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Adrenalin und Natur pur: Die Sommerrodelbahn in der Erlebniswelt Seiffen

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Die Sommerrodelbahn in der Erlebniswelt Seiffen im Herzen des Erzgebirges ist weit mehr als nur eine gewöhnliche Freizeitattraktion. Sie ist ein perfektes Ausflugsziel für die ganze Familie, das puren Nervenkitzel und das beeindruckende Naturerlebnis der Region auf einzigartige Weise miteinander verbindet. Für Einheimische und Touristen gleichermaßen stellt sie ein absolutes Highlight dar, das den unverwechselbaren Charme der erzgebirgischen Landschaft widerspiegelt.

Einmal im Bob Platz genommen, beginnt eine rasante Talfahrt, die Jung und Alt gleichermaßen begeistert. Die Strecke wurde mit viel Fingerspitzengefühl in die natürliche Topographie des Geländes integriert und erstreckt sich über beeindruckende 913 Meter. Dabei erwarten die Fahrer 15 Kurven, ein aufregender Riesenjump und diverse Schikanen, die für rasanten Spaß und puren Nervenkitzel sorgen. Es ist diese sorgfältige Streckenführung, die die Fahrt so dynamisch und abwechslungsreich gestaltet.

Doch der wahre Reiz der Fahrt liegt nicht allein in der Geschwindigkeit. Während man den Berg hinuntersaust, eröffnet sich ein atemberaubender Panoramablick auf die dichten Wälder, die saftigen Wiesen und die idyllischen kleinen Ortschaften, die typisch für das Erzgebirge sind. Es ist diese einzigartige Kombination aus sportlicher Aktivität und dem ungestörten Genuss der Natur, die die Abfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis macht und die Bahn von ähnlichen Attraktionen abhebt.

Ein wichtiger Aspekt, der den Erfolg der Bahn ausmacht, ist das hohe Maß an Sicherheit und Komfort. Die Betreiber haben modernste Technik installiert, die jederzeit einen kontrollierten Ablauf der Fahrt gewährleistet. Ein automatisiertes Bremssystem und gut gesicherte Schienen sorgen dafür, dass sich die Besucher voll und ganz auf den Spaß konzentrieren können. Zusätzlich steht geschultes Personal bereit, um bei Fragen oder Unsicherheiten zu helfen. So können auch Familien mit kleinen Kindern das Vergnügen ohne Bedenken genießen, was die Bahn zu einem beliebten Ausflugsziel für alle Generationen macht.

Doch die Sommerrodelbahn ist nur ein Teil eines umfassenden Freizeitangebots, das in Seiffen auf die Besucher wartet. In unmittelbarer Nähe der Bahn befinden sich weitere Attraktionen wie ein Kinderspielplatz und eine Gaststätte, die zum Verweilen einlädt. Die Region ist zudem ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber, die die gut ausgebauten Wege nutzen können, um die Schönheit des Erzgebirges zu Fuß zu erkunden. Der Kurort Seiffen selbst, weltweit bekannt als das „Spielzeugdorf“, ist ohnehin ein lohnendes Ausflugsziel. Hier kann man in zahlreichen Schauwerkstätten das traditionelle Handwerk der Holzdrechslerei und -schnitzerei bewundern. Die Kombination aus gelebter Tradition, regionaler Kultur und modernen Freizeitangeboten macht die Erlebniswelt Seiffen zu einem attraktiven Reiseziel, das weit über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt ist.

In einer Zeit, in der viele Freizeitaktivitäten von Technologie und virtuellen Welten dominiert werden, bietet die Sommerrodelbahn in der Erlebniswelt Seiffen eine willkommene Abwechslung. Sie steht für die Rückkehr zum einfachen, authentischen Vergnügen, das im Einklang mit der Natur steht. Sie ist ein lebendiger Beweis dafür, dass auch klassische Attraktionen nichts von ihrem Reiz verloren haben, wenn sie mit Leidenschaft, Sorgfalt und modernster Technik betrieben werden. Ein Besuch in Seiffen ist daher nicht nur eine einfache Fahrt auf einer Rodelbahn, sondern eine kleine Auszeit vom Alltag, die man mit allen Sinnen genießen kann. Die frische Bergluft, das Rauschen des Windes und das Kribbeln im Bauch machen den Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Der Streit um Deutschlands Strompreiszonen: Eine „Kriegserklärung“ an den Süden?

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Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Dilemma in seiner Energiepolitik: Obwohl Norddeutschland bereits heute mit Wind- und Solarkraft enorme Mengen an günstigem Strom produziert, ist dieser im Süden oft nicht verfügbar. Der Grund dafür ist die bundesweit einheitliche Strompreisgebotszone, die eine virtuelle Realität schafft, die von der physischen Kapazität des Stromnetzes entkoppelt ist. Eine Forderung nach mehreren Strompreiszonen, um die Realität des Netzes abzubilden, stößt auf massiven Widerstand, insbesondere aus dem Süden Deutschlands, wo bereits von einer „Kriegserklärung“ die Rede ist.

Das unrealistische Versprechen des Marktes und seine kostspieligen Folgen
Am 11. April zeigte sich das Problem deutlich: Wind- und Photovoltaikanlagen im Norden produzierten so viel Strom, dass die gesamte deutsche Nachfrage gedeckt werden konnte und der Börsenstrompreis bei null oder sogar im negativen Bereich lag. Doch diese niedrigen Preise sind eine Illusion, denn das Netz kann den im Norden produzierten Windstrom physisch oft nicht in den Süden transportieren, da die Leitungen überlastet sind.

Abgeschaltete Windräder: Weil die Strommengen nicht transportiert werden können, müssen Windräder im Norden oft abgeschaltet werden.

Teure Neuporduktion im Süden: Gleichzeitig müssen im Süden Kraftwerke angeworfen werden, um den eigentlich aus dem Norden bestellten, aber nicht gelieferten Strom neu zu produzieren.

Milliardenkosten für alle: Die Kosten für diese Mehraufwendungen beliefen sich allein 2024 auf 2,7 Milliarden Euro, die von allen Verbrauchern über Netzentgelte bezahlt werden.

Gefährliche Systemrisiken: Energieökonom Lion Hirth warnt zudem davor, dass das System zunehmend gefährlich wird, da die Steuerung des Netzes immer schwieriger wird und im schlimmsten Fall zu einem ernsthaften Zwischenfall führen könnte.

Die Forderung nach regionalen Preisen: Vorteile im Norden, Sorgen im Süden
Lion Hirth fordert daher mehrere Strompreiszonen, in denen der Strom den Preis hätte, zu dem er real verfügbar ist. Eine von EU-Netzbetreibern erstellte Studie empfiehlt sogar fünf Preiszonen für Deutschland als effizienteste Lösung.

Profiteure im Norden: In den Regionen mit viel erneuerbarer Stromproduktion, wie Norddeutschland, würde der Strompreis tendenziell sinken. Unternehmen wie Worlee Chemie, die Rohstoffe für die Lack- und Kosmetikindustrie herstellen und viel Strom benötigen, würden davon profitieren. Reinhold von Eben-Worlee, Chef von Worlee Chemie, sieht in mehreren Stromgebotszonen keinen Weg vorbei.

Investitionsanreize: Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt betont, dass höhere Preise im Süden ein Investitionsanreiz für Windkraftanlagen und Kraftwerkskapazitäten vor Ort wären und somit zu einem gerechten Ausgleich führen könnten.

Doch die Bundesregierung möchte eine Aufteilung der Strompreiszonen möglichst verhindern, da massive Interessen der Industrie in Süddeutschland dagegenstehen. Jan Stefan Roell, Präsident des Industrie- und Handelskammertags Baden-Württemberg, befürchtet bei verschiedenen Strompreiszonen im Süden noch höhere Strompreise und damit einen Wettbewerbsnachteil, der Investitionen ins Ausland verlagern könnte. Er und viele Verbände sehen darin ein „Aufkündigen einer gemeinsamen Politik“ und plädieren stattdessen für einen Ausbau des Netzes.

Skepsis, Hürden und internationale Perspektiven
Energieökonomen bezweifeln jedoch, dass der Netzausbau, der zudem kostspielig und zeitaufwendig ist, schnell genug erfolgen kann, um das Problem zu lösen. Selbst Projekte wie SuedLink dürften bei weiterem Ausbau der Erneuerbaren Energien wieder an Engpässe stoßen.

Werner Götz, Leiter des Netzbetreibers TransnetBW, sieht die Umsetzung mehrerer Strompreiszonen als „durchaus komplex“ an und rechnet mit einem Zeitbedarf von drei bis fünf Jahren. Er warnt zudem vor Akzeptanzproblemen und der Belastung der Energiewende-Diskussion durch die Schaffung von Gewinnern und Verlierern. Die Empfehlung zur Zonentrennung basiere zudem auf alten Zahlen und weise Mängel auf.

Auch Nachbarländer wie Schweden sind von der deutschen Energiepolitik betroffen. Schweden, das selbst mehrere Preiszonen hat, würde eine Teilung der deutschen Strompreiszone begrüßen, da es dann viel mehr billigen Strom aus Norddeutschland importieren könnte. Die schwedische Regierung hat aufgrund der deutschen Politik sogar den Bau eines neuen Kabels nach Deutschland gestoppt. Schwedens Erfahrungen zeigen jedoch auch, dass es ähnliche Konflikte zwischen Nord- und Südschweden gibt, wo die Preise im Norden niedriger sind als im vom deutschen Strompreis beeinflussten Süden.

Trotz der komplexen Herausforderungen ist Tobias Goldschmidt überzeugt, dass eine Preiszonentrennung der volkswirtschaftlich günstigste und beste Weg wäre, um den Strom in Deutschland dauerhaft günstig zu halten. Momentan deutet jedoch alles darauf hin, dass sich die Bundesregierung von anderen Interessen leiten lässt und eine solche Trennung möglichst vermeiden möchte.

Die Seele der Demokratie steht auf dem Spiel

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Ich bin 1989 auf die Straße gegangen. Für mich war das Entscheidende nicht, dass es freie Wahlen geben sollte, nicht, dass man endlich reisen durfte. Der eigentliche Durchbruch war die Meinungsfreiheit. Der Moment, in dem man seine Meinung sagen konnte, ohne Angst vor Repressionen haben zu müssen. Und jetzt, 35 Jahre später, stehen wir wieder an demselben Punkt. Mit einem bitteren Unterschied: Heute haben wir die Gesetze, die uns Meinungsfreiheit nach Grundgesetz zusichern – und doch müssen wir wieder darum kämpfen. Denn was nützen die schönsten Verfassungsartikel, wenn das Klima so ist, dass man für das Äußern einer abweichenden Meinung mit Konsequenzen rechnen muss? Ich weiß, wovon ich rede. Und genau darin liegt das eigentliche Problem.

Der Hauptgrund sind die Medien. In jeder Gesellschaftsordnung ist Macht gefährlich, auch in der Demokratie. Denn auch demokratisch verliehene Macht verformt den Charakter: Sie macht überheblich, sie weckt den Größenwahn, sie lässt Menschen glauben, über anderen zu stehen. Macht ist nur dann konstruktiv, wenn sie kontrolliert wird.

Die wahre Stärke der Demokratie liegt nicht allein in der Gewaltenteilung, sondern in Artikel 5: freie Medien, freie Meinungsäußerung, die Kraft des Widerstreits. Genau darin liegt das Korrektiv. Doch wenn diese Stärke erodiert – und das geschieht heute, weil viele Journalisten lieber Teil der Macht sind, statt sie zu kontrollieren – verliert die Demokratie ihre schärfste Waffe. Dann endet die konstruktive Macht.

Wenn wir die Meinungsfreiheit verlieren, verlieren wir nicht nur ein Recht – wir verlieren die Seele der Demokratie. Doch noch haben wir die Chance, sie zu bewahren. Meinungsfreiheit ist kein Geschenk, das man einmal bekommt. Sie ist ein Schatz, den jede Generation neu verteidigen muss – und sie ist es wert, ihn zu verteidigen.

Gigantisches Puzzle in der Lausitz: Schipkau baut das höchste Windrad der Welt

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zum Video einfach auf das Bild klickenInmitten der brandenburgischen Gemeinde Schipkau, im Herzen des Lausitzer Reviers, entsteht derzeit eines der ehrgeizigsten Windenergie-Projekte Deutschlands: das höchste Windrad der Welt. Auf einer Baustelle von der Größe zweieinhalb Fußballfeldern wächst eine Anlage heran, die mit einer Nabenhöhe von 300 Metern und einer Gesamthöhe von 365 Metern alle bisherigen Dimensionen sprengt. Damit wird es das zweithöchste Bauwerk Deutschlands sein, fast so hoch wie der Berliner Fernsehturm und mehr als doppelt so hoch wie der Kölner Dom.

Ein Ingenieurtechnisches Meisterwerk mit Herausforderungen
Die Ingenieure sprechen von einem „gewaltigen Puzzle“ aus Hunderten von Teilen, die präzise zusammenpassen müssen. Anders als herkömmliche Anlagen, die üblicherweise eine Höhe von etwa 200 Metern erreichen, wird der Höhenwindturm als Gittermast aus Stahl konstruiert, um hohe Stabilität bei gleichzeitig geringem Gewicht zu gewährleisten. Ein Spezialtrupp aus der Türkei ist für die Montage der Hunderten von Schrauben zuständig, deren Anzugsmoment und Drehwinkel genau protokolliert werden, um höchste Sicherheit zu gewährleisten.

Finanziert wird das Pilotprojekt mit geschätzten Kosten von rund 25 Millionen Euro aus Fördermitteln des Bundes. Realisiert wird es von der Dresdner GICON-Gruppe unter der Leitung von Jochen Großmann, der seit über 20 Jahren Windkraftanlagen plant. Eine der größten Herausforderungen ist die Montage selbst: Da kein Kran eine Höhe von über 300 Metern erreicht, wird der Turm aus zwei Teilen bestehen – einem festen Außenturm und einem verschiebbaren Innenturm. Der Einsatz eines 1.000-Tonnen-Spezialkrans, einer der größten in Deutschland, erfordert zudem eine aufwendige Untergrundvorbereitung mit Spezialmatten, um die enorme Last homogen zu verteilen. Trotz ambitionierter Pläne für eine frühere Inbetriebnahme gab es bereits Verzögerungen, wie der Abtransport eines gelieferten Stahlträgers zur Umarbeitung zeigt. Die Inbetriebnahme ist nun für Sommer 2026 geplant, mit einer geplanten Laufzeit von 20 Jahren.

Warum so hoch? Das Potenzial des Höhenwindes
Die treibende Kraft hinter diesem ambitionierten Projekt ist die Erkenntnis, dass der Wind in großer Höhe nicht nur stetiger, sondern auch stärker weht. Seit 2020 laufen die Planungen für das Projekt in Schipkau, und ein eigens errichteter 300 Meter hoher Messturm hat detaillierte Daten zu den Windverhältnissen geliefert. Diese Daten bestätigen: In der Höhe lässt sich ein deutlich höherer Windenergie-Ertrag erzielen als bei klassischen Windenergieanlagen, was den Bau dieser Anlagen per se attraktiv macht. Das erklärte Ziel des Projektes ist die marktfähige Serienproduktion von sehr hohen Windkraftanlagen.

Lehren aus der Vergangenheit und Blick in die Zukunft
Die Geschichte der Windenergie ist auch eine Geschichte gescheiterter Höhenwindprojekte. In den 1980er Jahren wurde in Schleswig-Holstein die Forschungsanlage Growian (Groß-Windenergieanlage) mit einer Gesamthöhe von 150 Metern gebaut, die aber wegen technischer Probleme die meiste Zeit stillstand und nach acht Jahren abgerissen wurde. Auch Growian 2 auf Helgoland scheiterte 1990 an Blitzschlägen. Diese Rückschläge gelten als größte Fehlschläge der Windenergiegeschichte.

Heute hat sich die Technik entscheidend weiterentwickelt, doch die Ingenieure betonen den Forschungscharakter des Vorhabens und plädieren für eine „Fehlerkultur“ in Deutschland, um Innovationen voranzutreiben. „Wenn wir das schaffen, ist das eine Innovation,“ so ein Projektbeteiligter, angesichts der Tatsache, dass seit 2010 weltweite Versuche im Höhenwindbereich gescheitert sind.

Wirtschaftlichkeit im Fokus: Skepsis trifft auf Optimismus
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ist zentral. Dirk Sudhaus von der Fachagentur „Wind und Solar“ äußert sich skeptisch. Er weist darauf hin, dass die Stromerzeugungskosten eines solchen Turmes einen bedeutenden Anteil am Preis einer Kilowattstunde Strom haben und geht davon aus, dass die Wirtschaftlichkeit für diese Anlage ein Problem darstellt.

Die Ingenieure von GICON hingegen sehen großes wirtschaftliches Potenzial. Projektleiter Adam argumentiert, dass die Höhenwindräder das Netz besser auslasten können und durch den Mehrertrag eine konstantere Einspeisung ins Netz ermöglichen, wodurch sich der Aufwand rechnet. Man bereite bereits die Serienproduktion von Höhenwindrädern vor.

Für die Gemeinde Schipkau, die sich als innovativer Energieort versteht und konsequent auf den Ausbau Erneuerbarer Energien setzt, ist das Projekt ein weiterer Schritt auf einem vielversprechenden Weg. Der Bürgermeister hofft auf weiter steigende Akzeptanz und eine Beteiligung der Bürger an der Windkraftanlage, was den Bau weiterer Höhenwindtürme nur noch zu einer Frage der Zeit machen würde. Der Höhenwindturm wird die bereits vorhandenen Windräder am Ortsrand von Schipkau bei weitem überragen und das Landschaftsbild prägen.

Neustart für den Prerower Kult-Zeltplatz: Von Chaos zu Campingglück in Rekordzeit

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Prerow an der Ostsee – Der Prerower Kult-Zeltplatz, von vielen als der schönste an der Ostsee bezeichnet, hat eine bewegte Geschichte und stand kürzlich vor einer ungewissen Zukunft. Doch mit neuen Betreibern aus Hamburg und einem engagierten Team wurde in weniger als 50 Tagen ein beeindruckender Neustart hingelegt, pünktlich zu Pfingsten.

Ein Wettlauf gegen die Zeit und den Verfall
Nachdem die neuen Betreiber kurz nach Ostern den Zuschlag erhielten, fanden sie den Platz in einem „desaströsen Zustand“ vor. Überall lagen Bauschutt und Kabelreste ehemaliger Mietwohnwagen herum, Podeste mussten abgebaut werden. Von den 80 Stromkästen waren nur wenige brauchbar, und die Waschhäuser benötigten dringend eine Aufarbeitung, wenn auch zunächst nur kosmetisch zur Rostbekämpfung.

Jens Köhler und sein Team, zu dem auch erfahrene ehemalige Mitarbeiter wie Platzwart Daniel Mann sowie Steffi und Thorsten gehören, standen vor einer Mammutaufgabe. Daniel Manns Wissen über den Platz war „enorm wichtig“, besonders in einer Situation, in der die neuen Betreiber den Platz ohne jegliche Vorkenntnisse übernahmen. Der EDV-Profi Martin Rieger, aus Österreich stammend, kämpfte insbesondere mit der neuen Schrankenanlage und den Glasfaseranschlüssen für WLAN. Letzteres war eine Standardfrage jedes zweiten Gasts, und die Antwort lautete stets: „Wir arbeiten dran“.

Herausforderungen im Nationalpark und auf sandigem Terrain
Die Lage des Platzes mitten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft erforderte besondere Sorgfalt. Es musste Nationalpark-konform gehandelt werden, was unter anderem bedeutete, die Stellflächen im Areal G von einst 196 auf 98 zu reduzieren. Diese „Umstrukturierung“ führte dazu, dass fast jeder zweite Stellplatz weichen musste. Das Team musste dabei Plätze auswählen, die „am perfektesten an sich schon sind durch die Natur gemacht“, um weitere Eingriffe in die Düne zu vermeiden.

Ein weiteres zentrales Problem war der sandige Untergrund, der es eigenen Fahrzeugen nicht erlaubte, die Stellplätze in den Dünen zu erreichen. Hier kam Thorsten ins Spiel, ein erfahrener Traktorfahrer. Für 18 Euro schleppte er die Wohnwagen mit dem neuen Allrad-Traktor, den er selbst mitentscheiden durfte, zu den Stellplätzen und auch wieder zurück. Ein Dieseltank als mobile Tankstelle wurde extra angeliefert, um die Wege zur nächsten Tankstelle zu verkürzen.

Eine lebendige Geschichte und Gemeinschaft
Der Zeltplatz in den Dünen von Prerow blickt auf eine lange Tradition zurück, die bereits vor seiner offiziellen Gründung 1953 begann, als Studenten aus Rostock dort heimlich campierten. Zu DDR-Zeiten zählte der Platz bis zu 10.000 Besucher täglich. Stammgäste wie Harald und Marina Gie aus Berlin, die seit über 30 Jahren kommen, buchten auch in dieser Saison ihren gewohnten Platz 139 am Waldrand für etwa 3000 Euro für sechs Wochen. Sie schätzen die Sonne, den Windschutz und den Platz für ihr Vorzelt.
Besonders hervorzuheben ist auch die FKK-Kultur, die in bestimmten Bereichen des Platzes „gelebt wird“ und als „Kulturgut“ empfunden wird, das es zu schützen gilt.

Neue Angebote wie möblierte Mietzelte aus Mischgewebe und Alustangen, die schnell und von einer Person aufgebaut werden können, sollen das Angebot erweitern.

Pfingsten: Der große Ansturm
Am Pfingstfreitag waren 178 Plätze gebucht, was fast 500 Gästen entsprach. Trotz aller Anstrengungen gab es noch letzte Hürden. Martin Rieger musste die Liefer-LKWs manuell auf das Gelände lassen, und selbst am Anreisetag gab es noch Notfälle wie einen Stromausfall auf Parzelle 1063, den Platzwart Daniel Mann persönlich beheben musste. Das neue Schrankensystem, das über einen PIN-Code funktionierte, war für viele neu.

Julia Otto, Rezeptionistin und gelernte Industriekauffrau, die normalerweise nur Büros kannte, hat für die Saison bis Oktober angeheuert und lebt nun selbst auf dem Platz. Sie schätzt das minimalistischere Leben: „Man ist mit viel weniger zufrieden, es erdet ein“. Auch für Falco Junghans und seinen Sohn Janosch aus Berlin, die für 40 Euro pro Nacht in einem kleinen Zelt campierten, ist der Platz in den Dünen einfach „wunderschön“.

Innerhalb von knapp zwei Monaten hat das neue Betreiberteam den in die Jahre gekommenen Platz in ein funktionierendes Campingparadies verwandelt. Die Bemühungen, das urige und charaktervolle Ambiente zu bewahren, statt ein „perfektes Gebäude“ am Strand zu errichten, wurden von den Beteiligten als Erfolg gewertet. Martin Rieger drückte die Erfahrungen der Anfangszeit in einem mit KI komponierten Song aus, der den Neustart, die neuen Gesichter und die gesellige Stimmung am Prerower Kult-Zeltplatz besingt.

Der schwierige Weg zur deutschen Einheit: Das Ringen um die Zwei-plus-Vier Verhandlungen

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Moskau, 1990 – In der sowjetischen Hauptstadt endete 1990 offiziell der Kalte Krieg in Europa und eine neue Friedenszeit begann. Hier wurde vor 30 Jahren der Vertrag unterzeichnet, der die Grundlage für die Einheit Deutschlands schuf – ein historischer Sieg der Demokratie und die Überwindung der Teilung Europas. Doch dieser Erfolg war das Ergebnis eines komplexen und oft geheimen Ringens, das von Machtkämpfen, wirtschaftlichem Druck und tiefem Misstrauen geprägt war. Die weltpolitischen Entscheidungen von damals wirken bis heute nach.

Der Fall der Mauer und Kohls Zehn-Punkte-Plan
Im Herbst 1989 erfasste Deutschland eine Welle der Euphorie nach dem Fall der Mauer und dem Ende des Eisernen Vorhangs. Doch die entscheidende Frage war, wie Moskau auf diese Entwicklung reagieren würde. Viele befürchteten, Michail Gorbatschow würde die DDR niemals freigeben, zu groß waren die Opfer der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg.

Einen Tag nach dem Mauerfall begannen in Berlin bereits die Feiern zur deutschen Einheit, an denen Bundeskanzler Helmut Kohl teilnahm. Doch Kohls Weg zur Einheit begann mit einem Paukenschlag: Ohne Absprache mit seinen westlichen Bündnispartnern oder gar dem Koalitionspartner FDP, stellte er am 28. November 1989 einen Zehn-Punkte-Plan zur deutschen Einheit im Bundestag vor. Diese eigenmächtige Vorgehensweise verärgerte nicht nur die westlichen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs, sondern führte auch zu einem diplomatischen Eklat mit Gorbatschow, der Kohl vorwarf, sich in die inneren Angelegenheiten der DDR einzumischen.

Misstrauen unter den Verbündeten: Die Sorgen des Westens
Besonders die britische Premierministerin Margaret Thatcher und der französische Präsident François Mitterrand zeigten sich anfangs tief beunruhigt über die Entwicklungen in Deutschland. Thatcher hegte von Anfang an eine feindselige Einstellung gegenüber den Deutschen und hatte kein Vertrauen, während Mitterrand zunächst ihre Sorgen teilte, dass Deutschland erneut hegemoniale Bestrebungen an den Tag legen könnte. Das Bruttosozialprodukt Deutschlands entsprach dem von Frankreich und England zusammen, was ein „Bedrohungspotenzial“ darstellte.

Mitterrand stellte drei Bedingungen für die französische Billigung der deutschen Einheit: die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze, die Denuklearisierung Deutschlands und die Einführung des Euro. Kohl zögerte jedoch, die Oder-Neiße-Grenze öffentlich anzuerkennen, da er die CDU-Wähler im Blick hatte, die auf die alten deutschen Ostgebiete in Polen noch nicht verzichten wollten. Dies führte beinahe zu einem Streit zwischen Franzosen und Deutschen.

Die USA als „unabdingbarer Helfer“ und die Geburt der 2+4-Formel
In Washington erkannte man schnell, dass eine Wiedervereinigung Deutschlands den USA eine strategische Möglichkeit eröffnete, ihre Führungsrolle in Europa zu stabilisieren und das vereinigte Deutschland im westlichen Militärbündnis NATO zu halten. Die USA, so Außenminister James Baker, wollten „die Deutschen in unserem Lager halten und kein eigenes aufschlagen“.

Unter der Federführung von Baker und dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher entstand die Idee der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen. Hier sollten nur die beiden deutschen Staaten und die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs (USA, Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich) über das Schicksal Deutschlands entscheiden, um langwierige Verhandlungen mit rund 100 Staaten über Reparationen und andere Ansprüche zu vermeiden. Die USA setzten sich entschieden gegen eine große Friedenskonferenz durch.

Ein entscheidender Stolperstein war jedoch die Forderung der US-Regierung, dass das vereinte Deutschland Mitglied der NATO sein würde. Dies stieß im Kreml auf massiven Widerstand, da die NATO dort als „gegnerisches Bündnis“ wahrgenommen wurde.

Das NATO-Versprechen – ein Streitpunkt bis heute
Um Gorbatschow zu überzeugen, boten Genscher und Baker mündliche Zusicherungen an. Baker versprach Gorbatschow, dass die NATO sich „nicht weiter nach Osten ausdehnen“ würde, „kein Zentimeter“. Gorbatschow antwortete, jede NATO-Erweiterung nach Osten wäre „selbstverständlich inakzeptabel“, doch er würde darüber nachdenken.

Diese Zusicherungen wurden jedoch nicht schriftlich festgehalten. Heute will Baker nichts mehr von seinem damaligen Versprechen wissen, und der sowjetische Botschafter Wladislaw Terechof kritisiert, dass dieses Versprechen gebrochen wurde. Russlands Präsident Wladimir Putin wirft dem Westen heute vor, sein Versprechen nicht eingehalten zu haben. Viele sehen es als einen „sehr großen Fehler“, dass diese Zusagen nicht schriftlich festgehalten wurden, dessen Folgen man heute noch auslöffeln müsse.

Sowjetunion in Not: Wirtschaftlicher Druck als Beschleuniger
Die Verhandlungen waren geprägt von der desolaten wirtschaftlichen Lage der Sowjetunion. Im Mai 1990 stand die Sowjetunion kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Dies wussten die westlichen Verhandlungspartner und nutzten es als „einmalige Gelegenheit“.

Im Mai 1990 reiste Kohls Vertrauter Horst Teltschik mit deutschen Bankern heimlich nach Moskau, um einen 5-Milliarden-Kredit zu verhandeln. Auch US-Präsident Bush bot Gorbatschow ein Handelsabkommen an. Unter diesem finanziellen Druck und nach einem entscheidenden Dialog mit Bush, in dem Gorbatschow bekräftigte, dass jedes Land wählen dürfe, welchem Sicherheitsbündnis es sich anschließen wolle, kam es zum diplomatischen Durchbruch in Washington. Trotz der sichtbaren Unruhe bei seiner Delegation gab Gorbatschow damit im Prinzip grünes Licht für die NATO-Mitgliedschaft.

Die 2+4-Gespräche: Ein Tauziehen um Souveränität
Die erste Verhandlungsrunde der 2+4-Gespräche in Bonn offenbarte die Spannungen. Die USA und die westlichen Alliierten bildeten eine „diplomatisch kaschierte Front gegen die Sowjetunion“. Die DDR-Delegation unter Außenminister Markus Meckel fühlte sich isoliert und ohne Einfluss. Sie war von der Idee einer NATO-Mitgliedschaft Gesamtdeutschlands nicht begeistert und plädierte für die Neutralität. Markus Meckel beschrieb die Situation im Ministerium als „feindliches Haus“ und fühlte sich von der westdeutschen Delegation wie ein „Dackel“ behandelt. Die Franzosen betrachteten die Ostdeutschen ebenfalls als „Besiegte“.

Der entscheidende Durchbruch kam im Juli 1990 beim Treffen zwischen Kohl und Gorbatschow im Kaukasus. Nach Gorbatschows Sieg im innerparteilichen Machtkampf auf dem 28. Parteitag der KPdSU, wo er seine Politik gegen konservative und radikale Reformer verteidigen musste, konnte er mit „großer Freiheit“ das, was er im Mai schon gesagt hatte, auch Helmut Kohl bestätigen. Kohl konnte dort verkünden, dass einer NATO-Mitgliedschaft des vereinten Deutschlands nichts mehr im Wege stehe. Die Sowjetunion erhielt im Gegenzug etwa 13 Milliarden Mark für den Abzug ihrer Truppen aus der DDR.

Die letzte Hürde: Dramatik in Moskau
Am Vorabend der Vertragsunterzeichnung in Moskau im September 1990 kam es beinahe zum Scheitern. Der britische Außenminister Douglas Hurd forderte plötzlich, dass spezielle Manöver auf ostdeutschem Territorium stattfinden sollten – eine Position, die die Russen „absolut nicht haben wollten“. Margaret Thatcher hatte bis zuletzt Bedenken wegen des zu großen Gewichts eines vereinten Deutschlands in der Europäischen Union.

Die Sowjets drohten daraufhin, den Vertrag nicht zu unterschreiben. In einer dramatischen nächtlichen Aktion mussten Hans-Dietrich Genscher und James Baker den US-Außenminister Baker, der eine Schlaftablette genommen hatte, wecken, um die Krise zu lösen. Schließlich wurde dem Vertrag eine Protokollnotiz angefügt: Solange sowjetische Truppen in der DDR stationiert seien, würden dort keine NATO-Truppen mit Ausnahme der Bundeswehr stationiert.

Das Ergebnis: Volle Souveränität und ein „unverdientes Geschenk“
Der Vertrag, der lediglich zwölf Artikel und eine Protokollnotiz umfasste, besiegelte nicht nur die deutsche Einheit, sondern beendete auch den Kalten Krieg und legte den Grundstein für eine neue Ära des Friedens, der Freiheit und der Zusammenarbeit in Europa. Es war der erste Fall in der Geschichte, dass Deutschland seine volle Souveränität nicht durch militärische Siege oder Niederlagen erhielt, sondern im Einverständnis mit all seinen Nachbarn.

Der sowjetische Botschafter Wladislaw Terechof beschrieb es als das „wichtigste unterschriebene Dokument in meinem Leben“ und als ein „unverdientes Geschenk“. Doch die Freude über die deutsche Einheit wurde von den langfristigen Folgen überschattet.

Kalter Frieden: Die Langzeitfolgen
Nach dem Zerfall der UdSSR 1991 traten Ungarn, Polen und Tschechien 1999 der NATO bei, später folgten zehn weitere Länder. Dies führte zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen, die in einer „alten Rivalität um Einfluss und Macht“ mündete. Aus dem Kalten Krieg und der neuen Freundschaft entstand ein „kalter Frieden“.

Die Erinnerungen an die mündlichen Zusicherungen, die nicht schriftlich festgehalten wurden, bilden heute einen Kern des Misstrauens. Viele fordern heute, zu einer „klugen Diplomatie“ und vertrauensbildenden Maßnahmen zurückzukehren, um aus dem kalten Frieden wieder einen wahrhaftigen Frieden entstehen zu lassen, wie es 1991 durch gegenseitiges Verständnis und Vertrauen gelungen ist. Die 2+4-Verhandlungen bleiben ein Vorbild für erfolgreiche Entspannungspolitik, doch ihre Geschichte ist auch eine Mahnung an die Komplexität internationaler Beziehungen und die Notwendigkeit klarer Vereinbarungen.

Lausitzer Seenland kurz vor der Vollendung: Gigantische Wasserlandschaft nimmt Gestalt an

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Das Lausitzer Seenland, ein Ergebnis der umfassenden Sanierungsarbeiten ehemaliger Braunkohlereviere, steht kurz vor einem historischen Meilenstein: der Schaffung einer zusammenhängenden, schiffbaren Wasserlandschaft. Mit Hochdruck wird an der Vernetzung der einzelnen Seen gearbeitet, um bis Mitte 2026 eine beeindruckende Wasserfläche von 4000 Hektar zu schaffen, die nicht nur Erholungssuchende, sondern auch den Wassertourismus auf ein neues Niveau heben soll.

Ein zentrales Element dieser Vernetzung ist der Überleiter 11, bekannt als Ilse-Kanal, der den Großräschener See und den Sedlitzer See miteinander verbindet. Ein besonders markantes Datum war der 4. Juni dieses Jahres, an dem hier „richtig gerauscht“ hat, als sanierungstechnisch angestautes Wasser aus dem Großräschener See in den Sedlitzer See strömte. Dieses Stützungswasser ist entscheidend, um den Sedlitzer See auf einer notwendigen Höhe zu halten und zusätzlich Wasser für die Schwarze Elster bereitzustellen. Der Erfolg dieser Maßnahme ist sichtbar: Aktuell trennen den Großräschener See und den Sedlitzer See nur noch 13 Zentimeter Wasserstandsunterschied – ein deutliches Zeichen, dass die Ziele erreicht werden.

Umfangreiche Bauarbeiten für die Schiffbarkeit
Die Sicherheit des künftigen Schiffsverkehrs hat oberste Priorität. Während am Überleiter 11 lediglich noch Schiffahrtszeichen, die elektrische Anlage und Beschilderung in Betrieb genommen werden müssen – Dalben, Leitplanken und Schirfbleche sind bereits vorhanden – stehen an den Überleitern 8 (Rosendorfer Kanal) und 10 (Sonnenkanal beim „Rostigen Nagel“) noch umfangreiche Arbeiten an. Hier müssen im Herbst zunächst Dalben gesetzt werden. Zwei Firmen werden diese Bauarbeiten, die bis ins Frühjahr 2026 andauern, an den jeweiligen Überleitern durchführen.

Das ehrgeizige Ziel ist es, Mitte 2026 die drei Überleiter 11, 8 und 10 fertiggestellt und abgenommen zu haben, um dann eine 4000 Hektar große, schiffbar verbundene Seefläche auf einem einheitlichen Niveau zu präsentieren. Darüber hinaus soll über den Überleiter 12 eine Anbindung an den Senftenberger See erfolgen, um diesen in den Verbund zu integrieren. Dieses Mammutprojekt wird nicht nur von der LMBV, sondern in enger Zusammenarbeit mit Partnern wie den Zweckverbänden, dem Tourismusverband, den Landkreisen auf beiden Seiten der Landesgrenze, den Kommunen und den beiden Landesregierungen gestemmt.

Sedlitzer See im Fokus der Sanierung
Der Sedlitzer See nimmt derzeit eine absolute Priorität im Lausitzer Seenland ein. Er erhält Wasser aus zwei Richtungen: vom Großräschener See über den Überleiter 11 und vom Partwitzer See über den Überleiter 8. Wichtige Arbeiten am Sedlitzer See umfassen die Inbetriebnahme des Ableiters noch in diesem Jahr, die Anhebung der Seewasserflächen, um über den Winter einen einheitlichen Spiegel zu gewährleisten, sowie die Fertigstellung von Sprengarbeiten an der Brückenfeldkippe, um eine spätere Nachnutzung nicht zu behindern. Die Sanierung des kleinen Marinahafens für Kanus ist bereits abgeschlossen, sodass dort die Bauarbeiten des Zweckverbandes fortgesetzt werden können. Für das kommende Frühjahr sind noch die Beseitigung von Totholz und die Beräumung von Untiefen geplant, die jedoch die Nutzung nicht beeinträchtigen sollen. Die Hoffnung ist groß, dass die Schiffbarkeit im Frühjahr zur Saison offiziell erklärt wird.

Zukunftsvisionen: Bewegliche Brücken und neue Erlebniswelten
Um die touristische Vermarktung weiter zu stärken und das Erlebnis Wassersport für eine breitere Masse zu öffnen, wird derzeit eine Machbarkeitsstudie für die Seen Sedlitzer See, Partwitzer See und Geierswalder See durchgeführt. Diese drei Seen sind bereits über drei Überleiter mit einheitlichen 6 Meter breiten Durchfahrten und Einheitsbrücken verbunden. Die Studie untersucht die Möglichkeit, an diesen Brücken bewegliche Elemente einzubauen oder sie umzubauen, um auch größeren Fahrgastschiffen, Hausbooten und Seglern die Durchfahrt zu ermöglichen. Die Ergebnisse der Studie werden zeigen, ob und zu welchen Kosten diese visionäre Idee umsetzbar ist.

Vom Bergbau zur blühenden Seenlandschaft: Eine emotionale Transformation
Für Gart Richter, einen ehemaligen Bergbauingenieur, der lange Zeit in den aktiven Tagebauen der Region tätig war, ist die Transformation des Lausitzer Seenlandes ein „kleines Hochgefühl“. Er betont, dass der Bergbau stets ein Gemeinschaftswerk war und nicht die Leistung eines Einzelnen. Die Möglichkeit, eine Landschaft, deren Entstehung er aus der reinen Produktion kannte – vom Geruch der Kohle auf dem Drehteller eines Eimerkettenbaggers bis zur energetischen Versorgung des Landes – nun neu zu gestalten und bis zur Nutzung zu begleiten, ist für ihn eine besondere Erfahrung, die vielen Bergleuten früherer Generationen nicht vergönnt war.

Das Lausitzer Seenland blickt mit Spannung in die nahe Zukunft, in der es sich als einzigartiges, zusammenhängendes Wassersport- und Erholungsgebiet etablieren wird, das die einstige Industrielandschaft in ein attraktives Urlaubsparadies verwandelt hat.

Das Mysterium um Sabines erstgeborenes Kind in der DDR

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Wenn das eigene Kind kurz nach der Geburt verstirbt, gerät die Welt jeder Mutter aus den Fugen. Doch was ist, wenn plötzlich Ungereimtheiten auftreten? Was ist, wenn es sich um staatlich organisierten Kindesentzug handelt? Was nach dem Plot eines Krimis klingt, könnte sich so in der ehemaligen DDR abgespielt haben. Hunderte Mütter sind heute auf der Suche nach ihren vermutlich geraubten Kindern. Das „akte. Spezial – Die gestohlenen Kinder der DDR“ begleitet drei von ihnen.

Frankfurt an der Oder – Seit Jahrzehnten quält Sabine Zapf, heute 59 Jahre alt, die Ungewissheit über das Schicksal ihres erstgeborenen Kindes, das ihr 1980 unter mysteriösen Umständen in einem Krankenhaus in Eisenhüttenstadt weggenommen wurde. Was damals geschah, ist bis heute ein Rätsel, doch neue Erkenntnisse und der Mut einer Ärztin lassen Sabines Hoffnung auf Antworten wieder aufleben. Ihre Geschichte ist exemplarisch für die Skrupellosigkeit des DDR-Systems gegenüber sogenannten „kriminellen Bürgern“.

Ein Leben im Widerstand gegen das System
Sabine hatte es von Kindheit an nicht leicht. Schon früh wurde sie vom Jugendamt ihrer leiblichen Mutter entzogen und in ein Heim gesteckt, da ihre Mutter als nicht fähig erachtet wurde, sie im sozialistischen Sinne zu erziehen. Später wurde sie adoptiert, doch auch ihre Adoptiveltern waren sehr streng und schlugen sie angeblich als Teenager. Sabine galt als rebellisch und stellte sich gegen das Regime. Dies führte dazu, dass sie in ihren Stasi-Akten als „nicht staatstreu“ oder „kriminelle Bürgerin“ geführt wurde – eine Einschätzung, die ihr später zum Verhängnis werden sollte. Ihre Adoptivmutter reiste zudem oft in den Westen und hatte offenbar gute Kontakte zur Parteispitze, was später eine wichtige Rolle spielen sollte.

Das Verschwinden des ersten Kindes
Im Alter von 18 Jahren wurde Sabine 1980 mit ihrem Freund Frank zum ersten Mal schwanger. Vier Wochen vor dem Geburtstermin erlitt sie bei einer Routineuntersuchung im Krankenhaus einen stechenden Schmerz, der möglicherweise auf ein angekratztes Fruchtwasser zurückzuführen ist. Vorsichtshalber sollte sie in der Geburtsklinik bleiben. In einem Einzelzimmer ging plötzlich alles sehr schnell: Ihr Kind drückte sich heraus. Sie rief nach einer Schwester, doch ein Assistenzarzt weigerte sich, sie in den Operationssaal zu begleiten. Danach verlor Sabine das Bewusstsein.

Als sie am nächsten Tag erwachte, war ihr Kind verschwunden. Eine Schwester verweigerte jegliche Auskunft und verwies auf eine Ärztin, die nie kam. Eine Woche lang blieb Sabine im Krankenhaus, doch niemand erklärte ihr, was passiert war oder wo ihr Kind war. „Es ist dann einfach weg und wo ist es hin?“ fragt Sabine verzweifelt. Sie hat keine Narben und weiß nicht, wie ihr Baby überhaupt zur Welt kam. Von ihrem ersten Kind blieben ihr lediglich ein Schwangerschaftsfoto und Seiten aus ihrem Sozialversicherungsausweis, die ihren Krankenhausaufenthalt und gynäkologische Untersuchungen belegen. Diese Seiten fehlten zunächst aus ihrem Ausweis und wurden später in ihrer Haftakte gefunden – ein klares Indiz für eine Vertuschungsaktion. Ihr wurde sogar gesagt, sie müsse beweisen, überhaupt schwanger gewesen zu sein.

Spurensuche und schockierende Vermutungen
Sabine forderte ihre Krankenakte von 1980 an, doch es gibt keinerlei Unterlagen mehr. Laut deutscher Gesetzgebung müssen solche Akten nur 30 Jahre aufbewahrt werden, was Sabines Suche erschwert. Die große Frage bleibt: Warum sollte man ihr das Kind weggenommen haben? Ihre Einstufung als „kriminelle Bürgerin“ in der Schulzeit, weil sie sagte, was sie dachte, könnte eine Rolle gespielt haben.

Eine unglaubliche Entdeckung machte Sabine beim Durchforsten ihrer Stasi-Akten: Sie fand Beweise dafür, dass ihre Adoptivmutter und das Jugendamt zusammengearbeitet hatten, um ihr andere Kinder wegzunehmen. Ihre Adoptivmutter hatte beispielsweise eine Urlaubskarte an eine Mitarbeiterin des Jugendamtes geschickt, in der sie über das Wohl von Sabines Tochter Maren berichtete, die ihr nach einem Fluchtversuch weggenommen worden war. Henriette, die Journalistin, hegt nun den schlimmen Verdacht, dass diese Zusammenarbeit bereits beim ersten Kind begonnen haben könnte. Sabine erinnert sich, dass ihre Adoptivmutter sie kurz nach der Geburt unerwartet im Krankenhaus besuchte, ohne dass Sabine sie benachrichtigt hatte. „Es muss ja definitiv so sein, dass irgendjemand, wenn dein erstes Kind noch leben sollte, unsere Adoption hinter deinem Rücken freigegeben wurde,“ vermutet Sabine. Leider ist ihre Adoptivmutter 2006 verstorben, sodass Sabine sie nicht mehr zur Rede stellen konnte.

Hoffnung durch eine Ärztin und die Wiedervereinigung mit einer Tochter
Ein Termin in dem damaligen Geburtskrankenhaus in Eisenhüttenstadt bringt Licht ins Dunkel. Eine Ärztin, die bereits damals dort tätig war, trifft sich unter Ausschluss der Kamera mit Sabine und Henriette. Obwohl sie selbst keine konkreten Fälle erlebt hat, bestätigt die Ärztin, dass es „vorstellbar [ist], dass Kinder verkauft wurden“ oder dass das Jugendamt einer volljährigen Mutter das Kind wegnahm, wenn beispielsweise eine Großmutter die Mutter für unfähig hielt. Statistiken des Krankenhauses zeigen, dass im Juni 1980, als Sabine entband, kein Kind in diesem Krankenhaus verstorben ist. Die Ärztin vermutet, dass Sabines Kind noch leben könnte.

Diese Aussage ist für Sabine einerseits eine Bestätigung, andererseits weckt sie tiefe Wut und den Wunsch nach Gerechtigkeit. Sie fragt sich: „Wieso habt ihr mir eigentlich die ganzen Jahre geklaut mit welchem Recht eigentlich?“.

Trotz dieser traumatischen Erfahrungen gibt es für Sabine auch einen Lichtblick: Drei ihrer Kinder wurden ihr in der DDR weggenommen, doch ihr vierter Sohn fand Jahre später ihre dritte Tochter Michaela wieder. Im Jahr 2019 kam es nach 34 Jahren zu einem emotionalen Wiedersehen zwischen Sabine und Michaela. Michaela hatte in ihrer Pflegefamilie keine Liebe erfahren und wurde angeblich geschlagen. Diese Wiedervereinigung stärkt Sabines Entschlossenheit, auch ihr erstgeborenes Kind zu finden.

Der Kampf geht weiter
Sabine und ihr Ehemann Rainer suchen weiterhin nach dem verschwundenen Kind und wollen das Krankenhaus nun juristisch belangen, um an die fehlenden Unterlagen von 1980 zu gelangen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, da viele Akten bereits vernichtet sein könnten. Die Hoffnung liegt nun auf Menschen, die sich über Verschwiegenheitspflichten hinwegsetzen und den Frauen, die ihre Kinder suchen, endlich Antworten geben.

30 Jahre DDR: Eine Republik im Zeichen von Stärke und Frieden

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Die Deutsche Demokratische Republik feierte ihr 30-jähriges Bestehen mit eindrucksvollen Demonstrationen militärischer Stärke und einem klaren Bekenntnis zum Frieden. Unter dem Motto „Schaut her, was aus uns geworden ist“, würdigte Genosse Erich Honecker, Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates, die hervorragenden Leistungen des Volkes und der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Er betonte, die vergangenen drei Jahrzehnte seien eine Zeit der Verwirklichung der historischen Mission der Arbeiterklasse auf deutschem Boden gewesen, ein Weg harter Arbeit, großer Opfer und ständiger Klassenausseinandersetzungen mit dem Imperialismus. Die DDR, als erster sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern, sei buchstäblich „aus Ruinen auferstanden“.

Die Nationale Volksarmee: Garant des Friedens und der Sicherheit
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand die Nationale Volksarmee (NVA), die sich als zuverlässiger Gefährte im Kampf für die gemeinsame Sache präsentierte. Die Angehörigen der NVA wurden als treu in der Arbeit, beharrlich, tüchtig und bei Prüfungen standhaft gelobt. Im Sommer 1979 besuchte Genosse Honecker persönlich die Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA, wo er die Notwendigkeit betonte, die Verteidigungskraft der sozialistischen Staaten stets auf dem erforderlichen Niveau zu halten. Er unterstrich die hohe Verantwortung der DDR an der „Nahtstelle der beiden Gesellschaftssysteme, der beiden Militärbündnisse in Europa“ und forderte die Streitkräfte auf, jederzeit allen Provokationen des Klassenfeindes zu begegnen und die Heimat zuverlässig zu schützen.

Die Manöver der Luftwaffe demonstrierten die beeindruckende Beherrschung sowjetischer Kampftechnik, die den wissenschaftlich-technischen Höchststand verkörpert. Hierbei wurde deutlich, dass die erfolgreiche Erfüllung von Gefechtsaufgaben ein kollektives Zusammenwirken von Flugzeug- und Hubschrauberführern, ingenieurtechnischem Personal, funktechnischen Truppen und rückwärtigen Diensten erfordert. Über 1400 militärische Kollektive hatten bereits den Titel „beste“ errungen, und 16 FDJ-Grundorganisationen erhielten in diesem Jahr ein rotes Ehrenbanner der SED. Die hohe militärische Meisterschaft zeigte sich auch bei der Vernichtung von Seezielen. Honecker forderte dabei eine kontinuierlich hohe Gefechtsbereitschaft und betonte, der Schlüssel zum Erfolg liege im vorbildlichen Handeln jedes Kommunisten.

Unzerstörbare Kampfgemeinschaft mit der Sowjetunion
Ein zentrales Thema war die unzerstörbare Kampfgemeinschaft mit der Sowjetarmee. Eine Militärdelegation der DDR unter Leitung des Ministers für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann, besuchte die UdSSR, um die brüderlichen Bande zu festigen. Überall fanden die Genossen der NVA bei den sowjetischen Mot-Schützen, Panzersoldaten, Fliegern und Matrosen offene Herzen und die selbstlose Bereitschaft, reiche Erfahrungen im Ringen um eine hohe Gefechtsbereitschaft zu vermitteln. Gemeinsame Klasseninteressen, proletarische Traditionen, koordinierte Ausbildungsprogramme und eine einheitliche Ausrüstung und Bewaffnung bilden die Grundlage für die weitere Vertiefung dieses Bruderbundes.

Bei einem Besuch Honeckers bei sowjetischen Truppen, die eine taktische Übung mit Gefechtsschießen abhielten, wurde die Kampfkraft der sowjetischen Streitkräfte hervorgehoben – nicht nur durch moderne Waffen, sondern vor allem durch die Soldaten selbst: treue Internationalisten, ideologisch gefestigt und gut ausgebildete Verteidiger der Heimat. Honecker gratulierte den Gardisten zu ihren hervorragenden Leistungen. Er betonte, dass 30 Jahre DDR auch drei Jahrzehnte fester Freundschaft mit dem Sowjetland bedeuten. Die enge Kampfgemeinschaft der NVA mit der Sowjetarmee, insbesondere mit den in der DDR stationierten sowjetischen Streitkräften, habe einen hohen Reifegrad erreicht. Beide Armeen kämpfen verantwortungsbewusst an einer für das Schicksal der Menschheit entscheidenden Front.

Die Berliner Friedensinitiative und die Verteidigung des Sozialismus
Trotz der militärischen Schlagkraft unterstrich die DDR ihren Einsatz für den Weltfrieden. Genosse Leonid Breschnew unterbreitete im 30. Jahr der DDR ein Programm gegen „imperialistischen Rüstungswahn und Kriegspolitik“ für die Festigung des Friedens, bekannt als „Berliner Friedensinitiative“. Diese Vorschläge seien Ausdruck der Friedensliebe und des guten Willens der Sowjetunion und der anderen Staaten des Warschauer Vertrages. Der Filmbericht betonte, dass der Frieden „hartnäckig und zäh errungen sein“ will und die Soldaten ihren militärischen Auftrag in diesem Sinne erfüllen.

Die strategische Doktrin der sozialistischen Staaten ist explizit auf die Sicherung des Friedens ausgerichtet, ohne die Absicht, Staaten oder Staatengruppen zu bedrohen. Die Ehrenparade der NVA in Berlin am Morgen des 30. Jahrestages war daher nicht nur ein Zeugnis militärischer Schlagkraft, sondern auch ein Bekenntnis zu Lenins Feststellung, dass nur die Revolution etwas wert ist, die sich auch zu verteidigen versteht. Sie veranschaulichte die qualitativen Veränderungen der Kampftechnik in den Waffengattungen der NVA.

Gleichzeitig bewies die Volksmarine bei ihrer Flottenparade im Rostocker Hafen hohe Kampfkraft und Disziplin. Ihr ist der Schutz des Küstenvorfeldes der Republik anvertraut, und gemeinsam mit den verbündeten Ostseeflotten sorgen sie dafür, dass die Ostsee „ein Meer des Friedens“ bleibt.

Die gute Ausrüstung und Ausbildung der NVA sei auch der fleißigen Arbeit der Werktätigen zu verdanken – des Drehers, des Genossenschaftsbauern und des Wissenschaftlers. Mit gleichem Kampfgeist und Optimismus wie im 30. Jahr will die DDR gemeinsam mit ihrem ganzen Volk und an der Seite starker Freunde die Aufgaben der Zukunft meistern.

Jenas Corona-Bilanz auf dem Prüfstand: RKI fordert Klarheit und Strategie in Dokumentation

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Ein detaillierter Peer-Review des Robert Koch-Instituts (RKI) wirft ein kritisches Licht auf ein Dokument der Stadt Jena zum Umgang mit der COVID-19-Pandemie. Die Anmerkungen, die einem mutmaßlichen „Strategiepapier“ gelten sollten, zeichnen das Bild eines Textes, der in seiner aktuellen Form weniger eine kohärente Strategie als vielmehr ein Sammelsurium von Einzelmaßnahmen darstellt. Die Kritikpunkte reichen von der Grundstruktur über die Datenpräsentation bis hin zu konkreten inhaltlichen Widersprüchen und dem Fehlen einer klaren strategischen Linie.

Ein „Maßnahmenbündel“ statt Strategiepapier
Die grundlegendste Anmerkung des RKI betrifft bereits den Titel des Dokuments. Es handle sich weniger um ein Strategiepapier als vielmehr um ein Maßnahmenbündel oder einen Zwischenstand im Umgang mit dem Virus. Diese Vermischung von Arbeitshypothesen, Infektionsgeschehen und Situationsbeschreibung erschwert die Lesbarkeit und das Verständnis einer klaren Vorgehensweise.

Kritisiert wird zudem, dass viele der dargestellten Maßnahmen individuell von Ereignissen abgeleitet wurden und sich kein Gesamtbild einer übergeordneten Strategie ergibt. Die Entscheidungen mögen getroffen worden sein, doch eine „Power dargestellte Strategie“ habe gefehlt.

Das RKI schlägt eine klare Umstrukturierung vor, um dem Anspruch eines Strategiepapiers gerecht zu werden. Der Beitrag sollte eine Einleitung mit Problembeschreibung, eine detaillierte Strategiebeschreibung, die Darstellung der Effekte sowie eine abschließende Bewertung mit „lessons learned“ umfassen.

Mangelnde Klarheit bei Daten und Begrifflichkeiten
Besondere Beanstandungen gibt es bei der Darstellung von Daten und der verwendeten Terminologie. Es wird bemängelt, dass Zahlenangaben oft ohne Kontext bleiben und nicht eingeordnet wird, ob sie hoch sind oder ob Vergleichszahlen existieren. Die Differenzierung zwischen Neuinfektionen, Erkrankungen und tatsächlichen Infektionen sei unklar, ebenso wie die Relevanz der „7-Tage Inzidenz“ oder die Angabe pro „100.000 Einwohner“. Konkrete Zahlen wie „327“ müssten präzisiert werden, ob es sich um eine exakte Zahl oder „mehr als die“ handelt.

Die Wirksamkeit von Maßnahmen wird kritisch hinterfragt. Es fehlen Aussagen darüber, welchen Einfluss die Maßnahmen auf das ökonomische und soziale Gefüge der Stadt hatten. Die genaue Definition von „Risikogebieten“ und die Rolle von Pendlern aus diesen Gebieten (z.B. Norditalien, Wuhan) bleiben unzureichend erläutert. Eine spekulative Aussage zur Übertragung durch Personen mit „hohem Bildungsniveau, Einkommen, Mobilität“ bedürfe einer Evidenz oder Differenzierung.

Ein inhaltlicher Widerspruch wird bezüglich der Maskenpflicht hervorgehoben: Während an einer Stelle die Maskenpflicht als maßgeblich für die Reduzierung der Neuinfektionen auf null erwähnt wird, deutet eine andere Passage auf eine andere Interpretation hin. Zudem wird die Verwendung des Begriffs „Schutzmasken“ zugunsten von „MNB“ (Mund-Nasen-Bedeckung) angeregt. Die Aussage einer „freiwilligen Pflicht“ sei widersprüchlich.

Fehlende Visualisierungsstandards und Ausdrucksweise
Auch die grafische Aufbereitung wird kritisiert. Grafiken seien oft unklar in Beschriftung, Datenquellen und Legenden. Eine Abbildung zeige bestimmte Annahmen nicht, und die y-Achsenbeschriftung sowie Bildunterschriften müssten eindeutiger erklären, was abgebildet ist. Der Vergleich von Infektionszahlen mit früheren Grippewellen wird als nicht überzeugend empfunden, da die unterschiedlichen Schlüsse genau betrachtet werden müssten.

Formulierungen wie „sehr hoch“ oder „überraschend“ bedürfen einer Einordnung, und absolute Aussagen sollten nur mit gezeigter Signifikanz gemacht werden. Das RKI fordert eine Verbesserung des „Wording“ für Begriffe wie „Mitarbeitern aus dem volkswirtschaftlichen Umfeld“ und rät davon ab, einzelne Firmen namentlich zu nennen.

Wichtige Empfehlungen und fehlende Aspekte
Das RKI betont die Notwendigkeit, Kommunikation als entscheidenden Faktor in der Pandemiebekämpfung deutlich hervorzuheben, da sie maßgeblich für die Akzeptanz und den Erfolg von Maßnahmen sei. Es fehle an konkreten Empfehlungen im Dokument, und einzelne wichtige Punkte, die nicht Teil der Strategie sind, könnten in einen Dankesabschnitt verschoben werden. Es wird zudem die Frage aufgeworfen, welche Maßnahmen und Prozesse aus dem Maßnahmenbündel unmittelbar implementiert wurden und ob diese auf andere Städte oder Landkreise adaptierbar sind. Die Rückkehr von Studierenden sollte als Ansatzpunkt für ein vorausschauendes Vorgehen beschrieben werden.

Insgesamt legen die Kommentare des RKI nahe, dass das Dokument aus Jena zwar wichtige Einblicke in lokale Maßnahmen gibt, aber in seiner aktuellen Form weder den Ansprüchen eines wissenschaftlichen Strategiepapiers noch der notwendigen Klarheit und Kohärenz genügt, um als übertragbares Modell oder umfassende Bilanz zu dienen. Es ist ein Aufruf zu mehr wissenschaftlicher Präzision und einer stringenten Darstellung des Vorgehens, um die ergriffenen Maßnahmen und deren Effekte nachvollziehbar und bewertbar zu machen.