Petersdorf, ein kleines Dorf im Landkreis Oder-Spree, ist derzeit Schauplatz einer hitzigen Diskussion. Das Dorf, das von dichten Wäldern umgeben ist, liegt in unmittelbarer Nähe zum bekannten Kurort Bad Saarow am Scharmützelsee. Hier, auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne Fuchsbau, plant die Landesregierung ein Containerdorf, das Platz für bis zu 500 Migranten bieten soll. Die Entscheidung, Migranten in diese abgelegene Region Brandenburgs einzuquartieren, stößt bei den rund 596 Einwohnern auf gemischte Reaktionen.
Die Dorfbewohner sind in Sorge, nicht nur wegen der schieren Anzahl der zu erwartenden Neuankömmlinge, sondern auch wegen der fehlenden Kommunikation seitens der Verantwortlichen. Viele Anwohner erfuhren von den Plänen erst aus der Lokalzeitung, was das Gefühl verstärkt, übergangen worden zu sein. Ein Einwohner bringt es auf den Punkt: „Noch ist es ruhig, aber wer weiß, wie es später wird. Dann haben wir den Salat.“
Die größte Sorge der Petersdorfer ist die Veränderung des demografischen Gleichgewichts. Mit nur knapp 600 Einwohnern würde der Zuzug von 500 Migranten das Verhältnis fast verdoppeln. „Das haut dann einfach nicht mehr hin“, kommentiert ein Anwohner. Die Relationen, so die Meinung vieler, seien einfach nicht mehr stimmig, und die Infrastruktur des kleinen Dorfs könnte den Anstieg nicht bewältigen.
Diese Bedenken wurden von den Verantwortlichen jedoch nicht ausreichend aufgegriffen, was die Enttäuschung und das Misstrauen gegenüber der Politik weiter schürt. Viele fühlen sich durch die Entscheidung „übergangen“. „Man hat einfach Tatsachen geschaffen, und nun müssen wir damit leben“, fasst ein weiterer Dorfbewohner die Stimmung zusammen.
Ein besonders sensibles Thema ist die mangelnde Transparenz bei der Planung des Containerdorfs. Die Bauarbeiten begannen, ohne dass die Anwohner umfassend informiert wurden. Als Journalisten vor Ort die Bauverantwortlichen interviewen wollten, wurden sie des Geländes verwiesen. Dieser Vorfall verstärkte das Gefühl, dass hier Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen werden. „Es scheint, als wollte man die Diskussion umgehen und einfach Tatsachen schaffen“, so ein frustrierter Petersdorfer.
Die Gemeinde ist sich einig: Die fehlende Einbindung in den Entscheidungsprozess ist inakzeptabel. „Es gibt Vertreter, mit denen hätte man zumindest sprechen müssen“, äußerte sich ein weiterer Anwohner. Viele Petersdorfer haben das Gefühl, dass ihre Bedenken ignoriert werden und dass ihnen die Möglichkeit genommen wurde, Einfluss auf die Entwicklung ihres Dorfes zu nehmen.
Neben der Angst vor einem Ungleichgewicht in der Bevölkerungsstruktur gibt es auch praktische Bedenken. Das Containerdorf wird direkt neben einem bereits bestehenden Flüchtlingsheim errichtet, was die Anwohner zusätzlich verunsichert. „Es ist doch klar, dass das für Spannungen sorgt“, sagt ein Dorfbewohner. Insbesondere die Landwirte vor Ort, die auf die Nutzung der engen Straßen angewiesen sind, berichten von Problemen. „Wenn wir mit dem Traktor fahren, blockieren sie manchmal die Straße. Sie provozieren. Es gibt keinen Respekt mehr“, klagt ein Landwirt.
Die allgemeine Unsicherheit und die unklare Zukunft haben bereits jetzt Auswirkungen auf das soziale Miteinander im Dorf. „Die Leute sind gespalten, auch innerhalb der Familien“, sagt eine Dorfbewohnerin. Ängste, Missverständnisse und Vorurteile prägen das Zusammenleben. Viele Dorfbewohner fragen sich, wie lange es noch ruhig bleibt und ob die Integration der Migranten in die Dorfgemeinschaft gelingen kann.
Die offizielle Integrationsstelle erklärte, dass zwei Unterkunftsgebäude der ehemaligen Kaserne bereits bezogen sind. Weitere Container mit mehreren Wohneinheiten sind in den letzten Monaten fertiggestellt worden, und die Bauarbeiten gehen weiter. Die häufigsten Nationalitäten der Bewohner sind Afghanistan, Syrien, Somalia, die Türkei, der Iran und Kamerun. Aufgrund der angespannten Wohnmarktlage sollen die Migranten bis zu zwei Jahre in Petersdorf bleiben.
Die Petersdorfer sind sich der Herausforderung bewusst, die diese Situation mit sich bringt. Doch viele fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. „Es ist, als ob die Regierung nicht verstehen will, was das für uns bedeutet“, so ein Anwohner. Das Gefühl, dass Entscheidungen von oben getroffen werden, ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung, hat sich in den letzten Monaten verstärkt.
Das Dorf Petersdorf, so scheint es, hat eine klare politische Haltung. Viele Bewohner fühlen sich von der aktuellen Migrationspolitik überfordert und wenden sich politischen Parteien wie der AfD zu. Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung und der Umgang mit der Migrationsfrage sind zentrale Themen in den Diskussionen vor Ort.
Am kommenden Sonntag wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geschehnisse in Petersdorf auf die Wahlbeteiligung und die politische Stimmung im Dorf auswirken werden. Die Frage bleibt, ob es der Politik gelingen wird, das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen und den Dialog zu fördern, bevor sich die Fronten weiter verhärten.