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Das vergessene Schicksal der DDR-Stars nach der Wende

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Sie waren die Ikonen einer Ära, die gefeierten Gesichter von Film, Fernsehen und Theater der DDR. Millionen Menschen erkannten und bewunderten sie, lebten mit ihren Rollen, die Talent, Kultur und das Gefühl einer ganzen Generation verkörperten. Doch mit dem Ende der DDR im Jahr 1990 begann für viele dieser Stars ein anderer, oft stiller und tragischer Weg – der Weg ins Vergessen. Dieses Video beleuchtet zehn solcher Schicksale von Künstlern, die einst im Rampenlicht standen und deren letzter Vorhang ohne den verdienten Applaus fiel.

Vom Ruhm in die Einsamkeit: Tragische Lebensenden nach dem Systemwechsel
Der Übergang in eine neue gesamtdeutsche Kulturlandschaft war für viele DDR-Künstler von großen Herausforderungen geprägt, die oft zu Einsamkeit, Krankheit und einem Ende abseits der öffentlichen Wahrnehmung führten.

Eines der wohl tragischsten Schicksale ist das von Gerhard Rachold, einem prägenden Schauspieler der DEFA und des Kleist-Theaters Frankfurt (Oder). Nach dem Tod seiner Ehefrau fiel Rachold in eine tiefe seelische Krise, und die zunehmende Isolation in der neuen Medienlandschaft lastete schwer auf ihm. 1993 wählte er den Freitod; seine künstlerische Leistung blieb weitgehend unbeachtet.

Auch Siegfried Höchst (1939-1991), einst ein Hoffungsträger des DDR-Theaters, erlebte einen stillen Rückzug. Er litt unter Depressionen, verlor den Halt in der sich wandelnden Kulturlandschaft, und Alkohol wurde zu seinem ständigen Begleiter. Höchst wurde 1991 tot in seiner Wohnung gefunden, ohne dass ein großer Nachruf oder Applaus sein Ende begleitete.

Jochen Thomas, ein vertrautes Gesicht der DEFA mit über 90 Film- und Fernsehrollen, prägte das ostdeutsche Kino entscheidend mit. Doch nach der Wende verblasste die öffentliche Anerkennung. Die neuen Medienlandschaften zeigten kaum Interesse an seinem Werk. 1995 erlag Thomas einer schweren Krankheit, sein Tod blieb weitgehend unbeachtet. Ähnlich erging es Günther Sonnenberg, einer festen Größe des DDR-Fernsehens, der besonders in musikalischen Unterhaltungsshows bekannt war. Mit der Wende schwand seine Sichtbarkeit, und die neuen Formate verdrängten die alten Ikonen. Sonnenberg starb 1992 an einer schweren Krankheit, sein Tod blieb in den Medien kaum erwähnt und somit fast unbemerkt.

Peter Borgelt, bekannt als Kriminalist Peter Fuchs aus der Kultserie „Polizeiruf 110“, prägte zwei Jahrzehnte lang das Bild des DDR-Fernsehens. Doch nach dem Serienaus verlor er seinen festen Platz im Rampenlicht. Neue Rollen blieben aus, und das Medieninteresse schwand. 1994 starb Borgelt an Krebs; sein Tod war das Verlöschen eines Symbols für ein ganzes Fernsehzeitalter, das kaum beachtet die Bühne verließ.

Selbst Künstler, die bis zuletzt aktiv waren, spürten die Auswirkungen des Vergessens. Ernst Georg Schwil (1939-2020), der „junge Rebell“ des DDR-Films und später ein vertrautes Gesicht in Serien wie „Tatort“, starb 2020 an einem Herzinfarkt, abseits der Schlagzeilen und ohne breiten Nachruf. Er wirkte zuletzt zunehmend wie ein Relikt vergangener Zeiten. Klaus Gendries, Regisseur und Schauspieler im „Polizeiruf 110“, starb 2023 beinah unbemerkt, seine Verdienste wurden kaum noch gewürdigt.

Helger Güring, einst eine der bekanntesten Schauspielerinnen der DDR, verbrachte ihre letzten Jahre zurückgezogen in einem Pflegeheim. Ihr Stern verblasste nach der Wiedervereinigung, und die großen Rollen blieben aus. Sie starb 2010 an Herzversagen, fast vergessen von einer Gesellschaft, der sie einst so viel gegeben hatte. Auch Heinz Bärens, der charmante Nachbar aus der Erfolgsreihe „Maxe Baumann“, erlebte ein stilles Ende. Obwohl er im hohen Alter noch aktiv war, ließ die mediale Aufmerksamkeit nach, und sein Tod 2022 an einer Lungenentzündung wurde von der heutigen Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen.

Eine seltene Ausnahme und ein ernüchterndes Fazit
Einer der wenigen DDR-Stars, denen der Übergang ins vereinte Deutschland scheinbar gelang, war Michael Gwisdek. Mit Rollen in erfolgreichen Filmen wie „Good Bye, Lenin!“ bewies er seine Vielseitigkeit und wurde auch im Westen gefeiert. Und doch wurde es in seinen letzten Jahren ruhiger um ihn, und die mediale Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf neue Gesichter. Gwisdek starb 2020 an einer schweren Krankheit; sein Tod wurde zwar betrauert, doch nur kurz – das Gedächtnis der Öffentlichkeit ist flüchtig, selbst bei den besten.

Wenn wir heute auf das Leben dieser zehn Künstler zurückblicken, bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Sie waren einst Symbole einer Kultur, Gesichter einer Nation, Träger von Emotionen und Erinnerungen. Viele von ihnen starben einsam, krank und vergessen, nicht wegen mangelnder Begabung, sondern weil das System, das sie einst trug, verschwand. Mit ihm ging oft die Anerkennung verloren.

Die Frage, die bleibt, ist, ob die Gesellschaft es besser hätte machen können, ob wir diesen Menschen nicht wenigstens ein würdiges Gedenken schulden sollten. Sie gaben ihre Kunst, ihr Leben und ihre Kraft und erhielten oft nur Stille zurück. Ihr Vermächtnis erinnert uns daran, dass wahre Kunst über politische Systeme hinausgeht und die Menschen, die sie schaffen, Wertschätzung verdienen – auch wenn die Bühne sich verändert. Es ist eine Mahnung, nicht nur neue Stars zu feiern, sondern auch jene zu erinnern, die uns einst trugen, denn wer sich nicht erinnert, verliert mehr als nur Geschichte; er verliert Menschlichkeit.

Rügen im Herbst: Mehr als nur Sommerfrische am Meer

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Die Insel Rügen, vielen bekannt für ihre sommerlichen Strände und Ferienparadiese, birgt auch in den kühleren Monaten einen ganz besonderen Reiz. Ein aktueller Blick auf das Seebad Prora – einst ein Erholungsheim für Angehörige der Nationalen Volksarmee, benannt nach dem Staatsratsvorsitzenden – zeigt, dass ein Urlaub an der Ostsee nicht nur im Sommer schön ist. Tatsächlich beweisen die Erfahrungen von Urlaubern wie Ingrid und Herbert, dass der Herbst auf Rügen eine Fülle unerwarteter Entdeckungen bereithält.

Abschied vom Strandmonopol: Herbstliche Genüsse auf Rügen
Manche mögen denken, das Meer sei nur im Sommer schön. Doch das Inselleben im Herbst widerlegt diese Annahme eindrucksvoll. Während im Hochsommer nur wenige Touristen bei 30 Grad im Schatten den Weg zum Jagdschloss Granitz auf sich nehmen oder den Berg auf dem Buga erklimmen, laden die kühleren Herbsttage zu ausgedehnten Waldspaziergängen ein. Auch die Kreisstadt Bergen bleibt zu jeder Jahreszeit ein Anziehungspunkt. Wer sich im Sommer träge in der Sonne aalt, verpasst oft die Gelegenheit, die Kreidewerke zu besichtigen und mehr über diesen wichtigen Rohstoff zu erfahren.

Vielfältige Entdeckungen jenseits der Hochsaison

Der Herbst bietet eine Fülle von Aktivitäten, die über das reine Sonnenbaden hinausgehen:

• Ein Abstecher in die Kreidewerke ist lehrreich und informativ.

• In Sassnitz wartet die imposante Eisenbahnfähre, die für viele eine Überraschung darstellt. Nach einer kurzen Pause geht es weiter zu den Fischern, wo man tiefere Einblicke in deren Handwerk gewinnen kann.

• Für Kinder ist der Strand von Mukran besonders interessant, denn dort finden sich Millionen von Feuersteinen in ebenso vielen Formen. Künstler entführen die kleinen Gäste Proras am Nachmittag ins Märchenland.

• Sogar Baden ist im Herbst mit ein bisschen Mut noch möglich, wie einige beherzte Feriengäste zeigen. Und für medizinische Bäder ist Prora bestens ausgerüstet.

• Die früh einsetzende Dunkelheit bietet die perfekte Gelegenheit, ein gutes Buch zu genießen oder sportliche Aktivitäten wie Denksport oder Ballspiele nachzuholen, die im Sommer vielleicht zu kurz kamen.

Ingrid und Herbert, die ihre Hochzeitsreise im August geplant hatten und nun im Oktober auf Rügen sind, genossen ihre gemeinsame Zeit in Stein mehr von Mukran und werden die schönen Herbsttage in Prora in guter Erinnerung behalten. Der Herbst schenkt Urlaubern, die gerne aktiv sind, eine doppelte Freude, da sie das Sommergefühl nicht mehr vermissen.

Prora: Ein Erholungsort mit Tradition und modernen Angeboten
Prora, einst als Erholungsheim der Nationalen Volksarmee genutzt, ist ein Ort, der auch heute noch vielfältige Erholungsmöglichkeiten bietet. Neben der Möglichkeit, einfach die Natur zu genießen, hält Prora auch medizinische Bäder bereit für jene, die eine solche Anwendung benötigen.

Kurzum: Rügen und insbesondere Prora beweisen, dass die Urlaubszeit nicht auf den Sommer beschränkt sein muss. Der Herbst auf der Insel ist eine Zeit der Schönheit und der vielfältigen Möglichkeiten, die dazu einladen, die Insel aus einer neuen Perspektive zu entdecken und unvergessliche Erinnerungen zu schaffen.

Herzlicher Empfang in Schweden: Die „Sassnitz“ trifft auf die „Trelleborg“

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Sassnitz, DDR – Ein historischer Moment für den Güter- und Personenverkehr zwischen Skandinavien und der Deutschen Demokratischen Republik wurde dieser Tage in Sassnitz gefeiert. Mit der feierlichen Indienststellung des neuen Eisenbahnfährschiffes „Sassnitz“ und der Fertigstellung des modernen Fährbahnhofs am Heimathafen, rücken die Küsten der Ostsee näher zusammen.

Die „Sassnitz“, ein Meisterwerk der Rostocker Neptunwerft, hat ihre Jungfernfahrt nach Trelleborg in Schweden angetreten und markiert damit die Wiederaufnahme einer entscheidenden Seeverbindung zwischen dem Kontinent und Skandinavien – die erste deutsche Fähre, die nach Kriegsende wieder in Trelleborg anlegte. Die Werftarbeiter in Rostock hatten das imposante 7000-Tonnen-Schiff nicht nur in bester Qualität, sondern auch mehr als ein Vierteljahr vorfristig fertiggestellt, wobei der Bau des Riesenschiffs um 100 Tage verkürzt werden konnte. Die gesamte Schiffsausrüstung stammt aus der volkseigenen Industrie der DDR.

Das Schiff ist ein wahres Raumwunder: Es bietet im Bauch des Riesen Platz für 40 Güterwagen und höchsten Komfort für 888 Passagiere. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 20 Seemeilen pro Stunde überwindet die „Sassnitz“ die Entfernung von Küste zu Küste effizient.

An Bord der Jungfernfahrt befanden sich hochrangige Persönlichkeiten wie der Minister für Verkehrswesen der DDR, Erwin Kramer, der das Schiff seiner Mannschaft übergab, sowie Berlins Oberbürgermeister Friedrich Ebert. Auch der Generaldirektor der schwedischen Staatsbahnen, Mark, war unter den Ehrengästen und wurde gemeinsam mit Minister Kramer und Kapitän Prez gesichtet. Kapitän Dürkop und der erfahrene Kapitän Gombard, der bereits vor 30 Jahren Fährschiffe steuerte, bilden zusammen mit Kapitän Prez das Führungsteam der „Sassnitz“.

Ein emotionaler Höhepunkt der Reise war die Begegnung mit dem schwedischen Schwesterschiff „Trelleborg“ auf offener See. Die Bordkapelle der „Trelleborg“ intonierte die Staatshymne der DDR, während von der „Sassnitz“ die schwedische Nationalhymne erklang. Das alte schwedische Fährschiff „Drontnink Victoria“ umkreiste die beiden modernen Riesen, ein Symbol der langen und erneuerten Verbindung. Nach vierstündiger Reise erfolgte in Trelleborg ein überaus herzlicher Empfang durch die schwedische Bevölkerung. Diese wichtige Verbindungslinie wurde auf den Tag genau vor 50 Jahren eröffnet und erfährt nun eine glanzvolle Erneuerung.

Währenddessen wurde in Sassnitz auch der neue Fährbahnhof vollendet, der bald die Reisenden des Zuges Basel-Berlin-Sassnitz-Stockholm aufnehmen wird. Für Autofahrer wurde eine schwenkbare Auffahrt realisiert, die ein direktes Einfahren in den Schiffsleib ermöglicht.

Parallel zu diesen Großereignissen startete auch das Motorschiff „Seebad Binz“ seine Jungfernfahrt vor der Ostseeküste. Als 35. Schiff im Liniendienst für die Urlauberbetreuung, kann das schmucke, 41 Meter lange und etwa 8 Meter breite Schiff 300 Urlauber befördern. Journalisten und der „Augenzeuge“ waren die ersten Passagiere, die eingeladen waren, die Vorzüge dieses Schiffes kennenzulernen.

Mit der Indienststellung der „Sassnitz“ und der modernen Infrastruktur blickt Sassnitz einer vielversprechenden Zukunft als Knotenpunkt des internationalen Verkehrs entgegen. Wir wünschen der „Sassnitz“ allzeit gute Fahrt auf dem Meer des Friedens.

Eine Zeitreise zum Anfassen: Die DDR-Ausstellung DEUDERA in Erfurt

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Erfurt – Die Vergangenheit wird lebendig in der DDR-Ausstellung DEUDERA in Erfurt, einem Ort, an dem Besucher nicht nur schauen, sondern auch anfassen, ausprobieren und in Erinnerungen schwelgen dürfen. Was hier geboten wird, ist mehr als eine bloße Präsentation – es ist ein interaktives Erlebnis, das zum Verweilen einlädt.

Gleich nach dem Entrichten des Eintritts erwartet die Besucher eine ausführliche Einweisung, die nicht nur die verschiedenen Ausstellungsbereiche vorstellt, sondern auch die beste Route durch die Sammlung aufzeigt. Und das Beste daran: Es ist ausdrücklich gestattet, alles anzufassen und auszuprobieren.

Die Ausstellung gleicht einer Schatzkammer der DDR-Alltagskultur. In der Mobilitätsabteilung finden sich Ikonen wie die Schwalbe und die S50. Autofans können in einem Lada Platz nehmen, der sogar in einer Sonderausführung mit Blaulicht und speziellem Zubehör präsentiert wird. Auch ein schicker Wartburg darf hier nicht fehlen.

Für Nostalgiker gibt es eine Spielzeugecke, die Kindheitserinnerungen weckt – viele Besucher werden hier das eine oder andere Stück aus ihrer eigenen Vergangenheit wiedererkennen. Musikalisch wird es mit der guten alten Triola, die in DDR-Schulen ganze Triola-Gruppen inspirierte, und kleinen Klavierchen.

Technikbegeisterte können an einem roten Telefon ausprobieren, ob am anderen Ende noch jemand abhebt (oft vergeblich, wie in alten Zeiten mit „Leitungsstörung“). Ein PC neuerer Bauart steht bereit, um im Genex-Katalog zu stöbern – eine faszinierende Zeitreise in die Produktwelt der DDR. Auch ein Kolorfernseher gehört zur Ausstellung.

Die Leseecke lädt dazu ein, in sozialistischer Literatur zu schmökern. Die Fibel aus der Schulanfangszeit und die beliebten Trompeterbücher, die zum stillen und lauten Lesen anregten, wecken bei vielen Besuchern sicherlich Erinnerungen an die eigene Schulzeit.

Doch DEUDERA ist mehr als nur eine Ausstellung. Ein Mini-Flohmarkt bietet die Möglichkeit, kleine Schätze zu erwerben, wobei der Preis selbst bestimmt werden kann – ideal, um die eigene Sammlung zu ergänzen. Zudem gibt es ein Café mit stilechtem Geschirr, wo man bei Kaffee und Kuchen das Erlebte Revue passieren lassen kann.

Wer seinen Besuch am Sonntag plant, sollte um 10 Uhr da sein, denn dann heißt es „Film Sonntag“ – ein weiterer spannender Einblick in die Vergangenheit. Sportlich wird es mit Turngeräten und Medizinbällen, die vielen noch aus dem Schulsport in Erinnerung sind.

Die Betreiber der Ausstellung legen Wert auf ein umfassendes Erlebnis. So kann man hier nicht nur DDR-Zeitzeugnisse wie Busen an Eierbechern, Abzeichen, Aufnäher und kleine Bildbänder kaufen, sondern auch mehrere Stunden zubringen, da man wirklich überall herumstöbern und in Büchern blättern kann.

Die DDR-Ausstellung DEUDERA in Erfurt ist somit ein „tolles Erlebnis“ für alle, die einen authentischen und interaktiven Einblick in das Leben in der DDR suchen. Es ist eine Empfehlung für jeden, der die Vergangenheit nicht nur sehen, sondern auch „anfassen“ möchte.

Rügen im Herbst: Mehr als nur Sommerfrische am Meer

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Die Insel Rügen, vielen bekannt für ihre sommerlichen Strände und Ferienparadiese, birgt auch in den kühleren Monaten einen ganz besonderen Reiz. Ein aktueller Blick auf das Seebad Prora – einst ein Erholungsheim für Angehörige der Nationalen Volksarmee, benannt nach dem Staatsratsvorsitzenden – zeigt, dass ein Urlaub an der Ostsee nicht nur im Sommer schön ist. Tatsächlich beweisen die Erfahrungen von Urlaubern wie Ingrid und Herbert, dass der Herbst auf Rügen eine Fülle unerwarteter Entdeckungen bereithält.

Abschied vom Strandmonopol: Herbstliche Genüsse auf Rügen
Manche mögen denken, das Meer sei nur im Sommer schön. Doch das Inselleben im Herbst widerlegt diese Annahme eindrucksvoll. Während im Hochsommer nur wenige Touristen bei 30 Grad im Schatten den Weg zum Jagdschloss Granitz auf sich nehmen oder den Berg auf dem Buga erklimmen, laden die kühleren Herbsttage zu ausgedehnten Waldspaziergängen ein. Auch die Kreisstadt Bergen bleibt zu jeder Jahreszeit ein Anziehungspunkt. Wer sich im Sommer träge in der Sonne aalt, verpasst oft die Gelegenheit, die Kreidewerke zu besichtigen und mehr über diesen wichtigen Rohstoff zu erfahren.

Vielfältige Entdeckungen jenseits der Hochsaison
Der Herbst bietet eine Fülle von Aktivitäten, die über das reine Sonnenbaden hinausgehen:

• Ein Abstecher in die Kreidewerke ist lehrreich und informativ.

• In Sassnitz wartet die imposante Eisenbahnfähre, die für viele eine Überraschung darstellt. Nach einer kurzen Pause geht es weiter zu den Fischern, wo man tiefere Einblicke in deren Handwerk gewinnen kann.

• Für Kinder ist der Strand von Mukran besonders interessant, denn dort finden sich Millionen von Feuersteinen in ebenso vielen Formen. Künstler entführen die kleinen Gäste Proras am Nachmittag ins Märchenland.

• Sogar Baden ist im Herbst mit ein bisschen Mut noch möglich, wie einige beherzte Feriengäste zeigen. Und für medizinische Bäder ist Prora bestens ausgerüstet.

• Die früh einsetzende Dunkelheit bietet die perfekte Gelegenheit, ein gutes Buch zu genießen oder sportliche Aktivitäten wie Denksport oder Ballspiele nachzuholen, die im Sommer vielleicht zu kurz kamen.

Ingrid und Herbert, die ihre Hochzeitsreise im August geplant hatten und nun im Oktober auf Rügen sind, genossen ihre gemeinsame Zeit in Stein mehr von Mukran und werden die schönen Herbsttage in Prora in guter Erinnerung behalten. Der Herbst schenkt Urlaubern, die gerne aktiv sind, eine doppelte Freude, da sie das Sommergefühl nicht mehr vermissen.

Prora: Ein Erholungsort mit Tradition und modernen Angeboten
Prora, einst als Erholungsheim der Nationalen Volksarmee genutzt, ist ein Ort, der auch heute noch vielfältige Erholungsmöglichkeiten bietet. Neben der Möglichkeit, einfach die Natur zu genießen, hält Prora auch medizinische Bäder bereit für jene, die eine solche Anwendung benötigen.

Kurzum: Rügen und insbesondere Prora beweisen, dass die Urlaubszeit nicht auf den Sommer beschränkt sein muss. Der Herbst auf der Insel ist eine Zeit der Schönheit und der vielfältigen Möglichkeiten, die dazu einladen, die Insel aus einer neuen Perspektive zu entdecken und unvergessliche Erinnerungen zu schaffen.

DDR feiert 20. Geburtstag mit Stolz und Kampfbereitschaft

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Die Deutsche Demokratische Republik hat ihren 20. Gründungstag mit einer Reihe von festlichen und machtvollen Demonstrationen begangen, die von einem tiefen Gefühl des Stolzes auf die errungenen sozialistischen Erfolge und einer entschlossenen Kampfbereitschaft für die Zukunft geprägt waren. Überall im Land wurde der „Aufbruch ins dritte Jahrzehnt“ zelebriert, mit einem besonderen Fokus auf die Jugend und die bewaffneten Organe, allen voran die Nationale Volksarmee (NVA).

Die Feierlichkeiten begannen traditionell mit einem Wachaufzug der Nationalen Volksarmee am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus. Wenige Stunden später versammelte sich die Jugend der DDR im Schein von Fackeln, um sich zu ihrem sozialistischen Staat zu bekennen. An ihrer Seite marschierten 15 Offiziere, Fackelträger der historischen Kampfdemonstration vom Oktober 1949, darunter Oberstleutnant Hans, der betonte, wie dieser Marsch vor 20 Jahren einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen und ihn zum Angehörigen der bewaffneten Organe gemacht hatte. Er erinnerte an die schweren Stunden des Anfangs und das Aufblühen der Republik, symbolisiert durch den Aufbau des Zentrums der Hauptstadt. Das Wichtigste sei jedoch das Wachstum des „neuen sozialistischen Menschen“ und der „sozialistischen Menschengemeinschaft“. Hans drückte seinen Stolz aus, als Offizier der NVA einen Teil dazu beigetragen zu haben und auch in Zukunft mithelfen zu wollen, die Menschen zu erziehen, die das Jahr 2000 gestalten werden.

Um dieses „große Werk“ zu würdigen, reisten Gäste aus 84 Ländern zur Geburtstagsfeier an. An der Spitze stand eine sowjetische Militärdelegation mit Marschall der Sowjetunion Konew und Marschall der Sowjetunion Tschuikow, die beide aktiv den Grundstein für ein sozialistisches Deutschland gelegt hatten. Ein „Spalier der heißen Herzen“ begleitete sie vom Flugplatz bis nach Berlin Niederschönhausen.
Die NVA präsentierte sich auf den Feierlichkeiten als Garantin des Friedens und des Sozialismus. So hatten sich 5000 Grenzsoldaten die Schützenschnur erkämpft, um die Staatsgrenze der DDR zuverlässig zu schützen. Mit etwa 50 Exponaten war die NVA auch auf der diesjährigen „Messe der Meister von Morgen“ vertreten, wobei die Arbeiten eindeutig auf die Unterstützung und Verbesserung der Gefechtsausbildung ausgerichtet waren. Die Tätigkeit der Neuerer an der Offiziersschule „Ernst Thälmann“ erbrachte einen Nutzen von rund 24.000 Mark. Aus den Reihen der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung kamen 475 neue Kandidaten für die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED).

Besondere Erwähnung fanden die Teilnehmer des Manövers „Oder-Neiße 69“, die ihr „größtes militärisches Examen“ in diesem Jahr erfolgreich mit ihren sowjetischen, polnischen und tschechoslowakischen Waffenbrüdern bestanden hatten. Auch die Matrosen der Volksmarine schlossen ihre Jagdaufgaben sowie das Torpedo- und Raketenschießen mit der Note „sehr gut“ ab.

Ein junger Gefreiter namens Stössel berichtete stolz von seiner Teilnahme an der Rechenschaftslegung der jungen Generation vor dem Politbüro, wo er mit neun weiteren Genossen der NVA Genossen Walter Ulbricht ihre Wettbewerbsergebnisse melden durfte. Dies sei ein Höhepunkt in seinem Leben gewesen, der bewies, dass ihre Leistungen denen von Kollegen aus Betrieben und Hochschulen in nichts nachstünden.

Die militärischen Vorführungen der Volksmarine im alten Hafen von Rostock, vor der Bevölkerung der Ostseemetropole und einer Delegation des Politbüros unter Leitung des Genossen Friedrich Ebert, zeigten den hohen Kampfwert und die ständige Gefechtsbereitschaft der Matrosen und Soldaten. Diesen Vorführungen war eine Flottenparade vorausgegangen, an der auch Einheiten der baltischen Rotbannerflotte beteiligt waren, was als besonderer Geburtstagsgruß der sowjetischen Waffenbrüder gewertet wurde: „Ihr, unsere Waffenbrüder, wart und seid unbesiegbar“.

Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete die Ehrenparade der Nationalen Volksarmee auf dem Berliner Marx-Engels-Platz. Diese „gewaltige Berliner Kampfdemonstration“ unterstrich die Worte Walter Ulbrichts, dass der sozialistische Staat das „Gewissen der ganzen deutschen Nation“ sei, da er den „aggressiven Ränken und Plänen des westdeutschen Imperialismus, Militarismus und Neonazismus eine Barriere entgegensetzt“ und dem Werk des Humanismus und Friedens dient. Die Soldaten demonstrierten ihre Bereitschaft und Entschlossenheit, ihren militärischen Klassenauftrag vorbildlich zu erfüllen. Sie gehen mit „revolutionärer Leidenschaft, optimistisch und lebensfroh, wachsam und verteidigungsbereit“ dem dritten Jahrzehnt ihres sozialistischen Vaterlandes entgegen.

Ein junger Bürger, der seinen 20. Geburtstag zeitgleich mit der Republik feierte, zeigte sich beeindruckt von den Feierlichkeiten mit der Berliner Bevölkerung und den jungen Sozialisten. Er gelobte, sein Kollektiv werde bei der „Operation 70“ wieder an der Spitze stehen, sei es in der Gefechtsausbildung oder beim Schutz der Staatsgrenzen. Es werde keinen Stillstand geben, sondern die Maßstäbe im sozialistischen Wettbewerb noch höher gesteckt, um den Klassenauftrag vorbildlich zu erfüllen.

Die Losung für die kommenden Jahre ist klar: „stets kampfbereit zu denken, die militärische Ordnung und Disziplin zu festigen und unsere Kampfkollektive zu entwickeln“, um für das dritte Jahrzehnt „gefechtsbereit“ zu sein. Die Feiern zum 20. Geburtstag der DDR waren somit nicht nur ein Rückblick auf Erfolge, sondern ein leidenschaftlicher Appell an die Zukunft, um weiterhin Höchstleistungen für die Gestaltung des sozialistischen Vaterlandes zu vollbringen.

Die ersten 100 Mark: DDR-Bürger stürmen Herleshausens Geschäfte

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Herleshausen, November 1989 – Die kleine Grenzgemeinde Herleshausen, die sich in diesen Tagen wie eine Stadt gebärdet, ist fest in den Händen der Besucher aus der Deutschen Demokratischen Republik. Nach einer bewegenden ökumenischen Kundgebung in Fulda, die von Kerzenlicht und vielen ausgetauschten Worten sowie Tränen geprägt war, strömen Hunderte von Trabis und Wartburgs mühsam durch die engen Gassen, bevölkern die Straßen und verleihen dem örtlichen Handel einen ungeahnten Aufschwung.

Ein neues Straßenbild und das „Warenwunder“ Das ungewohnte Bild von langen Warteschlangen vor den Geschäften, das Bundesbürger bislang nur aus der DDR kannten, prägt nun Herleshausen. Nur grüppchenweise werden die Kunden eingelassen, da die Verkaufsräume dem Ansturm kaum standhalten. Die Geschäfte hatten sich vorbereitet, insbesondere mit Obstlieferungen. Die Konfrontation mit dem Warenangebot sorgt für ungläubiges Staunen und Verwirrung bei den DDR-Bürgern, die Waren aus nächster Nähe sehen und anfassen können, die ihnen bestenfalls aus dem Westfernsehen bekannt waren.

Eine Besucherin aus Dresden beschreibt ihre Gefühle als „ohne Worte“. Sie ist überwältigt vom Anblick dessen, was sie zuvor nur im Fernsehen gesehen hat. Die Menschen seien freundlich, hätten sie trotz Nebel am Morgen begrüßt und niemand habe eine böse Miene gezeigt, als sie das Begrüßungsgeld annahmen. Doch die Fülle überfordert auch: „Im Moment geht alles so durcheinander. Wir wissen ja gar nicht, was wir kaufen sollen“, berichtet sie, während sie sich nach Kaffee und Geschenken für ihre Enkel umschaut. Mancher Besucher verlässt die Geschäfte ohne etwas gekauft zu haben, doch die Kasse stimmt für den örtlichen Einzelhandel, der angesichts seiner bisherigen Randlage nicht gerade auf Rosen gebettet war.

Verbitterung und Sehnsucht nach Normalität Vor den Ladeneingängen mischt sich die Freude über das neue Angebot mit einer tiefen Verbitterung über die wirtschaftliche Situation in der DDR. Eine Besucherin beklagt, dass sie „nicht eine Weintraube zu sehen gekriegt“ habe. Sie fragt sich, wofür sie 40 Jahre lang gearbeitet haben, nur für die DDR, während andere sich alles beiseitegeschafft hätten.

Herzliche Wiedersehen und die Kraft der Emotionen Doch weit wichtiger als die hastig gepinselten Werbeschilder sind jene, die die Besucher aus „drüben“ willkommen heißen. Auf den Straßen kommt es immer wieder zu herzlichen Umarmungen, wenn sich Freunde und Verwandte treffen. Deutsche aus Ost und West suchen und finden sich in Herleshausen. Eine besonders bewegende Begegnung findet statt, als eine Mutter ihren Sohn nach über einem Jahr Trennung wiedersieht. Das Gefühl sei unbeschreiblich, so die Mutter: „Wir haben so lange auf den Tag gewartet“.

Das Begrüßungsgeld: Eine Brücke in den Westen Vor der Gemeindeverwaltung, der Sparkasse und der Post bilden sich lange Warteschlangen. Die Besucher holen das sogenannte Begrüßungsgeld ab – jene 100 Mark, die jeder aus Bundesmitteln erhält. Zeitweise reicht das Geld nicht aus, doch die Menge wartet geduldig auf Nachschub. Ein Besucher berichtet, dass er kurz vor halb vier angekommen sei und sich sofort angestellt habe. Auch wenn die 100 Mark nicht viel sind, ermöglichen sie den Besuchern, erstmals Dinge zu kaufen, die für sie lange Zeit unerreichbar waren. Viele äußern den Wunsch, bei einem Wiederkommen am liebsten mit eigenem Geld einzukaufen.

Herleshausen ist in diesen Tagen mehr als nur ein Grenzort; es ist ein Schmelztiegel der Emotionen, ein Ort des Wiedersehens und der ersten Berührung mit einer lange entbehrten Warenwelt. Ein historisches Ereignis, das die Menschen aus Ost und West auf eine zutiefst menschliche Weise verbindet.

Wie die SED-Elite das Volk ausplünderte – Ein Paradies für die Jagd, eine Hölle für die Staatskasse

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Die Schorfheide, ein nahezu 300 Quadratkilometer großes, einst feinstes Jagdgebiet, war weit mehr als nur ein Rückzugsort für die Führung der Deutschen Demokratischen Republik. Sie wurde zum Symbol einer maßlosen Verschwendung von Volksvermögen und zeugte von der pathologischen Jagdleidenschaft einer Elite, angeführt von Erich Honecker und Günther Mittag. Während das einfache Volk Entbehrungen erlitt, wurde hier ein privates Vergnügen auf Kosten des Staates zelebriert, das Millionen verschlang und jegliche „Weidmannsart“ vermissen ließ.

Ein künstliches Jagdparadies mit luxuriösem Komfort Schon in den 1960er Jahren wurde die Schorfheide gezielt zu einem „repräsentativen Staatsjagdgebiet“ ausgebaut, das trotz forstwirtschaftlicher Nutzung vor allem „jagdliche Erfolge für Gäste aus aller Welt“ garantieren sollte. Das heutige Landschaftsschutzgebiet war damals hermetisch abgeriegelt: Zwei Meter hohe Wildzäune erstreckten sich über Meilen, zehntausende Bäume waren einzeln eingezäunt. An offenen Einsprüngen wurde das Wild ins Paradies gelockt, während Steilwände den Rückweg versperrten. Ein nagelneuer Zaun, der eine „Wildfalle“ dicht machte, hatte noch keinen Rost angesetzt.

Der Komfort für die betagten Jagdgenossen war beispiellos: Statt unbequemer Leitern führten komfortable Treppen zu den Hochständen. Diese waren strategisch direkt an den Futterstellen platziert, in bester Schusslinie. In der Nacht wurden die gefüllten Tröge und Futterraufen sogar von Halogenlicht bestrahlt – perfekte Bedingungen für den Jagdgenossen Honecker.

Millionen für ein teures Hobby Die Kosten für dieses luxuriöse Hobby waren astronomisch und wurden direkt vom Staatshaushalt getragen. Jährlich mussten acht Millionen Mark für die Verluste aus der Forstwirtschaft aufgebracht werden. Allein für die Wildfuttertröge wurden jedes Jahr 3,3 Millionen Mark für „Kraftfutter feinster Mischung“ ausgegeben. Ein ehemaliger Förster erinnerte sich, dass diese Mengen „tonnenweise mit LKWs angefahren“ wurden, während „was wir auch gerne mal haben wollten, das gab’s überhaupt nicht“.

Auch die Infrastruktur war aufwendig: Eine Jagdhütte im Revier von Günther Mittag war isolierverkleidet und im Winter mit einem Sägemehlofen beheizt. Für die Zwischenlagerung der erlegten Beute wurden spezielle Wildhallen errichtet. Eine solche Halle für Günther Mittag spendierte das Ministerium für Verteidigung 1984 für rund 70.000 Mark. Sogar eine Gülle-Anlage, die 1986 auf Anordnung Mittags aus der Nachbarschaft seines Reviers verlegt werden musste, weil sie stank, kostete über sechs Millionen Mark. Ein „großzügiges Pumpensystem“ mit Beregnungsanlage für 6,4 Millionen Mark versorgte 30 künstlich angelegte Wildecker mit „frische fürs äsende Wild“. Honeckers Jagdleiter bezeichnete dies zwar als „mehr eine Feuerlöschanlage“, wurde aber vom Staatsratsvorsitzenden für die „vorbildliche Organisation der Jagdleidenschaft“ mit einem 750.000 Mark teuren Anwesen belohnt, das er heute noch für 85 Mark Monatsmiete bewohnt.

„Schießbude für das Zentralkomitee“ und Honeckers Obsession Von „Selektionsabschuss“ oder „Wildbeobachtung“ war in der Schorfheide keine Rede. Obwohl es „proletarisch international“ unüblich war, Wild an Futterplätzen abzuschießen, wurde dies hier praktiziert. Stattdessen pirschten sich die Herren bei Pilsner Urquell und Cognac behaglich an getarnte Schusslöcher, vor denen sich umzäunte Wildecker mit sattgefressen Rotwild befanden – „zehnmal mehr als in einem normalen Bestand“. Es war eine „Schießbude für das Zentralkomitee“. Der Jagdeifer nahm am Schluss derartige Ausmaße an, dass es hieß: „aus dem Auto rausspringen, gucken, schießen, reinspringen, weiterfahren“.

Erich Honeckers Leidenschaft für die Jagd grenzte an „pathologische Hingabe“. Hunderte Tiere erlegte er jedes Jahr im „Staatsjagdgebiet“, darunter etwa 100 Hirsche sowie Hunderte Rehe und Hasen. Die „Abschussbücher“ belegen, dass er an einem Septemberabend in den 80er-Jahren einmal „wie im Rausch fünf Hirsche hintereinander erschoss“. Jedes erlegte Tier musste von seinem Personenschutzkommando „waidgerecht behandelt, also aufgebrochen, und anschließend auf einem Anhänger in die sogenannte ‚Wildhalle‘ gefahren werden“. Dort wurden die Trophäen „im Beisein des Generalsekretärs vermessen, fotografiert und beurkundet“ – ein „Ritual“, das bei Honecker „richtige Freude, ja sogar Ausgelassenheit“ hervorrief. Eine bemerkenswerte Ironie dabei: Obwohl er so viele Tiere erlegte, aß Honecker „nichts, aber auch gar nichts aus dem Wald. Er aß keine Pilze und er aß erst recht kein Wild“.

Seine letzte Jagd führte Honecker am 18. November des Vorjahres aus dem Land Rover heraus, wo er am Spitzberg drei Hirsche erlegte, darunter seinen „mittelprächtigen Zwölfender“. Diese Szene zog Parallelen zu Kaiser Wilhelm II., der ebenfalls in der Schorfheide seinen „letzten 22-Ender schoss“.

Die Schorfheide steht als Mahnmal für eine Zeit, in der „Repräsentation ist alles, koste es, was es wolle“ das Motto der DDR-Führung war. Sie bleibt ein bitteres Zeugnis der Selbstbedienung und des unkontrollierten Luxus einer Elite, die sich ungehemmt am Volksvermögen bediente.

Die Narben der Grenze: Ein Major, ein Flüchtling und die tote DDR

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Die innerdeutsche Grenze, einstmals ein schier unüberwindbares Bollwerk aus Stacheldraht, Wachtürmen und Selbstschussanlagen, hat zwei Männer auf ewig gezeichnet: Gerhard Lehmann, Major der Grenztruppen, und Bernhard Fei, ein junger Bauarbeiter, dessen Fluchtversuch ihn beinahe das Leben kostete. Ihre Geschichten, eingebettet in die Brutalität einer geteilten Nation, erzählen von Pflicht, Verrat und dem hohen Preis der Freiheit.

Der Major und seine „Ehre“ Für Gerhard Lehmann war der Dienst an der Grenze Ehrensache. 40 Jahre lang diente er bis zum Fall der Mauer als Major der Grenztruppen der DDR. Sein höchster Rang, so betont er, sei der Ehrendolch, Ausdruck seiner Offiziersehre. Er observierte jahrelang einen 15 Kilometer langen Abschnitt in der Rhön und ist überzeugt: „Wenn er auf Patrouille war, hat es keiner geschafft in den Westen“.

Lehmanns Sicht auf die DDR-Flüchtlinge ist unmissverständlich: „Die meisten Flüchtlinge davon ist er auch heute noch überzeugt haben damals die DDR verraten“. Für ihn war es ein Akt des Verrats, wenn „Leistungsträger“ die in der DDR genossene Ausbildung mitnahmen, um dann im Westen „wirtschaftlich bessere Möglichkeiten wahrzunehmen“. Dies sei „strafbar nach dem Gesetz“ gewesen, und seine Aufgabe war es, „jeglichen Fluchtversuch zu unterbinden“.

Am 23. Dezember 1975 hatte Major Lehmann Dienst in der Operationszentrale, als die Meldung auflief: „Donation im Abschnitt Geiser“. Emotionslos erfüllte er seine Pflichten: Er verständigte den Kommandeur, die Volkspolizei, seine Vorgesetzten und die medizinischen Einrichtungen. „Ich habe keine Zeit dort irgendwelche sentimentalen Gefühle zu entwickeln oder irgendwas emotionslos“, erinnert er sich.
Heute kehrt Lehmann manchmal zu seiner alten Dienststelle zurück. Er kann seine Wehmut nicht verbergen und sieht die vernachlässigten, verkommenen Objekte als „ein Spiegelbild von dem was aus der DDR geworden ist“.

Der Flüchtling und sein Schicksal Bernhard Fei war 19 Jahre alt, als er seinen Traum von beruflicher Qualifizierung im Brücken-, Staudamm- oder Tunnelbau in der DDR nicht verwirklichen konnte – „durch die Enge in der DDR praktisch nicht“. Am 23. Dezember 1975 wagte er mit einem Freund die Flucht. Sie schlichen durch das Sperrgebiet und erreichten den Grenzzaun, ausgestattet mit Selbstschussanlagen, deren Wirkung ebenso verheerend war wie die zuvor eingesetzten Minen.

Fei und sein Freund testeten die Anlage: „Mit langen Ästen testen Sie die Anlage nichts passiert“. Dann ereignete sich das Unglück: Fei stellte sich an die Isolatoren, um seinem Freund eine Räuberleiter zu machen. Als sein Freund mit den Füßen schon auf Feis Kopf war, detonierte die Selbstschussanlage. Ein „Knall heller Blitz“ und Fei wurde getroffen.

Die Folgen waren verheerend: Eine Selbstschussanlage zerfetzte sein Bein. „Der erste Soldat hält so die Bier auf mich um me J bleiben liegen dae ich noch gedacht jetzt liege ich so lange hier das brauchst du mir nicht noch zu sagen dass ich liegen bleiben soll“, erinnert sich Fei an die emotionslose Reaktion der Grenzsoldaten. Sein Freund wurde verhaftet. Fei kam ins Militärhospital und danach für fast zwei Jahre ins Gefängnis. Noch heute leidet er unter Sprachstörungen – „ein schrecklicher Preis“, den er für seinen Fluchtversuch zahlte.

Über 20 Jahre später kehrte Bernhard Fei zum ersten Mal an den Ort seiner Flucht zurück. Dort machte er eine bizarre Entdeckung: Ein Birkenkreuz, aufgestellt zu seinem Gedenken. Der Westen hatte geglaubt, er sei bei seinem Fluchtversuch gestorben. „Es waren erste Mal sehr komisches Gefühl aber andererseits habe ich mir gesagt wenn die Schüsse tödlich gewesen wären dann hat es mich eigentlich gefreut dass es Leute gibt die da dran gedacht haben“, reflektiert Fei.

Die ehemalige Grenzanlage, einst ein Ort des Terrors und der Gewalt, sieht Bernhard Fei heute als einen Ort, an dem Kinder mit ihren Hunden rennen oder Ball spielen – „genau an der Stelle die so kalt und so brutal war“. Zwei Männer, zwei Perspektiven, die untrennbar mit der Geschichte der innerdeutschen Grenze verbunden bleiben.

Ulbrichts verborgenes Erbe: Ein verlorener Ort in der Schorfheide erzählt Geschichte

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Die Schorfheide in Brandenburg, idyllisch am Döllnsee gelegen, beherbergt einen Ort von immenser historischer Bedeutung: die ehemalige Residenz von Walter Ulbricht, dem langjährigen Staats- und Parteichef der DDR und Vorgänger Erich Honeckers. Heute ein „verlorener Ort“, war dieses Anwesen einst ein Schauplatz entscheidender politischer Weichenstellungen und persönlicher Schicksale.

Von Görings Gästehaus zum Rückzugsort der Macht
Die Geschichte des Anwesens reicht weit vor Ulbrichts Zeit zurück. Ursprünglich war es ein Gästehaus von Hermann Göring, der Nummer zwei der Nationalsozialisten und Reichsluftfahrtminister. Göring ließ es um 1940 für seine Staatsgäste errichten, da seine gegenüberliegende Villa nicht genügend Platz bot. Nach dem Krieg diente das Gebäude zunächst als Jugendherberge der FDJ, bevor Walter Ulbricht es für sich entdeckte. Zunächst nutzte er es für Ferienaufenthalte, ließ es aber dann 1961 zu seiner Residenz ausbauen.

Die Residenz verfügte über eine repräsentative Fensterfront, hinter der sich ein Speisezimmer, ein Kaminzimmer und ein sogenanntes Kristallzimmer befanden. Diese Räume waren durch Falttüren miteinander verbunden und konnten zu einem Kinoraum umfunktioniert werden. Im Inneren gab es zudem einen Wintergarten und einen Festsaal. Auch wenn heute viel vom ursprünglichen Flair verloren ist – das Parkett ist nicht mehr zu sehen und einstmals vielseitige Räume sind nun ein einfacher Speisesaal – zeugen draußen noch alte Steinplatten und die Bepflanzung von Ulbrichts Ära.

Ein besonderes Highlight der Anlage war das sogenannte Badehaus mit Reetdach, das ursprünglich zu Görings Villa gehörte. Nachdem Görings eigene Villa gesprengt wurde, blieb das Badehaus erhalten und wurde mit Flößen über den See gebracht, damit Ulbricht es nutzen konnte, da es ihm sehr gefiel.

Der Schatten der Berliner Mauer
Die Residenz in der Schorfheide ist untrennbar mit einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte verbunden: dem Bau der Berliner Mauer. Am 12. August 1961 traf Erich Honecker, der mit der Organisation des Mauerbaus beauftragt war, hier ein, um Ulbricht die Befehle zu überbringen. Ulbricht unterzeichnete sie noch am selben Tag, und in der Nacht wurde Ost-Berlin von West-Berlin abgeriegelt. Für 28 Jahre war Berlin eine Insel und die DDR de facto ein großes Gefängnis.

Ulbrichts letzte Jahre und die Zeit danach
Walter Ulbricht wurde 1971 entmachtet, da er in Moskau als zu eigensinnig und störrisch galt. Erich Honecker übernahm die Macht, doch Ulbricht verbrachte seine letzten zwei Lebensjahre in der Residenz und verstarb dort 1973.

Nach Ulbrichts Tod diente das Gebäude als Staatsempfangsort. Prominente Politiker wie Leonid Breschnew, der Staats- und Parteichef der Sowjetunion, wurden hier untergebracht, wenn sie zur Jagd gingen. Auch 1981 geriet das Gebäude noch einmal in die Schlagzeilen, als hier im Dezember die Verhandlungen zwischen dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Erich Honecker stattfanden. Obwohl alle vom Frieden sprachen, wurde am selben Tag in Polen das Kriegsrecht ausgerufen, was dem Besuch eine gespenstische Atmosphäre verlieh.

Sicherheit und Selbstversorgung in der Diktatur
Das Anwesen war mehr als nur eine Wohnstätte; es war eine hochgesicherte Anlage. Ein Wachhäuschen am Eingang war ständig mit zwei Stasi-Leuten und einem doppelten Posten des Wachkommandos besetzt. Ein Sonderkommando der Staatssicherheit war ebenfalls vor Ort, zuständig für die Innensicherung. Es gab eine Waffenkammer, eine Feuerwehr für das Objekt und eine Überwachungsanlage, die das Eindringen in den riesigen, mit einem Infrarot-Sperrzaun gesicherten Bereich sofort registrierte. Das Außengelände mit einer langen Straße zur Hauptstraße umgab das Haus wie ein Schutzgürtel, und es gab ganze Fluchten von Zimmern für einfache Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere.

Für die Bewirtung der Gäste und die Versorgung des Haushalts gab es ein Gärtnerhaus mit Gewächshäusern, in denen Gemüse, Kräuter und andere Pflanzen angebaut wurden – eine Notwendigkeit in Zeiten, in denen in der DDR vieles knapp war.

Trotz der politischen Härte, die von Ulbricht ausging, pflegte er hier auch persönliche Gewohnheiten. Er genoss Spaziergänge auf dem großen, extra angelegten Gelände und förderte sportliche Betätigung nach seinem Leitspruch: „Jedermann an jedem Ort einmal in der Woche Sport“. Zu diesem Zweck ließ er sogar ein Volleyballfeld errichten, das heute noch als Beachvolleyballplatz genutzt wird. Doch man darf nicht vergessen, dass Ulbricht ein außerordentlich guter Diktator war, der persönlich die Hinrichtung mehrerer Menschen verantwortete, Todesurteile umwandelte und in der Anfangszeit viele inhaftieren ließ. Die ersten Jahre unter Ulbricht gelten als die schlimmsten der DDR-Geschichte.