte und die geplante Abfahrtszeit eingehalten wurde. Diese „Geheimen NVA Truppentransporte der Reichsbahn“ waren ein faszinierendes Beispiel für militärische Logistik unter den besonderen Bedingungen des Kalten Krieges.

NVA-Truppenübung unter Extrembedingungen: Von Minusgraden zur Bestnote

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Die Nationale Volksarmee (NVA) stellte sich einer anspruchsvollen taktischen Übung mit Gefechtsschießen, bei der nicht nur militärisches Können, sondern auch eiserne Entschlossenheit unter widrigsten Wetterbedingungen auf die Probe gestellt wurde. Die Übung, die im Zeichen des sozialistischen Wettbewerbs stand, hatte zum Ziel, Höchstleistungen zu Ehren des Parteitages der SED zu erbringen.

Anspruchsvolle Mission bei jedem Wetter
Die teilnehmenden Kräfte wurden dazu aufgerufen, ihre Aufgaben „im Interesse des Guten mit besten Ergebnissen“ zu erfüllen und dabei die angestrebte Note 1 zu erreichen. Die Mission umfasste „taktische Übungen mit Gefechtsschießen“. Leutnant Schulze, dessen Aufgabe es war, seine Schützen zu führen und die Feuerzuweisung zu geben, betonte die Entschlossenheit: „Wir freuen uns, die Übung in allen Phasen der Handlung zum Erfolg zu führen, das heißt, dass wir alle Aufgaben mit besten Ergebnissen dafür also vorgenommen“. Auch die Aufrechterhaltung der Funkverbindung zwischen Vorgesetzten und Unterstellten war eine zentrale Anforderung, wie Unterfeldwebel Viebig und Gefreiter Straßburg bestätigten.

Kampf gegen Kälte und Technikmängel
Die Soldaten wurden von den Elementen hart geprüft. Über 50 Stunden verbrachten sie im Graben, während das Thermometer von plus 10 auf minus 7 Grad Celsius fiel. Dauerregen ging in der Nacht in Schneetreiben über. Trotzdem blieb die Forderung des Aufrufs „höchste Einsatzbereitschaft“ bestehen, und es hieß: „Vorwärts […] Kilometer um Kilometer am Tag und in der Nacht“.

Zusätzlich zu den Wetterextremen galt es, weitere Hürden zu meistern. Eine hohe Strömungsgeschwindigkeit und der Wasserstand bei Flussüberquerungen verlangten fachliches Können. Die Pflege der Technik war dabei entscheidend, damit die Aufgabe erfüllt werden konnte. Die größte Herausforderung war die ständige Erhaltung der Gefechtsbereitschaft unter den extremen Witterungsbedingungen. „Der Schnee hat uns doch unsere Bewaffnung ziemlich zugesetzt“, berichtete ein Teilnehmer, was dazu führte, dass die Instandhaltung der Waffen höchste Priorität hatte. Für den Kompaniefunker war es besonders wichtig, den Kontakt aufrechtzuerhalten, da die Kälte Kabelbrüche und Funkausfälle verursachte.

Persönlicher Einsatz und Erfolg
Am dritten Tag zeigten die Fahrer ihr Können und trugen maßgeblich zur Realisierung der gestellten Aufgabe bei. Die individuelle Einsatzbereitschaft und das Vorbild der Vorgesetzten waren dabei von großer Bedeutung. Leutnant Schulze und Unterfeldwebel Viebig sahen es als ihre Aufgabe an, als Vorbilder voranzugehen.

Trotz aller Widrigkeiten – darunter der Kampf gegen 120 Ziele im Angriff – konnten die Soldaten einen klaren Erfolg verbuchen. „Wir haben diese Übung den Aufruf zur Schlichtung dort bestätigt und haben die Gesamteinschätzung Note sehr gut erhalten“, bilanzierte ein Teilnehmer. Das Regiment erhielt die Note „gut“, und die Kompanie konnte ihre Aufgabe somit erfüllen. Diese Übung demonstrierte die hohe Einsatzbereitschaft und das fachliche Können der NVA-Soldaten unter extremen Bedingungen.