Sahra Wagenknecht geriet bei ihrem Auftritt in der ARD-Talkshow von Caren Miosga am Sonntagabend erheblich unter Druck. Eigentlich sollte es um die Frage gehen, ob das von Wagenknecht im Januar 2024 gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Thüringen und Sachsen eine mögliche Koalition mit der CDU eingehen könnte. Doch die Diskussion entwickelte sich schnell zu einem hitzigen Schlagabtausch, bei dem Wagenknecht besonders bei sozialen Themen und außenpolitischen Fragen ins Wanken geriet.
Moderatorin Miosga machte von Beginn an deutlich, dass sie die populistische Politikerin nicht so einfach davonkommen lassen würde. Anders als frühere Talkshow-Gastgeber wollte sie Wagenknechts Taktiken, wie das Ausweichen von Fragen oder das Verwenden von Propagandamethoden, im Keim ersticken. Zwar gelang es Miosga nicht in allen Momenten, konsequent nachzuhaken, doch insgesamt schaffte sie es, Wagenknecht immer wieder in die Defensive zu drängen.
Die Sendung nahm schnell Fahrt auf und entwickelte sich in eine angespannte Debatte. Als Miosga das Thema „soziale Gerechtigkeit“ und den Zustand von Tafeln für Bedürftige ansprach, geriet Wagenknecht ins Stocken. Sie betonte mehrfach, dass das BSW die Sorgen der Menschen in Thüringen und Sachsen kenne und für diejenigen eintrete, die finanziell kaum über die Runden kommen. Doch als Miosga nachfragte, wie genau sie sich über die Lebensumstände der Bedürftigen informiere und ob sie selbst jemals eine Tafel besucht habe, stotterte Wagenknecht. Sie gab zu, vor etwa einem halben Jahr mit jemandem gesprochen zu haben, der eine Tafel betreibt, doch konkrete Besuche bei solchen Einrichtungen schien sie nicht nachweisen zu können.
Auch als die Diskussion auf Olaf Scholz und die Außenpolitik gelenkt wurde, kam Wagenknecht ins Schlingern. Sie hatte den Bundeskanzler als „Vasallen“ der USA bezeichnet, was Miosga kritisch hinterfragte. Wagenknecht wich der Frage mehrfach aus und führte stattdessen die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland als Argument an, ohne auf die eigentliche Kritik am Begriff „Vasall“ einzugehen. Miosga blieb hartnäckig und stellte klar, dass der Begriff „Vasall“ suggeriere, Deutschland sei kein souveräner Staat, was Wagenknecht jedoch zurückwies. Der Diskurs drehte sich zunehmend im Kreis, als Wagenknecht darauf beharrte, dass die Entscheidungen der Bundesregierung stark von den USA beeinflusst seien.
Im weiteren Verlauf der Sendung nahm die Diskussion zunehmend an Schärfe zu. Miosga konfrontierte Wagenknecht mit der Tatsache, dass ähnliche Formulierungen auch von der AfD und Reichsbürgern genutzt werden. Wagenknecht, die sich in der Vergangenheit gegen Vergleiche mit extrem rechten Gruppierungen gewehrt hatte, reagierte gereizt. Sie verteidigte ihren Sprachgebrauch und wies jegliche Parallelen zu rechtsextremen Positionen entschieden zurück. Trotzdem blieb der Eindruck, dass Wagenknecht mit ihrer aggressiven Rhetorik, die bewusst mit Ängsten spielt, immer wieder an die Grenzen des demokratischen Diskurses stößt.
Ein weiterer heikler Punkt in der Sendung war die Frage nach den außenpolitischen Positionen des BSW, insbesondere in Bezug auf den Ukraine-Krieg und die Stationierung von US-Raketen in Deutschland. Wagenknecht sprach sich klar gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus und warnte vor einem Wettrüsten zwischen den USA und Russland. Hier schien sie sich erneut in einer Argumentation zu verstricken, die Miosga in Richtung Kreml-freundlicher Positionen einordnete. Die BSW-Gründerin beharrte darauf, dass die Stationierung von US-Raketen in Deutschland ein gefährliches Eskalationspotenzial habe und einen „Enthauptungsschlag“ gegen Russland ermöglichen könnte.
Als Miosga versuchte, das Thema wieder auf mögliche Koalitionen mit der CDU in Thüringen und Sachsen zu lenken, wich Wagenknecht einer klaren Position aus. Zwar betonte sie, dass die CDU und das BSW in vielen Fragen verhandeln müssten, doch sie blieb bei ihrer Forderung, dass außenpolitische Themen wie die Verhinderung der Raketenstationierung und Waffenlieferungen in einem Koalitionsvertrag verankert werden müssten.
Zum Ende der Sendung machte Wagenknecht auch auf Nachfrage nicht deutlich, ob sie ein Bündnis mit der AfD kategorisch ausschließen würde, was die Diskussion zusätzlich aufheizte. Während die CDU in Person von Thorsten Frei, dem ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, klar gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD Stellung bezog, blieb Wagenknecht vage.
Am Ende hinterließ die Diskussion mehr Fragen als Antworten. Sahra Wagenknecht und ihr Bündnis präsentierten wenig konkrete Lösungen, sondern setzten vielmehr auf populistische Angriffe auf den demokratischen Diskurs. Die Debatte diente eher dazu, Ängste und Unsicherheiten zu schüren, als echte politische Vorschläge zu liefern.
Die gesamte Sendung kann hier nachgehört werden: KLICK